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Was unser Exportüberschuss mit Bayern München gemein hat

26. Mai 2017 - Raimund Brichta in Allgemein | 15 Kommentare

„Die Deutschen sind sehr böse“. Das hat angeblich Donald Trump gesagt und kritisiert damit den deutschen Exportüberschuss. Was ist davon zu halten? Eine Einschätzung von Raimund Brichta

15 Kommentare

  1. Die Diskussion ist so albern. Die USA werfen uns seit Jahren vor, dass Sie soviel bei uns Einkaufen… common sense adé xD

  2. Davon abgesehen, keine Ahnung wie das auch alles genau gerechnet wird. Nahezu jeder Europäer bezahlt das Betriebssystem (egal Windows oder Apple) seines PC nach Amerika, bei uns haben in Europa Kunden massenweise US iPhones und iPads, und MS Office muss sich auch fast jeder kaufen, der die zugehörigen Dateien verlässlich öffnen und bearbeiten will. Kindergartendiskussion.

    • plus die Steuern die Amazon und Co nicht zahlen 🙂

  3. Wenn der Bauer nicht schwimmen kann, ist die Badehose schuld.

  4. Ich befürchte, dass eine so leichte Leistungsvergleichbarkeit wie die zweier Fußballteams hier zu kurz greift.

    Deutsche Exportüberschüsse fußen nicht allein auf unserem Know-How, sondern sind auch durch den Wettbewerbsvorteil bedingt den wir mit verhältnismäßig schwachen Reallohnentwicklungen und unserem ungeliebten € erreichen, da dieser den deutschen Außenwert künstlich niedrig hält. Jeder Überschuss bedeutet dann auch ein Defizit in anderen Ländern, der mit zusätzlichen Schulden finanziert werden muss.

    • Ich halte es schon für vergleichbar. Der verhältnismäßig schwache Euro kommt als eine Art zwangsweises Mannschaftsdoping dazu. Aber auch das Euro-Doping ist nichts, was man der deutschen Wirtschaft vorwerfen könnte. Der Euro ist für die deutsche Wirtschaft schlichtweg zu schwach. So einfach ist das. Und was die Löhne in D anbelangt, so werden diese in freier Vereinbarung zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern oder zwischen einzelnen Arbeitnehmern und Arbeitgebern ausgehandelt. Kritik daran nach dem Motto, ihr solltet gefälligst höhere Löhne aushandeln gliche einer Auffordering an Bayern München, sich gefälligst schlechter auf die Bundesliga-Spiele vorzubereiten, damit die Gegner größere Chancen haben 😉

      Und was die Schulden der anderen anbelangt, lieber Sascha Druba: Die leben auf Dauer mit ihren Importüberschüssen selbstverständlich über ihre Verhältnisse. Aber was ist das für ein Argument? Wer über seine Verhältnisse lebt, sollte dagegen selbst etwas tun, statt zu jammern und andere dafür verantwortlich zu machen.

  5. Sehr geehrter Herr Brichta,
    so sehr ich Ihre Ausführungen auf dieser Seite und in Ihrem Buch wertschätze, so sehr wundere ich mich jetzt über Ihre Bewertung des Exportüberschusses.

    Bei einem Leistungsbilanzüberschuss fließt Kapital aus dem Inland ins Ausland ab und es wachsen die Forderungen des Inlands gegenüber dem Ausland. Das Problem bei solchen Ungleichgewichten besteht doch darin, dass sie auf Dauer nicht tragbar sind.
    Da wir seit Jahren Handelsüberschüsse aufweisen, exportieren wir auch seit Jahren Kapital in erheblichem Maße ins Ausland. Theoretisch bauen wir damit Vermögen auf, welches wir zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel, wenn die Folgen des demografischen Wandels eintreten, verkaufen können, um dann unseren Lebensstandard zu erhalten.
    Damit sind wir beim Problem: In einer Welt, die sich immer mehr dem Zustand der Überschuldung nähert, ist es keine gute Idee, Gläubiger zu sein. Aktuell geht es in der Wirtschaftspolitik und vor allem der Geldpolitik nur noch darum, eine Entwertung der Schulden und damit der Forderungen zu erzielen.
    Wenn ein Land wie zum Beispiel Griechenland dauerhaft viel mehr Güter aus dem Ausland einkauft, als es dorthin verkauft, kann es seine Rechnungen irgendwann nicht mehr zahlen. In diesem Fall bleiben dann nur drei Auswege für das betroffene Land: 1. Geld drucken, 2. Schuldenschnitt, 3. Anpassung der Wirtschaftsstruktur.

    Fakt ist, dass wir auf unseren Forderungen sitzen bleiben und die Waren im Endeffekt verschenkt haben. Spätestens hier wäre eine deutliche Kritik angebracht.

    MfG
    Hansemann

    • Liebe(r) Frau/Herr Hansemann, offensichtlich haben Sie nicht verstanden, worum es mir geht. Nämlich darum, die dümmliche Kritik an den Deutschen zu brandmarken, sie seien Schuld an den Überschüssen und sie müssten etwas dagegen unternehmen. Wenn es so kommt, dass die Ausländer ihre Schulden nicht begleichen können, was ich im Endeffekt erwarte, dann müssen sie eben abgeschrieben werden, und wir als Gläubiger kucken dann in Röhre. Dann ist das aber unsere Sache und in keinster Weise kritikwürdig von Seiten derer, denen wir irgendwann diese Schulden erlassen und die im Endeffekt davon profitieren. Verstehen Sie denn nicht diese Schizophrenie?

      Genau diese Kreise kritisieren uns dafür. Dabei müssten sie selbst einfach bei sich anfangen und aufhören, über ihre Verhältnisse zu leben. So einfach ist das. Stattdessen jammern sie nur und lamentieren über die angeblich zu hohen deutschen Überschüsse. Sie sollten lieber über ihre zu hohen Defizite lamentieren. Dann würde nämlich klar, WER etwas ändern muss. Nicht die Deutschen, sondern die Amerikaner, Franzosen, Italiener.

      Im Übrigen ist ein Großteil der hohen Überschüsse ohnehin nur auf den Dopingeffekt durch die Fehlgeburt Euro zurückzuführen. Und an dieser Fehlgeburt tragen die Ausländer eine mindestens so große Schuld wie die Deutschen.

  6. Also viele Lähne in Deutschland sind nicht frei ausgehandelt. Gerade im Niedriglohnsektor hat der Staat massiv eingegriffen. Es ist kein Wunder, dass gerade dort kaum jemand in der Gewerkschaft ist. Man muss sich nur überlegen, wie vielen es egal ist, ob sie 30 Prozent Lohnerhöhung bekommen könnten.
    Trotz angeblichem Wachstum gilt heute, dass immer mehr von staatlicher Unterstützung leben, Altersarmut zu nimmt und in vielen Schulen Sauberkeit nur noch erreicht wird, wenn die Eltern dort putzen.
    Unter Merkel wurde mehr Wohlstand vernichtet für die unteren 50 Prozent als unter jedem Kanzler zu vor.
    Lustig ist da eher, dass wir das nicht registrieren.
    Dazu hilft uns natürlich ein besonderer Ansatz. Ältere Menschen haben bessere Löhne als junge Menschen.
    Mein eigener Bruder macht einen Job, wo er das Doppelte verdient wie jüngere Menschen. Er ist ein Relikt der Vergangenheit und der Arbeitgeber wird drei Kreuze machen, wenn er ihn los ist. Ob das was mit Leistung zu tun hat? Nein. Ihn dieser Gesellschaft können viele richtig viel leisten und kommen auf keinen grünen Zweig.
    Löhne werden durch Machtverhältnisse geprägt.
    Das ist der Grund, warum die letzten 20 Jahre Wachstum zu mehr Hartz 4 geführt haben.
    Es gibt keine Streiks bei denen, die wenig verdienen.
    Ich habe noch nie von einem großen Streik bei MC Donalds oder im Einzelhandel gehört.
    Eine allein stehende Frau mit Kind, die bei Mc
    Donald’s arbeitet, ist schlechter dran als jeder Hart 4 Lady und bekommt das auch gesagt. Die Beamten werden ihr raten, lieber Hatz 4 zu machen, weil es für jeden Beamten weniger Arbeit bedeutet und es für sie die beste Beratung ist.
    Nur ein Dummkopf glaubt, dass das nicht passiert.
    Und lustig ist auch, dass viele denken, ein bedingungsloses Grundeinkommen würde viele Jobs killen. Dabei haben wir schon viele, die für Nichts arbeiten.

    Die Hauptursache für den Mindestlohn mag keiner nennen: Da gibt es kaum Gewerkschaften. Ich will hier nicht unbedingt gegen Mc Donald’s hetzten. Aber jeder kann googlen, wie die mit Gewerkschaften umgehen. Und ich glaube, dass es wahr ist.
    Das macht sie nicht besonders böse, sondern eher zur Zukunft für immer mehr Arbeiter. Der MC Job war mal ein Einzelfall. Er wird für immer mehr zum Alltag und das ohne Gewerkschaft.
    Oder man kann es ja mal anders ausdrücken. Was glaubt ihr, wenn was passiert, wenn man seinen ersten Arbeitstag bei Lidl oder MCD hat und einfach mal sagt, man sei der Gewerkschaft bei getreten.
    Gewerkschaft gibt es nur noch dort, wo auch was verdient wird. Wenn der Lohn eh niedrig ist, was für immer mehr gilt, dann ist die Gewerkschaft draussen. Und das ist gewollt.

    • Sie machen jetzt völlig neue Fässer auf, lieber Marco Dagel, die ich in meinem Kommentar überhaupt nicht angesprochen habe. Solche Entwicklungen, wie Sie sie beschreiben (McDonald’s und Co.), gibt es in anderen Ländern genauso, und sie haben nichts mit den deutschen Exportüberschüssen zu tun.

      Teilweise widersprechen sich Ihre Beschreibungen auch. Denn staatliche Eingriffe, wie sie Sie für den „Niedriglohnsektor“ diagnostizieren, führen in der Regel eher zu höheren Löhnen, als sie ohne staatliche Eingriffe gelten würden. Die Überschusskritiker wollen aber gerade höhere Löhne. Solche staatliche Eingriffe sind also genau das, was die Überschusskritiker fordern.

      • Nein, ich sage da eher, dass es der Staat war, der es erst herbei geführt hat. Seine kleinen Versuche, es um zu drehen, haben eher damit zu tun, dass man Angst vor Wutwählern hat. Nur um es klar zumachen. Zuerst wurden die Löhne gesenkt. Um den Kernpunkt zu nennen. Viele niedrige Löhne wurden durch den Staat bestimmt und gemacht. Demzufolge kann eine Forderung nicht falsch sein, die Löhne zu erhöhen. Deutschland hat niedrige Löhne. Der Irrtum besteht darin, zu glauben, dass Löhne ausgehandelt werden. Im unteren Bereich werden sie diktiert. Gewerkschaften haben unten keine Macht. Und dafür hat der Staat gesorgt. Also kann er auch für höhere Löhne eintreten.
        Die besonders böse Gefahr besteht dabei auch darin, dass die gesellschaftlichen Verlierer wählen dürfen. Das hat gerade GB gelernt. Jeder Verlierer kann gegen das System wählen. Das macht nichts, wenn es nur wenige Verlierer gibt. Aber es gibt immer mehr. Und das wird gefährlich. Ich habe wirklich große Angst um die Demokratie. Sie war lange nicht mehr in so großer Gefahr wie jetzt. Und es schnallt keiner.
        Die Verlierer wurden politisch gemacht. Und sie werden wählen. Nicht nur in Deutschland: In ganz Europa: Und wer hat davor außer mir Angst?

        Ich werde eine böse These auf stellen und eine noch bösere Frage schreiben: In 20 Jahren werden mehr Leute von Hartz 4 leben, mehr Leute mit Altersarmut zu tun haben, Mindestlohn für 40 Prozent aller Arbeiter gelten und genau das wird dazu führen, dass alle nicht extrem wählen?
        Nein, wir haben ein echtes Problem: Und um zum Punkt zu kommen: Gewerkschaften werden noch machtloser werden. Es gilt auch hier: The trend is the friend.

        Um den Kontext her zustellen. Wir sind an einem Punkt, wo nur noch die Politik die Einkommensverhältnisse beeinflussen kann. Die Gewerkschaften sind unten erledig. Es wird nie einen Streik bei Lidl, MCD oder Aldi geben.

        • Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Im Zusammenhang mit der Diskussion über Exportüberschüsse hat es wenig Sinn, sich über geschehene staatliche Eingriffe in die Tarifautonomie aufzuregen. Diese laufen tendenziell eher auf steigende Löhne hinaus (siehe Mindestlohn) und wirken damit in jene Richtung, die die Überschusskritiker anstreben.

          • Und wer eine Forderung für höhere Löhne an andere richtet als an den Staat, der kann sie nur an die Unternehmen richten. Dies wiederum ist Sache der Tarifparteien, die das auszuhandeln haben.

            Allgemein dahingesprochenen Forderungen nach höheren Löhnen halte ich für sinnlos. Erst recht dann, wenn man dies noch mit dem Ziel tut, die deutschen Überschüsse abzubauen.

  7. Lieber Herr Brichta, Sie schreiben im Blog „Der Euro ist für die deutsche Wirtschaft schlichtweg zu schwach. So einfach ist das.“ Dem kann ich nur zustimmen, möchte aber als Volkswirt noch anmerken, daß der Wechselkurs insbesondere gegenüber dem USD durch währungspolitische Maßnahmen / Interventionen der EZB (künstlich)niedrig gehalten wird. Ohne diese würden es anders aussehen, aber wie heißt es so schön: Die Praxis ist halt komplexer als die Theorie 🙂 Viele Grüße!

    • Richtig, der Wechselkurs ist immer ein Ergebnis von Einflüssen aus den unterschiedlichsten Richtungen.

      Die Grundtendenz ist aber die: Da der Euro eine Mischung von Währungen ist, die zum größten Teil schwächer waren als die ebenfalls enthaltene D-Mark, ist es nur logisch, dass auch der Eurokurs als Durchschnitt aller teilnehmenden Währungen schwächer ist als der Kurs der D-Mark alleine, solange die Volkswirtschaften der teilnehmenden Länder im Wesentlichen keine grundsätzlichen Änderungen durchlaufen. Letzteres, also keine wesentlichen Änderungen in der Grundausrichtung der teilnehmenden Volkswirtschaften, war bis jetzt der Fall und wird nach meiner Erwartung auch in den kommenden Jahren der Fall sein.

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