Fehlendes Verständnis im FT-Film mit dem Titel: Why governments are ‚addicted‘ to debt
30. März 2025 - Anton Voglmaier in Allgemein | 2 Kommentare
Der Beitrag der Financial Times (FT) zeigt auf, dass keiner der Mitwirkenden des FT-Films erkennt, dass auch Staaten kontinuierlich neue Schulden aufnehmen müssen, um einen deflationären Crash zu verhindern. Da die aktuelle Geldordnung aus diesem Grund langfristig nicht tragfähig ist, wird ein Schuldenschnitt früher oder später unausweichlich sein.
Warum ist das der Fall?
Dazu muss man folgendes wissen: Banken verleihen das Geld ihrer Kunden nicht, wie viele Menschen annehmen. Sie haben das Vorrecht, Geld zu schaffen und das geschaffene Geld dann an ihre Kunden zu verleihen. Das Geld der Bankkunden, das diese auf ihren Konten haben, wird also mit dem Parken auf den Konten stillgelegt (Wertaufbewahrungsfunktion), d.h. es steht nicht mehr als Zahlungsmittel zur Verfügung. Dies führt dann aber dazu, dass wieder neues Geld geschaffen werden muss, um zusätzliches Geld in Umlauf zu bringen, das die Funktion als Zahlungsmittel erfüllen kann.
Und wie funktioniert diese Geldschöpfung?
Sie erfolgt fast ausschließlich über Bankkredite an Staaten, Unternehmen und Privatpersonen, d.h. es müssen immer wieder neue Kredite von den Banken an Staaten, Unternehmen und Privatpersonen vergeben werden, damit das stillgelegte Geld (Wertaufbewahrungsmittel) durch zusätzliches Geld ersetzt wird, das dann als Zahlungsmittel verwendet werden kann (der Prozess der Geldschöpfung wird von der Bundesbank hier ausführlich beschrieben).
Langfristig – über Jahrzehnte hinweg – ist dieses System jedoch nicht tragfähig. Die Gesamtverschuldung muss kontinuierlich steigen, da die Funktionen des Geldes als Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel in einem inneren Widerspruch stehen. Irgendwann erreicht die Schuldenlast ein Niveau, das nicht mehr bedient werden kann. Infolgedessen schwindet das Vertrauen in das Geld, und die Geldordnung gerät ins Wanken oder kollabiert vollständig.
Kein Platz für Verschwörungstheorien
Dies hat also nichts mit bösen Bankern, irgendwelchen dunklen Mächten oder sonstigen finsteren Machenschaften zu tun, wie dies von Verschwörungstheoretikern, anderen Spinnern und auch Antisemiten gerne im Zusammenhang mit Geld behauptet wird.
Aber Gott sei Dank kommt diese Art von Person im FT-Film nicht vor!
Beispiel: Finanzkrise 2008
Als Beispiel aus der jüngeren Geschichte kann man für diese Entwicklung die Finanzkrise von 2008 anführen, wo die Geldordnung aufgrund des Vertrauensverlustes am Rande des Zusammenbruchs stand. Dort ist es den handelnden Akteuren (Politiker und Zentralbanker, die auch Politiker im Sinne der Geldpolitik sind) gelungen, den Vertrauensverlust der Banker und der restlichen Bevölkerung in das Geld in letzter Minute abzuwenden. Eine große Leistung, für die der damalige Präsident der Federal Reserve Bank, Ben Bernanke, zu Recht mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde.
Fehlendes Verständnis im FT-Beitrag
Bedauerlicherweise scheinen sich die Mitwirkenden des FT-Beitrags dieses grundlegenden Zusammenhangs nicht bewusst zu sein. Daher sprechen sie über etwas, dessen Mechanismen sie offensichtlich nicht vollständig verstehen. Doch sehen Sie selbst:
https://youtu.be/n1jhoU9Mp_U?si=jQLcoRYYt9FQrlr1
„Da die aktuelle Geldordnung aus diesem Grund langfristig nicht tragfähig ist, wird ein Schuldenschnitt früher oder später unausweichlich sein.“
Guter Punkt.
Warum macht man diesen Schuldenschnitt denn nicht bereits jetzt, wenn es denn ohnehin unausweichlich ist?
Weil dann alles zusammenbricht, und niemand, der bei Verstand ist, will für solche Zustände verantwortlich sein.
Abgesehen davon sehen es die meisten Menschen auch nicht so, da sie sich dieses grundlegenden Zusammenhangs nicht bewusst sind – siehe weiter unten.