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Depotvorschlag: Hörgeräte-Aktien

22. Juli 2018 - Berthold Herdeg in Gastbeitrag | 13 Kommentare

Der demografische Wandel ist ein Megatrend, der mit Sicherheit dafür sorgt, dass die Anzahl der älteren Menschen in den OECD-Staaten ansteigt. Die Frage ist, welche Branchen und welche Aktien von solchen Megatrends profitieren und sich entsprechend positiv entwickeln?

Die Hörgerätebranche gehört hier sicherlich dazu. Ich möchte 5 Aktien vorstellen und die Blog-Community fragen, ob unter diesen 5 Werten eine Aktie als wahrer Wert in Frage kommt: William Demant, Amplifon, Cochlear, GN Store Nord, Sonova.

Mir persönlich gefallen William Demant sehr gut, die fast unsichtbare High-Tech-Hörgeräte herstellen, sowie Amplifon, die alle Hersteller vertreiben, eine Kette ähnlich Fielmann, nur eben für Hörgeräte. Beide Werte haben eine Eigenkapitalquote von über 40% und weisen in den letzten Jahren stetig steigende Umsätze und Gewinne aus.

13 Kommentare

  1. Im Prinzip gaube ich auch daran, dass die Hörgerätebranche im nächsten Jahrzehnt boomt. Ein wahrer Wert sollte aber auch schon in der Vergangenheit bewiesen haben, dass er diese Bezeichnung auch verdient. Und da fallen alle fünf vorgeschlagenen Aktien leider durch sehr erratische Kursbewegungen in der Vergangenheit auf. Zwei von ihnen, nämlich Amplifon (Italiener) und GN Store Nord, hat es in der Finanzkrise sogar so zerbröselt, dass sie als Ramsch-Aktien kurz vor dem Ableben waren.

    Auch wenn die aktuellen Trends fast ausnahmslos nach oben zeigen, sind das keine guten Referenzen aus der Vergangenheit. Am stetigsten hat sich zuletzt noch Cochlear entwickelt, da datiert die letzte Kurshalbierung vom Anfang dieses Jahrtausends. Allerdings ist Cochlear mit einen KGV von rund 46 auch die teuerste Aktie unter den fünfen.

    Kurzum: Ich kann mich für keine der fünf begeistern.

    Meinungen?

  2. Wer vom Hörgeräte-Trend profitieren möchte, kann dies auch durch ein Investment in Fielmann tun.
    Und dieser Wert sollte nach meiner Wahrnehmung noch auf der WW-„Ersatzbank“ sitzen – korrekt, lieber Raimund ?

    • Richtig, wir haben den Absturz unseres Reservisten wohl verfolgt und sehen gute Chancen, dass sich der Kurs nun weiter kräftig erholt. Aber mal Hand aufs Herz: Die Fielmann-Aktie zeichnet sich seit Jahren lediglich durch ein hektisches Auf-und-Ab aus. Man könnte dies überspitzt auch als Zockerpapier bezeichnen. Wenn wir jetzt einsteigen, dürften wir später also den Trading-Absprung wieder nicht verpassen. Wollen wir das? Wir wollen doch kein Trading-Depot sein. Gerade Du verfolgst mit Deiner Kaufen-und-Liegenlassen-Devise einen noch viel strikteren Ansatz als wir. Würdest Du das tatsächlich wollen?

  3. Langfristig erkenne ich schon einen Aufwärtstrend (z.B. seit 1998), allerdings nimmt das von Dir beschriebene „hektische Auf-und-Ab“ in den letzten 3 Jahren in der Tat merklich zu. Und der letzte Abschwung war nicht nett (von 76,90 auf 55,50 € = ca. minus 28%). Da ich jedoch an den Demographie-Profiteur Fielmann (Sehhilfen + Hörgeräte) glaube, ist dieser Schnäppchenpreis – nach meiner Einschätzung – ein idealer Einstiegszeitpunk (im Sommerschlussverkauf nimmst Du ja sicher auch gerne einen Rabatt von 30% mit, oder etwa nicht ? :-))

    • Von Schnäppchenpreis würde ich bei einem KGV von 28 zwar nicht reden, aber wir denken weiter darüber nach.

  4. Ob Fielmann in ähnlicher Weise im Hörgeräte-Sektor Erfolg hat wie im Optik-Geschäft, steht in den Sternen. Außerdem ist der Umsatzanteil Hörgeräte am Gesamtumsatz sicherlich nicht allzu groß.
    Wer also von einem boomenden Sektor profitieren möchte, sollte sich einen Spezialisten ins Depot legen.
    Amplifon ist erst seit 2001 an der Börse gelistet, weshalb der Absturz 2008 der damals noch jungen Aktie nicht das einzige Kriterium sein sollte, den Wert zu kaufen oder nicht zu kaufen. Mittlerweile sind die Italiener weltweit vertreten und sollten dank der Eigenkapitalquote von 40% die nächste Krise überleben.

    • Welche EK-Quote hatte Amplifon denn 2007/2008? In diesem Zusammenhang ist das sicherlich eine wichtige Zusatzinfo.

  5. Sie haben recht, Herr Brichta, Amplifon hatte auch 2008 eine Eigenkapitalquote von über 30%, wenigstens soweit ich dies aus den alten Geschäftsberichten herauslesen konnte.
    Ich frage mich daher, wie es zu einem Einbruch des Kurses um über 90 % kommen konnte.
    Sicherlich: Es gab einen Umsatzrückgang von 10 %, es gab einen Verlust, der jedoch aus meiner Sicht noch lange nicht existenzbedrohend war. Aber auch in diesem Jahr wurde die Expansion vorangetrieben und der Geschäftsbericht war eher optimistisch.
    Könnte es mit einem Aspekt zusammenhängen, der bisher noch relativ wenig Beachtung fand: der Eigentümerstruktur?
    Amplifon ist weitgehend in der Hand von Beteiligungsgesellschaften und Fonds (z.B. Blackrock).
    Solche Gesellschaften sind in Krisenzeiten dazu gezwungen zu verkaufen, um die Leute auszuzahlen, die ihre Fondsanteile veräußern.
    D.h. bei einem Käuferstreik brechen bei solchen Werten alle Dämme. Es trifft dann vor allem kleine, unbekannte Werte, für die sich noch weniger Käufer finden als für die Blue chips. Wer dann bei gesunden Aktiengesellschaften zugreift, kann das Geschäft seines Lebens machen.
    Ein Aktionär bzw. Investor, der bei gesunden Firmen dabei bleibt, durchwandert zwar ein Tal der Tränen (zwischenzeitlich 90 % Verlust), wird aber in wenigen Jahren auch wieder mit steigenden Kursen belohnt.

    Der Versuch des Markttimings (alles muss raus) birgt m.e. immer die Gefahr, zu früh oder auch am Tiefpunkt zu verkaufen. Den idealen- oder auch nur guten -Einstiegszeitpunkt zu erwischen, halte ich für ebenso schwierig. Deshalb: Buy-and-hold.

    Mit der Vorstellung der Hörgeräte-Aktien möchte ich den besten Wert in einer Branche finden, der ich ein großes Wachstum zutraue. Und natürlich: Die Aktie sollte die nächste Krise überleben. Sie sollte Buy-and-hold-geeignet sein.

    • Ãœber buy and hold, lieber Berthold, haben wir in diesem Blog schon ausgiebig diskutiert. Und „alles muss raus“ muss ja nicht die einzige Alternative dazu sein.Ich meine vielmehr, dass es viele Zwischenlösungen gibt.

      Eines steht für mich aber fest: Einen 90-prozentigen Kursverlust möchte ich mit keiner Aktie der Welt durchmachen.

  6. Amplifon war historisch definitiv kein WW. Ein einziges Gegenbeispiel reicht ja, um eine These zu widerlegen. Meine erste historische Stichprobe war zufällig gleich ein Volltreffer, der GB2005. Bitte auf Seite 20 blättern.
    Warum? Mein Fazit vorweg: KO infolge (A) Bilanzstruktur, weil schnell über Landesgrenzen hinweg mittels Übernahmen gewachsen. Zu viel Goodwill im Verhältnis zu EK und verzinslichem FK und (B) offenbar auch insgesamt aggressiv bilanzierte Wertansätze.

    Im Einzelnen:
    1. Aggressive Bilanzierung: Irgendwie haben die in 2005 was neu bewertet; ich will gar nicht wissen was und warum. Selbstredend keine Abschreibung, sondern eine Aufwertung zu Amplifons Gunsten. Das EK stieg dadurch per Federstrich am 31. Dez. um +12% von EUR 203 Mio auf EUR 228 Mio. an.
    2. Aggressive Akquisitionen: Die Differenzen zwischen gezahlten Kaufpreisen und dem EK Buchwert „nach einheitlicher Neubewertung“, will sagen allein zusammen mit dem Wirtschaftsprüfer des kaufenden Konzerns ausgeheckt, werden in der Goodwill-Position akkumuliert und fortgeführt. Per Ende 2005 standen EUR 228 Mio. EK ein Goodwill von EUR 174 Mio. aus Ãœbernahmen gegenüber, der sich ja überwiegend dadurch rechtfertigt, dass der Käufer historisch mal einen Preis bezahlt hat (fundamental rational oder allein „marktgerecht“ aus Euphorie in einem euphorischen Markt?). Demnach ist GW kurzfristig ein typisches EK-Risiko. Somit waren 76% des EKs durch GW gebunden – und vor der Aufwertung waren es sogar 86%. Damit ist der Ball für’n WW-Vorschlags-KO schon so gut wie im Tor.

    Exkurs konkrete Erfahrungen: Falls M&A Verkäufer zwecks „Optimierung“ ihrer Verhandlungsposition haltlos übertrieben haben sollten, dauert es uU 1-2 Jahre bis der Käufer das merkt. So schon gesehen sogar in der Bundesliga, dh DAX30-Konzernen als Käufern von jahrzehntelang etablierten, direkten Wettbewerbern, 1:1 mit ihrem eigenen Geschäftsmodell vergleichbar, halt bloß in einem Ausland, wo sie bisher nicht/nur wenig aktiv waren (zB anderes Kundensegment oder via lokalem Importeur). Nein, nicht einmal fernab der Zivilisation, dh irgendwo im heutigen „Wilden Westen“, also weder in Asien, Afrika oder Lateinamerika – sondern in UK oder USA!

    3. Verschuldung per 31.12.2005: Finanzschulden (= FK) waren EUR 103 Mio., EK:FK sieht mit 31:69 zunächst gut aus. Stimmt aber nur aber, wenn man an beides, dh die Aufwertung und die Werthaltigkeit des GW glaubt. Im Schönwetterfall null Problemo. Im Krisenfall dagegen täte man beides nicht, und würde stattdessen auf 29:103 bereinigen bzw. normiert auf 22 : 78. Klar, dass dann sich viele Anleger sich quasi vor den Notausgängen treffen und um einen Durchlass prügeln … was jeden schlechten Chart erklären würde.

    Die für den Vorjahreszeitpunkt (31.12.2004) berichteten Werte waren noch schlimmer, was auch den Druck auf den Vorstand bzw. WP erklärt: EK 154, GW 129, FK 96. Daraus folgen zwar auf berichteter Basis 62:38 (vermeintlich beruhigende Illusion des ersten Eindrucks) aber eben auch alarmierende 10 : 90 wenn man aus Paniksicht den GW gegen EK bereinigt

    QED: Amplifon war vor bzw. während der Finanzkrise kein WW.

  7. Danke für die Analyse und die Infos!

  8. Mir scheint es durchaus lohnend, die Hörgeräte-Branche zu beobachten.

    Ich bin im Frühjahr bei einem vorübergehenden Rücksetzer mit einer kleinen Anfangsposition in Sonova eingestiegen – eine Schweizer Holding, die insb. aufgrund von Zukäufen stark wächst und nahezu alle Wahre-Werte-Kriterien erfüllt, bis auf eines: Die Kursschankungen in Krisenjahren waren in der Vergangenheit waren recht hoch. Aus diesem Grund habe ich sie hier auch nicht vorgeschlagen. Momentan erscheint sie mir auch recht teuer.

    Sei’s drum: Vielleicht gibt es weitere gute Aktien der Branche.

  9. Ohne Hörgerät könnte man sich das Leben unseres Opas nicht vorstellen. Die Schwerhörigkeit im Alter ist ja eine allen gut bekannte Erscheinung. Der Grad von der Schwerhörigkeit ist aber verschieden, also lieber vorbeugen, als heilen ist.

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