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Die verflixten 7er-Jahre

2. Januar 2017 - Raimund Brichta in Allgemein | 16 Kommentare

„Wir erwarten für 2017 weitere Schwankungen am Aktienmarkt. Anleger sollten flexibel bleiben.“ Wie oft haben Sie in den letzten Wochen „Experten“-Sätze wie diese gelesen? Und fühlten Sie sich dabei genauso veräppelt wie ich? Wer seinen Lesern derart nichtssagende Ergüsse zumutet, sollte lieber schweigen.

Selbstverständlich habe auch ich keine Glaskugel, werde aber trotzdem konkreter: Vor zwölf Monaten schrieb ich an dieser Stelle, dass die Zeit langsam reifer wird für den nächsten großen Aktieneinbruch. „Ich persönlich rechne zwar erst in zwei bis drei Jahren damit”, schrieb ich damals und fuhr fort: „Trotzdem kann es nicht schaden, von jetzt an wachsamer zu werden.“

Das gilt heute wie damals – zumal inzwischen ein weiteres Jahr mit steigenden Kursen hinter uns liegt und sich somit mein Erwartungshorizont bis zum nächsten großen Krach auf ein bis zwei Jahre verkürzt hat. 2017 muss also noch nicht zwingend das Jahr des großen Abschwungs werden, aber aufpassen sollten wir trotzdem.

Zumal es gerade 7er-Jahre in sich haben: Die zweite Hälfte der 7er-Jahre liegt im Durchschnitt der vergangenen Jahrzehnte dicke im roten Bereich, wofür ausschließlich die Monate August, September und Oktober verantwortlich waren.

1987 gab es den großen Oktober-Crash, und 1997 sorgte die Asienkrise für Turbulenzen im August, September und Oktober. Das Jahr 2007 beendete der DAX zwar nahe seinem damaligen Rekord bei rund 8.000 Punkten, aber diesen Stand hatte er auch schon zur Jahresmitte erreicht. Das zweite Halbjahr war dann geprägt durch flatterhafte Kurse aufgrund der beginnenden Finanzkrise.

Wie man es auch dreht und wendet: In den vergangenen Jahrzehnten brauchte man in keiner zweiten Hälfte eines 7er-Jahres durchgängig investiert zu sein. Dafür aber umso mehr in den ersten 6 Monaten.

2017 könnte diesem Muster gerecht werden, zumindest in der ersten Hälfte. Soll heißen: Ich rechne mindestens bis in den März hinein, vermutlich aber bis zum Sommer mit steigenden Kursen. Das alte DAX-Hoch bei knapp 12.400 Punkten sollte dabei nur eine vorübergehende Hürde darstellen. Und je nachdem, wie stark der Anstieg ausfallen wird, dürfte in der zweiten Jahreshälfte die Sturzgefahr steigen. Mehr dazu dann von mir, wenn es soweit ist. Stay tuned,

rät Ihr
Raimund Brichta

P.S. Welche Erwartungen haben Sie? Schreiben Sie mir hier.

16 Kommentare

  1. Ich persönlich dachte es geht letztes Jahr schon los mit dem Crash. Aber wie werden die Notenbanken darauf reagieren? In den USA sind zwar die Zinsen bereits gestiegen, aber meilenweit davon entfernt durch massive Senkungen die Gier nach Rendite anfachen zu können und Umschichtungen in den Aktienmarkt zu starten. Ausserdem werden durch die Zinssenkungen Kredite günstiger und das fördert Konsum und Investitionen. Aber was können die Notenbanken einem Einbruch an den Aktienmärkten entgegensetzen? Wie wird das dann Enden?

    Eigentlich bräuchten wir meiner Meinung nach eine weitere Stabilisierung der Staatsfinanzen und dann kann beispielsweise die FED alle gehaltenen US-Staatsanleihen durch eine Nullkuponanleihe mit Laufzeit 2194 ersetzen. Die EZB kann 1-2 Jahre später nachziehen. Dazu müssten die Staatsfinanzen weiter in Ordnung gebracht werden, was wohl eine prosperierende Wirtschaft als Grundvoraussetzung impliziert.

    Ich glaube auch, was Trump da vor hat, geht gründlich in die Hose. Es könnte aber auch klappen. Wenn nicht, wird es zu einem Krieg kommen. Vielleicht nur ein kleiner überschaubarer, wie der Irak Krieg um von den wirtschaftlichen Problemen zu Hause abzulenken. Ein möglicher Krieg könnte aber auch sehr viel größere Dimensionen annehmen. Das ist meine Einschätzung. In meinen Augen ist die Situation jetzt unsicherer als anno 2009. Damals waren die Staaten bei weitem noch nicht so stark verschuldet und die Zinsen bewegten sich auf Levels die ein erneutes Anschieben der Konjunktur und Börse ermöglichten. Aber wo soll es jetzt her kommen? Wie soll das funktionieren?

    Um den Bogen zu spannen. Von daher finde ich es gar nicht so verkehrt in “ Wahre Werte“ zu investieren und das ist bei weitem kein Bargeld. Es kann wertlos werden und keine Zinsprodukte ( Banken, Bargeld & Staaten können Pleite gehen) in begrenztem Umfang erfüllen Rohstoffe wie Gold diesen Anspruch. Aber auch etliche Aktien werden diesem Streben nach Sicherheit gerecht. Die Produkte etlicher Unternehmen sind so bedeutend, dass sie immer in irgend einer Form benötigt werden. Auch wenn es ringsrum in der Welt krachen sollte.

    Grüße aus dem verschneiten München

  2. Hallo Herr Brichta,
    ich lege schon seit ca 30 Jahren in Fonds an.Mit einer guten Mischung aus Aktien-und Rentenfonds habe ich noch nie bei einem Crash verkauft und bin unter dem Strich ganz gut damit gefahren.Einen Crash nutze ich zum günstigen Kauf weiterer Anteile.
    Ständig zu kaufen und wieder zu verkaufen ist auch mit Gebühren verbunden die an der Rendite nagen.

    Mfg

    • Diese Diskussion haben wir auf dieser Seite schon des öfteren geführt, lieber Herr Czyrnic.

      Es gibt dabei kein richtig oder falsch, sondern es hängt ganz von der eigenen Zielsetzung ab. Unser Ziel ist es, Abschwünge möglichst stark abzufedern, weil wir meinen, dass dies einer zunehmenden Zahl von Anlegern entgegenkommt – vor allem Institutionen wie Stiftungen, Fonds oder Versicherungen, die in Zeiten des Niedrig- oder Minuszinses nach Alternativen suchen.

      Unser erstes Sicherheitsnetz sehen wir in unserem Ziel, uns von unseren Werten dann zu verabschieden, wenn wir es für geboten halten (um im Idealfall später wieder günstig einzusteigen). Da uns das nicht immer und bei jedem Wert gelingen wird, haben wir mit der Konzentration auf wahre Werte ein zweites Sicherheitsnetz eingezogen. Soll heißen: Wenn auch wir den Ausstieg verpassen, können wir erwarten, dass ein wahrer Wert nicht so stark verlieren wird wie andere und/oder dass er sich im Anschluss relativ rasch wieder erholt. Ein drittes Netz sehen wir in unserem Kassenbestand, der auch jetzt noch relativ hoch ist und den wir weiter hochfahren werden, sobald uns die Lage brenzlig erscheint.

      Transaktionskosten sind vernachlässigbar gering, heutzutage selbst für Privatanleger. Und Steuern müssen wir ebenfalls nicht berücksichtigen, weil wir uns an der Besteuerung von Fonds orientieren, die realisierte Kursgewinne steuerfrei einstreichen können.

  3. Hallo Herr Brichta!

    Ihre Ansicht, dass bald eine Konsolidierung einsetzen muss, teile ich vollständig.
    Doch ich glaube nicht nur, dass diese Konsolidierung dieses Jahr eintreffen wird, sondern verheerend wird dann deutlich, dass es zu viele Baustellen gibt, die sich teilweise auch einer Kontrolle entziehen.
    Nicht zu unterschätzen ist dass nicht nur Griechenland seine Schulden nie wieder selbst tragen kann. Für mich ist dieser Staat ein toter Mann in den noch warmes Blut gepumpt wird, sondern weitaus gefährlicher sind die Schieflagen von Italien und Frankreich, die zu selten mit betrachtet werden. Was mir den Schweiß auf die Stirne treibt, ist aber auch der Zustand der EZB. Diese unendlichen Geldmengen die in den Kreislauf gepumpt werden und das System doch nicht wieder richtig in Schwung versetzen kann. Auf der anderen Seite sollte man auch beachten, das rund 28% dieses EZB Geldes zu Lasten des deutschen Steuerzahlers geht.
    Herr Schäuble mag sich freuen eine „schwarze Null“ zu erreichen oder sogar mit unseren Schulden Geld zu verdienen, aber die am Ende rund 1,5 Bill. Euro der EZB erzeugen eine, nennen wir es so, imaginäre Schuldenlast von ca. 500 Mrd. € im deutschen Haushalt.
    Der Währungskrieg wird sich sicher auch in 2017 nochmal ausweiten und wenn nicht endlich entweder ein Wunder geschieht oder einer endlich wieder Geldpolitik macht, steht durchaus im Raum, dass wir 2017 Währungen am Ende sehen werden. Dabei lasse ich den Euro nicht aus, der schon seit Jahren „in den Seilen“ hängt.
    Doch wie Sie bereits sagen, niemand von uns hat eine Kristallkugel mit der er die Zukunft vorhersagen kann, aber ich sehe den Zustand unseres Finanzsystems sehr kritisch.
    Hoffen wir das Beste!

    • Ja, lieber Herr Kubiak, was den Zustand unseres Finanzsystems anbelangt, sind wir ähnlicher Meinung.

      Die von Ihnen genannten Spannungen werden sich jedoch nicht alle auf einmal entladen – schon gar nicht alle in diesem Jahr. Das wird sich vielmehr über Jahre hinziehen. Bis zum endgültigen Zusammenbruch unseres Geldsystems dürfte es sogar noch mehr als ein Jahrzehnt dauern. Also alles der Reihe nach – fürs Erste sind jetzt steigende Kurse angesagt 😉

      Mehr zu den Krisenursachen und den langfristigen Folgen lesen Sie auch in unserem Buch Die Wahrheit über Geld.

  4. Nicht vergessen sollte man auch 1907 – 1927 – 1937 – 1947 – 1957 – 1967 – 1977 die anderen Jahre hatten Sie ja schon erwähnt! Vor allem nach einem gutem Q1 sollte man vorsichtig werden, wenn der Markt im Sommer beginnt an Momentum und Breite zu verlieren. Bisher war es immer gut, wenn die Titel aus meinem Handelsmodell (https://www.wikifolio.com/de/de/wikifolio/turopoldi-dogahilo) raus gefallen sind, während der DAX noch die Hausse „gespielt“ hat (2014/2015).

    • Ich wollte es nicht zu langatmig werden lassen und habe mich deshalb auf die vergangenen vier Jahrzehnte beschränkt, an die sich Leute in meinem Alter erinnern können 😉

      Im Übrigen erkenne ich in Ihrem Wikifolio-Verlauf eine gewisse Ähnlichkeit zum Verlauf unseres Musterdepots 😉

  5. Zitat: „Wer seinen Lesern derart nichtssagende Ergüsse zumutet, sollte lieber schweigen.“

    Da frage ich mich, warum Sie dann nicht selbst mal was substantielles schreiben? Alle sieben Jahre kann es manchmal abwärts gehen … Na, dass sind ja echte Fakten.

    Vielleicht sollten Sie auch mal lieber schweigen …

    • Ihr Schuss geht leider nach hinten los, lieber Bulltrader 😉

      Offensichtlich haben Sie nicht einmal den Unterschied verstanden zwischen den „7er-Jahren“ und „alle sieben Jahre“.

      Aber ich helfe Ihnen gerne: Die 7er-Jahre kommen alle zehn Jahre vor.

      Verstehen Sie das jetzt?

      Darüber hinaus sind Sie in Ihrem Übereifer offenbar nicht bis zum Ende meines (doch recht kurzen) Artikels vorgedrungen, wo es konkret heißt:

      Ich rechne mindestens bis in den März hinein, vermutlich aber bis zum Sommer mit steigenden Kursen. Das alte DAX-Hoch bei knapp 12.400 Punkten sollte dabei nur eine vorübergehende Hürde darstellen. Und je nachdem, wie stark der Anstieg ausfallen wird, dürfte in der zweiten Jahreshälfte die Sturzgefahr steigen.

      Vielleicht sollten Sie lieber schweigen …???

  6. 2017 wird eine Politische Börse werden ! Die Börse wird gebebt und die Blase ab Juni explodiert ! Wetten ??!

    • … die kurze Beine haben wird! Wetten? Wenn die Börse bebt, wird nicht die Politik die Ursache sein. Zumindest nicht die normale, allenfalls die Geldpolitik.

  7. Ich habe einmal tief in meine Glaskugel geschaut, und mir wurde die folgende Grafik offenbart.

    DAX

    • Es orakelte:

      1) Der DAX legt ca. 8% pro Jahr zu (siehe die Gerade im Log-Chart). Das liegt natürlich auch an der Konstruktion des Indexes.

      2) Der DAX hat wirklich etwa alle 7 Jahre irgendwie Probleme.

      3) In Korrekturphasen sind sowohl Korrekturhöhe (Kursverlust) als auch Korrekturdauer jeweils ungefähr proportional zur vorangegangenen Übertreibungshöhe.

      Soweit zur Beobachtung. So ein Orakel will natürlich gerne auch ausführlich gedeutet werden:

      Besonders signifikant sind die Korrekturen, die 2000/2001 und 2007/2008 ihren Anfang nahmen. 7 Jahre danach, d.h. im Jahr 2015 gab es ebenfalls eine Korrektur. Die haben wir gerade erst hinter uns, und sie fiel nicht so stark aus, weil die Übertreibung nicht so hoch war. Im Jahr 194, d.h. 7 Jahre vor 2000/2001, gab es nur eine Mini-Korrektur (annähernd Stagnation) – auch hier waren die Kursübertreibungen wohl nicht allzu hoch. 7 Jahre davor war 1987 (großer Oktober-Crash, s. o.). Es wäre vielleicht interessant, das Durchschnitts-DAX-KGV (als Übertreibungsindikator) einmal gegenüberzustellen und ggf. noch weitere Daten (z.B. Inflation, Zinssätze).
      Aber wie auch immer die Krisen geartet sind, ob sie ernst sind oder nicht, das ist dem DAX offensichtlich ganz egal. Auf Dauer klebt er an der 8%-Geraden fest, und gibt es keine Übertreibung, scheint auch die schlimmste Krise keine überdurchschnittlich heftige Korrektur auszulösen. Gefühlt ist die Krise ja auch dann erst dann richtig da, wenn der DAX am Boden ist, und dann ist sie auch schon wieder fast vorbei. Bleibt der DAX „bodenständig“, dann gibt es so gesehen gar nicht wirklich eine Krise. 😉 So gesehen sind Dauer-Hausse und Dauer-Krise auch gar nicht so widersprüchlich, sofern 8% pro Jahr genug Hausse ist. 🙂

      Es sei also prophezeit, dass es im Jahr 2022 wieder kriselt. Bis dahin gibt es eine wie auch immer geartete Dauer-Hausse. 🙂 Wer heute 100000 Euro in den DAX investiert, ist übrigens in ca. 30 Jahren Aktienmillionär.

      Und da sich derzeit scheinbar die Stimmen mehren, die sagen, es ginge jetzt erst einmal kräftig rauf und dann im zweiten Halbjahr oder Anfang nächsten Jahres folge eine heftige Korrektur, müsste wie so oft eigentlich das Gegenteil geschehen.

      Anbei noch ein Frohes Neues Jahr!

  8. Wie man es auch dreht und wendet: Es bleibt dabei, dass man in den Korrekturphasen nicht unbedingt investiert sein muss.

    Anders ausgedrückt: Selbst wenn man nicht nur die Korrekturphasen, sondern auch die anschließende Aufschwünge nur zum Teil mitmacht, kommt anschließend ein besseres Bild heraus, als wenn man dem DAX 1:1 folgt.

  9. Hallo Herr Brichta,

    ja und dann immer auch den Chart im Blick behalten.
    Allerdings manchmal hilft auch das nicht, wer hätte vorher gedacht das Donald Trump die Wahl gewinnt, und anschließend die Börse zum Höhenflug ansetzt.
    Ich jedenfalls nicht, die Indikatoren zeigen einen überkauften Markt, aber Markt fällt nicht.
    Eine Korrektur unter die 38 Tage Linie sollte aber bald kommen, hoffe ich.

    Gruß,Udo Bolz

    • Ich hatte genau dies erwartet. Die Börsen waren (und sind derzeit) grundsätzlich auf steigende Kurse eingestellt. Deshalb hatte ich vor der Wahl gesagt: Es geht im Trend weiter rauf, egal ob Clinton oder Trump gewinnt. Hätte Clinton gewonnen, hätte es eben die Clinton-Rally gegeben – zwar mit anderen Schwerpunkten, was einzelne Aktien und Branchen anbelangt, aber im Ergebnis vergleichbar.

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