Depotvorschlag: Amazon
7. Juli 2019 - Steffen Assmann in Gastbeitrag | 11 Kommentare
Lieber Raimund, sehr geehrtes WW-Team, mit Interesse habe ich den Podcast vom 09. Mai verfolgt. Gegen Ende wird „Amazon“ kurz und wohlwollend behandelt, auch mit dem Hinweis auf den kürzlich erfolgten Einstieg von Warren Buffet bei diesem Ausnahmeunternehmen.
Eine Recherche über die Suchfunktion im WW-Depot zeigte an, dass Amazon noch nie für das WW-Depot vorgeschlagen wurde. Falls dem wirklich so ist, möchte ich dies hiermit nachholen.
Amazon vorzustellen ist müßig – jeder kennt die Firma. Hier trotzdem ein paar Highlights (beliebig erweiterbar): Bezoz präsentiert Modell einer Mondlandefähre (10.05.2019) Buffet kauft Amazon-Aktien (03.05.2019) Weltweiter Marktführer bei Cloud-Lösungen („Amazon Web-Services“) Übernahme der Versandapotheke „PillPack“ im Sommer 2018 Übernahme der weltgrößten Bio-Lebensmittelkette „Whole Foods“ (August 2017). Bestellung und Zustellung frischer Lebensmittel („Amazon Fresh“) Streaming-Dienste (Musik, Video-Games, eigene Filmproduktionen etc.) Online-Bestellung und -Lieferung von „fast allem“.
Die Aktie wirkt optisch teuer (KGV derzeit 68), wird jedoch voraussichtlich aufgrund deutlich steigender Gewinne bald „günstiger“ bewertet. Auch eine Dividende wird nicht ausgeschüttet (wie verschiedentlich im WW-Depot schon diskutiert sollte dies jedoch sowieso kein entscheidendes Auswahlkriterium einer Aktie sein).
Hier ein paar Eckdaten zur Kursentwicklung:
Durchschnittliche Kurssteigerung in den letzten 5 Jahren: 45% pro Jahr
Durchschnittliche Kurssteigerung in den letzten 10 Jahren: 37% pro Jahr
Durchschnittliche Kurssteigerung in den letzten 20 Jahren: 17% pro Jahr
Einen mächtigen Rücksetzer gab es im Rahmen der „Dotcom-Blase“ nach der Jahrtausendwende und auch in der Finanzkrise knickt der Kurs im Herbst 2008 deutlich ein, konnte aber bis Mitte 2009 diesen Verlust bereits wieder aufholen. Nach meiner Einschätzung hat Amazon noch viel Potential in den gegenwärtigen aber auch in zukünftigen Geschäftsfeldern und wäre somit – auch aufgrund des phänomenalen Kursverlaufes – ein Kandidat für das WW-Depot. Auf Eure Einschätzung bin ich wie immer gespannt.
Herzliche Grüße und weiterhin viel Erfolg!
Danke, lieber Steffen, für den Vorschlag. Die Berg-und-Talfahrt des Kurses hast Du ja schon beschrieben. Hier noch mal in Zahlen: Minus 93 Prozent nach dem Platzen der Internetblase, Kurshalbierung (minus 50%) in der Finanzkrise. Okay, damit muss man wohl leben.
Was aber fehlt, ist eine nachhaltigere Gewinnhistorie, wie sie etwa Google schon vorweisen kann. Und auch mit einer Eigenkapitalquote von 27 % hinkt Amazon Google (76%) weit hinterher. Google scheint mir also die bessere Amazon zu sein 😉
Außer Amazon macht Google mit Werbung platt. Ich sehe die beide als Feinde. Die Frage ist wer gewinnt. Und im Moment denke ich, dass Amazon vorne liegt. Die wichtigste Frage ist also, warum sollte Google trotzdem gewinnen.
Es ist nicht die Art des WWD-Teams auf den Ausgang irgendeines imaginären Duells zu wetten. Wir sind bei Google langfristig engagiert, weil wir von der anhaltenden Prosperität dieses Unternehmens überzeugt sind. Sollte sich diese Überzeugung ändern, werden wir nicht zögern zu handeln.
Ich wollte das nicht als imaginäres Duell darstellen.
Jahrelang war Google für Werbung eher alternativlos.
Das hat sich geändert. Amazon und Facebook sind groß geworden und Alternativen, wobei Amazon ein Über-Riese werden könnte.
Amazon hat jahrelang auf Gewinne verzichtet und alles in Expansion gesetzt und ist nun die größte Plattform. Und nun fangen sie auch an mit Werbung Geld zu machen.
Die letzten Quartalszahlen von Google zeigen, dass man eigentlich nur mit Werbung Geld macht. Da geraten sie aber unter Druck.
Auch Internet Werbung könnte einem Boom and Bust Zyklus unterliegen.
Amazon verdient sein Geld auch mit Clouddiensten.
Man sollte auch Alexa als Suchmaschine nicht unterschätzen.
So wie Amazon zuerst die Bücherwelt, dann den Einzelhandel unter Druck setzte, könnte nun der Markt für Online Werbung angegangen werden.
Je größer die Plattform Amazon wird, je mehr Werbung wird sie anziehen. Die wird u.a. von Google kommen.
Die Amazon Strategie ohne Gewinnabsichten Produkte zu handeln und zu verkaufen hatte ich früher nicht verstanden. Amazon muss im Kerngeschäft auch nie profitabel werden. Sie müssen die größte Plattform werden und können dann Geld mit Werbung verdienen.
Allerdings legen sie das Wachstum mit Werbung nicht offen. Es könnte bei 40 Prozent pro Jahr liegen. Das weiß ich natürlich nicht. Aber wenn sie so hoch ist, dann wird es in ein paar Jahren ein ernstes Problem für Google.
Das ist jetzt für mich nicht der Anlass gewesen, Amazon zu kaufen. Es war aber ein Punkt, um bei Google ein Fragezeichen zu setzen.
Amazon verdient sein Geld bis jetzt fast nur mit der Datenwolke. Google immerhin schon mal mit Werbung UND mit Cloud-Diensten.
Das wissen wir nicht. Wir wissen nichts darüber, wie stark die Werbung bei Amazon steigt. Wir können nur erahnen, dass sie die größte Werbeplattform aller Zeiten werden könnten. Amazon funktioniert nicht wie die alte Ökonomie. Mehr Umsatz, irgendwann Gewinn, dann mehr Umsatz und mehr Gewinn ist die Welt vor Amazon. Amazon will expandieren, bis alles im Keim erstickt. Sie sind bereit 20 Jahre ohne Gewinn zu leben, weil sie dann den Jackpot wollen. Das kennt diese Welt gar nicht. Wenn Sie denken, Sie können Amazon mit dem alten Wissen bewerten, irren Sie sich. Amazon ist bereit, 20 Jahre keine Gewinne zu machen. So einen Konzern kenne wir sonst nicht. Amazon will bei Büchern und Handel seit 20 Jahre keine Gewinne machen. Von welchem anderen Unternehmen kennen wir das?
Naja, dann warten wir einfach mal ab, bis sie Gewinne machen und bleiben solange bei Google engagiert, die nicht nur Gewinne machen, sondern darüber hinaus noch viel Eigenkapital haben 😉
Ach ja, nur um es mal zu sagen: Neu ist dabei nur die Frage, ob sie gewinnen könnten. Ach ja, noch was. Google macht 85 Prozent seiner Erlöse mit Werbung. Cloud ist nur ein kleiner Teil. Der Rest ist Verluste pur.
Da das Cloudgeschäft eine wahre Melkkuh ist, ist das Potential in diesem Bereich also noch groß.
Nur mal kurz zur Info der Gewinn je Aktie (in USD) von Amazon vs. Alphabet (A) im Zeitraum 2016 bis 2020 / 2021 (Prognose) lt. ING DiBa:
Amazon: 5,0 (2016) / 6,3 / 20,7 / 27,4 (2019) / 39,1 / 53,1
Alphabet: 28,3 (2016) / 18,3 / 44,2 / 45,9 (2019) / 52,9 / 61,0
Die Zahlen fassen die obige Diskussion eigentlich ganz gut zusammen: Alphabet ist eine „Cash-Cow“ mit längerer Gewinn-Historie, Amazon holt jedoch mit enormen Schritten auf. Es ist sicher nicht verkehrt, Amazon weiter unter Beobachtung zu halten und ggf. (bei höherem Eigenkapital) im WW-Depot mit aufzunehmen.
Das spannende an diesen Firmen ist, dass sie immer wieder neue Geschäftsfelder aufbauen, mit denen vorher niemand gerechnet hat. Dadurch wächst deren Größe und Macht.