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Depot und Fonds – die Unterschiede

18. Oktober 2016 - Raimund Brichta in Allgemein | 2 Kommentare

Seit kurzem gibt es den Wahre-Werte-Fonds. Dieser wurde, wie mir Volker Schilling berichtet, in den ersten Tagen durch Kapital von institutionellen Investoren gefüllt. Der Fonds selbst war deshalb noch nicht investiert, so Volker weiter. Nun sei aber ein Fondsvolumen von gut 10 Mio € erreicht und die Investitionen könnten starten. Damit startet der Fonds fast zeitgleich zum 2. Geburtstag unseres Wahre-Werte-Depots am 15. Oktober.

Klar ist, dass der Fonds nicht genauso handeln kann wie wir im Depot, denn Fonds unterliegen generell größeren Einschränkungen, die der Sicherheit der Investoren zu Gute kommen sollen. Der Fonds wird also seine eigenen Anlageentscheidungen unabhängig vom Depot treffen. Über die Unterschiede zwischen Depot und Fonds erfahren Sie hier mehr.

 

1 . Der wichtigste Unterschied

 

Unser Musterdepot ist vor zwei Jahren mit einem fiktiven Betrag von 100.000 Euro an den Start gegangen. Es fließt kein weiteres Kapital zu und es wird auch nichts entnommen. Damit ändert sich das Depotvolumen ausschließlich aufgrund von Wertschwankungen der enthaltenen Depotwerte sowie aufgrund von Transaktionskosten und Dividendenzuflüssen.

Bei einem offenen Fonds ist das anders: Mittelzuflüsse haben zur Folge, dass neu investiert werden muss, während bei Mittelabflüssen eventuell Depotwerte (teil)verkauft werden müssen. Zudem ändern sich durch Käufe und Verkäufe die durchschnittlichen Einstandskurse. Dies alles, während im Depot möglicherweise nichts geschieht.

Darüber hinaus ist es bei einem permanent schwankenden Fondsvolumen eine große Herausforderung, laufend die gleiche prozentuale Verteilung des Anlagekuchens sicherzustellen wie im Depot, dessen Volumen viel weniger stark schwankt.
All dies kann beim Fonds zu positiven oder negativen Abweichungen gegenüber der Depotentwicklung führen. Möglicherweise gleichen sich diese langfristig aus, wir werden sehen.

 

Es gibt aber noch weitere Unterschiede:

 

2. Kosten

 

Dem Fonds werden Kosten belastet, die im Depot nicht anfallen. Somit würden sich Fonds und Depot in Bezug auf die Performance von vornherein durch die Fondsgebühren unterscheiden. Um in diesem Punkt eine bessere Vergleichbarkeit herzustellen haben wir uns entschlossen, im Depot künftig fiktive Gebühren in Höhe von 1% p. a. zu berücksichtigen. Ähnlich verfahren wir schon bei den Transaktionskosten, indem wir bei jedem Kauf und Verkauf fiktive Kosten zu Lasten der Kasse entnehmen. Die fiktive Fondsgebühr werden wir künftig monatlich der Kasse entnehmen, und zwar in Höhe von einem Zwölftel eines Prozents des jeweiligen Depotvolumens.

Wir haben uns wirklich gut überlegt, ob wir in diesen sauren Apfel beißen sollen. Doch am Ende kamen wir zu dem Schluss, dass diese Entscheidung folgerichtig ist: Auch aus steuerlicher Sicht orientieren wir uns bereits an der Behandlung von Fonds, indem wir realisierte Gewinne steuerfrei verbuchen. Warum sollten wir also auf der einen Seite von den Vorteilen eines Fonds profitieren wollen (steuerfreie Realisierung von Kursgewinnen), ohne gleichzeitig die Nachteile eines Fonds (Gebühren) in Kauf nehmen zu müssen?

 

3. Höchstgrenzen für einzelne Positionen

 

Ein Fonds darf nur bis zu bestimmten Höchstgrenzen in einzelne Wertpapiere investieren. Unser Musterdepot unterliegt dieser Einschränkung nicht. Da wir uns aber auch im Depot nicht zu sehr von bestimmten Werten abhängig machen wollen, achten wir ohnehin darauf, dass der Anteil einzelner Positionen am Gesamtdepot nicht zu groß wird. Diese Strategie werden wir auch künftig fortsetzen, so dass es in dieser Hinsicht fürs Erste keine größeren Konflikte zwischen Depot und Fonds geben dürfte.

 

Für die fernere Zukunft, insbesondere für den Fall einer Systemkrise, sind solche Konflikte allerdings nicht auszuschließen.

 

In einem anderen Punkt tritt ein Konflikt schon jetzt zutage:

 

4. Höchstgrenzen für die Anlage in Fonds

 

Ein Fonds, der dafür zugelassen sein will, dass seine Anteile auch von Dachfonds gekauft werden dürfen, hat eine weitere Einschränkung zu beachten. (Dachfonds sind Fonds, die das Kapital von Anlegern in andere Fonds investieren.) Ein Dachfonds darf nur in solchen Fonds investiert sein, die nicht mehr als 10% ihres Vermögens wiederum in Fonds angelegt haben.

Diese Grenze überschreiten wir im Depot deutlich: Aktuell haben wir 9% im ZKB-Gold-Fonds, 4% im DAX-Fonds und 4% im Fidelity-Immobilienfonds angelegt, insgesamt also 17%. Und da wir uns mit solchen Fondspositionen wohlfühlen, wollen wir daran derzeit auch nichts ändern.

Die Greiff AG, die den Wahre-Werte-Fonds managt, hat wiederum das Ziel, die Investorengruppe der Dachfonds nicht von vornherein aus dem Anlegerkreis auszuschließen. Dies ist zwar nachvollziehbar, zieht aber Kompromisse nach sich, über die uns am besten Volker Schilling Auskunft gib. Denn er ist Vorstand der Greiff AG. Folgendes Gespräch habe ich mit ihm geführt:

 

Raimund Brichta:

Volker, zunächst einmal darf auch der Wahre-Werte-Fonds, nennen wir ihn kurz WWF, bis zu 10% in Fonds investiert sein. Welche Position aus dem Depot drängt sich dafür am stärksten auf?

 

Volker Schilling:

Ganz klar diejenige Position, die sich am schlechtesten mit anderen Instrumenten darstellen lässt: die Immobilien. Aus gutem Grund sieht auch der Fonds Immobilien als wahre Werte an. Wie das Depot kann aber auch der Fonds keine einzelnen Immobilien erwerben. Denn der Fonds darf in der Hauptsache nur in solche Instrumente investieren, die an einer Börse gehandelt werden. Immobilien werden in der Regel aber nicht an Börsen gehandelt.

Dazu kommt, dass man sich die Expertise von Immobilienfachleuten am besten über Immobilienfonds hereinholt, die auf die Branche spezialisiert sind. Deshalb setzt der WWF im Immobilienbereich auf die Fondskarte – genauso wie das Depot.

 

Raimund Brichta:

Und beim Gold?

 

Volker Schilling:

Genauso wie uns im Depot wäre es auch dem WWF am liebsten, direkt in Goldbarren zu investieren. Dies ist uns aber nicht möglich, da physisches Gold nicht an der Börse gehandelt wird. Als Kompromiss böte sich zwar wie im Depot der ZKB-Gold-Fonds an, aber zusammen mit der Immobilienfonds-Position wäre dann die 10% -Obergrenze für Anlagen in Fonds verletzt.

 

Raimund Brichta:

Und was ist die Lösung?

 

Volker Schilling:

Hier muss der WWF auf Xetra-Gold der Deutschen Börse ausweichen. Das ist erlaubt, weil es sich bei Xetra-Gold nicht um einen Fonds handelt, sondern um Schuldverschreibungen der Deutschen Börse. Xetra-Gold ist damit zwar nur eine Art Papiergold, aber der WWF wird durch die Regularien gezwungen, einen solchen Kompromiss einzugehen. Andernfalls könnten wir die Goldposition nicht darstellen.

 

Raimund Brichta:

Was ist mit dem Bonitätsrisiko der Deutschen Börse?

 

Volker Schilling:

Das müssen wir selbstverständlich stets im Auge behalten.

 

Raimund Brichta:

Und wie wird der Fonds unseren DAX-ETF darstellen?

 

Volker Schilling:

Hier weichen wir auf den Terminmarkt aus. Den DAX selbst nachzubauen, wäre zu aufwendig, und einen DAX-Aktienfonds darf der Fonds nicht kaufen. Die Lösung ist in dem Fall der DAX-Future, der immerhin zu den weltweit am meisten gehandelten Terminkontrakten gehört.

 

Raimund Brichta:

Ausgerechnet ein Derivat? Das scheint mir für einen Fonds, der auf wahre Werte setzt, aber ungeeignet zu sein.

 

Volker Schilling:

Solche Vorbehalte teilt Greiff durchaus. Der WWF würde – wie gesagt – liebend gerne ebenfalls in einen DAX-ETF investieren. Der Gesetzgeber und die Aufsichtsbehörden lassen dies aber nicht zu.

Außerdem ist das Risiko, dass Kontrahenten ausfallen, beim DAX-Future sehr gering.

 

Raimund Brichta:

Kommen wir noch zu einem anderen wichtigen Punkt, nämlich

 

5. der Kassenhaltung:

 

Wird der WWF in der Lage sein, Situationen wie am Jahresanfang zu meistern, als wir im Depot alles verkauft haben bis auf unsere Goldposition? Wieviel Kasse darf der Fonds halten?

 

Volker Schilling:

Ja, der WWF ist auf eine solche Situation bestens vorbereitet, er kann bis zu 100% Kasse halten. Aber auch hier müssen bestimmte Einschränkungen beachtet werden. Aus Sicherheitsgründen dürfen nämlich bei einer einzelnen Bank höchstens 20% des Fondsvermögens als Kontoguthaben gehalten werden. Der WWF hat also Vorsorge getroffen, damit er Guthaben im Notfall rasch auf mehrere Banken verteilen kann.
Raimund Brichta:

Wir alle wissen aber, dass im Krisenfall das Geld bei keiner Bank sicher ist. Wie sieht es mit Bargeld aus? Und wie mit einem Konto bei der Bundesbank?

 

Volker Schilling:

Bargeldhaltung ist einem Fonds verboten. Ein Konto bei der Bundesbank wäre dem WWF zwar gesetzlich erlaubt, aber leider sträubt sich die Bundesbank dagegen.

2 Kommentare

  1. Ich teile Volkers Einschätzung zum gegenwärtigen Kontrahentenrisiko beim DAX-Future. Für den Fall einer Systemkrise halte ich hier zwar Probleme für möglich, zu vermuten ist jedoch, dass das Depot in einer solchen Krise ohnehin nicht im DAX investiert sein wird.

  2. danke für die schnelle antwort zum dollar ,da man nicht genau sagen kann was aus dem euro wird ist der dollar und die vielen anderen fremdwährungen bestimmt nicht das schlechteste.

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