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Ist Bitcoin als Währungsreserve für Zentralbanken geeignet?

2. Januar 2025 - Anton Voglmaier in Allgemein | Keine Kommentare »

In den USA und Europa wird derzeit eine Debatte darüber geführt, ob Bitcoin als Währungsreserve für Zentralbanken geeignet ist.

Meine Antwort darauf ist ein klares Nein:

Alles begann im Jahr 2009, als der Erfinder des Bitcoin mit dem Pseudonym Satoshi Nakamoto diesen auf den Markt brachte. Er tat dies als Reaktion auf die Finanzkrise im Jahr 2008, indem er nämlich feststellte, dass die Zentralbanken ihre Zentralbankbilanz extrem ausweiten mussten, um diese Finanzkrise zu bewältigen. Das heißt, sie haben zusätzliches Geld in Umlauf gebracht. Ich vermute, dass er Bitcoin deshalb ins Leben gerufen hat, weil er verhindern wollte, dass Bitcoin im Gegensatz zu Fiat-Währungen (zu den Fiat-Währungen gehören der $, der €, das £, der Yen und der Schweizer Franken) unendlich aufgebläht werden kann. Der Grund dafür ist, dass Bitcoin auf 21. 000. 000 Stück begrenzt ist, die bis heute noch nicht vollständig geschürft wurden. Dabei wird jedoch die zweite wesentliche Funktion – neben der Wertaufbewahrung – des Geldes übersehen, nämlich die Zahlungsfunktion.

Daher ist es problematisch, eine Währung wie Bitcoin zu begrenzen, denn dies wird letztlich dazu führen, dass sie nicht mehr als Zahlungsmittel verwendet wird, da die meisten Menschen davon ausgehen, dass Bitcoin entweder weiter im Wert steigen oder ins Bodenlose fallen wird.

Darüber hinaus haben Bitcoin und viele andere Kryptowährungen auch ein Problem mit der zweiten wesentlichen Funktion von Geld, der Wertaufbewahrungsfunktion: Bitcoin und Co. haben in der Regel keinen intrinsischen (inneren) Wert, d.h. der Preis der meisten Kryptowährungen hängt ausschließlich von Angebot und Nachfrage ab. Im Klartext: Bitcoin und die meisten anderen Kryptowährungen sind wertlos. Dieser fehlende innere Wert wird im Fall von Bitcoin nicht durch die Grenze von 21 Millionen Einheiten geheilt, da es dann halt nur 21 Millionen wertlose Einheiten (Bitcoins) gibt.

Nun könnte man aber argumentieren, dass dies auch bei FIAT-Währungen der Fall ist. Im Prinzip stimmt das auch, denn der Goldwechselstandard wurde 1971 vom damaligen US-Präsidenten Nixon abgeschafft. Bis dahin war der US-Dollar in einem festen Verhältnis an das Gold gekoppelt, d.h. man konnte einen US-Dollar in einem festen Verhältnis in Gold tauschen. Darüber hinaus konnten damals auch die wichtigsten Währungen in US-Dollar und damit über diesen Umweg in Gold umgetauscht werden – daher der Begriff Goldwechselstandard. Dennoch haben die FIAT-Währungen, auch wenn sie nicht mehr goldgedeckt sind, einen großen Vorteil: Sie unterliegen keinen großen Kursschwankungen und erfüllen daher ihre Funktion als Zahlungsmittel und in geringerem Maße – je nach Höhe der Geldentwertung – auch als Wertaufbewahrungsmittel.

Dennoch lohnt es sich meiner Meinung nach, über eine sinnvolle Ergänzung zu den FIAT-Währungen nachzudenken, denn auch sie werden irgendwann wertlos werden, nämlich dann, wenn die Menschen das Vertrauen in die FIAT-Währungen verlieren. Dies hat aber nichts mit bösen Bankern, irgendwelchen dunklen Mächten oder sonstigen finsteren Machenschaften zu tun, wie dies von Verschwörungstheoretikern, anderen Spinnern und auch Antisemiten gerne im Zusammenhang mit Geld behauptet wird. Der Grund ist ein ganz anderer: Auf Dauer kollidieren auch bei FIAT-Währungen die beiden wesentlichen Funktionen des Geldes, die Wertaufbewahrungs- und die Zahlungsfunktion.

Der Grund ist jedoch ein anderer als bei Bitcoin und Co. Dazu muss man folgendes wissen: Banken verleihen das Geld ihrer Kunden nicht, wie viele Menschen annehmen. Sie haben das Vorrecht, Geld zu schaffen und das geschaffene Geld dann an ihre Kunden zu verleihen. Das Geld der Bankkunden, das diese auf ihren Konten haben, wird also mit dem Parken auf den Konten stillgelegt (Wertaufbewahrungsfunktion), d.h. es steht nicht mehr als Zahlungsmittel zur Verfügung. Dies führt dann aber dazu, dass wieder neues Geld geschaffen werden muss, um zusätzliches Geld in Umlauf zu bringen, das die Funktion als Zahlungsmittel erfüllen kann.

Und wie funktioniert diese Geldschöpfung?

Sie erfolgt fast ausschließlich über Bankkredite, d.h. es müssen immer wieder neue Kredite von den Banken vergeben werden, damit das stillgelegte Geld (Wertaufbewahrungsmittel) durch zusätzliches Geld ersetzt wird, das dann als Zahlungsmittel verwendet werden kann (der Prozess der Geldschöpfung wird von der Bundesbank hier ausführlich beschrieben:

Langfristig – über Jahrzehnte – ist das aber nicht haltbar, weil die Schuldenmenge immer weiter steigen muss – eben wegen der sich beißenden Funktionen des Geldes als Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel. Irgendwann bricht die Geldordnung zusammen, weil die Schulden nicht mehr bedient werden können und die Menschen das Vertrauen in die FIAT-Währungen verlieren. Als Beispiel aus der jüngeren Geschichte kann man für diese Entwicklung die Finanzkrise von 2008 anführen, wo die Geldordnung aufgrund des Vertrauensverlustes am Rande des Zusammenbruchs stand. Dort ist es den handelnden Akteuren (Politiker und Zentralbanker, die auch Politiker im Sinne der Geldpolitik sind) gelungen, den Vertrauensverlust der Banker und der Bevölkerung in das Geld in letzter Minute abzuwenden. Eine große Leistung, für die der damalige Präsident der Federal Reserve Bank, Ben Bernanke, zu Recht mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde.

Da also auch unser bisheriges Geld auf lange Sicht wertlos werden wird, lohnt es sich meines Wissens tatsächlich, darüber nachzudenken, wie man die Blockchain-Technologie, die hinter Bitcoin und den meisten anderen Kryptowährungen steht, als sinnvolle Ergänzung zu FIAT-Währungen und dann gegebenenfalls auch als Währungsreserven nutzen kann.

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