Die Mauer, die Zinsen und die Börse 2017
8. März 2017 - Raimund Brichta in Allgemein | 17 Kommentare
Das und mehr hier im Gespräch mit Jens Bernecker.
8. März 2017 - Raimund Brichta in Allgemein | 17 Kommentare
Das und mehr hier im Gespräch mit Jens Bernecker.
also keine gewinne mitnehmen für anleger dieses jahr darauf will sich herr bernecker aber nicht festnageln lassen.
Warum sollte er dies auch im Vorhinein tun? Hauptsache, man ist wachsam und handelt, wenn es angezeigt ist. So machen wir es im Depot schließlich auch 😉
Danke, lieber Herr Brichta, für diesen sehenswerten Beitrag. Die langfristige Zinspolitik der Notenbanken wird in der Tat ein kniffliges Ding sein – das kam ja auch schon in Ihrem letzten Video-Talk mit Herrn Müller zur Sprache. Schraubt man die Zinsschraube immer höher, was zur Entschärfung der Lage finanztechnisch geboten wäre, bricht das ganze System wegen der nicht mehr finanzierbaren Staatsschulden in sich zusammen. Und läßt man die Zinsen unten, dann bläst sich der Ballon immer schneller auf, bis er irgendwann unkontrolliert platzt – was man ja eigentlich auch vermeiden will. Ein echtes Dilemma unseres noch jungen Jahrhunderts. In dem erwähnten Beitrag mit Dirk Müller wurde dies übrigens noch schöner beleuchtet – würde mich sehr freuen wenn es da eine Fortsetzung gäbe. „Brichta & Müller’s monthly Outlook“ – klänge doch toll, oder?
Weiter so! Ich freu mich schon auf mehr aus dieser Richtung… 🙂
Im Prinzip stimme ich Ihnen zu, lieber André. Nur zu einem Satz möchte ich etwas Ergänzendes sagen, nämlich zu diesem:
„Schraubt man die Zinsschraube immer höher, was zur Entschärfung der Lage finanztechnisch geboten wäre, bricht das ganze System wegen der nicht mehr finanzierbaren Staatsschulden in sich zusammen.“
Ein Höherschrauben der Zinsen wäre mitnichten geboten, um die Lage finanztechnisch zu entschärfen. Ganz im Gegenteil: Von kürzerfristigen Schwankungen einmal abgesehen, braucht das Finanzsystem in dem Stadium, in dem es sich jetzt befindet, sogar immer niedrigere Zinsen. Der Trend zu sinkenden Zinsn ist im System deshalb auch eingebaut.
Unter anderem liegt das an den Schulden, und zwar nicht nur den Staatsschulden, die Sie explizit erwähnen. Vielmehr muss das Schuldenvolumen insgesamt immer weiter wachsen, um das Finanzystem am Leben zu erhalten. Daraus gibt es keinen Ausweg – zumindest nicht in diesem System.
Sofern Sie mir das nicht glauben, empfehle ich Ihnen unser Buch „Die Wahrheit über Geld“. Darin wird das allgemeinverständlich erklärt
Guten morgen Herr Brichta! Warum ist die EZB derart handlungsunfähig? Es scheint als hätten EU-Institutionen Angst vor Konsequenzen ihrer eigenen Handlung!? Nur um Italien zu stabilisieren?
„Handlungsunfähig“ halte ich für die falsche Bezeichnung. Im Gegenteil: Die EZB ist mit ihrer Geldproduktionsmaschine sehr handlungsfähig. Fakt ist nur, dass dieses Handeln von der südländer-dominierten Mehrheit im EZB-Rat bestimmt wird, was dem „DM-Block“ um die Bundesbank missfällt. That’s all.
Danke für die Antwort; Dass bedeutet also, dass es sich wirklich um Blockaden aufgrund von regionalen Interessen in einer Multinationalen „Föderation“ handelt :/ hm…
„Blockaden aufgrund regionaler Interessen“ klingt witzig. Man sollte akzeptieren, dass es einfach unterschiedliche Interessen gibt. Deutschland hat die seinen, Italien, Frankreich, Spanien etc haben die ihren.
Die Sache ist nur die, dass aufgrund der gegebenen Mehrheitsverhältnisse Deutschland mit seinen regionalen Interessen die anderen nicht blockieren kann. Wären die Verhältnisse anders, würde Deutschland eben die anderen blockieren. Ich bin gegen eine Schwarz-weiß-Malerei.
vielleicht unterschätze ich die verantwortlichen Damen und Herren auch einfach… ^^ Danke für die Antwort, MfG
Inwiefern unterschätzen?
Konkret: Man könnte meinen, dass Südeuropäische Länder Zinsangleichungen scheuen um ihre Banken nicht weiter zu destabilieren. Da der Verbraucher scheinbar nicht oder kaum (besonders Deutsche) auf Zinssenkungen reagiert – Es wird trotzdem „gespart“ – wären Zinshebungen nur logisch um nicht das Privatvermögung aufzuzehren. Ansonsten werden die Sonder- und Nutzungsgebühren bei Banken weiter steigen. Und die nerven mich jetzt schon^^
Sie haben insofern recht, dass man nicht immer s/w Malerei betreiben sollte; Ich persönlich habe oft aber das Gefühl, dass einige Menschen in hohen Positionen nur wenige Prioritäten (in diesem Falle eigene Interessen) verfolgen.
Zu den eigenen Interessen: Das ist vollkommen richtig. Es gilt aber genauso für die Menschen in hohen Positionen hierzulande wie in den Südländern. Da sehe ich prinzipiell keine Unterschiede.
Und zum Aufzehren von Privatvermögen: Dazu empfehle ich Ihnen unser Buch „Die Wahrheit über Geld“. Nach der Lektüre werden Sie verstehen, dass in unserem System zwangsläufig Geldvermögen von Zeit zu Zeit aufgezehrt bzw. vernichtet werden müssen – egal in welcher Hand sich diese Vermögen befinden. Der Negativzins ist eine, sogar noch recht harmlose Variante dieses Aufzehrens. Die wenigsten Leute verstehen, dass die riesigen ersparten Geldvermögen Teil des Problems sind. Sie MÃœSSEN reduziert werden.
So gesehen sind doch Negativzinsen die beste Maßnahme zum Erhalt des Systems. Dann wirkt der Zinseszinseffekt in die andere Richtung
😉
Im Prinzip ja, allerdings sorgen auch andere Zwänge dafür, dass Geld- und Schuldenmengen in unserem System stetig wachsen müssen. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Das heißt, das System steuert trotzdem auf seinen Zusammenbruch zu. Aber richtig ist, durch Niedrig- oder Negativzins kann der Weg dorthin verlängert werden.
Die Tatsache, dass inzwischen auch Frankreich und Deutschland über eine EU der „zwei Geschindigkeiten“ nachdenken, zeigt doch, dass man erkannt hat, dass die Interessenslagen neue Denkansätze brauchen. Ich halte es auch für legitim , dass die Länder der EU Ihre Interessen mit einbringen. Allerdings erscheint es mir, dass früher die einzelnen Interessen besser in gemeinsamen Wegen umsetzbar waren als heute. Solange die Südländer die „Sparpolitik“ als deutsches Dekret empfinden, solange werden die Deutschen die für sie zu niedrigen Zinsen als Südeurope – induziert empfinden. Insofern gebe ich dir recht Raimund: Keines der Interessen ist schwarz oder weiß. Das gilt für alle Beteiligten. Und schließlich wußte jeder zu Beginn des Projektes EU, dass sich dolce vita in Italien anders anfühlt als deutsche Pflichterfüllung. Insgeheim bewundern sich ja beide für die jeweilige Lebensart. Ich erinner mich nur zu gut an ein Gespräch mit Hans A. Bernecker in 2009 als er mir sagte: „Wenn von der EU ein neues Gesetz kommt, bemühen sich die Deutschen um eine bestmögliche Umsetzung. Die Italiener um die bestmögliche Umgehung.“
Arrivederci
Ihr Volker Schilling