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FED wird ihre Geldpolitik radikal ändern müssen

13. März 2023 - Anton Voglmaier in Allgemein | 4 Kommentare

Die 180-Grad-Wende in der Politik der US-Notenbank (FED), die ich bereits Anfang Mai 2022 vorausgesagt habe, steht unmittelbar bevor, sonst werden wir eine weitere Finanzkrise bekommen.

Die ersten Vorboten dieser Krise haben sich bereits am vergangenen Freitag mit der Schließung der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) und am Sonntag mit der Signature Bank in New York gezeigt, die gestern von ihrer staatlichen Zulassungsbehörde geschlossen wurde.

In meiner nachstehenden Kolumne Anfang Mai 2022 (https://wahre-werte-depot.de/die-deflation-ist-da/ )habe ich u.a. folgendes geschrieben:

„Mit ihrer gestrigen Entscheidung, die Geldmenge zu reduzieren, ist die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) für erhebliche Verwerfungen an den Finanzmärkten und in der Realwirtschaft verantwortlich, die sich bereits in den kommenden Wochen bemerkbar machen werden….

Dies wird in den nächsten Wochen und Monaten zu einem allgemeinen Preisverfall führen, der sich zuerst an den Finanzmärkten bemerkbar machen wird….

Je nachdem, wie lange die FED an der Reduzierung der Geldmenge festhält, könnte diese Maßnahme auch zu einer weiteren Finanzkrise führen.

Ich bin mir bewusst, dass dies nicht die vorherrschende Meinung der Zentralbanker der FED ist, sonst würden sie nicht mit dem Bilanzabbau im Juni beginnen. Die Zentralbank sieht die Reduzierung ihrer Bilanz – zusammen mit Zinserhöhungen – nur als ein geeignetes Mittel zur Inflationsbekämpfung, ohne die Nebenwirkungen dieser Politik zu sehen. Meines Wissens ist eine Verringerung der Geldmenge nicht ohne die oben beschriebenen negativen Auswirkungen möglich.

Die FED wird also aufgrund der mit ihrer Politik verbundenen Verwerfungen auf den Finanzmärkten, einer Rezession in der Realwirtschaft und möglicherweise sogar einer weiteren Finanzkrise gezwungen sein, eine 180-Grad-Wende zu vollziehen.

Wann wird das der Fall sein?

Spätestens im Frühjahr 2023….“

So lautete meine Einschätzung im Mai 2022. Wie geht es jetzt weiter?

Der allgemeine Kursverfall an den Finanzmärkten, über den ich Anfang Mai 2022 geschrieben habe, hat nun auch der Silicon Valley Bank das Genick gebrochen, da sie aufgrund von Liquiditätsengpässen Anleihen aus ihrem Portfolio verkaufen musste. Da diese Anleihen jedoch in den letzten Monaten aufgrund der Politik der US-Notenbank stark an Wert verloren haben, entstanden der Bank Verluste in einer Höhe, die sie nicht mehr tragen konnte. Schließlich wurde sie von den amerikanischen Aufsichtsbehörden geschlossen.

Wenn die Federal Reserve die Zinsen weiter anhebt und vor allem die Bilanz reduziert und damit Liquidität in Höhe von fast 100 Milliarden Dollar pro Monat abzieht, werden wir in eine Finanzkrise geraten, die die von 2008 wie einen Kindergeburtstag aussehen lassen würde.

Deshalb rechne ich damit, dass die Fed die Zinsen nicht weiter anhebt und den Liquiditätsentzug – die Reduzierung der Zentralbankbilanz – im Frühjahr beendet.

Solange die Fed diese Schritte jedoch nicht ankündigt oder einleitet, wird es an den Finanzmärkten vorerst turbulent bleiben.

Diese Maßnahmen dürften jedoch nicht mehr ausreichen, um eine Finanzkrise abzuwenden. Bereits im Frühjahr könnte die Fed gezwungen sein, die Zinsen zu senken und ein neues Anleihekaufprogramm – im Fachjargon Quantitative Easing (QE) genannt – aufzulegen, um die Marktteilnehmer mit zusätzlicher Liquidität zu versorgen.

Danach wird sich die Lage aber wieder beruhigen.

4 Kommentare

  1. Hallo Anton,

    Hast Du im zweiten Halbsatz einen Fehler aus Versehen eingebaut in Deiner Kolumne?

    „Deshalb rechne ich nicht damit, dass die Fed die Zinsen weiter anhebt und den Liquiditätsentzug – die Reduzierung der Zentralbankbilanz – im Frühjahr beendet.“

    Du rechnest nicht damit, dass die Fed die Zinsen weiter anhebt – soweit so gut, die FED nimmt also den Fuß vom Gaspedal.

    Bzgl Bilanzsummenreduktion schreibst Du aber, dass die FED mit der Bilanzsummenreduktion NICHT aufhören wird – also den Fuß auf dem Gaspedal lässt.

    Nach der Finanzkrise 2007/08 wurde die Bilanzsumme ausgeweitet. Dann erneut ab März 2020 massiv via Corona-Billionen.

    Hat die FED ihr Pulver verschossen? Wenn die FED jetzt erneut „druckt“ dann bleibt die Inflation ja in perversen Höhen mit sozialen Verwerfungen en masse. Ich sehe die FED in einer massiven Zwickmühle.

    Du auch?

    Ein weiterer Unterschied zu den vergangenen Krisen: „damals“ haben die internationalen Notenbanken abgestimmt agiert. Jetzt haben wir einen kalt-heißen Krieg „Ost vs West“.

    Zumal China mit seinen Lockdowns durch Güterknappheit (bewusst?) die Inflation im Westen angeheizt hat.

    Wir haben aktuell also neben der Notenbankpolitik auch eine geopolitische Komponente zu verdauen.

    • Vielen Dank, lieber Michael.
      Da hatte sich in der Tat ein Fehler eingeschlichen, ich habe ihn bereits korrigiert.
      Beste Grüße
      Anton Voglmaier

    • Und nun zu den Fragen:
      „Hat die Fed ihr Pulver verschossen? ……“
      Nein, hat sie nicht, denn die steigenden Preise für Waren und Dienstleistungen, die wir in den letzten Jahren erlebt haben, wurden nicht durch die Aufblähung der Geldmenge durch die Zentralbanken verursacht, sondern durch die staatlichen Rettungsprogramme, den Anstieg der Energiepreise aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und die Unterbrechung der Lieferkette durch die Pandemie.
      Da jedoch zwei der drei Gründe für steigende Waren- und Dienstleistungspreise bereits weggefallen sind und der Krieg sich nicht so katastrophal auf die Rohstoffpreise ausgewirkt hat, wie die Mehrheit der Marktteilnehmer zu Beginn des Krieges geschätzt hatte, fällt dieser Grund nicht mehr so stark ins Gewicht.
      Wenn jedoch die US-Notenbank ihre derzeitige Geldpolitik fortsetzt, werden wir innerhalb kurzer Zeit einen deflationären Crash erleben, der schlimmer wäre als die Finanzkrise von 2008.
      Auch hier ist zu hoffen, dass sich die Zentralbanken abstimmen, um einen Absturz zu vermeiden.
      Und nein, China hat die Inflation nicht absichtlich mit seinen Lockdowns angeheizt.

  2. Spannende Zeiten!

    1) die Zinsen steigen weiter, EZB, FED und UK – auch wenn sich der Zinserhöhungszyklus dem Ende naht, NOCH steigen die Zinsen. Und das, obwohl die Auswirkungen sich immer deutlicher in der Wirtschaft zeigen…

    2) die Schweiz – wie von Anton beschrieben – in Gefahr. Spannend wird sein, ob der UBS, dem Moloch, Vertrauen geschenkt werden wird. Etwas weiter gedacht: US-Großbanken profitieren vom Ausscheiden lästiger Konkurrenz.

    3) die FED pumpt wieder Liquidität in die Märkte. Musste sie, denn Panik an den Finanzmärkten erzeugen ihre unkontrollierbare Eigendynamik. Wird sie weiter drucken? Was wäre die Reaktion darauf? Mehr Inflation und weniger Vertrauen womöglich…

    4) Wer „gewinnt“ das geopolitische Machtspiel? In der Finanzkrise 2007/08 haben die Notenbanken global betrachtet und die G8 / G20 an einem Strang gezogen. Das wird dieses Mal nicht der Fall sein und ist mEn gefährlich. Aktuell dürften in Peking und Moskau die Korken knallen aufgrund der Unruhen bei uns.

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