Depotvorschlag: Daimler
3. Dezember 2018 - Michael K. in Allgemein | 35 Kommentare
Daimler muss man niemanden vorstellen, handelt es sich hierbei um eine traditionelle Weltmarke von Spitzenrang. Die Modellpalette überzeugt Käufer weltweit, insbesondere in China. Dort verkauft Daimler nach wie vor fleißig seine margenstarken S-Klassen, da Chinesen ihre Statussymbole gerne demonstrativ zur Schau stellen. Die Fabriken von Daimler sind sehr effizient und modern, die Ingenieurskunst im Hause Daimler seit Jahrzehnten fortschrittlich. Daimler wird hervorragend geführt und hat aus seinen Fehlern aus der Vergangenheit – Stichwort: Chrysler – gelernt. Diese Punkte machen Daimler für mich zu einem wahren Wert, den es auch in den nächsten 100 Jahren geben wird. Es gibt eine Reihe von Negativnachrichten (teilw. Einmaleffekte), die mittlerweile im Kurs eingepreist sein und die Zittrigen aus dem Wert vertrieben haben dürften. – Dividendenrendite rund 7% (2018: 3,65 Euro) – Risiko: Chinacrash (ob die dann am Daimler sparen?)
Vor etwa einem Jahr haben Leser ebenfalls schon mal deutsche Autoaktien vorgeschlagen. Glücklicherweise kam es damals nicht zu einer Depotaufnahme 😉
Die jetzige Situation unterscheidet sich von damals allerdings durch das Kursniveau: Nun erscheinen die Autoaktien im Allgemeinen und Daimler im Speziellen als ausgebombt. Aber reicht das für eine Depotaufnahme?
Wenn wir ein eher spekulatives Turnaround-Depot führen würden, vielleicht. Das tun wir aber nicht. Und selbst wenn ich Ihnen zustimme, dass es Daimler möglicherweise auch in hundert Jahren noch geben wird, so hat sich die Aktie in den vergangenen Jahrzehnten in keiner Weise als wahrer Wert erwiesen.
Die Aktie ist aktuell nur halb soviel wert wie vor 20 Jahren!!!
Nein Danke, bei so einer hektischen Berg- und Talfahrt wollen wir nicht dabei sein. Wahre Werte sollen in der Tendenz über die Jahre und Jahrzehnte hinweg steigen. Sonst haben sie diese Bezeichnung nicht verdient.
So hat sich die Daimler-Aktie entwickelt. Zum Vergrößern anklicken:
Hallo Michael,
der DAX geht in die Knie, jetzt 10869,6 oder-331Punkte oder fast 3%:
Daimler bei 47,67 Euro -4,64Euro
Ganz klar kein WW !!!
@Dieter
Nein, natürlich kein WW, denn wahre Werte steigen im Crash oder bleiben wenigstens stabil, wie man sieht 😉
Lieber Herr Brichta, lieber Herr Michael K.,
leider habe ich den 20-Jahre Chart nicht zur Verfügung – nur den zehnjährigen von Telebörse.de 🙂 aber auf diesem sehe ich im Vergleich zu ähnlichen Autowerten, wie etwa BMW, daß Daimler doch recht unterbewertet scheint. Auch der recht hohe Streubesitzanteil und Marktkapitalisierung, gerade im Vergleich zu BMW, scheinen für mich eher positiv. Mal schauen wie sich die Aktie – bei einem hoffentlich steigendem Markt- (da bin ich ganz bei Ihnen, Herr Brichta! 🙂 ) entwickeln wird. Ãœberrascht hat mich die schwache Langzeitperformance von Daimler schon – wenn auch stärkere Kursschwankungen bei industriellen Werten nicht ungewöhnlich sind. Vielleicht doch ein Indiz daß die Aktie in den letzten Jahrzehnten ein wenig über die Maße „geknüppelt“ wurde..? Vielleicht kann Herr Brichta ja noch den 20-Jahre Vergleich zur BMW Aktie erkunden… (würde mich freuen)
Hier die Links zum jeweiligen 10-Jahreschart auf Teleboerse.de:
https://kursdaten.teleboerse.de/teleboerse/kurse_einzelkurs_uebersicht.htn?i=107741&zeit=100000
https://kursdaten.teleboerse.de/teleboerse/kurse_einzelkurs_uebersicht.htn?i=97172&zeit=100000
Auch Sie können die ganz langfristigen Charts jederzeit abrufen – und zwar bei comdirect.de: Aktie aufrufen, „Chart“ anklicken, „Max“ anklicken, fertig.
Der BMW-Chart sieht tatsächlich langfristig besser aus als der von Daimler. Trotz aller Schwankungen ist hier zumindest ein Aufwärtstrend erkennbar. Der BMW-Kurs liegt aktuell 80% ÜBER seinem Höchststand von 1998 und nicht 50% darunter wie der von Daimler. Offensichtlich hat der Großaktionär also eher einen positiven Einfluss auf den Kursverlauf als den von ihnen (indirekt) unterstellten negativen.
Vor allem für die auf dieser Seite stark vertretenen Fans des Kaufen-und-Liegenlasens wäre BMW also die eindeutig bessere Wahl. Daimler ist der Underdog unter den deutschen Autowerten – auch VW lief besser.
Im Prinzip kann man also jedem Langfristinvestor nur raten: Hände weg von Daimler!
Dann sollten Sie konsequenterweise auch Rational rausschmeissen: Der Chart ist wenig vielversprechend:
Von 700 auf 460Euro in kaum 3 Monaten: Ein wahrer WV = Wertvernichter, Herr Brichta 🙂
Was sagt ein 20-Jahres-Vergleich aus?
1998/99 gab es zum einen Ãœbertreibungen an der Börse. Der damalige Kursanstieg bei Daimler war der fatalen Fusion mit Chrysler geschuldet – eine klassische Managementfehlentscheidung. Deshalb auch mein klarer Satz:
„Daimler wird hervorragend geführt und hat aus seinen Fehlern aus der Vergangenheit – Stichwort: Chrysler – gelernt.“ 1999
In den letzten 20 Jahren haben sich einige Autohersteller verabschiedet. Und Daimler (aber auch BMW)? Besitzt modernste, effiziente Fabriken mit sauberen Prozessen und – ganz wichtig! – hat weltweit einen saustarken Markennamen.
Ja, Daimler ist ein Zykliker: Wenn die Konjunktur einbricht oder gar China kracht, dürften wir auch niedrigere Kurse sehen. Und der Langzeitchart zeigt, dass noch Abwärtspotential vorhanden ist…
Stichwort „China“, frisch aus dem Ticker:
https://de.reuters.com/article/deutschland-china-daimler-idDEKBN1O31NV
„Was sagt ein 20-Jahres-Vergleich aus?“
Ganz einfach: Er sagt aus, ob sich eine Aktie in den vergangenen 20 Jahren als wahrer Wert gezeigt hat oder nicht. Bei Daimler war das definitiv nicht der Fall.
Und ich sage: Wenn es Daimler in den letzten 20 Jahren nicht bewiesen hat, ein wahrer Wert zu sein, warum sollte ich erwarten, dass sich dies in Zukunft ändert?
Ich halte mich lieber an solche Werte, die schon in der Vergangenheit ihre Fähigeiten bewiesen haben. Klar, auch dann kann ich nicht sicher sein, dass es so bleibt. Aber die Wahrscheinlichkeit dafür erachte ich als höher.
Naja, Kursentwicklung war natürlich auch von Nachrichten bestimmt, wenn sich hier jemand an Daimler/Chrysler u. Herrn Schrempp erinnert….
Das gilt für jedwede Kursentwicklung. Als Entschuldigung für ein 20-jähriges Kursversagen taugt ein Herr Schrempp aber definitiv nicht.
Hallo Herr Brichta,
sprechen mal Herrn Vondran auf Daimler und BMW an, sehr !! gr. Positionen in seinem Fonds Flossbach Multi Opp. A0M430 🙂
Gr Thomas Redeker
Das mag ja sein, aber deswegen müssen wir Daimler doch nicht ins Depot nehmen. Der Langfristchart sagt mehr als tausend Worte.
Natürlich nicht, Meinungen können ja auch unterschiedlich sein :), mal schauen wie es weitergeht, ich persönlich sehe die Autowerte auch eher kritisch, den Fonds aber sehr positiv 🙂
Warum ist diese Diskussion so heftig? Ist da jemand persönlich getroffen worden? Geht es um Glaubensfragen? Will da jemand Daimler hochbeten?
Langfristig gebe ich Herrn Brichta recht. Kurzfristig habe ich aus allen genannten Gründen vor einiger Zeit Daimler gekauft. Derzeit gibt es Daimler nämich deutlich unter Buchwert.
Leider habe ich seit meinem Kauf schon 24% an diesem Super-Marken-Wert verloren. Und der Kauf tut mir schon sehr leid. Da muss sich einiges tun, damit ich aus den roten Zahlen raus komme.
Allerdings ging es mir auch so mit Gazprom. Und die gehören mittwerweile zu den Werten, die Daimler wieder wett machen. Unter dem Strich hätte ich auch Bundesanleihen kaufen können. Die haben nur einen geringeren Unterhaltungswert.
Wir brauchen einfach bessere Zeiten an der Börse.
Falls es weiter bergab geht, fühle ich mich allerdings mit unterbewerteten Aktien wohler.
Hallo Aries,
nein, es geht nicht um Glaubensfragen, nein ich möchte nicht Daimler hochbeten – siehe mein Kommentar (Risiken, Zykliker).
Warum habe ich Daimler ausgerechnet letzte Woche vorgeschlagen? Ganz einfach: „jetzt gierig sein“ habe ich letzte Woche für „verprügelte Branchen“ ebenfalls unterstrichen und mich dabei im Unterschied zu Herrn Brichta präziser ausgedrückt.
Wir haben wohl ein paar Depotgemeinsamkeiten:-) ich bin bei Daimler derzeit ebenfalls bei -24% (ohne Dividendenzahlungen). Hintergrund ist meine fehlende Gewinnrealisierung im Januar 2018, als mein Bauchgefühl mir sagte dass eine Korrektur bevorsteht. Trotzdem bin ich tiefenentspannt.
Und in Gazprom habe ich bereits meine erste Charge nach der Krimgeschichte 2014 eingekauft. Ich habe nicht damit gerechnet, dass die Rußlandsanktionen auf die Spitze getrieben werden. Zwischendurch waren wir sogar bei 2,80 Euro, so what?
Das Geld hat via Dividenden trotzdem gearbeitet, und manchmal muss man eben etwas länger warten bis die eigene Strategie aufgeht.
Zykliker scheiden für das Wahre Werte Depot offensichtlich aus was ja auch völlig legitim ist.
„Das gilt für jedwede Kursentwicklung. Als Entschuldigung für ein 20-jähriges Kursversagen taugt ein Herr Schrempp aber definitiv nicht.“
Die Fusion war für Daimler ein Milliardendesaster und gewaltiger Imageschaden. Bayer ist dabei ein Paradebeispiel für größenwahnsinnige Übernahmen zu werden.
Ein Imageschaden und Milliardendesaster war der Chrysler-Ausflug mit Sicherheit. Aber seine Auswirkungen waren spätestens nach ein paar Jahren vorbei. In der Zwischenzeit wurden jahrelang wieder gute Gewinne gemacht. Der Daimler-Kurs verlief trotzdem so enttäuschend wie beschrieben. Und dies werte ich als langfristiges Warnsignal.
Mittelfristig wäre natürlich auch Daimler reif für eine Erholung, nachdem sich ein Boden ausgebildet hat.
Ich halte Aktien wie Lindt, Rollins, Nestle oder Givaudan (respektive Symrise), Aktien aus nicht-zyklischen Branchen, möglichst mit Burggraben, für die langfristig bessere Wahl.
Ich kann nicht abschätzen, wie sich die Entwicklungen E-Mobilität, autonomes Fahren oder Dieselkrise und Klimawandel auf die Automobilindustrie auswirken werden. Welches Unternehmen meistert die Herausforderungen am besten? – Kann ich nicht beurteilen.
Deshalb gilt für mich bei Autoaktien: Hände weg, ich bin kein Trader.
Auch Technologieaktien können schnell vom Fortschritt eingeholt werden, wie man am Beispiel Nokia sehen kann. Wer Fang-Aktien im Depot hat, sollte deshalb meiner Meinung nach den Ausstieg nicht verpassen.
Ja, aber so hochbewertete Titel sind mit erheblichem Rückschlagspotential verbunden. Schauen Sie sich Mal den Langfristchart v. Rational an. Schöner langjähriger Aufwärtstrendkanal-solche Werte gehören zu den ausgesprochenen Favoriten des wwd-. Aber Abstürze v. hohen Gipfeln verlaufen schnellsteil……🤔
Volle Zustimmung, Herr Czeck.
Sie bringen es auf den Punkt.
Das WWD ist ein „Schönwetter“-Produkt wie der Euro auch:
Sobald es kriselt, muss beides aufwendig und teuer „abgesichert“ oder „gerettet“ werden.
Zudem sind einige der WWD-Unternehmen relativ klein und leicht manipulierbar in engen, intransparenten Märkten.
In einer Krise mit Liquiditätsengpässen besteht hier noch eher die Gefahr der Insolvenz.
Bezweifle aber, daß sich die WWD-Strategen hier das eingestehen können.
Nächstes Jahr wird es deswegen ziemlich teuer für sie.
Manche lernen es erst auf die harte Tour und manche lernen es eben nie.
Von der letzten Sorte gibt es hier recht viele.
Einspruch: Abgesehen von einigen kleineren Unternehmen konzentrieren wir uns auf die großen Werte. Es ist eine Mischung.
„Zudem sind einige der WWD-Unternehmen relativ klein und leicht manipulierbar in engen, intransparenten Märkten.
In einer Krise mit Liquiditätsengpässen besteht hier noch eher die Gefahr der Insolvenz.“
@Christoph G.: Wenn man Kritik äußert, sollte man diese auch begründen bzw. seine Aussagen nachweisen. Schauen Sie sich das WWD einfach mal an und listen die von ihnen genannten kritischen „kleinen Unternehmen“ auf – ich finde dort lediglich B.R.A.I.N NA als kleiner Zock auf die Zukunft.
Schauen Sie sich auch mal die Eigenkapitalquote der Unternehmen des WWD an – die ist durchweg solide. Ihre Kritik ist haltlos!
Der Auckland Airport bspw. stört sich am aktuellen Markttrubel nicht…
Die vom Publikum vorgeschlagenen Werte werden hier gut und kritisch diskutiert. Was ich hingegen dieses Jahr mehrfach kritisiere sind die diesjährigen Markteinschätzungen von Herrn Brichta. Vielleicht kommt er zu einem besseren Ergebnis, wenn er sich bei seinen Markteinschätzungen mit seinen (defensiv eingestellteren?) Mitstreitern des WWD abstimmt.
Welche Markteinschätzungen meinen Sie konkret? Wir waren im Frühjahr ausgestiegen und haben dann sukzessive wieder aufgebaut (übrigens alles im Einklang mit den Team, wir stimmen uns immer ab, die Mehrheit entscheidet, jeder hat eine Stimme). Das Depot lief bis Ende August auch recht gut, den Einbruch im Oktober haben wir dann mitgemacht, und demnächst sollte es nach meiner Einschätzung wieder besser werden. Schaun mer mal.
Also nochmal konkret: Meinen Sie die Markteinschätzungen seit dem Oktober-Einbruch?
Das eine schließt das andere in einem breit gestreuten Depot ja nicht aus.
– Klimawandel: interessiert in den meisten Ländern nicht. was ist ein „Dieselskandal“?
– E-Mobilität: Hier drücken die Chinesen aufs Pedal. Daimler ist mit dabei, Stichwort EQ (Electric Intelligence). Meine Annahme: wer in den letzten Jahrzehnten hervorragende Ingenieursleitungen vollbracht hat, wird diese auch in den kommenden Jahrzehnten leisten.
– Nestle: hervorragendes Unternehmen mit Burggraben. Auf Basis Schweizer Franken im Aufwärtstrend, auf Basis EUR volatile Tradingrange ab 2015. Definitiv aber ein wahrer Wert.
@Michael K.
Sie glauben nicht nur an Unternehmens-„Kennzahlen“, sondern wohl auch an den Weihnachtsmann.
Im Börsen-Mülleimer wimmelt es vor gehypten „hervorragenden Unternehmen mit Burggraben“,
bis sie dann pleite gingen.
Wie schon oben gesagt:
„Nächstes Jahr wird es deswegen ziemlich teuer für sie.
Manche lernen es erst auf die harte Tour und manche lernen es eben nie.
Von der letzten Sorte gibt es hier recht viele.“…
…lernresistente Anleger.
Es fehlt hier einfach an k o m p e t e n t e r kritischer Auseinandersetzung und an „B.R.A.I.N“.
(Aber bitte, bitte trotzdem nicht nachkaufen. 😉
@Christoph G.: auf welchen Inhalt konkret bezieht sich eigentlich ihr Posting? Ich bin hier eine der sehr kritischen Stimmen falls dies Ihnen nicht aufgefallen ist.
@Herr Brichta: Unsere Forumsdiskussion im Januar war ein Knackpunkt. Da waren Sie (aber auch andere) der Ãœberzeugung „Börsenampeln grün in Q1“ – diese damalige Phase war die klassiche „Euphorie“-Phase.
Panik hatten wir noch nicht, diese steht noch aus. Ein S&P500 von 2.400 Punkten oder gar 2.200 Punkten wird der FED nicht weh tun – lediglich die Anleger die Margin Calls bekommen massive Schmerzen. Und wenn wir ehrlich sind, steht auch mal wieder eine saftige Rezession an…
Ãœbrigens, und das ist sehr spannend, geben nun die Goldminen Gas, obwohl Gold heute leicht nachgibt und erst bei knapp 1.250 USD steht…
Aufgrund der Menge an Diskussionen, die ich hier führe, kann ich mich natürlich nicht mehr an jede einzelne zurückerinnern. Aber soweit ich es in Erinnerung habe, beziehen Sie sich auf meinen Jahresausblick vom 6. Januar, in dem ich damit rechnete, dass die Börsenampeln mindestens bis in den März hinein auf grün stehen werden (das ist nicht das komplette Q1). Ausschlaggebend waren für mich dabei saisonale Erwägungen. Der Einbruch geschah dann im Februar und damit 1 bis 1,5 Monate früher, als ich es von der Saisonalität her für möglich gehalten hätte.
Aber mir selbst damals „Euphorie“ in Bezug auf die Börsenentwicklung zu unterstellen, halte ich für maßlos übertrieben. Das Gegenteil war der Fall: So schrieb ich im selben Jahresausblick, dass ich 2018 die Gefahr größer einschätze als 2017, dass es in der zweiten Jahreshälfte „heftiger rappelt“ an der Börse.
Im Nachhinein betrachtet, war das sogar ein Treffer ins Schwarze. Zwar rappelte es auch schon mal von Februar bis April, aber selbst der DAX stieg bis Ende Juni wieder über 13.000 Punkte.
Konsequenterweise riet ich den Lesern schon damals, 2018 stets in der Nähe des Ausgangs zu tanzen. Ich kann darin nur das Gegenteil von Euphorie erkennen.
Dazu kommt, dass viele unserer konservativen wahren Werte zwar im „Frühjahrsrappler“ ebenfalls mit nach unten gerissen wurden, aber seitdem sogar konstruktive Aufwärtstrends ausgebildet haben. Das heißt, für diese Werte ist noch einmal eine ganz andere Betrachtungsweise als auf den Gesamtmarkt angebracht.
Sie sehen also: Die Börsenentwicklung ist wie immer eine sehr komplexe Angelegenheit, die im Vorhinein nicht einfach zu greifen ist. Auch von mir nicht, und selbstverständlich treten auch meine Erwartungen nicht zu hundert Prozent ein. Das halte ich aber für vollkommen normal. Ich würde meine Marktkommentare deshalb nicht als besonders schlechte Einschätzungen bezeichnen.
Ich bin auch gegen Daimler, möchte aber auf einen Schönheitsfehler zugunsten Daimlers hinweisen. Wir benutzen keinen Performance Chart. Daimler zahlt eine hohe Dividende. Dadurch wird auch der Chart beeinflusst. Würde Daimler nur 1/5 der Dividende zahlen und deswegen im Kurs besser steigen, sähe der Chart besser aus. Man hätte aber dieselbe Rendite. Ich kann das sagen, weil ich jahrelang BMW Vz. hatte. Da waren die Kursteigerungen auch eher mau. Aber die Rendite stimmte. Der Chart sah aber nicht toll aus.
Weil es aber Zykliker sind, sollte man sie erst kaufen, nachdem die Dividende deutlich gesenkt wurde oder gar ausgefallen ist. Man kauft solche Aktien nicht bei einem KGV von 7 sondern bei einem KGV von 30 – also nachdem die Gewinne schneller gefallen sind als die Kurse.
Der Hauptgrund gegen Daimler ist, dass es ein Zykliker ist. Zykliker kauft man in der Rezession. Und dann würde ich eher die Vorzüge von BMW empfehlen. Zykliker mit einem KGV sind meiner Erfahrung nach das Teuerste, was man kaufen kann. Die Deutsche Bank hatte 2008 auch ein einstelliges KGV. So etwas macht Aktien nicht billig. Aktien mit einem KGV von 20 sind langfristig oft günstiger als Aktien mit einem KGV von 7.
Ihre Anmerkung zu BMW spricht noch mehr gegen Daimler: Denn auch im BMW-Chart sind keine Dividenden enthalten und trotzdem sieht er langfristig viel besser aus als der von Daimler.
M. Dargel letzter Satz-statistisch belegt oder gefühlte Wahrheit bzw. selektive Wahrnehmung?
Eher persönliche Erfahrungen. Ich habe früher auch Aktien in Hochphasen gekauft, die ein niedriges KGV hatten und habe mir entweder böse die Finger verbrannt oder den Markt deutlich underperformt. Mit BASF und BMW Vz hatte ich nur gute Erfahrungen gemacht, weil ich sie nach einem sehr deutlichen Abschlag gekauft hatte. Generell denke ich heute, dass KGV 10 und niedriger und Dividendenrendite von 3 Prozent und höher in Hochphasen ein Warnzeichen bilden.
Ich habe übrigens eine weitere nette Strategie. Ich baue mein Portfolio wie ein ETF auf. Jedes Jahr neu wird dabei eine Rangliste ermittelt, bei der die Rendite der letzten 5 Jahre den wichtigsten Faktor bildet. Daraus leite ich ab, was ich reduzieren und erhöhen muss. Dabei reicht schon, dass ich bestimmte Aktien einfach nicht kaufen darf, weil deren Gewichtung zu hoch für deren Ranglistenplatz ist. Dieses System hatte am Anfang dieses Jahres dafür gesorgt, dass BASF, BMW Vz, ProcterGamble, Nestle rausflogen, Fuchs und Air Liquide wurden stark reduziert und Fresenius leider nur leicht reduziert.
Fresenius wird bei der nächsten Neubewertung sicher ganz unten stehen, hat aber nach den Kursverlusten wohl keine weitere Reduzierung zu befürchten.
Das System ist sicher nicht perfekt, aber es schützt mich auch vor einer selektiven Wahrnehmung.
Jo, interessant. Welche Werte wurden denn erhöht? Gibt es bei den übergewichteten Werten Grenzen der Uebergewichtung (verdoppeln, verdreifachen)? Wenn man die Rendite der letzten 5 Jahre zu Maßstab nimmt, dürfte es sich wohl um Werte handeln, die auch quasi zwangsläufig charttechnisch gut aussehen. Wohl so ne Art Trendfolgesystem.
Erhöht wurden McCormick, Visa, Mastercard, Becton Dickinson, Johnson&Johnson, Church&Dwight, Ecolab und Sixt Vz, wobei Sixt aber im Moment eher ein Minus Dingens ist.
Und ja, ist so, es ist der ETF Ansatz, der genau das macht. Trendfolge. Richtige Knaller habe ich aber nicht. Bei FAANG war ich nur kurz mit Google dabei. Dass ich mit ca. 10 Prozent noch im Plus liege hat meiner Meinung auch damit zu tun, dass der Dollar höher notiert. Ich denke nicht, dass ich besser bin als der Dow in Euro umgerechnet. Ich habe halt nicht soviel Deutsches im Depot.
Hallo Herr Brichta,
ich haben nicht Ihnen persönlich unterstellt, dass Sie im Januar 2018 euphorisch gewesen sind. Vielmehr lautet meine o.a. Formulierung „… – diese damalige Phase war die klassiche „Euphorie“-Phase.“
Begründung:
– mit Ausnahme vom Manager Magazin habe ich nur positive Börsenaussichten gelesen
– der S&P 500 hatte im Januar 2018 einen noch steileren Anstieg hingelegt. Dass wir uns in einem Hype befanden habe ich am 02.02.2018 gepostet:
http://wahre-werte-depot.de/wer-steckt-wirklich-hinter-der-dax-entwicklung/
Es geht mir nicht darum Rechthaberei zu spielen, sondern vielmehr zu lernen und Schlüsse zu ziehen – deshalb habe ich ja dieses Jahr auch Kostolany gelesen.
Panik im S&P 500 steht noch aus, hatten wir noch nicht.
Das war in Ihrem Kommentar aber ganz anders zu verstehen.
Sie schrieben: „Unsere Forumsdiskussion im Januar war ein Knackpunkt. Da waren Sie (aber auch andere) der Überzeugung „Börsenampeln grün in Q1“ – diese damalige Phase war die klassiche „Euphorie“-Phase.
Somit zitieren Sie meine Formulierung „Börsenampeln auf grün“ als einen Beleg (unter anderen) für eine „klassische Euphoriephase“. Hoffentlich konnte ich ausreichend deutlich machen, dass mein Artikel vom 6. Januar, aus dem diese Formulierung stammt, ganz und gar nicht für einen solchen Beleg taugt. Übers gesamte Jahr gesehen war der Artikel alles andere als positiv.
Sie schreiben aber, außer im Manager-Magazin hätten Sie damals nur positive Kommentare gelesen. Meine Texte sind in der Regel jedoch viel differenzierter. Ein solches Pauschalurteil halte ich deshalb nicht für gerechtfertigt.
Außerdem hatten Sie in Ihrem vorangegangenen Kommentar sinngemäß geschrieben, meine Markteinschätzungen seien bedeutend schlechter als meine Einschätzungen zu Einzelwerten, zum Beispiel zu Daimler. Ich meine, dass meine Markteinschätzung vom Januar mindestens so gut oder so schlecht war wie die zu Daimler. Streng genommen war sie sogar besser, weil ich darin konkrete Aussagen zur Zukunft gewagt habe, während ich mich bei Daimler ausschließlich auf Vergangenheitswerte bezog.
Und was die aus Ihrer Sicht fehlende Panik im S&P anbelangt, so können Sie diese Meinung gerne vertreten. Ich halte lediglich dagegen, dass eine noch größere Panik gar nicht nötig ist, um zumindest ein vorläufiges Tief im S&P zu markieren. Die nächsten Monate werden es zeigen.
Für Powell und Kollegen spielt der S&P ohnehin nicht die dominierende Rolle. Sie schauen auch auf viele andere Indikatoren – zum Beispiel auf die Zinsstruktur. Und die zeigt, dass es bald an der Zeit ist, die geldpolitischen Zügel nicht weiter anzuziehen. Im Ãœbrigen scheinen das inzwischen auch die Märkte so zu sehen. In den Fed-Funds-Futures ist derzeit nur noch eine Leitzinserhöhung im Dezember eingepreist – und keine weitere für 2019! Anfang November war noch mit drei Zinserhöhungen in 2019 gerechnet worden und vergangene Woche noch mit einer.