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Die Greiffbar – Das “Musk have” der Woche

30. April 2021 - Volker Schilling in Gastbeitrag | 24 Kommentare

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Konstrukteur
  • Hasardeur
  • Jongleur

Konstrukteur

Die amerikanische Wirtschaft wächst im ersten Quartal 2021 um 6,4%. Wichtigster Treiber ist der private Konsum, denn um sage und schreibe 10,7% legte dieser zu. Der Konstrukteur dieses Wachstums ist US Präsident Joe Biden, der diese Woche nach den Covid-Billionen (1,9 Bio. US-Dollar) und dem Infrastrukturprogramm (2 Bio. US-Dollar) ein neues Familien-Hilfspaket in Höhe von 1,8 Bio US-Dollar angekündigt hat. Gesundheit, Bildung und Kinder sind die zentralen Themen dieser Hilfen für insbesondere den ärmeren Teil der amerikanischen Bevölkerung. Damit erfüllt er treu die in ihn gesetzten Erwartungen der US-Bürger, aber auch der demokratischen Wähler und Parteiclaqueure. Denn finanzieren will er seine Maßnahmen mit Geldern des reicheren Teils der Bevölkerung, indem er die Kapitalertragssteuern massiv anheben will. Diese dürften den Konstrukteur eher als Saboteur ihrer Interessen begreifen. Aber als erfahrener Politiker weiß er, wie man als Dompteur beide Seiten in Zaum hält. Schließlich ist der reichere Anteil Amerikas der größte Profiteur des Wirtschaftswachstums. Apropos reich:

Hasardeur

Elon Musk zeigte diese Woche wieder einmal, was einen echten Hasardeur ausmacht. Da erhält sein Raumfahrtunternehmen Space X den 3 Mrd. US-Dollar-Auftrag, um für die NASA die nächste Mondlandung vorzubereiten, um kurz darauf auf Twitter seinem Konkurrenten Jeff Bezos von Amazon folgende Zeilen zu hinterlassen: „Can’t get it up (to orbit) lol“. Zu Deutsch: Du bekommst keinen hoch (in den Weltraum). Der Beleidigte indes kann es gut verkraften, denn er vermeldete mit Amazon diese Woche ein Umsatzwachstum von 43,7% und einen Gewinn pro Aktie von 15,79 US-Dollar. Die Amazon-Aktie ist damit auf dem Weg zum Allzeithoch. Wenn das fällt, ist die 4.000er-Marke im Kurs fällig. Aber vielleicht reden wir bald gar nicht mehr über derart hohe Kurse, denn Gerüchte machen die Runde, dass Amazon demnächst seinen Aktienkurs splitten könnte. Das macht aber nur Eindruck auf den Amateur. Apropos: Auch Jeff Bezos ist kein Amateur in Sachen Konkurrenzsabotage. Amazon verklagte diese Woche das Pentagon, welches einen 10 Mrd. USD schweren Auftrag an Microsoft vergeben hat. Amazon fühlt sich benachteiligt und gibt sich als Saboteur dieses Deals. Der Hasardeur Elon Musk dagegen verkündete, dass er am 8. Mai die beliebte amerikanische Show „Saturday Night Live“ moderieren wird, um dort als „Dogefather“ aufzutreten. Quasi als der Pate der Scherz-Kryptowährung Dogecoin, die daraufhin wiederum kräftig zulegte. Somit ein „Musk have“ für alle Kryptojünger.

Jongleur

Nicht nur Musk muss aufpassen, dass er alle seine Bälle in der Luft hält, auch die US Notenbank musste auf ihrer Sitzung in dieser Woche darauf achten, als wesentlicher Finanzmarktjongleur alle Bälle in Bewegung zu halten. Weiter tiefe Zinsen, weiter hohe Aufkaufprogramme und weiter keine Rückführung von Maßnahmen. US-Notenbankchef Jerome Powell fungiert weiter als Chauffeur von Bidens Geldausgabe-Programmen. Biden schätzt daher an Jerome Powell besonders eine Fähigkeit: Seine Zahlungsfähigkeit. Ganz anders in Deutschland: Hier schätzen wir Gesetze, kein anderes Land hat so viele davon. Ein neues sollte diese Woche dazu kommen, um das Klima zu verbessern. Allerdings schien es das Klima zwischen dem Regisseur und seinem Akteur eher vergiftet zu haben. Kurzum: Verfassungswidrig ist es und geht daher zurück an den Gesetzesingenieur. In diesem Sinne verabschiede ich mich als Redakteur dieser Ausgabe und wünsche ihnen ein schönes Wochenende á la bonne heure.

Ihr Volker Schilling

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24 Kommentare

  1. Schön…man muss auch zwischen den Zeilen lesen können. Aber auch dort bleibt vorliegend viel Raum. Schwach erkennbar lese ich dort nur, daß sich die weitere Börsenentwicklung derzeit einer Einschätzung entzieht. Was meinen die Chartisten? Droht im DAX/SAP eine obere Umkehrformation? M.E. sind die Marktteilnehmer unschlüssig. Saisonale Gründe, aufgelaufenen Gewinne u. Käufe auf Kredit warnen. Andererseits die Impffortschritte u. die Billionen. Hinterher wissen es wieder alle. Ein Hoch auf die Höhenangst.

  2. Heute Morgen habe ich noch Ethereum aufgestockt, also erneut meine Position in Kryptos etwas erhöht…

    Bisher war der Markt sehr stabil, über Wochen, aber wo der Dax heute Richtung 15000 plötzlich abtauchte und jetzt merklich darunter, habe ich dann doch Teilverkäufe getätigt und Teilgewinne bei KlöCo, ArcelorMittal, Mutares, L&S, Westwing getätigt und so mein Cash auf 15-20 Prozent etwa hochgefahren. Bei alle genannten Positionen besitze ich aber noch den größeren Teil und zuvor war ich ja auch voll investiert, also All In und hatte damit praktisch null Cash…
    Von der Seite her war es einfach notwendig merklich Cash aufzubauen und Gewinne mitzunehmen… nun warte ich ab, ob es eine Eintagsfliege war und wie die nächsten Tage ausfallen… ggf. erhöhe ich weiter meine Cashposition, um dann in der Korrektur wieder Käufe zu tätigen, ich rechne nur mit einer temporären Korrektur… maximal eben etwa 10-15 Prozent… und kann mir trotzdem – zumindest noch kurz mal – die 16000 im Dax in diesem Jahr noch vorstellen.

    • Jo Andreas in deiner Situation ist es m.E. richtig Barreserven aufzubauen. Man weiß ja nie genau ,ob panische Vermögensverwalter/Fondmanager es nicht doch noch schaffen eine 10 bis 15%ige Korrektur zu bewirken. Übrigens ist diese Angst der Fondmanager mit ein Grund, warum es die meisten nicht schaffen den Index zu schlagen. Sie gehen in ihrer Angst wenn’s wackelt am Jahresende in der Statistik schlecht abzuschneiden immer noch in den Rentenmarkt u. hoffen dort auf geringfügige Kursgewinne. Aktuell gehören Aktien, Gold, Immobilien weiter zu den aussichtsreichsten Anlagen. Ab 10% Korrektur kaufe ich nach. Fürchte nur, dazu wird es nicht kommen.

  3. Nicht nur angstgesteuerte Marktteilnehmer beeinflussen die Börsen. Auch Journalistinnen/Journalisten wirken mit. So hat mich die abendliche Nachricht, der DAX läge nunmehr sehr deutlich unter der magischen 15tausender Marke irritiert, da der Latedax zu diesem Zeitpunkt wieder bereits bei etwa 14930 lag. Da erinnert man sich wehmütig an die Zeiten, als noch immer mal auf den Latedax u. das smartmoney verwiesen wurde. Herr Vorndran aus dem Land der offenen Fernen verfügt über den nötigen Weitblick… ebenso wie Segler auf offener See (V.Hellmeyer).

  4. Mag stimmen.

    Der Grund, weshalb die meisten Fondsmanager den Index nicht schlagen, scheint mir aber doch eher darin zu liegen, dass diese selbst den Mainstream repräsentieren, der die Indexentwicklung vorgibt, aber auch noch ein bisschen davon abschöpfen müssen (irgendwovon müssen Fondsmanager ja leben, und die Verwaltung kostet nun einmal auch etwas).

    Manche Fonds sind ja zudem gezwungen, in Renten zu investieren, z. B. wenn sie Versicherungssummen anlegen, die nicht zu starken Schwankungen unterliegen dürfen. Zumindest aber müssen sie sich an diverse Vorschriften und insb. an die Vorgaben aus ihren Anlegerinformationen und Verkaufsprospekten halten.

    Fondsgesellschafften unterliegen weiteren Zwängen. Wenn z. B. Blackrock mit 5 – 10 % in einer Aktie investiert ist, können die Anteile nur schwer auf einen Schlag am freien Markt veräußert werden, ohne dass die Kurse ins Bodenlose fallen. Wenn ich dagegen als Privatanleger Aktien im Wert von ein paar tausend Euro abstoße, bewegt das die Kurse kaum. => Pluspunkt für den Privatanleger.

    Als Privatanleger hat man folglich mehr Freiheiten, die man auch nutzen könnte, um den Index zu schlagen. Aber wie auch immer man das anstellt: Man muss anders agieren als der Mainstream, denn sofern man selbst nur so handelt wie der Mainstream – insbesondere wie die meisten Profis – kann man selbst auch nur bestenfalls mit den Indizes mithalten.

    Aber welche Möglichkeiten gibt es, anders zu handeln, um den Markt zu schlagen?

    1. Mehr wissen als die Profis und bessere Schlussfolgerungen ziehen als die Profis. Schaffe ich nicht.

    2. Schneller an Informationen zu gelangen. Schaffe ich auch nicht.

    3. Höhere Risiken eingehen. Klappt vielleicht, wenn man mit stärkeren Schwankungen leben kann, welche der Preis für die höhere Rendite wären.

    4. Statistik. Hier gibt es vielleicht Möglichkeiten. Ich setzte z. B. gerne auf Dauerläufer aus dem Wahre-Werte-Universum und stocke diese in Korrekturphasen auf. Warum? Weil ich an statistische Abhängigkeiten glaube. Aus der Vergangenheit lässt sich zwar nicht die Zukunft vorhersagen. Aber bei Dauerläufern, die seit Jahrzehnten steigen, gibt es m. E. eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass das auch noch einige Zeit so bleiben. Und auch bei einer Korrektur ist m. E. die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie den langfristigen Aufwärtstrend beibehalten oder schneller zurückerobern. Natürlich gibt es viele weitere Möglichkeiten, sich Statistiken zu Nutze zu machen. Z. B. für das Timing: jahreszeitliche Schwankungen, Indikatoren, Charts. Aus vielen Kommentaren kann man entnehmen, dass es immer noch viele Anleger gibt, die die Charttechnik ignorieren => Pluspunkt für mich.

    5. Börsenpsychologie. Das wäre nichts neues. Manche Großinvestoren haben eigene Börsenpsychologen. Ich versuche, mich von der Marktstimmung möglichst wenig anstecken zu lassen: Immer cool bleiben und gelegentlich antizyklisch handeln. Käufe und Verkäufe nüchtern anhand von Charsituationen zu tätigen anstatt an Wünschen auszurichten. Mal sehen, ob ich damit dauerhaft erfolgreicher sein kann. Oft verlasse ich mich einfach auf das Bauchgefühl. Damit lag ich häufig richtig. Außerdem gibt es ja noch Websites wie diese, um ein Gefühl zu bekommen, wie andere die Marktsituation einschätzen. Nicht zuletzt Raimunds Einschätzungen (oder die seiner Glaskugel 🙂 ).

    6. Evolutionstheorie: Häufig liest man das Wort: „Rebalancieren“. D. h. wenn ein Wert besonders stark gestiegen ist, scheint es angebracht, Teilverkäufe zu tätigen und in andere Werte zu investieren, so dass das Depot wieder ausgewogen ist und alle Werte ungefähr gleiches Gewicht haben. Klingt zwar vernünftig, und vermutlich agieren viele Profis so. Die Evolutionstheorie besagt aber das Gegenteil: „Surviving of the fittest“. D. h. die besten Performer könnten sich langfristig eher durchsetzen und die Oberhand gewinnen, während die schlechteren Performer irgendwann nur noch so wenig Gewicht im Depot haben, dass sie keine Rolle mehr spielen. Das Depot optimierte sich quasi von selbst. Demnach wäre „Rebalancieren“ verkehrt. Zumindest würde man so vermutlich anders als der Mainstream agieren, was eine Grundvoraussetzung wäre, um den Markt zu schlagen (s. o.).

    7. Künstliche Intelligenz? Ich weiß nicht, wie verbreitet der Einsatz von KI bei den Profis ist. KI kann Zusammenhänge erfassen, die zu komplex sind, als dass sie ein Mensch noch verstehen kann. Vielleicht könnte Google mit all seinen Daten unter Einsatz von KI z. B. die Entwicklung des Kaffeepreises besser vorhersagen als jeder Ökonom. KI ist leider nichts für Privatanleger. Spannend finde ich die Frage, was wäre, wenn die Profis (der Mainstream) alle auf KI setzen. Dann würde das Marktgeschehen von KI bestimmt. Um den Markt zu schlagen, müsste man dann anders agieren, als die KI-Handlungsanweisungen vorgeben. Das zeigt aber, dass KI auch nur funktionieren kann, solange sie nur von einer Minderheit genutzt wird.

    • Ja da stimme ich überwiegend zu. Volumenstarke Fonds haben neben der Statistikangst auch Probleme beim Ein- u. Ausstieg. Deshalb kaufen sie einen Wert bei bad news u. umgekehrt. Der Charttechnik stehe ich zurückhaltend gegenüber, räume aber ein, daß W,M,SKS in der Vergangenheit häufig als Umkehrformation richtig lagen. Allerdings sollte man auch dabei stets das fundamentale Umfeld bedenken. Erinnere mich, daß hier v. einem renommierten Chartisten nach dem 2020 Crash bezweifelt wurde, daß es zu einer V-foermigen Erholung kommt…diese sei sehr selten, ja aber die Billionen sahen das anders. Der Ansicht Dauerläufer WWD hätten bessere Chancen stimme ich entgegen früheren Äußerungen eher zu. Raimund brachte mal das Vergleichsbeispiel mit dem guten Schüler. Rebalancieren halte ich grundsätzlich f. richtig. Allerdings hat mich mein Phlegma gelegentlich davor bewahrt. So ist Dt. Post aktuell mein mit Abstand hoechstgewicheter Wert. Nun meine Bitte Sandro. Nachdem das doppelte Mchen v. Volker nicht gezündet hat. Wie beurteilst du charttechnisch die aktuelle Situation im Dax/SAP? Handelt es sich beim DAX um eine verkorkste SKS.

      • „Nun meine Bitte Sandro. Nachdem das doppelte Mchen v. Volker nicht gezündet hat. Wie beurteilst du charttechnisch die aktuelle Situation im Dax/SAP? Handelt es sich beim DAX um eine verkorkste SKS“

        Hm… wenn man im DAX nur den Monat April betrachtet, könnte man in den DAX schon eine angedeutete SKS-Formation hineininterpretieren – gesund sieht das m. E. jedenfalls nicht aus. Ich bin allerdings etwas skeptisch, Schlüsse allein aus dem Chart des DAX zu ziehen. Denn ein echtes Eigenleben zeigt der DAX nur selten. Vielmehr hängt er am Tropf seiner großen Brüder aus den USA (S&P500, Dow Jones, MSCI World), wie sich jüngst wieder gezeigt hat.

        Sofern man eine kleine (zumindest angedeutete) SKS-Formation im DAX erkennen will, setzte der DAX mit dem heftigen Tqageseinbruch am 04.05. folgerichtig zur Korrektur an, die er dann allerdings nicht vollziehen konnte, weil die großen Brüder aus den USA ins Plus drehten.

        Die Charts des S&P500 und MSCI World deuten m. E. nicht auf eine unmittelbar bevorstehende Bildung eines Umkehrsignals hin. Der Dow Jones ist sogar auf ein Allzeithoch geklettert, was keine chattechnische Aussage zuließe, außer derjenigen, dass der Weg noch oben weiter frei ist.

        Was man vielleicht sagen kann, ist, dass die Kursanstiege kurzfristig an Dynamik verloren. Es wäre nicht ungewöhnlich, wenn sich daran nun eine Korrektur anschließt. Was mich diesem Szenarion gegenüber allerdings skeptisch macht, ist, dass die Volatilität immmer noch bzw. schon wieder relativ hoch ist. Denn normalerweise würde ich vorher ein zurückgehendes Kaufinteresse (bzw. einen abnehmenden „Kaufdruck“) erwarten, welches den Weg für die Korrektor vorbereitete und sich in einem vorübergehend deutlicher sinkenden Volatilitätsniveau zeigen würde. Zwar sinkt das Volatilitätsniveau augenblicklich wieder stärker. M. E. ist es aber noch nicht tief genug, um eine Ausgangsbasis für einen unmittelbaren Eintritt in die Korrektur für wahrscheinlich zu halten. Natürlich kann das sehr bald (vielleicht schon nächste Woche) anders aussehen. Es würde mich aber somit nicht überraschen, wenn die Rally weitergeht und es zu einer stärkeren Blasenbildung kommt.

        Ich bleibe derzeit jedenfalls vorsichtig und nutze stärkere Einbrüche von Einzelaktienkursen nur für Mini-Aufstockungen.

        • Jetzt hat auch der S&P500 ein neues Allzeithoch erreicht. Der DAX kann zwar jetzt doppeltoppen und wird vielleicht erst einmal wieder etwas nachgeben. Aber zu einer heftigen Korrektur wird es dabei wohl nicht kommen, wenn S&P500, Dow Jones und MSCI World nicht mitziehen. Sieht m. E. nach Blasenbildung aus. Mal sehen, wie lange das noch so weitergeht.

    • Zum Rebalancieren:

      Das heißt nicht, von guten Aktien in schlechte Aktien umzuschichten.

      Es geht darum, unterschiedliche Assetklassen zu haben, die wenig miteinander korrelieren und für sich gesehen erfolgversprechend sind. (z.B.: Gold und All Country World) Die werden dann regelmäßig wieder in das vorher festgelegte Verhältnis zueinander gebracht. (z.B.: 20%/80%) Im Ergebnis sinkt dabei die Volatilität des Gesamtportfolios bei angemessen guter Performance.

      Hintergrund ist die Portfoliotheorie von Markowitz, die weiter entwickelt wurde.

      • Der Vermögensverwalter Buckard hat das neulich im Interview mit mir als Haarschnitt (haircut) bezeichnet.

      • Markowitz und seine Portfoliotheorie sind mir durchaus bekannte Begriffe. Ich will dem eigentlich auch gar nicht widersprechen.

        Ich hatte Markowitz allerdings etwas allgemeiner verstanden, d. h. nicht nur in Bezug auf das Umschichten in unterschiedliche Assetklassen, die wenig korreliert sind, sondern auch auf Umschichtungen innerhalb einer einzelnen Assetklasse (insb. Aktien) in möglichst wenig korrelierte Werte innerhalb diese Assetklasse.

        Ob solche Umschichtungen allerdings tatsächlich von Erfolg gekrönt sind, hängt auch von der Einzelwerteauswahl ab. Beispiel: Im Februar habe ich die Hälfte meiner Alphabet-Aktien verkauft und etwas umgeschichtet. Mitunter auch in Gold. Hat sich zumindest kurzfristig nicht gelohnt, ist aber auch nur eine Momentaufnahme. Mag sein, dass ich dadurch die Volatilität gesenkt habe, ganz im Sinne von Markowitz. Aber habe ich dadurch auch mehr Rendite? Momentan jedenfalls nicht.

        Meine Idee war aber auch noch eine andere: Wenn wir uns alle nur nach den Börsenlehren der großen Meister richten, entwickeln sich unsere Depots vielleicht ganz gut und vielleicht vermeiden wir Fehler. Aber könnten wir so den Markt schlagen, wenn es alle so machen? Vielleicht muss man, um den Markt zu schlagen, in irgendeinem Punkt den großen Vordenkern (sei es Markowitz, Kostolany oder sonst wer) widersprechen. Gut möglich, dass eine höhere Volatilität der Preis dafür wäre.

  5. Herr Buckhard hat nach meiner Erinnerung Teilgewinnmitnahmen u. anschließendes parken auf Bankkonto unter Inkaufnahme v. Negativzinsen vorgeschlagen. Anschließend nach Korrektur Wiedereinstieg. Das System v. Aries fussend auf Markowitz ist nach meinem Verständnis deutlich komplizierter gelagert. Sorry Aries wollte dir nicht vorgreifen.

    • Er hat vorgeschlagen, die ursprünglichen Gewichtungen im Depot, die durch Kurssteigerungen einzelner Anlagen aus dem Ruder gelaufen sind, durch Teilverkäufe wieder herzustellen. Dies ist das Prinzip, das auch Aries propagiert. Zu den Einzelheiten der Umsetzung gibt es dann ganz bestimmt verschiedene Wege. Mir ging es jedoch um den vergleichbaren Grundgedanken, der diesen Ansätzen zugrunde liegt.

  6. PS: Wohl nicht „Buckhard“ sondern Burkhard

    • Nein, der Mann heißt Thomas Buckard 😉

  7. Buckard stimmt. Von Markowitz war sein Vorschlag nicht völlig, aber ziemlich entfernt. Falls möglich, stell das Video doch einfach mal hier ein.

    • Auf Markowitz habe ich mich nicht bezogen, sondern auf die GRUNDIDEE, die aus der Balance geratenen ursprünglichen Depotgewichtungen wieder herzustellen. Das ist im Kern die Idee, die Aries verfolgt. Aries mag sich dabei auf Markowitz beziehen, ich tue es nicht.

  8. Jo, führt vorliegend nicht weiter. Aries hat es ja bereits gut erklärt. Spannende Situation beim SAP/DAX. Ich schätze die Wahrscheinlichkeiten f. den weiteren Verlauf bis Ende Mai etwa so ein: Weiterer moderater Anstieg 30%, Stagnation 50%, Korrektur 20%…vorbehaltlich schwarzer Schwan. Andere Meinungen?

    • @ Peter Czeck

      Da werden wir das alles zu gleichen oder aehnlichen Teilen sehen.

  9. Roboadvisors und auch der ARERO-Fonds funktionieren nach der Strategie des Rebalancierens wenig korrelierender Assetklassen. Es ist eine wissenschaftlich erforschte Methodik.
    Eine Form dieses Investierens ist das in den USA beliebte 40/60 Depot. (40% Anleihen / 60% Aktien)
    Das Neueste, was ich dazu gelesen habe ist: Burton G. Malkiel: „A Random Walk down Wall Street – The time-tested strategy for succesful investing“, completely revised and updated 2019/14

    Das Problem an der Sache ist, dass die Funktion, die Anleihen früher hatten, heute von denen nicht mehr geleistet werden kann. Weder sind Anleihen heutzutage sicher noch leisten sie einen Renditebeitrag.

    Deshalb muss diese Rolle neu besetzt werden. Ich habe mich da für Gold entschieden. Mein derzeitiges Musterdepot ist: 20% Gold, 30% Emerging Markets, 50% All Country World. Dieses Depot ist aktienseitig an der Verteilung des globalen Bruttosozialproduktes orientiert und nicht an der Marktkapitalisierung.

    Mit meinen so gestalteten Depots bin ich in den letzten Jahren gut gefahren. Und auch das Rebalancieren in den turbulenten Marktphasen hat einen positiven Beitrag zur Gesamtperformance geleistet.

    • Es gäbe noch eine andere Möglichkeit zum Rebalancieren: Defensive Fonds. Z. B. den Wahre-Werte-Fonds. Auf den ersten Blick klingt das zwar nicht nach echtem Rebalancieren, wenn Aktien verkauft werden, um die Erlöse dann in einen Aktienfonds zu reinvestieren – es gibt dann immer noch eine Korrelation. Aber der Wahre-Werte-Fonds sichert eben auch ab (manchmal auch gegen den Markttrend), was die Korrelation reduziert. Außerdem hält er ja schließlich auch zu 10 % Gold. Genau darin sehe ich für mich auch den Sinn des Wahre-Werte-Fonds. Er erwirtschaftet keine Traumrendite, aber gibt mir die Möglichkeit, Erträge risikoärmer zu reinvestieren und meine Volatilität zu reduzieren.

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