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Die Party geht weiter

4. Januar 2018 - Raimund Brichta in Allgemein | 15 Kommentare

Wer Prognosen macht, sollte sich an seinen früheren Vorhersagen messen lassen. Deshalb zuerst ein kurzer Blick in den Rückspiegel. Vor einem Jahr schrieb ich:

„In den vergangenen Jahrzehnten brauchte man in keiner zweiten Hälfte eines 7er-Jahres durchgängig investiert zu sein. Dafür aber umso mehr in den ersten sechs Monaten. 2017 könnte diesem Muster gerecht werden, zumindest in der ersten Hälfte. Soll heißen: Ich rechne mindestens bis in den März hinein, vermutlich aber bis zum Sommer mit steigenden Kursen. Das alte Dax-Hoch bei knapp 12.400 Punkten sollte dabei nur eine vorübergehende Hürde darstellen.“

Tatsächlich stieg der Dax bis Ende Juni auf knapp 13.000 Punkte. Und genau dort lag er auch am Jahresende. Wer also in der 2. Jahreshälfte nicht investiert war, hat wie erwartet nicht viel verpasst. Das zeigt, dass man nicht immer eine Glaskugel braucht, um die Zukunft einigermaßen zuverlässig einschätzen zu können.

Für die 8er-Jahre gibt es eine solche Gesetzmäßigkeit nicht. Trotzdem dürften auch 2018 die ersten sechs Monate für den Dax wieder die eindeutig bessere Jahreshälfte werden. Wie im Vorjahr rechne ich damit, dass bis in den März hinein, möglicherweise auch bis zum Sommer die Börsenampeln auf grün stehen.

Allerdings könnte sich die zweite Jahreshälfte von der des vergangenen Jahres deutlich unterscheiden. Die Gefahr, dass es im zweiten Halbjahr heftiger rappelt, schätze ich 2018 nämlich größer ein als 2017. Warum? Ganz einfach: Das Ende einer Party rückt stets umso näher, je länger diese schon dauert. In diesem Jahrzehnt sollte es deshalb mindestens noch einen heftigen Kursrutsch geben – wenn nicht in diesem, dann vermutlich im nächsten Jahr. Ein Anlass dafür lässt sich immer finden.

Positiv ist dagegen, dass die Börse bis jetzt nicht exzessiv, sondern eher verhalten feiert. Das erkennt man zum Beispiel daran, dass der DAX am Jahresende etwa genauso hoch stand wie schon zur Jahresmitte. Von Überhitzung ist also keine Spur. Und selbst der amerikanische Dow-Jones-Index hat noch nicht so starke Kursgewinne hinter sich, wie sie vor heftigen Einbrüchen in früheren Jahrzehnten üblich waren. Auch dort ist also noch Luft nach oben.

Genau deshalb wird die Party – von vorübergehenden Rücksetzern abgesehen – vermutlich noch ein Weilchen weitergehen. Feiern Sie also mit, achten Sie aber stets darauf, in der Nähe des Ausgangs zu tanzen,

meint Ihr
Raimund Brichta

15 Kommentare

  1. Ich bin für die Börsenampel grün bis in den Sommer hinein…
    ist auch eher anzunehmen (es sei denn die Wahlen in Italien schießen mit einem krassen Ergebnis im März total quer), weil im April/Mai die Dividendensaison läuft und die wollen viele Marktteilnehmer einfach mitnehmen.

    • Versuchen Sie lieber nicht, nach den Warums zu fragen (Italienwahl, Dividenden et ). Wahlen und Dividenden gibt es immer, trotzdem gehen die Börsen nicht immer in dieselbe Richtung. Es gibt also keine Korrelation zwischen diesen und dem Börsenverlauf.

  2. Hallo Herr Brichta,

    die heute veröffentlichte Sentiment-Umfrage (Behaviour Finance) vom Handelsblatt, widerspricht Ihnen beim vermutlichen HOCH dim Jahr 2018, da Sie wie die Befragten (Privaten + Institutionellen) die identische Vermutung haben und das wäre dann ein Kontra-Indikator.
    Einfach mal beim Handelsblatt nachlesen.
    Was meinen Sie nun dazu oder geben Sie nix auf Behaviour Finance ?

    Gruß Joachim

    • Die Sache ist doch einfach: Auch im letzten Jahr erwarteten viele – so wie ich – steigende Kurse im ersten Halbjahr und wackeligere Börsen in der zweiten Jahreshälfte. Teil eins ist eingetreten, Teil zwei war weniger wackelig, als es möglich gewesen wäre. Nun schauen wir einfach mal, wie wackelig es diesmal in der zweiten Jahreshälfte wird.

      Ich sage ja nicht, dass es definitiv runter gehen wird, aber die Gefahr schätze ich aus dem besagten Grund größer ein als letztes Jahr. Und wenn die Talfahrt dieses Jahr nicht käme, wäre die Gefahr nächstes Jahr noch einmal größer. Anders als mit solchen Wahrscheinlichkeiten können Sie an der Börse nicht operieren.

      Dabei orientere ich mich durchaus an einer Art behavioral finance. Denn das Herdenverhalten der Anleger hat in den vergangen Jahrzehnten durchaus solche Muster gezeigt. Größere Einbrüche kamen meistens erst in der zweiten Jahreshälfte. Der Einbruch im Januar/Februar 2016 kam mit einer Art Ansage, die sich aus dem Kursverhalten der Monate davor ergab. Deshalb konnte ich mich darauf sehr rasch einstellen und habe gleich zum Jahresstart alles außer Gold rausgehauen.

      Eine solche Ansage gibt es diesmal nicht. Deshalb fühle ich mich mit meiner Prognose zu den ersten positiven Monaten des Jahres von den Wahrscheinlichkeiten her gut unterstützt.

      • Hallo Herr Brichta,
        vielen Dank!
        Ja, Sie haben auf jeden Fall recht mit Ihrer Aussage (ich stimme Ihnen zu.
        Scheint Sie haben Ihren Ski-Urlaub (ohne Blesuren) beendet 🙂
        Grüße aus Speyer
        Joachim

        • So ist es. Ich hatte eigentlich noch nie Blessuren nach dem Skifahren 🙂

  3. Also Börsenprognosen sind einfacher als die meisten denken.
    Es geht hoch, bleibt geht oder es geht runter. Es bleibt eigentlich nie gleich. Daher hat man immer eine fast 50 Prozent Chance. Davon leben Marc Faber, Jim Rogers und noch ganz andere Gestalten. An der Börse haben die meisten oft Recht. Aber eigentlich zählt nur, was ist, wenn man unrecht hat. Wenn ich eines an der Börse gelernt habe. Es zählt nicht, was wir gewinnen, sondern was wir verlieren.
    Ich möchte eine neue Börsenregel formulieren. An der Börse haben wir meistens recht. Aber wir bluten richtig an unseren Fehlern. Deswegen arbeiten ja auch noch so viele Börsianer.
    Die meisten Bärenmärkte hatten nichts mit dem Spekulanten Verhalten zu tun. Sie kamen wegen einer Rezession. Im Westen gibt es Inflation, fallende Durchschnittslöhne, steigende Mieten und steigende Altersarmut, besonders in Deutschland. Wir leben im Stoff für eine fette Rezession, die nur durch steigende Kredite verhindert wird. Aber das kann jederzeit enden. Wir sollten einfach mal ein paar Fragen stellen. Wie lange werden Mieten in einem Land steigen, in dem die Durchschnittslöhne fallen? Nur solange man die Kredite erhöht. 25 % Prozent aller Deutschen arbeiten im Niedriglohnsektor, Tendenz steigend. Wie lange wird das passieren? Das sogenannte Wachstum der letzten Jahre bedeutete, weniger Verdienst, mehr Armut , mehr Hartz4. Wir haben eigentlich seit 20 Jahren eine weiche Depression. Ein Kumpel von mir hat sich neulich eine zwei Zimmer Wohnung gemietet, warm ca. 900 Euro. Nicht sehr groß. Da habe ich ihm gesagt, schön, dass Du mehr als Mindestlohn verdienst. Sonst müsstest Du jetzt zaubern lernen. Aber genau das passt nicht mehr. Das Lustige ist eigentlich eher, als Hartzer hätte ich kein Problem. Die Wohnung ist klein und in der Nähe findet man kaum was billigeres. Man würde es mir vielleicht bezahlen. Wer weiß?

    • Man kann es drehen und wenden, wie man will: Jedwedes Engagement an der Börse erfordert eine Prognose zur zukünftigen Entwicklung. Deshalb nutzt es nichts, nur Fragen zu stellen. Man muss sie auch beantworten. Und zwar im Vorhinein.

  4. Hallo Herr Brichta,
    Ihre Kommentare sind für mich immer sehr aufschlussreich.
    Woran erkennen Sie denn (voraussichtlich) rechtzeitig, wenn die Party vorbei ist.

    Freundliche Grüße vom Niederrhein!

    • Ich weiß absolut nicht, ob ich es rechtzeitig erkenne. Auch ich habe schließlich keine Glaskugel. Aber ich werde mir trotzdem Mühe geben, es zu erkennen 😉 Stay tuned!

  5. Parrrttttyyyy!!!! Yeahhhhh!!!!! The Bull Is Alive and Kicking!!!!

  6. Ich greife den Vergleich mit 7er- und 8er-Jahren einfach mal auf…“Tanzen Sie in der Nähe des Ausgangs“…denke dabei an das letzte 8er-Jahr…2008….da rappelte es im Gegensatz zu den ersten Tagen von 2018 schon im Januar ganz gewaltig…“Ein Anlass dafür lässt sich immer finden“. Bei diesem Satz denke ich daran, dass in 2008 auf die Zusammenhänge, die schließlich zur Finanzkrise führten, zwar durchaus hingewiesen worden war, aber beim Jahresausblick damals außer den Crash-Propheten, die jedes Jahr nen Weltuntergang voraussagen, keiner das Finanzbeben, das sich in der zweiten Jahreshälfte an den Kapitalmärkten ereignete, auf dem Radar hatte…insofern generell kein schlechter Ratschlag,“in der Nähe des Ausgangs zu tanzen“…

  7. „Und selbst der amerikanische Dow-Jones-Index hat noch nicht so starke Kursgewinne hinter sich, wie sie vor heftigen Einbrüchen in früheren Jahrzehnten üblich waren. Auch dort ist also noch Luft nach oben.“

    Die Zahlen lese ich anders: Der DOW hat innerhalb von lediglich 2 Jahren über 60% zugelegt (hete bei über 26.000 Punkten).
    Vom Tief 2003 bei ca 8.000 Punkten bis zum Hoch vor der sog. Finanzkrise 2007 bei ca. 14.000 Punkten hat der DOW knapp 5 Jahre gebraucht, um ca 57% zuzulegen.

    Viele gängigen Prognosen der letzten Monate sind anders eingetreten:

    – Im September startete urplötzlich die Jahresendralley
    – Öl liegt urplötzlich bei 70 USD (trotz vermeintlichem Ölüberangebot aufgrund US-Fracking)
    – der Dollar ist urplötzlich bei 1,22 EUR und entwickelt sich nicht Richtung Parität (trotz US-Zinserhöhungen)

    Der Dollarkurs ist spannend. Bei einem hohen Dollarkurs haben die Angelsachsen Anreize, europäische Aktien zu verkaufen.

    Der DAX kommt nicht vom Fleck. Weil die Angelsachsen verkaufen und Gewinne einstreichen?

    Richtig ist, dass Begründungen für Korrekturen stets nachgeliefert werden.

    Ich komme gerade aus dem USA. Es ist faszinierend zu sehen, mit welchen Rabattschlachten Krempel an die Kunden gebracht wird…kreditfinanziert natürlich!

    Erschreckend ist zu sehen, wie eine Weltmacht derzeit in Südost-Asien zündelt (für ein angebliches Problem) und neue Fässer in Nahost aufmacht.

    • Sie mögen die Zahlen anders lesen, unten ist aber der Beleg für meine Bemerkung: In allen überdurchschnittlichen Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts (und ich unterstelle, dass dieses Jahrzehnt wieder ein überdurchschnittliches ist) war der Dow Jones vor heftigen Einbrüchen immer stärker gestiegen, als dies in den letzten 2-3 Jahren der Fall war. Dies zeigen die orangene, schwarze und blaue Linie. Nur in den 20er-Jahren (grüne Linie) war der Anstieg bis Ende des 7er-Jahres weniger stark als jetzt. Damals kam der finale Anstieg vor dem Crash aber erst im 9er-Jahr.

      Mit anderen Worten: Dieser finale Anstieg steht uns noch bevor. Er kommt entweder in diesem oder im nächsten Jahr.

      • Zum Vergrößern anklicken (Quelle Wellenreiter):

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