Depotvorschlag: Teleflex
14. Mai 2018 - Berthold Herdeg in Allgemein | 8 Kommentare
Mein Depotvorschlag: Teleflex (WKN: 855853),eine Firma, die sich auf ein Tabuthema spezialisiert hat: Inkontinenz. Es werden hier keine Windeln für Erwachsene hergestellt, sondern die Firma betätigt sich als Zulieferer für Urologen.
Menschen, die von Inkontinenz betroffen sind, werden immer mehr: Bandscheibenvorfälle, Querschnittsgelähmte, Multiple Sklerose, benigne Prostatavergrößerung usw. Diese Menschen benutzen bis zu 6 Mal pro Tag Einmalkatheder, alleine in Deutschland mehr als 50 Tausend Leute.
Im Jahre 2017 wurde für 1 Milliarde Dollar die Firma NeoTract übernommen, die ein Patent auf das „Uro-Lift-Verfahren“ hat: Durch einen kleinen ambulanten Eingriff wird bei Männern mit benigner Prostatavergrößerung dafür gesorgt, dass es „wieder Läuft“. Weitere Medikamente oder chirur. Eingriffe sind nicht mehr notwendig. 2016 lag die Eigenkapitalquote bei 54%, 2017 nur noch bei 39%. Das KGV stieg von 30 auf ca 70 an, was zeigt, welche Hoffnungen der Markt in die neuen Methoden setzt.
Die Comdirect gibt ein erwartetes KGV von 27 an. Im Vergleich zum 2017er-KGV von 76, das bei Finanzen genannt wird, erscheint mir das nicht nachvollziehbar. Der Unterschied ist zu groß. Irgendetwas kann da nicht stimmen.
Ansonsten gefällt mir die stark gefallene EK-Quote nicht – ein Umstand, der vermutlich auf die NeoTract-Ãœbernahme zurückzuführen ist. Auch die Gewinnentwicklung ist mir nicht stetig genug: 2012 gab es ein herbes Verlustjahr, 2017 einen deutlichen Gewinnrückgang. Das alles, während die Weltwirtschaft im Vorwärtsgang war. Gleichzeitig hat sich der Aktienkurs seit 2012 mehr als vervierfacht.
Frage: Sind das attraktive Voraussetzungen, um gerade jetzt bei diesem Inkonteninenz-Spezialisten einzusteigen? Ich meine nein.
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Im Jahre 2012 trennte sich der Mischkonzern Teleflex von großen Teilen seines Geschäftsfeldes, um sich auf Medizinprodukte zu spezialisieren. Dies spülte viel Geld in die Kasse, führte aber auch zu einer größeren Umsatz- und Gewinnreduktion. Die eingenommenen Gelder wurden in Übernahmen gesteckt: Fa. Vascular Solutions für 1 Milliarde 2016 und NeoTract 2017. Im Chart sieht man, dass der Kurs nach Atempausen von 6-9 Monaten zu einem Sprung ansetzt. Wann ist der nächste Sprung fällig?
Größter Konkurrent: Die dänische Firma Coloplast.
Umsatz- und Gewinnreduktion könnte ich noch verstehen. Aber es kam 2012 offensichtlich zu einem hohen VERLUST. Woraus erklärt sich dieser?
Wieso im Zeitraum 2011/2012 ein Verlust angefallen ist, kann ich mir nur über die Kapitalmaßnahmen erklären. Ob auch operative Gründe vorliegen, kann ich nicht beurteilen.
Eine kurze geschichtliche Abhandlung des Unternehmens hier:
https://en.wikipedia.org/wiki/Teleflex
Der derzeitige CEO Smith ist seit 2012 im Amt, seitdem zeigt das Unternehmen eine kontinuierlich positive Entwicklung.
Kapitalerhöhungen wirken sich normalerweise nicht aufs Geschäft aus. Schon gar nicht in so drastischer Weise. Es muss also etwas anderes gewesen sein.
Außerdem: Hat jemand eine Erklärung für den Riesenunterschied zwischen KGV 76 für 2017 (bei Finanzen.de) und KGVe 27 (bei Comdirect)? Hier könnte sich theoretisch eine große Kapitalmaßnahme durch viele neu ausgegebene Aktien bemerkbar machen, wenn diese bei Comdirect zum Beispiel ignoriert worden wäre. Aber das scheint mir recht unwahrscheinlich zu sein.
Im Jahre 2012 könnten z.B. außerordentliche Abschreibungen beim Konzernumbau angefallen sein, das ist jedoch reine Spekulation. Ich habe den Wert seit 2014 im eigenen Depot und er macht mir viel Freude. Gerne berichte ich in 1 oder 2 Jahren wieder und verfolge derweil die News. Vielleicht klären sich bis dahin dann auch im Sprünge im KGV.
Die Daten zum Unternehmen schwanken sehr:
Consors-KGV 2017: 29,61
4-Traders 2017/2018/2019/2020: 76/38/27/81
Nasdaq 2018: 20,5
Die Daten sind mir nicht erklärlich.