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Greiffbar – Investments zum Anfassen

30. April 2020 - Volker Schilling in Gastbeitrag | 16 Kommentare

Greiffbar - Investments zum Anfassen von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Auf Messers Schneide
  • Den Löffel abgeben
  • Aufgegabelt

Auf Messers Schneide

Wenn anscheinend jemand auf des Messers Schneide balancieren kann, dann der Vorstandsvorsitzende der Wirecard AG. Der hat kurzerhand diese Woche den seit langem sehnsüchtig erwarteten Sonderprüfungsbericht der KPMG auf der Unternehmenswebseite veröffentlicht. Oder wie ein befreundeter Wirtschaftsjournalist diese nannte: „Mann, muss der Typ Eier haben!“ Kurzum: Der Prüfbericht, der alle Vorwürfe von Bilanzmanipulation beiseite schieben sollte, fällt alles andere als schmeichelhaft aus. Im Wesentlichen sagt der Bericht aus, dass man nichts Wirkliches aussagen könne. Was macht CEO Braun daraus? Ganz einfach, der Bericht kann folglich auch keine Bilanzmanipulationen nachweisen, und deshalb hat es eben keine gegeben. Eine messerscharfe Analyse, die ihm die Anleger leider so nicht abgekauft haben und den Kurs der Aktie auf Talfahrt schickten. Fast am Corona-Tief angekommen hat sich der Kurs stabilisiert, wohl auch deshalb, weil das Unternehmen mit dem Messer zwischen den Zähnen Besserung gelobt hat. Die „Shorties“ dagegen, als diejenigen, die auf weiter fallende Kurse setzen, zücken derweilen die Messer und wollen Wirecard weiterhin zur Schlachtbank führen. Dort herrscht aber gerade mächtig Andrang:

Den Löffel abgeben

Einige Unternehmen werden die Corona-Krise nicht überleben. Unter denjenigen, die ziemlich sicher den Löffel abgeben werden, ist auch die Deutsche Lufthansa. Auch wenn man sich die Suppe nicht selbst eingebrockt hat, soll sie zumindest jetzt vom Staat ausgelöffelt werden. Der Schrei nach Staatshilfen für die Airline ist groß. Da aber keine der politischen Parteien die Weisheit mit Löffeln gefressen hat, fordern die einen den ökologischen, die anderen einen ökonomischen Umbau mit Hilfe des Staates. Sicher dürfte indes jedoch eines sein: Deutschland braucht eine eigenständige Fluggesellschaft als Industriestandort und Urlaubsweltmeister. CEO Spohr, selbst ausgebildeter Pilot, fliegt dabei momentan einige Kapriolen. Man muss schon lange Löffel haben, um mit der Eigeninsolvenz zu drohen, um dem Staat weitere Zugeständnisse abzupressen. Da sich aber bekanntermaßen mit einem Löffel im Mund nicht schlucken lässt, wird die politische Diskussion um die Lufthansa weiter anhalten. Dazu passt doch die Meldung dieser Woche, dass der Berliner Flughafen endlich an den Start gehen darf. Dumm nur, dass ihn jetzt keiner braucht. Aber wie heißt es so schön: Die Hoffnung ist der große Löffel Honig in manchem bitteren Tee des Lebens.

Aufgegabelt

In dieser Woche muss ich noch einige Meldungen zu Finanzthemen aufgabeln: Da war zum einen das mit 4,8% unerwartet hohe Schrumpfen der US-Wirtschaft im ersten Quartal. Oder die flammende Rede des US-Notenbank-Chefs Jerome Powells, der seine Landsleute auf die gravierenden Folgen der Corona Krise einstimmt, aber gleichzeitig bereit ist, „alle Instrumente“ einzusetzen. Zum anderen die ersten Hoffnungsschimmer auf positiv verlaufende Corona-Behandlungen in klinischen Tests oder auch die wunderbare Weisheit des amerikanischen Häuptlings Trump, dass China dabei ist, alles zu tun, um seine Wiederwahl zu verhindern. Das sind böse Zungen, die behaupten, dass die Suppe der Weisheit vom ein oder anderen mit der Gabel gegessen wurde. Hier gabelt sich unser Weg für diese Woche. Bleiben Sie gesund.

Ihr Volker Schilling

16 Kommentare

  1. Ich möchte bzgl. Wirecard sicher nicht die Dinge schön reden, auch ich bin als Aktionär ziemlich angefressen und auch erschüttert über Dinge… trotzdem bleibe ich investiert, weil Wirecard sich auch die nächsten Jahre deutlich auf Wachstumskurs weiterhin befinden wird und letztlich irgendwie später mal keiner mehr darüber redet bzw. es jemand interessiert, was vielleicht 2016-2018 sagen wir mal ziemlich unglücklich lief…

    Ich vertraue momentan weiterhin dem Management und erwarte natürlich für 2019 ein wesentlich klareren und von EY uneingeschränkt testierten Bericht. Zudem Bestätigung der Prognose für 2020… und den Laden intern in Griff kriegen, trotz starken (auch technologischen) Wachstums, denn so ist es eines Dax-Konzerns nicht würdig. Und natürlich muss Braun an der Spitze bleiben, er hat die Vision für die Entwicklung des Konzerns…

    Sehr volatil die Aktie und für mich immer noch auch ein möglicher Ãœbernahmekandidat eines Big Players…

    Ich bleibe investiert und habe Zeit, solange das deutliche Wachstum wie in der Vergangenheit anhält, wird sich irgendwann der Erfolg im operativen Geschäft auch im Aktienkurs durchsetzen…

  2. „Bleiben Sie gesund“ ist ein opportunistischer Modespruch dieser Tage.

    Die gesund lebenden Menschen bleiben selbstverständlich gesund, auch wenn sie sich COVID-19 einfangen. Wie bei den anderen Grippeviren auch.

    Ich frage mich aber, wie es um die Gesundheit von 10 Mio Kurzarbeitern, Hunderttausende neuen Arbeitslosen in Deutschland bestellt ist. Oder um die Gesundheit von 30 Mio US Amerikanischen Arbeitslosen. Und wie sieht es denn in den anderen Ländern aus?

    Auf der Straße pöbeln sich Menschen an wenn einer aus Versehen nahe an jmd vorbeiläuft. Und das bei einer Sterberate von offensichtlich 0,1 Prozent bei COVID-19.

    Der helle Wahnsinn.

    Immerhin bekommen wir wahrscheinlich einen neuen US Präsidenten. Endlich bekommen wir dann TTIP. Alternativlos.

    • Es ist definitiv angebracht alle möglichen Seiten, und nicht nur die der Virologen und Epidemologen, in die politischen Entscheidungen einzubeziehen, da sind wir vermutlich alle einer Meinung.
      Der Vergleich mit Grippe wird durch die häufige Wiederholung allerdings nicht wahrer, ebenso irgendwelche spekulativen Aussagen über die Sterberate.
      Das ist dann zwar nicht opportunistisch, aber dafür ziemlich populistisch.

  3. „ebenso irgendwelche spekulativen Aussagen über die Sterberate“

    Kannst Du mir bitte sagen, anhand welcher Parameter und mit welcher Formel Du die Sterberate berechnen würdest?

  4. Kann ich nicht, ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es dazu bisher keine valide Daten gibt, da ja gar nicht klar ist, wieviele Leute bisher infiziert waren.

    • Es gibt Reihenweise valide Daten…
      Heinsberg Studie
      Stanford University Studie
      Und jetzt ganz frisch: rund 20 Prozent der New Yorker haben bereits Antikörper, sind also immun.

      Dann rechne man einfach…
      20 Mio Einwohner
      20.000 Tote (aufgerundet)
      Bisher sind also 0,1 Prozent mit COVID-19 gestorben.

      20 Prozent sind bereits immun. Bei ca 60 Prozent wird eine Herdenimmunität nachgesagt.

      Die Schweden dürften mittlerweile über 20 Prozent Immunisierung liegen, ganz ohne Lockdown. Und mit nur 2.700 Tote bei 10 Mio Einwohner, also 0,027 Prozent.

      Zahlen Daten Fakten plus triviale Mathematik.

      Fazit: Wer glaubt, COVID-19 sei ein Killer, glaubt einer Verschwörungstheorie.

      • Man nehme wissenschaftlich nicht validierte Zahlen und mache Berechnungen mit wissenschaftlichem Anspruch daraus,z.B. NYC. Schweden hat keinen Lockdown ist nicht korrekt, er ist nicht so umfassend wie bei uns, auch wird unter anderen Kriterien getestet und die Toten anders erfasst, z. B. in Alterheimen. In Schweden kann die Ãœbersterlichkeit nur auf der Basis von Euromomo errechnet werden und die ist auch dort gegeben. Schweden steht ohne harte Massnahmen bei Arbeitslosen und Wirtschaft schlechter da als Mitteleuropa. Schweden hat durch seine geografische Lage nur einen Bruchteil der Grenzgänger was die Massnahmen bei uns rechtfertigt.
        Das Virus ist viel ansteckender als die Grippe und wirkt nach neuesten pathologischen Untersuchungen anders als diese. Ohne die Massnahmen wären die Todeszahlen viel höher.

        Fazit: ihr Beitrag kann genau so gut als Verschwörungstheorie angeschaut werden wie andere auch.

      • Schön, dass sie New York als Beispiel anführen. Das kann man nämlich ganz gut rechnen.
        Es geht in der Studie um New York City nicht um den Staat New York. Einwohnerzahl 8,3 Millionen. Todeszahl vor ein paar Tagen ca. 13 Tausend.
        Bei 20% Infizierten von 8,3 Millionen Einwohnern, sind wir bei 1,66 Millionen. Davon sind 13Tausend gestorben. Das sind 0,8 Prozent!!! Das heißt Covid19 ist, wenn es wie in New York schlecht läuft, 8 mal tödlicher als die Grippe, die bei ungefähr 0,1% liegt.
        Man sollte schon aufpassen, bevor man mit Zahlen um sich wirft…

      • Nach der Heinsberg-Studie (Gangelt) liegt die Sterblichkeit bei 0,37%. Und die Zahl der bereits Infizierten etwa 10fach höher als die offiziell gemeldete Zahl Fälle.

        • Ähnliche Zahlen hatte ich mit meinem Taschenrechner schon vor zwei Monaten ausgerechnet 😉

  5. Wie schon an anderer Stelle im Forum gepostet wurde, kann man aber z.b. die sogenannte Ãœbersterblichkeit betrachten. Auf http://www.euromomo.eu
    Man muss allerdings beachten, dass die Zahlen der letzten Wochen noch nicht ganz vollständig sind, zu Deutschland z.B. auch.
    Ich denke es wird für jeden ersichtlich, dass der Vergleich mit einer normalen Grippe nicht hinhaut. Die Übersterblichkeit in Europa liegt deutlich über der sehr starken Grippewelle von 2017 und das trotz der Vorsichtsmassnahmen aktuell. Ausserdem wird sie durch einige wenige Länder in Europa extrem nach oben geschoben.
    „This overall excess mortality is, however, driven by a very substantial excess mortality in some countries, primarily seen in the age group of 65 years and above, but also in the age group of 15-64 years.“

    • Die Ãœbersterblichkeit wird hier noch genauer aufgeschlüsselt: https://www.euromomo.eu/graphs-and-maps/

      Wenn man sich das anschaut, ist der wesentliche Unterschied zur normalen Grippe der sehr viel schnellere Anstieg und die kurzzeitig sehr viel höhere Ãœbersterblichkeit – eben genau das, was in verschiedenen Ländern die Gesundheitssysteme überlastet hat. Genauso schnell wie es kam, sinkt die Ãœbersterblichkeit aber nun auch wieder. Ebenfalls sehr viel schneller als sonst bei der Grippe, wie auch anhand der Grafiken ersichtlich ist. Vielleicht ist der Spuk also nun fast vorbei. Die Gesamtzahl der Todesopfer wird am Ende vielleicht nicht so viel höher sein als bei der normalen Grippe – eben nur innerhalb eines kürzeren Zeitraums.

      Siehe hierzu auch die Wikipedia-Grafik zur Ãœbersterblichkeit in Spanien: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbersterblichkeit#/media/Datei:Daily_mortality_in_Spain_April_2018%E2%80%93April_2020.png

      Interessant zum Thema ist auch die folgende Übersicht bei Wikipedia: Liste von Epidemien und Pandemien. Link: https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Epidemien_und_Pandemien Demnach liegt die Zahl der bislang Verstorbenen Corona-Opfer zumindest in der Größenordnung der Opfer der besonders starken Grippewelle von 2017/2018 (derzeit noch etwas niedriger).

      • Schlüssiger Beitrag

  6. König Fussball ruht…Millionen dt. Bundestrainer haben mehr Zeit… dafür melden sich jetzt immer mehr Chefvirologen mit unterschiedlichen Statistiken zu Wort, die sie den „Mainstreitmedien“ entnommen haben. Bin auch einer. Meine Meinung: Wir wissen über das Virus immer mehr, aber immer noch zu wenig. Daher unterstütze ich die gehandhabte vorsichtige Vorgehensweise

  7. Sterblichkeit: Die Zahlen sind in einer Range bekannt (0,1 bis 0,37 Prozent).

    Ein Impfstoff kommt frühestens Mitte / Ende 2021. Freiwillige vor.

    Die Auswirkungen nach wenigen Wochen Wirtschaft runterfahren sind ebenfalls bekannt. Aber noch spürt sie nicht jeder. Kommt aber noch für die meisten, keine Sorge.

    Was nun?

    • Nun, alle die dank den Massnahmen nicht krank wurden dürfen weiterleben, ist doch immerhin etwas.
      Bei jeder Krise gab es mehr oder weniger Betroffene die unter erschwerten Umständen weiter machen mussten. Da hat es auch niemanden interessiert wie gross die sog. „Kollateralschäden“ sind. Diese konnten eh nie Nachgewiesen werden. Nur jetzt bei Covid-19 ist es ein Thema. Bei den anderen Krisen, allesamt Hausgemacht konnte man immer einen Schuldigen finden und wurden dadurch rational Fassbar. Dem Virus hingegen ist es schnurzegal schuldig zu sein und eine Gesundheitskrise wie jetzt kann jeden treffen und ist deshalb rational nur schwer Fassbar. Jeder versucht mit Hilfe von Daten, Statistiken, Zahlen usw. seine Meinung und sein Empfinden darzulegen. Im Hinterkopf aber immer präsent, schon Morgen kann man selber zu den Opfern gehören. Das Nichtwissen darüber, wie die Krankheit bei sich selber verlaufen würde, macht Angst,das zeigen die vielen Verschwörungstheorien.

      Fakt ist: es wird weiter gehen, anders als bisher, dafür mit viel mehr Leuten lebend. Packen wir es an!

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