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Die Wahrheit bricht sich Bahn

17. November 2020 - Raimund Brichta in Allgemein | 6 Kommentare

Unsere Erkenntnisse aus dem Buch „Die Wahrheit über Geld“ (erschienen 2013) setzen sich unter immer mehr Ökonomen durch. Jüngstes Beispiel ist dieser lesenswerte Aufsatz von Prof. Huber, in dem er u.a. schreibt:

„Das Überangebot an Geld bzw Kapital, soweit es als Fremdkapital aufgenommen wird, bewirkt die seit Jahrzehnten bestehende Tendenz zu fallenden Zinsen und – nicht nur, aber auch deswegen – niedriger Verbraucherpreisinflation.“

Darin spricht er einen zentralen Wirkungszusammenhang an, den wir bereits im Buch thematisiert haben und den ich auch in diesem Blog immer wieder betone – im bewussten Widerspruch zum gängigen Narrativ, nach dem die Notenbanken die Hauptverursacher der Niedrig- und Negativzinsen seien.

Im Ergänzung zu Prof. Huber spreche ich allerdings nicht lediglich von einem „Überangebot“ an Geld, sondern von einem systembedingt zwangsläufigen Geldmengenwachstum, das im Laufe der Jahrzehnte unweigerlich zu dem beschriebenen Zinsabwärtstrend führt. Dieser kann nur durch eine gigantische Geldvernichtung im Rahmen einer monetären Krise gestoppt werden. Oder durch ein bewusstes Drücken der Reset-Taste im Rahmen einer Währungsreform.

Auch Hubers Unterscheidung zwischen den Geldkreisläufen, die BIP-wirksam und nicht-BIP-wirksam sind, ist ein wesentliches Element, das zum Verständnis wichtiger monetärer Phänomene beiträgt. Damit habe ich im Buch zum Beispiel erklärt, warum die horrenden Geldmengensteigerungen der vergangenen Jahrzehnte (also lange vor Corona und vor der Finanzkrise) nicht zu drastisch steigenden Verbraucherpreisen geführt haben.

Auf jeden Fall ist Hubers Aufsatz ein wichtiger Beitrag zur monetären Diskussion, der sich wohltuend vom üblichen Einerlei der Mainstream-Ökonomen abhebt. Daumen hoch!

6 Kommentare

  1. Guten Tag Herr Brichta,

    Es ist davon auszugehen dass auch andere Ökonomen und Finanzexperten den von ihnen erklärten Zusammenhang schon länger erkannt haben, nur durften oder konnten sie sich nicht so offen wie Sie dazu äussern. Sei es weil ihr Lehrstuhl wackelte oder Fördergelder gestrichen worden wären da die Bank- und Finanzlobby zu stark in der Politik Einfluss nimmt. Für die Banker und ihre Boni wäre die Einführung von Vollgeld eine Katastrophe. Aus historischer Sicht gibt es genug Beispiele das ein kreditbasiertes Finanzsystem kollabieren muss. Ein Anzeichen dafür ist aus meiner Sicht der Versuch vieler Staaten, das Rentensystem von einem Umlageverfahren (einbezahltes Geld wird wieder ausbezahlt) in ein Einlageverfahren (Geld an der Börse anlegen) umzubauen, so wie es in Amerika und der Schweiz schon lange der Fall ist, der Staat zieht sich so aus der Verantwortung zu Gunsten der Finanzindustrie zurück. In der Schweiz sollten die Leute ursprünglich mit der Einführung der 2.Säule auf ca. 80% ihres letzten Einkommens kommen (so Versprochen von den Politikern), heute ist man bei knapp 60%,die Tendenz ist sinkend, man geht davon aus in ein paar Jahren werden es noch 50% sein. Kommt es dann zum unvermeidlichen Reset stehen die meisten dann Mittellos da, einzig gewisse Sachwerte bleiben erhalten wie Eigenheim, Land, Aktien von Versorgern (Energie, Wasser, Lebenmittel, Gesundheit) und vielleicht Gold (historisch gesehen schon) oder Wein 😁 (der Mensch braucht in harten Zeiten etwas für’s Gemüt).
    Aus egoistischer Sicht wünsche ich mir, dass der Zusammenbruch noch weit weg ist, realistisch gesehen wird der Klimawandel und die damit einher gehenden Kosten das ganze noch beschleunigen. Wie sollen dessen Auswirkungen und die notwendigen Investitionen finanziert werden, mit noch mehr Krediten bzw. Schulden?

    Danke für Ihre Beiträge und bleiben Sie gesund.

    Kurt

    • Lieber Kurt, genau den von Ihnen genannten Aspekt (Fördergelder etc.) habe ich im Buch ebenfalls behandelt. Anders als Sie bin ich aber zur Erkenntnis gelangt, dass die führenden Mainstream-Ökonomen gewisse Aspekte tatsächlich ausblenden und nicht nur so tun als ob.

      Letzteres wäre auch ein mindestens genauso großer Skandal: Denn wenn ein Wissenschaftler wider besseres Wissen Dinge behauptet, die nach seinen Erkenntnissen so nicht existieren, hätte er die Bezeichnung Wissenschaftler noch weniger verdient. Im anderen Fall des „Nicht-Wissens“ könnte man ihm immerhin zugute halten, dass sich auch Wissenschaftler irren können.

      • Hallo Herr Brichta,

        auch wenn ich den Satz „Unsere Erkenntnisse… setzt sich unter immer mehr Ökonomen durch“ für etwas übertrieben halte 😉

        kann ich Ihrer Einschätzung über den Wissensstand der Ökonomen nur zustimmen. Herr Huber ist ja auch kein originärer Ökonom sondern Soziologe und wurde jahrelang von der herrschenden Ökonomie ignoriert. Ihre Analyse der aktuellen Geldordnung und der Vollgeldvertreter weist große Deckungsgleichheit auf. Es bleibt zu hoffen dass sich auch die sogenannten ökonomischen Wissenschaftler zunehmend damit beschäftigen.

        • „ auch wenn ich den Satz „Unsere Erkenntnisse… setzt sich unter immer mehr Ökonomen durch“ für etwas übertrieben halte 😉“

          Wieso? Er war so gemeint, wie er geschrieben ist, und meine Beobachtungen gehen genau in diese Richtung. Ich weiß allerdings auch, dass es nur vereinzelte Ökonomen sind. Die Mehrheit bleibt nicht-wissend …

  2. Lieber Raimund (ich erlaube mir diese Anrede),
    ich will Ihren Ausführungen nicht per seh wiedersprechen doch finde ich die Ausrede des „Nicht-Wissens“ wird arg überstrapaziert. Seit Dekaden behaupten Politiker, alle von Wissenschaftlern beraten, „es“ nicht zu wissen, wider bessern wissens. Ich kann mir nicht vorstellen, das Wissenschaftler einen so fokusierten Blick auf ihre Umwelt und was darin vorgeht haben können (die Ausnahme bestimmt die Regel, z.B. Coronaleugner), somit trifft Ihre Aussage „ein noch grösserer Skadal“ wohl eher zu. Dieses Leugnen der Realität hat leider breite Schichten der Bevölkerung erfasst, angefeuert und vorgelebt durch die oben erwähnten Politiker. Was das für Folgen hat sehen wir jetzt bei dieser Pandemie, welche ich keinesfalls verharmlosen will, die jedoch kein Vergleich ist zu dessen was noch auf uns zukommt. Welches „Nicht-Wissens“ wird dann als Ausrede herangezogen? Mein Vorschlag ist: grösstmögliche kollektive Dummheit.

    • „ … ich will Ihren Ausführungen nicht per seh wiedersprechen doch finde ich die Ausrede des „Nicht-Wissens“ wird arg überstrapaziert.“

      Leider – oder auch glücklicherweise – ist das keine „Ausrede“. Ich will nur mal eines meiner persönliches Erlebnisse dazu schildern: Auf einer Veranstaltung, die ich moderierte, hatte ich ein Vorgespräch mit dem damals „diensthabenden“ Chef der fünf Wirtschaftsweisen. Darin fragte ich ihn, ob er sich schon einmal mit der Problematik des Zinses und des Zinseszinses auseinandergesetzt habe? Er kuckte mich nur fragend an. Welche Problematik ich meinte? Es sehe beim Zins keine „Problematik“. Und ich sah in seinen Augen, dass er es ernst meinte und die Wahrheit sagte. Er kannte die Problematik nicht.

      Im Laufe meiner Buchrecherche hatte ich später zahlreiche ähnliche Erlebnisse. Zum Beispiel wussten viele gestandene Bänker tatsächlich nicht, dass ihre Banken selbst Geld machen. Sie waren der festen Ansicht, dass sie lediglich Einlagen hereinnehmen und diese per Kredit an andere Kunden weiterleiten. Auch das war nicht gespielt.

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