Depotvorschlag: Visa
7. Februar 2017 - Gastbeitrag von Dr. Steffen Assmann in Allgemein | 3 Kommentare
Die Freiheit nehm‘ ich mir !
Lieber Raimund,
sehr geehrtes WW-Team,
beim Video-Talk mit Dirk Müller (vgl. WW-Blog vom 18. Januar) führte dieser die aktuell unterdurchschnittliche Performance seines Fonds u.a. darauf zurück, dass der Aktien-Aufschwung der letzten Monate (insbesondere in den USA) nicht unwesentlich auf Finanztiteln beruhte (er erwähnte u.a. Goldman Sachs) und er generell keine solchen Werte im Depot hält.
Eine kleine Analyse der fraglichen im Dow Jones enthaltenen Firmen offenbart dabei Folgendes (alle Aktien befinden sich aktuell fast auf Allzeithoch):
• JPMorgan Chase: KGV ca. 13, EKQ ca. 10 % (2016)
• Goldman Sachs: KGV ca. 13, EKQ ca. 10 % (2015)
• American Express: KGV ca. 13, EKQ ca. 13 % (2015)
• Visa-A: KGV ca. 25, EKQ ca. 51 % (2016)
Ob man überhaupt einen Finanzwert im Depot benötigt, kann man natürlich trefflich diskutieren. Wenn man sich jedoch für einen solchen interessiert, könnte Visa vor dem Hintergrund der hohen Eigenkapitalquote und des Langzeit-Kursverlaufs (Anstieg von ca. 4 US$ im Herbst 2002 auf aktuell ca. 84 US$) ein geeigneter Kandidat auch für das WW-Depot sein.
Auf Deine (Eure) fachliche Einschätzung bin ich wie immer sehr gespannt !
Herzliche Grüße
Steffen
Vielen Dank, lieber Steffen. Tatsächlich beeindrucken mich die für einen Finanzwert außerordentlich hohe Kapitalausstattung und der Langfrist-Chart von Visa seit 2002 sehr. (Der Bruch im Chart in den Jahren 1999 und 2000 kann nur auf eine Nichtbereinigung eines Aktiensplits zurückzuführen sein und ist deshalb zu ignorieren.)
Jedenfalls kann Konkurrent American Express in beiden Kriterien bei weitem nicht mithalten: Seine mickrige Eigenkapitalquote ist für Finanzwerte leider üblichlich, und sein Chart sieht ebenfalls weitaus schlechter aus (siehe unten).
Trotzdem vermute ich, dass wir aufgrund unserer grundsätzlichen strategischen Ãœberlegung keinen Finanzwert ins Depot legen können – auch wenn diese zurzeit gut laufen. Wenn wahre Werte im Vergleich zu Finanzwerten momentan unter-performen, kann das in den derzeit steigenden Märkten ja bloß bedeuten, dass sie weniger stark zulegen. Da wir im Depot aber ohnehin keine maximalen Renditen anstreben, kann ich damit gut leben.
Du bist übrigens auf Dirks Venebelungstaktik reingefallen. Denn seine Unterperformance ist nicht – wie bei uns – nur ein Seitwärts- oder-leicht-nach-oben-Laufen, sondern ein stetiger Abwärtstrend seit Fondsauflage. Das ist etwas vollkommen Anderes und hat gar nix mit den Finanzwerten zu tun. Die Bankaktien sind in der ersten Jahreshälfte 2016 sogar gefallen (die Deutsche Bank sogar bis Anfang Sept.) und erholen sich erst seitdem.
Nein, die Erklärung für Dirks Entwicklung kam erst durch mein Nachfragen raus: Er kauft wohl laufend Put-Optionen und nennt dies „Absicherungsstrategie“. Die dafür gezahlten Optionsprämien verringern stetig sein Fondsvermögen (ohne externe Zuflüsse). Ich konnte es kaum glauben, aber es scheint wahr zu sein.
Ich frage mich, warum er nicht einfach diesen Blödsinn aufgibt, dann würde sich sein Fonds besser entwickeln. An den Aktien selbst, die in seinem Fonds sind, kann es jedenfalls nicht liegen. Schließlich setzt auch er auf wahre Werte wie Bakkafrost.
Herzlicher Gruß
Raimund
Amex oder Visa – keine Frage, wer besser aussieht:
Sehr geehrter Herr Dr. Assmann,
ich hätte nicht gedacht, dass es einen börsennotierten Finanzwert mit einer so hohen Eigenkapitalquote gibt. Wie aber Raimund Brichta es bereits geschrieben hat, passen Finanzwerte aus strategischen Überlegungen -siehe Konzept: Wahre-Werte-Depot- nicht in unser Konzept.
Trotzdem vielen Dank für den Vorschlag und beste Grüße
Anton Voglmaier
In der Tat gehört VISA zu den Unternehmen die auch ich schon längere Zeit beobachte. Es freut mich somit umso mehr, dass einer unserer Spürnasen den Vorschlag eingebracht hat. Wir alle kennen VISA und nutzen es (fast) jeden Tag. Bargeldloses Bezahlen ist und bleibt künftig ein spannendes Thema! Und so bin ich davon überzeugt, dass das Unternehmen in der Lage ist, sich bei den lauernden „Gefahren“ aufkeimender Zahlungsmethoden strategisch zu positionieren. Doch haben meine beiden Kollegen selbstverständlich Recht. Ein wahrer Wert, ist ein Finanztitel nun ganz und gar nicht und so schließe auch ich die Aufnahme in das Wahre Werte Depot aus.