Depotvorschlag: Loomis AB
8. Juli 2017 - Gastbeitrag von Bernd in Allgemein | 11 Kommentare
Zugegebenermaßen ein etwas marktenger Wert der sich aktuell auch nicht unbedingt in einem Aufwärtstrend befindet.
Langfristchart ist durchaus imposant, wenngleich die letzten zwei Jahre erhöhte Volatilität festzustellen ist.
Allerdings scheint man nun doch eine Stabilisierung bei etwa 20 EUR erwarten zu dürfen. Die Unternehmung scheint auf gesundem Fundament zu stehen und aktuell bereits günstig bewertet. 3-4 % Dividende gibt es obendrein…
Danke für den Vorschlag, lieber Bernd. Aus Ihren Ausführungen geht zwar nicht hervor, um was für ein Unternehmen es sich handelt, Sie wollten mir sicherlich aber auch noch etwas Recherche-Arbeit überlassen. Gut so!
Also: Wie man anhand des Beitragsbildes erahnen kann, ist Loomis vor allem im Geld-Transport unterwegs. Obwohl die Firma dies wahrscheinlich als zu kurz beschrieben ansehen würde. Sagen wir also: Im Transport von allem, was werthaltig ist. Man könnte auch sagen, im Transport von wahren Werten.
Loomis hat schwedische Wurzeln, ist aber weltweit tätig.
Vielleicht haben einige den Namen auch schon mal im Zusammenhang mit spektakulären Raubüberfällen gelesen. Denn ja, auch davon werden die Loomis-Transporter bisweilen heimgesucht. Dabei gibt es zuweilen sogar tote Fahrer. Und so tragisch das ist, gehe ich davon aus, dass die Firma gegen die finanziellen Risiken solcher Überfälle gut versichert ist.
Zumindest lässt die Gewinnentwicklung der letzten 5 Jahre nichts zu wünschen übrig. Ein Negativpunkt wäre allerdings die Eigenkapitalquote, die mit 44 Prozent unterhalb der von uns gewünschten Mindestquote von 50 Prozent liegt. Aber auch wiederum nicht so weit unterhalb, dass dies schon ein generelles Ausschlusskriterium wäre.
Was die Kursentwicklung betrifft, gefällt mir die in Euro sogar besser als die in der Heimatwährung Schwedenkrone, weil sie einen noch stetigeren Aufwärtstrend aufweist. Wie aber schon mehrfach betont, ist für mich in der Regel der Kursverlauf in der Heimatwährung der relevantere. Auch dieser sieht bei Loomis nicht schlecht aus, er weist allerdings zwei wesentliche Aufwärtstrends auf: Einen kürzeren, in dessen Nähe sich der Kurs nach seinem jüngsten Rückschlag wieder bewegt. Und einen längeren, von dem der Kurs noch meilenweit entfernt ist.
Die Linien kann ich nicht einzeichnen, kann sich aber jeder dazudenken (zum Vergrößern anklicken).
In Euro gibt es aufgrund der stetigeren Entwicklung dagegen nur einen wesentlichen Trend, in dessen Nähe sich der Kurs auch befindet.
Ich würde auf jeden Fall noch etwas zuwarten, bis in beiden Charts die nächste Trendlinie erreicht ist.
Grundsätzlich gefällt mir das Unternehmen aber schon. Zumal es sich täglich mit wahren Werten beschäftigt.
Mir kam natürlich auch gleich die Frage in den Sinn, ob das Geschäftsmodell von Loomis durch das Zurückdrängen von Bargeld gefährdet sein könnte? Ein Interview mit der Österreich-Chefin, das ich gelesen habe, beruhigte mich dabei auch nur unwesentlich: Sie sagte nämlich sinngemäß, immer wenn bei Loomis das Geldtransportgeschäft schlechter laufe, laufe dafür das Geschäft mit dem Transport anderer Wertgegenstände besser, zum Beispiel mit Gold oder mit Kunstgegenständen.
Ich glaube nicht, dass Gold- und Kunsttransporte, den Verlust von Bargeldttansporten wettmachen könnten, wenn das Bargeld einmal abgeschafft wäre. Und wenn Loomis nur im Heimatland Schweden tätig wäre, wäre die Aktie auch kein Kauf für mich. Denn wir wissen ja, wie weit in Schweden schon das Bargeld zurückgedrängt worden ist.
Aber Loomis ist – wie erwähnt – weltweit tätig. Und weltweit rechne ich so schnell nicht mit einer Abschaffung des Bargelds. Deshalb muss man diesen Aspekt bei Loomis zwar stets im Auge behalten, einen Grund, die Aktie nicht zu berücksichtigen, liefert er aber derzeit nach meiner Einschätzung noch nicht.
Meinungen?
http://www.mittelbayerische.de/wirtschaft-nachrichten/zehn-jahre-nach-dem-heros-skandal-21840-art1343078.html
Es gibt ein gewisses Risiko. Es ist dasselbe wie bei Banken. Wenn sich einige Leute einig sind, dann verschwindet schnell Geld und ist plötzlich schon seit langem weg. Hier wird zwar geschrieben, dass das nicht wieder vorkommen kann. Aber das glaube ich nicht. Das Kernrisiko ist dasselbe geblieben. Geld wird vom Kunden abgeholt und landet ein paar Tage später beim Kunden. In der Zeit dazwischen kann einiges passieren.
Ich kann mich noch an den Tag erinnern, als der Heros Skandal in den Nachrichten kam und stellte mir damals wie heute immer wieder dieselbe Frage. Wieso gibt es immer so viele Mittäter ? Es hätte nur einen einzigen gebraucht, um den Betrug rechtzeitig zu beenden. Stattdessen wurde es gemeinschaftlich ausgesaugt, bis es umgekippt ist.
Mein Fazit: Kleine Position vertretbar. Kernschwäche wie bei Banken. Man kann drei Wochen nach dem letzten Quartalsgewinn pleite sein. Als Außenstehender kann man keine Warnsignale erkennen.
Es gibt einen markanten Unterschied zu Banken: Die machen Geld selbst, um es dann zu verleihen. Loomis und Co TRANSPORTIEREN lediglich vorhandenes Geld von A nach B. Das ist ein großer Unterschied. Und gegen Raub ist man versichert.
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/skandal-um-geldtransporter-kein-ersatz-fuer-geprellte-heros-kunden/4217266.html
Unterschlagung und Raub sind vermutlich nicht dasselbe.
Die Sache ist doch einfach: Wenn wir meinen würden, die Loomis-Geschäftsleitung würde wie die ehemalige Heros-GL ein Schneeballsystem errichten, um Kunden zu prellen, würden wir nicht in die Loomis-Aktie investieren. Oder?
Ein solcher Betrug hat nichts mit dem allgemeinen Geschäftsrisiko zu tun.
Nun, ich muss was beichten. Ich hatte 2009 einen Floater von Lehman und eine nachrangige Anleihe von der Landsbanki Island. Letztere ging ca. 3 Wochen nach einem Quartalsgewinn pleite. Schockiert hatte mich das Tempo.
Ich habe mich also verbrannt.
Wir würden gar nicht mitbekommen, wenn dort jemand betrügt.
Natürlich kann man das nicht jedem unterstellen. Aber man sollte auch damit rechnen. Daher schrieb ich auch. Eine kleine Position ja. Mal ganz im ernst: Wer würde hier merken, wenn dort jemand betrügt?
Die könnten schon seit 10 Jahren betrügen und es würde keiner merken.
Das heißt nicht, dass sie es tun.
Nur mal so gefragt: Woran würden wir den erkennen, dass hier kein Schneeballsystem rollt?
Woran hätten wir denn Heros erkannt?
Machen wir eine Zeitreise. Es ist das Jahr 2003 und ich hätte eine Investition in Heros vorgeschlagen. Wer hätte woran den Betrug erkannt?
Also machen wir es mal anders. Ich empfehle Heros zum Kauf. Starkes Unternehmen, tolles Wachstum und Marktführerschaft. Wir haben das Jahr 2003. Heros ist Marktführer in Deutschland.
Auch hier ist die Sache relativ einfach. Ich zitiere aus Wikipedia:
Es ist zweifelhaft, ob der Geschäftsbetrieb auch ohne das Veruntreuen von Kundengeldern wirtschaftlich zu betreiben gewesen wäre, da Heros gegenüber den Wettbewerbsunternehmen, die bereits mit geringen Margen arbeiteten, die Geldtransport- und Geldbearbeitungsdienstleistungen um bis zu 50 % günstiger anbot, um den Umsatz weiter zu steigern und das Schneeballsystem zu füttern, und trotzdem hohe Investitionen in Fuhrpark und Infrastruktur steckte.
Sobald Loomis 50prozentige Rabatte im Vergleich zur Konkurrenz anbietet, werden wir hellhörig 😉 Einverstanden?
Und noch ein Artikel:
http://www.focus.de/finanzen/news/geldtransport-skandal_aid_57080.html
Man beachte bitte, dass das System in den 80igern anfing und seit den 90igern florierte. Das System brach erst 2006 zusammen.
Ich glaube übrigens nicht, dass die Sicherheitsauflagen besser geworden sind. Der Handel übergibt einen Betrag in einem Behälter, der registriert wird. Wenn dem Kunden das Geld überwiesen wird, wird sicher die Registrierung mit übermittelt. Das war bei Heros aber auch so. Darauf hatte der Handel schon immer geachtet. Wenn von den übergebenen Einzahlungen 500 Euro fehlten, dann wollte man schon sicher gehen, wer denn für die Einzahlung verantwortlich war.
Hallo Bernd,
vielen Dank für deinen Vorschlag.
Ich schließe mich Raimunds Analyse an. Die Eigenkapitalquote ist genau genommen etwas zu gering für unsere Vorgaben, allerdings kann die Gewinnentwicklung dies in der Analyse wohl aufwiegen. Bis zur Abschaffung des Bargeldes – die sicherlich nicht über Nacht, sondern über stetiges herabsetzen von Freibeträgen sowohl im privaten als auch geschäftlichen Sektor angekündigt wird, dürfte Loomis mittelfristig durchaus ein Kandidat sein.
Zum Thema Manipulation und Betrug bin ich der Meinung, dass es bei keinem Unternehmen eine 100-prozentige Sicherheit gibt, dass dieses nicht betrügt. Siehe Enron, (vermeintlich) Airbus etc.
Daher ist Loomis auf jeden Fall ein interessanter Titel, den wir weiterhin im Auge behalten werden!