Zins bleibt im Abwärtstrend
1. Oktober 2017 - Raimund Brichta in Allgemein | 7 Kommentare
Warum der Zins noch auf Jahre, möglicherweise sogar Jahrzehnte, im Abwärtstrend bleiben dürfte, haben wir in der „Wahrheit über Geld“ fundamental begründet. Damit unterscheiden wir uns deutlich vom Mainstream, der seit einigen Jahren bei jedem unteren Zins-Wendepunkt stets die „Zinswende“ nach oben ausruft.
Umso bemerkenswerter ist es, dass der von uns sehr geschätzte Chartexperte Wieland Staud nun ebenfalls Zweifel an der Zinswende bekommt und aus charttechnischer Sicht das untermauert, was ich seit Jahren fundamental begründe: Der Zins bleibt vermutlich noch sehr lange in seinem langfristigen Abwärtstrend.
Staud hat dazu in der FAZ einen interessanten Kommentar veröffentlicht, zu dem ich hiermit verlinke:
Klar, ist doch auch fundamental unterlegt. Die Zinsen sind zu hoch, wenn alle Sektoren einer Volkswirtschaft Geldvermögen bilden wollen, und nur Subprime -Verschuldung oder künftig Verschenkung via Exportsaldo bleibt.
https://guthabenkrise.wordpress.com/…/warum-es-richtig…/
Herr Brichta, könnten Sie sich vorstellen, dass der Leitzins in 10 Jahren bei 3% oder höher stehen wird? Für zukünftige Häuslerbauer stellt sich die Frage, ob man sich niedrige Zinsen mit einem Bausparer sichern sollte. Sollten die Zinsen allerdings nicht signifikant steigen, oder gar weiter fallen, wird das ein Schuss nach hinten.
Selbstverständlich werden die Zinsen auch im Abwärtstrend weiter schwanken. Auch der Zins-Anstieg 2003-2009 hat den Abwärtstrend nicht beendet. So dürfte es m. E. auch diesmal sein.
Ein EZB-Leitzins von 3% in der Spitze des nächsten Zyklus ist dabei gar nicht so unwahrscheinlich. Im letzten Zyklus lag das Hoch bei 4,25%, im vorletzten bei 4,75%.
Wir wissen, dass der Mensch vor 3200 Jahren ebenso intelligent war wie der moderne Mensch. Dennoch sind wir geneigt, die Menschen früherer Zeiten für dumm zu halten, weil sie noch nicht soviel wussten oder wissen konnten. Gleichzeitig wird die eigene Intelligenz überschätzt. In wieweit die eigene Intelligenz überschätzt wird, wird deutlich, wenn wir Intelligenz als die Fähigkeit definieren, auf der Grundlage des zur jeweiligen Zeit vorhandenen Wissens zu möglichst weitreichenden Erkenntnissen zu gelangen. Dann war der Verfasser der Genesis (nennen wir ihn Mose) viel intelligenter als alle „Experten“, die heute von sich glauben, sie wüssten schon was:
Himmel und Erde = Nachfrage (Geld) und Angebot (Waren)
Garten Eden / Paradies = freie (d. h. monopolfreie) Marktwirtschaft
Früchte tragende Bäume = Gewinn bringende Unternehmungen
Baum des Lebens = Geldkreislauf
Baum der Erkenntnis = Geldverleih
Frucht vom Baum der Erkenntnis = Urzins (S. Gesell) / Liquiditätsprämie (J. M. Keynes)
Gott (Jahwe) = künstlicher Archetyp: „Investor“
Mann / Adam = Sachkapital / der mit eigenem Sachkapital arbeitende Kulturmensch
Frau / Eva = Finanzkapital / der in Sachkapital investierende Kulturmensch
Tiere auf dem Feld = angestellte Arbeiter ohne eigenes Kapital (Zinsverlierer)
Schlange = Sparsamkeit (die Schlange erspart sich Arme und Beine)
Nachkommen der Schlange = Geldersparnisse
Nachkommen der Frau = neue Sachkapitalien
Kopf der Schlange = Kapitalmarktzins (Sachkapitalrendite)
Erbsünde = Privatkapitalismus
Vertreibung aus dem Paradies = Verlust der Unterscheidungsfähigkeit zwischen Marktwirtschaft und Kapitalismus
Cherubim = Denkblockaden
Wer nicht von den Denkblockaden beherrscht wird (leider noch immer eine seltene Ausnahme), muss zugeben, dass der makroökonomische Sinngehalt unmöglich „hineinzuinterpretieren“ wäre, hätte die Genesis irgendeine andere Bedeutung. Unabhängig davon, wäre jede andere Bedeutung für das menschliche Zusammenleben irrelevant und der Text hätte niemals über drei Jahrtausende hinweg verbreitet und zur Basis dreier Weltreligionen (Judentum, Christentum und Islam) werden können.
Der von der Religion (Rückbindung auf den künstlichen Archetyp Jahwe=Investor) aus dem allgemeinen Begriffsvermögen ausgeblendete Privatkapitalismus ist tatsächlich verantwortlich für alle Zivilisationsprobleme, die sich überhaupt thematisieren lassen, und in Genesis_3,14-15 ist mit genialen Metaphern erstmals der elementare Zusammenhang zwischen dem Kapitalmarktzins und der Knappheit des eingesetzten Sachkapitals beschrieben:
Wird über einige Jahrzehnte, solange eine Volkswirtschaft noch wachsen kann, an der Vermehrung von Sachkapitalien (Häuser, Fabriken, Schiffe, etc.) gearbeitet, sinkt aufgrund marktwirtschaftlicher Konkurrenz der Kapitalmarktzins, d. h., die neuen Sachkapitalien („Nachkommen der Frau“) werden immer mehr den Kapitalmarktzins herunterdrücken („den Kopf der Schlange zertreten“).
Den Kapitalmarktzins herunterdrücken ist an sich positiv, weil dadurch die Arbeitslöhne (sowohl für Angestellte als auch für Selbständige) steigen. Weil aber ein a priori fehlerhaftes Geld (das heutige Papiergeld wurde gänzlich unreflektiert dem Edelmetallgeld der Antike nachgeäfft) mit parasitärer, der wesentlichen Tauschfunktion widersprechenden Wertaufbewahrungsfunktion (Zinsgeld) nur gegen eine Liquiditäts(verzichts)prämie (Urzins) mittel- bis langfristig verliehen und somit in Sachkapital investiert werden kann, aus dem jegliche Wertschöpfung und auch der Urzins erarbeitet werden, wird immer weniger investiert und immer mehr spekuliert, sobald der Zinsfuß auf die Liquiditätspräferenzgrenze von etwa 2 bis 3 Prozent absinkt. Dann wird die Sparsamkeit (die „Schlange“) die weitere Vermehrung neuer Sachkapitalien („Nachkommen der Frau“) verhindern und damit die soziale sowie technische Weiterentwicklung (positiver Fortschritt) zum Erliegen bringen („in die Ferse stechen“) und letztlich sogar umkehren (negativer Fortschritt = Rückschritt):
Es kommt zu der von John Maynard Keynes beschriebenen Liquiditätsfalle mit Unterbrechungen des Geldkreislaufs („Baum des Lebens“). Das gesparte Geld zieht sich aus der mittel- bis langfristigen Anlage zurück und verschwindet in Spekulationskassen. Die zwangsläufigen Folgen sind Massenarbeitslosigkeit, Hunger und Krieg. Der Krieg bewirkt eine umfassende Sachkapitalzerstörung (betreffend Häuser, Fabriken, Infrastruktur, etc.) und damit eine Anhebung des Zinsfußes, sodass nach Kriegsende wieder in neue Sachkapitalien investiert werden kann. Es muss betont werden, dass weder die „hohe Politik“ noch studierte „Wirtschaftsexperten“ von diesen Zusammenhängen auch nur die blasseste Ahnung haben. Kein „Verantwortlicher“ kennt die Ursache sowie die Wirkung und folglich den wahren Zweck des Krieges („Vater aller Dinge“)!
Mose konnte noch nicht wissen, wie die Marktwirtschaft vom Privatkapitalismus zu befreien ist, aber die „Mutter aller Zivilisationsprobleme“ war ihm schon bewusst. Heute steht das Wissen zur Verwirklichung der Natürlichen Wirtschaftsordnung (freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus = echte Soziale Marktwirtschaft) nicht erst seit Silvio Gesell zur Verfügung,…
https://www.deweles.de/mut.html…
…sondern schon seit Jesus von Nazareth,…
https://www.deweles.de/phantasie.html…
…während der „Normalbürger“ gar nicht weiß, was der Privatkapitalismus eigentlich ist. Wie dumm muss also der „moderne“ Mensch sein, der diese „banalsten Selbstverständlichkeiten“ noch immer nicht verstanden hat? So dumm, dass er tatsächlich glaubt, Zinsen müssten wohl auf „Apfelbäumchen“ wachsen und nicht durch die Mehrarbeit anderer:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/…/die-idiotie-vom…
Bis zum bevorstehenden, endgültigen Zusammenbruch des zivilisatorischen Mittelalters (Der Krieg konnte nur solange der „Vater aller Dinge“ sein, wie es noch keine Atomwaffen gab!) sagt sich (fast) jeder: „Wenn alle anderen Idioten sind, habe ich das Recht, ebenfalls ein Idiot zu sein!“ Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden und ehrlicherweise muss man auch noch den Wenigen, die frühzeitig keine Idioten mehr sein wollen, die folgenden Warnungen mit auf den Weg geben:
http://opium-des-volkes.blogspot.de/…/vom-wege-des…
Das vorausgeschickt, kann mit der „Auferstehung aus dem geistigen Tod der Religion“ begonnen werden,…
Hast Du was geraucht?
Ein Problem habe ich immer mit all diesen Erklärungen. Auch wenn Sie schön sind. Eine gewisse Effizienz lässt sich unserer Wirtschaftsordnung nicht absprechen.
Und es steht mittlerweile einen großen Teil der Gesellschaft frei am Kapitalmarkt Rendite zu schlagen. Auch wenn die Exponentialfunktion langsam ist, ist sie doch am Ende schneller.
An das Wissen kann ja jeder anknüpfen.
Die fundamentale Erklärung dahinter ist eigentlich ganz simpel: Die Geldvermögen, die nach Anlage suchen, werden immer größer. Ein fortwährend steigendes Angebot führt aber zu fallenden Preisen, die in diesem Fall Zinsen heißen.