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Disney reloaded

9. Dezember 2016 - Gastbeitrag von Dr. Steffen Assmann in Allgemein | 27 Kommentare

Depotvorschlag (2. Anlauf): The Walt Disney Company

Sehr geehrter Herr Brichta,

am 04.Juli veröffentlichten Sie meinen Depotvorschlag „Disney“ mit der Einschätzung, dass es sich bei Disney zwar um einen interessanten, derzeit (Stand 04. Juli) jedoch etwas „formschwachen“ möglichen WW-Kandidaten handelt. Dies verknüpften Sie mit der Bitte an meine Adresse, den Wert als „Fitness-Coach“ weiter im Auge zu behalten und eine eventuelle Veränderung der „Großwetterlage“ mitzuteilen.

Mittlerweile konnte sich die Aktie von Ihren Tiefstständen im September (ca. 82 €) wieder auf respektable 97 € hocharbeiten. Zum Allzeithoch (Ende November 2015: ca. 112 €) fehlen allerdings noch ca. 15%. Hier der entsprechende (logarithmische) Chart der letzten 5 Jahre:

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Was meinen Sie ? Reicht dies bereits als „Fitnessnachweis“ aus ? Auf Ihre (charttechnische) Analyse bin ich schon gespannt und verbleibe mit vorweihnachtlichen Grüßen an das ganze WW-Team.

Ihr
Steffen Assmann

27 Kommentare

  1. Vielen Dank, lieber Fitness-Coach, fürs Coachen der Disney-Aktie. Tatsächlich scheint sie momentan wieder etwas fitter zu sein. Allerdings wurde inzwischen der wesentliche Aufwärtstrend seit 2009 gebrochen, was man nicht am 5-Jahres-Chart, sondern nur am längerfristigen Kursverlauf erkennen kann (siehe unten).

    Damit ähnelt Disney eher der Nike-Aktie, die wir im Zuge der anstehenden Erholung vom Platz stellen werden. Ähnlich wäre auch Disney für uns ein Verkauf in nächster Zeit. Da wir die Aktie aber nicht haben, können wir sie nicht verkaufen. Und kaufen tun wir sie nicht, weil wir sie ja eigentlich verkaufen wollen. Alles klar?

    Im Ernst: Der Bruch des besagten Aufwärtstrends signalisiert für mich – ähnlich wie bei Nike -, dass die übergeordnete Korrektur-/Konsolidierungsphase noch länger andauern wird. Und in dieser Zeit möchten wir einfach nicht dabei sein.

    Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob ich das, was Disney produziert, on the whole als wahre Werte bezeichnen würde: Anspruchslose Unterhaltung sowie das Einlullen und Betäuben vergnügungssüchtiger Massen in riesigen Freizeitparks qualifiziert das Unternehmen meiner Ansicht nach nicht für ein Wahre-Werte-Depot. Die Klassiker Donald, Dagobert und Co mögen zwar rühmliche Ausnahmen bilden, aber sie gehören längst zum alten Eisen und sind nicht mehr repräsentativ für den Disney-Konzern der heutigen Tage. (Ich glaube, darüber haben wir schon gesprochen.)

    Also: Mein Daumen senkt sich leider über die gesamte Disneyworld.

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  2. Hallo Herr Brichta!
    Sie schreiben, dass der langfristige Verlauf gebrochen ist. Dieses kann man zwar nicht am 5-Jahres-Chart sehen, jedoch am 10-Jahres-Chart. Was die Charttechnik angeht, bin ich ein lernender Laie und muss gestehen, dass ich weder in dem einen noch in dem anderen einen klaren Bruch erkennen kann.
    Etwas meine ich jedoch im 5-Jahres-Chart zu sehen, was mich von einer Investition abhalten würde: Nämlich der in 2015 ausgebildete Doppel-Top (sofern das einer ist). Das zweite Top liegt etwas unter dem Ersten und seitdem geht es bergab, was mich von einer Investition abhalten lassen würde.

    Meine beiden Fragen an Sie sind nun folgende:
    1. Woran erkenne ich eindeutig den Bruch im 10-Jahres-Chart?
    2. Sehe ich das mit dem Doppel-Top richtig?

    Viele Grüße

    M. Kleint

    • Zwei sehr gute Fragen, liebe(r) M. Kleint.

      1.
      Die Comdirect-Charts lassen tatsächlich nur rudimentäre Erkenntnisse zu – meist auch nur für das geübte Auge. Den Bruch des Trends erkennen Sie, wenn Sie – gedanklich – die Tiefpunkte aus 2009, 2011 und Anfang 2016 mit einer Linie verbinden. Ich hatte inzwischen die Gelegenheit, diese Linie in einem anderen Chartprogramm einzuzeichnen und reiche sie hiermit unten nach (zum Vergrößern bitte anklicken).

      Sie sehen, dass der Trend im letzten Februar erfolgreich getestet wurde, dass ein weiterer Test im Sommer dann aber erfolglos verlief. Klassisch ist nun die weitere Entwicklung: Ein erneutes Heranlaufen an diesen Trend von unten. Das erfolgte geradezu lehrbuchmäßig. Sollte der Kurs nun wieder nach unten abdrehen, wäre der Trendbruch damit eindrucksvoll bestätigt.

      Natürlich ist auch die andere Variante denkbar (wenn auch mit geringerer Wahrscheinlichkeit): Ein erneutes „Rebreak“ über die Trendlinie. Da es soweit aber noch nicht ist, ist gerade in dieser Phase äußerste Vorsicht angesagt. Sofern wir die Aktie hätten, wäre es also ein guter Zeitpunkt, sich nun zu verabschieden. So ähnlich wollen wir es bei Nike machen, die ihren entsprechenden Abwärtstrend ebenfalls gebrochen hat. Dort hoffen wir nun auf ein ähnliches Heranlaufen an diesen Trend von unten. Aber noch ist es bei Nike nicht so weit.

      Summa summarum lautet mein Fazit für Disney also: Die Aktie lädt nicht dazu ein, ausgerechnet jetzt dort einzusteigen. Die Risiken sind einfach zu groß. Zumal die Aktie zuletzt ordentlich zugelegt hat und deshalb reif wäre für eine Korrektur. Hier scheint mir ein guter Punkt zu sein, um mit dieser Korrektur zu beginnen.

      2.
      Die schiefe Doppelspitze haben Sie vollkommen richtig erkannt. Sie könnte Ihre Signalwirkung mit dem Fall auf das Februar-Tief aber schon weitgehend erfüllt haben, da die beiden Spitzen zeitlich nah beieinander lagen. Hier gilt nämlich die Faustregel: Signale, die sich in kurzer zeitlicher Abfolge ausbilden, haben in der Regel auch nur kurzfristige Bedeutung.

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      • Lieber Herr Brichta,

        vielen Dank für Ihre aufschlussreiche zweigeteilte Antwort welche ich wie folgt kommentieren möchte:

        1) Ihre charttechnische Begründung

        Sie argumentieren hier sehr detailliert und Kraft Ihrer jahrzehntelangen Börsenerfahrung. An Ihrer eingezeichneten langjährigen Trendlinie (ab Januar 2009) lassen sich der „Durchbruch“ (von „oben nach unten“ bzw. von „links nach rechts“) im Sommer 2016 sowie das erneute „Heranarbeiten“ des Kurses bis Anfang Dezember 2016 leicht nachvollziehen. Als kenntnisreiche Charttechniker kommen Sie nun zu dem Rückschluss, dass dieses (lehrbuchmäßige) Verhalten (Zitat) „äußerste Vorsicht“ indiziert und darauf hinweist, die Aktie (zumindest in dieser Phase) eben NICHT zu kaufen bzw. (wenn sie im Depot schlummert) zu verkaufen (eine ähnliche Chartanalyse existiert für Nike). Alternativ wäre jedoch auch (mit kleinerer Wahrscheinlichkeit) ein „Rebreak“ über die Trendlinie denkbar.

        Ich finde diese Analyse und die hiermit verbundenen Rückschlüsse hoch interessant, da sie völlig losgelöst von der tatsächlichen Entwicklung des Unternehmens (= Unternehmenszahlen, vgl. Punkt 2 weiter unten) von statten geht und (zumindest nach meinem Verständnis) auf dem sehr wichtigen psychologischen Prinzip der Börse fußt.

        Schon Kostolany wusste, dass (mindestens) 90% der Börsenbewegungen auf Psychologie und nur 10% auf Fakten beruhen. Wenn nur möglichst viele Börsen-Player charttechnische Analysen durchführen und nach Trendlinien und „schiefen Doppelspitzen“ Ausschau halten wird die Analyse dieser Charts und die daraus abgeleiteten Rückschlüsse (z.B. „Abpraller“ an der Trendlinie „von unten“ mit hoher Wahrscheinlichkeit zu erwarten) zu einer klassischen „Self-Fulfilling Prophecy“.

        Dies ist (nach meiner Wahrnehmung) die Stärke der Chartanalyse, welche jedoch (und hier wird es jetzt argumentativ wieder etwas spannender aber sicher auch kontroverser) Kursverläufe möglicherweise doch eher nur in „kurzfristigen“ Zeiträumen beeinflussen kann.

        Langfristig würde ich die (für mich persönlich wichtigere aber selbstverständlich auch nicht revolutionär neue) These ins Feld führen, dass der Aktienchart der Unternehmensentwicklung folgt. Bei kontinuierlicher, positiver Unternehmensentwicklung (wie bei einem Wahren Wert) steigt der Aktienkurs ebenfalls unweigerlich. Mal liegt dieser zurück (niedrigeres KGV), mal stürmt er voran (höheres KGV) – diese Bild wurde (wie Sie wissen) ebenfalls von Kostolany durch seinen Vergleich vom Spaziergänger (= kontinuierliche Unternehmensentwicklung) mit seinem Hund (= Kursverlauf) geprägt (vgl. auch Ausführungen unter Pkt. 3).

        Diese Überlegung führt nun direkt zu

        2) Ihre unternehmensspezifische Begründung

        Sie schreiben (zum vollständigen Zitat siehe weiter oben): „Anspruchslose Unterhaltung sowie das Einlullen und Betäuben vergnügungssüchtiger Massen in riesigen Freizeitparks qualifiziert das Unternehmen meiner Ansicht nach nicht für ein Wahre-Werte-Depot“.

        Die Beurteilung der qualitativen Angebots-Palette des Disney-Konzerns bleibt natürlich jedem selbst überlassen, aber ich könnte mir vorstellen, dass sich (u.a.) Star Wars- und Indiana Jones-Fans durch Ihre Aussage jetzt auf den Schlips getreten fühlen ;-).

        Wie dem auch sei sollte bei der Suche nach einem potentiellen Wahren Wert nach meiner Einschätzung die Analyse des Zahlenwerkes im Vordergrund stehen und zwar unabhängig davon ob einem selbst die Produkte gefallen oder nicht (mit Ausnahme vielleicht von moralischen Aspekten wie z.B. bei Altria & Co. Dies hatten Sie ja an anderer Stelle im Blog bereits kommentiert bzw. die entsprechenden „Raucheraktien“ als potentielles WW-Investment abgelehnt).

        Und diese Zahlen überzeugen bei Disney (Daten für 2012 bis 2016 lt. Comdirect):

        • Umsatz [Mrd. US$]: 42,3 (GJ 2012) – 45 – 48,8 – 52,5 – 55,6 (GJ 2016, Rekordumsatz)
        • Ergebnis [Mrd. US$]: 9,3 (GJ 2012) – 9,6 – 12,2 – 13,9 – 14,9 (GJ 2016, Rekordergebnis)
        • Eigenkapitalquote: 51,4 % (GJ 2016)

        Zur Prognose hier noch Informationen zum Gewinn je Aktie im Vergleich zum Gewinn ab GJ 2013 (lt. ING DiBa):

        • Gewinn je Aktie [US$]: 3,4 (GJ 2013) – 4,3 – 5,0 – 5,8 – 6,7 (Prognose GJ 2017) – 7,2 (Prognose GJ 2018)

        3) Zusammenfassung

        Um mit Kostolany zu sprechen: Der Hund (= Kurs) hinkt derzeit der Unternehmensentwicklung von Disney etwas hinterher, welche sich jedoch in den vergangenen Jahren mit steter Gleichmäßigkeit positiv entwickelt hat (= gleichmäßig laufender Spaziergänger = Ihre oben rot eingezeichnete Trendlinie = Trend der o.g. Geschäftszahlen). Der „Hund“ lief dabei seit Anfang Januar 2009 vor seinem Herrchen her, schaute kurz im Oktober 2011 nach dem Rechten (= Test der Trendlinie) und fiel erst im Sommer 2016 hinter den Spaziergänger zurück.

        Ich kann nachvollziehen, dass Sie (aufgrund der Chartanalyse) jetzt nicht einsteigen wollen, da sich eventuell ein (kurzfristig) besserer Einstiegszeitpunkt ergeben könnte (da „alle“ so denken wird die „Self Fulfilling Prophecy“ mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Realität).

        Für einen Langfristanleger ist der exakte Einstiegszeitpunkt jedoch nicht so wichtig, da er sich über die Jahre und Jahrzehnte relativiert (insbesondere, wenn konsequent bei reduzierten Kursen = „Sonderangeboten“ nachgekauft wird).

        Wichtig ist hier alleine die Qualität des Papiers, welche bei Disney (nach meiner Einschätzung) gegeben ist und die die Voraussetzung für steigenden Umsatz, Gewinn und Aktienkurs darstellt (vgl. hierzu auch meine ausführliche Analyse der Disney-Geschäftsstrategie vom 04. Juli 2016).

        Sie schreiben weiter oben Ihr „ [ ] Daumen senkt sich leider über die gesamte Disneyworld“. Schade, dass das WW-Depot nicht an den Chancen des weltgrößten Medienkonzern teilhaben möchte. Ich bin mir sicher, dass Ihr internes Wachstumsziel von 5% p.a. bei langfristigem Investment in Disney (unabhängig vom exakten, eventuell durch Chartanalyse optimiertem Einstiegskurs) problemlos erreicht wird(durchschnittliche Steigerungsrate in den letzten 20 Jahren: 7% pro Jahr inklusive starker Kursrückgänge in den Jahren 2000-2002 sowie von Ende 2008 bis Anfang 2009).

        Viele Grüße & weiterhin viel Erfolg wünscht Ihr

        Steffen Assmann

        • Ihr Engagement für unser Wahre-Werte-Depot ist außerordentlich groß, lieber Herr Assmann. Dafür erst einmal ganz herzlichen Dank! Ich weiß das sehr zu schätzen und werde Sie für die goldene Depot-Ehrennadel vorschlagen, falls eine solche einmal vergeben werden sollte.

          Mit Ihren Vorschlägen und Beiträgen gehören Sie schon zur Familie, weshalb ich Ihnen hiermit offiziell das Du anbiete. Als vermutlich älterer von uns beiden steht mir das zu 😉

          Also, lieber Steffen: Dass ich mit meinen defätistischen Äußerungen zum Inhaltsreichtum der Disney-Massenangebote vielen Leuten auf den Schlips treten würde, war nicht nur zu erwarten, sondern sogar intendiert. Du weißt, wie gerne ich provoziere. Und ich hoffte eigentlich, damit auch Dich aus der Reserve zu locken. Du solltest Dich als Star-Wars-Fan und regelmäßiger Disneyland-Besucher outen! Aber leider hast Du das nicht getan.

          Deshalb nochmal direkt nachgefragt: Fühltest auch Du Dich auf den Schlips getreten?

          Du schreibst weiter: „…bei der Suche nach einem potentiellen Wahren Wert (sollte) nach meiner Einschätzung die Analyse des Zahlenwerkes im Vordergrund stehen, und zwar unabhängig davon, ob einem selbst die Produkte gefallen oder nicht“.

          Das sehe ich anders, weil die Konkurrenz unter unseren wahren Werten inzwischen riesig groß ist. Wir haben also die Qual der Wahl und können es uns leisten, auch weichere Faktoren wie die inhaltliche Qualität der Angebote einzubeziehen. Abgesehen davon, dass ich diese Faktoren gar nicht als so weich empfinde. Zu einem wahren Wert gehört der inhaltliche Wert schließlich dazu, oder? In Bio-Lachs, Brillen, Aromen, Medikamenten, Nahrungsmitteln, Windeln, Fahrradzubehör, Schmieröl und Suchmaschinen kann ich wahre Werte erkennen, in Disneys Angeboten im großen und ganzen nicht – von den besagten rühmlichen Ausnahmen abgesehen.

          Was Deine Anmerkungen zur Chartanalyse angeht, stimme ich Dir im Grundsatz zu: Börse besteht zum überwiegenden Teil aus Massenpsychologie, und deshalb sind die Charts ein wichtiges Werkzeug, mit dem man die psychologischen Trends analysieren kann. Dies gilt betont nicht nur für kurzfristige Zeiträume, wie Du schreibst, sondern auch und gerade für die lange Frist. Genau deshalb schaue ich mir immer zuerst den langfristigsten Chart an, der verfügbar ist. Er reicht mir aus, um entweder sofort den Daumen über einer Aktie zu senken, oder sich mit ihr näher zu beschäftigen.

          • Hallo Herr Brichta,
            wahre Werte sind Ansichtssache. Ich habe als meine Kinder noch klein waren viele Disney Produktionen im Kino gesehen, Fernsehserien auf dem Disney Kanal gesehen.
            Ich will nicht zu schleimig daher kommen, aber wenn man als Vater sieht, welche Freude und wie viel Spaß ich auch als Vater mit meinen Kindern dabei hatte, muß ich sagen daß dies für mich momentane wahre Werte waren.
            Grüße aus München

          • Ich finde es prima, dass ich mit meinem Kommentar eine Diskussion über das Wesentliche angestoßen habe: Über die Qualität der Angebote. Denn das ist es, worauf es meiner Ansicht nach bei wahren Werten ankommen sollte – abseits der Zahlen, die selbstverständlich auch stimmen müssen. Mir kommt es auch darauf an, WOMIT ein Unternehmen sein Geld verdient. Und da setze ich eben hinter das Gros der Disney-Angebote meine persönlichen Fragezeichen – nicht mehr und nicht weniger. Solange es genügend Wahre-Werte-Kandidaten mit weniger Fragezeichen gibt, sind diese bei mir im Vorteil. Das ist alles.

  3. 🙂
    „Lieber“ – wäre richtig!

    Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen.
    Ich sehe jetzt klarer.

  4. Hm…

    Als Kind fand ich ja Star Wars unglaublich toll, und ich war auch mal ein richtiger Trekkie. „Outen“ brauchte ich mich dafür nicht. Hätte ich mich dafür outen müssen, dann wäre Star Wars höchstwahrscheinlich ein Flop gewesen. Ob sich Herr Assmann nun outet, wäre für mich auch nicht so entscheidend, denn ein paar kindgebliebene Nerds lassen bei Disney nicht die Kasse klingeln. 🙂 Die Hauptzielgruppe des Disney-Konzerns (Kinder und Jugendliche) interessiert die Börse freilich wenig – unwahrscheinlich, dass sich da jemand auf den Schlips getreten fühlt.

    Derzeit stellt sich die alljährliche Frage, was man bloß Kindern bloß zu Weihnachten schenken soll: Star Wars, natürlich. Erwachsene sind ja unglaublich einfallslos. Eigentlich wollte ich Lego kaufen, aber das Weltraum-Lego von damals gibt es heute gar nicht mehr (ok, ich geb’s zu – ich bin immer noch ein klein wenig Sci-Fi-Fan). Stattdessen: Star-Wars-Lego. Man braucht aber nicht wählerisch zu sein. Denn die Spielzeugläden sind voll von Star Wars in allen Varianten. Alle kaufen Star Wars, denn sie wissen nicht, was sie tun. 😉 Und das bringt Disney jede Menge Geld ein, denn Disney wusste meistens ganz genau, was sie tun. Der Konzern hat sich immer wieder darauf angepasst – das macht den Erfolg aus.

    Donald Duck wurde zwar erst nach der Weltwirtschaftkrise (1929) geboren. Aber lebt heute noch, und Star War’s wird vermutlich auch noch lange leben. Vermutlich gibt es heute mehr Erwachsene, die Donald Duck lesen, als Kinder. Bakkafrost wird vermutlich auch noch in 100 Jahren Lachs produzieren und Windelhersteller Windeln. Disney produziert in 100 Jahre vermutlich weiterhin Unterhaltung, auch wenn sich dann vielleicht niemand mehr für Star Wars und Donald Duck interessiert. Ob das schwieriger ist, als Lachs zu züchten, weiß ich nicht. Aber Kreativität kann man schließlich auch kaufen und vermarkten, und das konnten sie bei Disney sogar besonders gut. Die Frage wäre: Können sie das auch zukünftig? Ich glaube nicht, dass im Falle von Disney die vergangenen Chart-Entwicklungen oder Gewinnsteigerungen der Vergangenheit darauf eine Antwort geben können. Wenn diese nicht, was sonst? Wenn doch diese, warum?

    • Auf Donald Duck und Co lasse auch ich nichts kommen. Das sind für mich die inhaltlichen Highlights in der ansonsten eher anspruchslosen Disney-Unterhaltungssülze – ich weiß, das war wieder ein Schlipstreter 😉 Das Gros des Angebots genügt einfach meinen inhaltlichen Ansprüchen nicht. Punkt.

      Dazu kommt die momentane charttechnische Situation, die eher zu Gewinnmitnahmen einlädt statt zum Einsteigen. Ihre Zweifel an der Aussagekraft von Charts in allen Ehren. Selbstverständlich bieten auch sie keine Glaskugel zum In-die-Zukunft-Schauen. Aber sie bieten mehr als das alleinige Fokussieren auf Geschäftszahlen. In den Kursverläufen sind nämlich alle bekannten Wirtschafts- und Unternehmenszahlen sowie Prognosen dazu bereits enthalten. Darüber hinaus aber auch alle psychlogischen Faktoren, die zeigen, wie die Masse der Anleger und Spekulanten mit diesen Zahlen umgeht. Und: Unter Umständen sind in den Kursverläufen sogar auch Insider-Informationen enthalten, von denen die Öffentlichkeit erst später erfährt. All das macht die Chartbeobachtung zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Aktienanalyse.

      Und wenn ich – rein hypothetisch – vor die Wahl gestellt würde, auf eine der beiden Methoden verzichten zu müssen, fundamental oder technisch, würde ich immer der Chartanalyse den Vorzug geben. Weil in ihr auch die andere Methode enthalten ist.

      • Lieber Raimund,

        zunächst einmal herzlichen Dank für das angebotene Du, welches ich sehr gerne annehme :-).

        Schön auch, dass Du mir die hypothetische „goldene WWD-Ehrennadel“ nun schon zum zweiten mal verliehen hast (zur ersten Verleihung vgl. Blog vom 25.07. „Hinter den Kulissen“). Vielleicht ergibt sich nächstens eine Gelegenheit, die 2-fache hypothetische Auszeichnung in ein reelles Glas guten Tröpfchens (Deiner Wahl) umzuwandeln ? Würde mich auf jeden Fall sehr freuen :-).

        Zu Disney ist glaube ich jetzt (auch durch die Beiträge der anderen Teilnehmer des WW-Blogs) fast alles gesagt worden.

        In der Tat (und zum Glück !) erlaubt der WW-Kosmos die individuelle Auswahl der Depotzusammenstellung auch unter Berücksichtigung von „weichen Faktoren“. Jeder soll sich mit seinen Titeln wohl fühlen und – wie Du so schön oben ausgeführt hast – Punkt.

        Freue mich schon auf die Diskussion meines nächsten Depotvorschlags (eingereicht am 31.08.2016), welcher sicher noch in Eurem internen Bearbeitungsberg „schlummert“

        Steffen

        P.S. OK,OK- Seit ich „Episode VI: The Return of the Jedi“ 1983 im Kino in England gesehen habe war Star Wars für mich ein Begriff (und auch die anderen Star Wars Filme sind mir nicht fremd). Als echten Fan der Serie würde ich mich aber nicht bezeichnen (hier kommen die von Sandro weiter oben beschriebenen Merchandising-Artikel ins Spiel, die mir völlig fremd sind).

        • Ja, lieber Steffen, unser Rohr ist tatsächlich noch voller Depotvorschläge. Da wir uns nicht verzetteln wollen und bei zirka 20 Mitspielern unsere Kapazitätsgrenze sehen, muss für Neuzugänge auch immer erst Platz im Team geschaffen werden. Dazu kommt, dass wir noch einige interessante Kandidaten aufm Trainingsplatz unter Beobachtung haben. Im Prinzip sind wir also ausgelastet.

          Trotzdem hier noch ein Aufruf an Dich und alle anderen: Im Zuge der derzeitigen Phase steigender Zinsen und anziehender Konjunkturerwartungen stünden unserem Team ein paar mehr wahre Werte aus der Investitionsgüter-Industrie gut zu Gesicht. Denn wir sind summa summarum recht konsumlastig aufgestellt, was übrigens ein weiteres Argument gegen Disney ist. Also: Macht Euch auf die Suche nach den Investitionsgüter-Perlen! Oder ist Dein Vorschlag vom 31.8. zufällig schon aus diesem Bereich?

          • Nein – der „neue“ Vorschlag kommt aus dem Gesundheitsbereich (Dentsply Sirona).

          • Den hammer natürlich auch schon gut vertreten im Depot.

      • Ich bin durchaus chartgläubig. Allerdings stelle ich in Frage, ob Chart- oder Gewinnentwicklungen aus ferner Vergangenheit noch brauchbare Informationen in Bezug auf die zukünftige Langfristentwicklung liefern können, wenn sich Geschäftsmodell, Management und Produkte allzu sehr verändern bzw. anpassen müssen.

        • Das ist m. E. gar nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr, ob die Anleger in der Masse erwarten, dass sich ein bestimmter Trend (auch bei den Gewinnen) fortsetzt oder nicht. Und dies können Sie sehr wohl in den Charts erkennen.

          • Na ja, Brüche von überaus langfristigen Trends habe ich früher nicht so ernst genommen wie kurz- und mittelfristige Trendbrüche – vielleicht war’s ein Fehler. Die langfristige Chart-Entwicklung sagt aber doch noch mehr aus: Sie hilft, Aktien zu finden, die sich in der Vergangenheit als Wahre Werte bewiesen haben. Wenn sich funtamental allerdings zu viel und zu schnell verändert (Geschäftsmodell bzw. Geschäftsbereiche, Produkte, Marktumfeld, Management, usw..) bzw. wenn das Unternehmen ein ganz anderes geworden ist als es früher einaml war, dann mag solch ein langfristiger Chart-Rückblick zur Erkennung eines Wahren Werts ggf. weniger hilfreich sein und in die Irre führen. In diese Richtung ging meine Argumentation. Dass ein sich Langfrist-Chart auch dann trotzdem eignet, um Kursentwicklungen in naher Zukunft abzuschätzen – da will ich nicht widersprechen.

          • Genau, lieber Sandro, solche fundamentalen Änderungen dürften, wenn sie negativ sind, mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem Bruch langfristiger Aufwärtstrends führen. Und damit bekäme man dies als Chartbeobachter mit, selbst wenn man die Veränderungen selbst nicht mitbekäme. Genau das ist mein Punkt.

  5. Für mich ist die Disney-Aktie nach wie vor ein Kandidat für unser Depot. Jetzt hängt es von Volker Schilling ab, ob die Aktie noch eine Chance für die Aufnahme in unser Depot hat.
    Charttechnisch folge ich der Linie von Raimund Brichta.

    • Outest denn wenigstens Du Dich als Jedi-Ritter-Fan?

      • Für alles Disney-Fans und die, die es insgeheim vielleicht doch noch werden wollen hier noch zwei ganz aktuelle Informationen:

        1) Die gestrigen Tagesthemen (14.12.) schlossen mit einem längeren Bericht über den heutigen Kinostart von „Rogue One“: A Star Wars Story. Die Moderatorin musste dabei virtuell einem Kampfschiff ausweichen und war offensichtlich ganz angetan vom neuen Disney-Coup:

        http://www.ardmediathek.de/tv/Tagesthemen/tagesthemen/Das-Erste/Video?bcastId=3914&documentId=39513618

        2) Heute dann erschien in Spiegel-Online ein Bericht zum 50. Todestag von Walt Disney mit einem kurzen Rückblick auf die Firmengeschichte:

        http://www.spiegel.de/einestages/walt-disney-zum-50-todestag-vom-zeichentrick-zum-freizeitkonzern-a-1125369.html

        Abschließend sei erwähnt, dass die Aktie schon fast die 100€-Marke geknackt hat (aktuell bei 99,7 €). Neuen Höchststände (> 113 €) sind nach meiner Einschätzung nur noch eine Frage der Zeit.

        • Wir hatten bei n-tv heute selbstverständlich auch eine MAZ zum Kinostart. Und dass ein Moderator virtuell einem Kampfschiff ausweichen muss, bestätigt voll und ganz meine Einschätzung zum inhaltlichen Tiefgang der Disney-Produktionen 😉

          Ich wäre jedenfalls nicht ausgewichen, und Kollege Teuner und ich haben uns köstlich im Studio amüsiert über die Verrückten, die zur Premiere in Karnevalskostümen herumhampelten. Jedem das Seine ….

          Dass die Aktie heute in Frankfurt abhebt, liegt weniger an ihr selbst, sondern mehr daran, dass der Euro in den Keller gerauscht ist. Aber ich gönne und wünsche Dir natürlich die allerallerallerhöchsten Höchststände damit, lieber Steffen. Mögest du so ein Quintilliarden-Vermögen machen und so reich werden wie Onkel Dagobert.

          • Quintilliarde klingt gut – dann machen wir gemeinsam einen Champagner auf 🙂

          • Möge die Macht mit Euch sein! 🙂

  6. Nun möchte auch ich mich noch in die Diskussion einbringen. Zwar hält die Erholung seit Dezember weiterhin an und ein „Rebreak“ scheint meines Erachtens gelungen, doch spricht der langrist-Chart, wie Raimund detailliert erläuterte, nicht für einen wahren Wert. Während der Krise 2008 musste die Aktie einen herben Rücksetzer realisieren. Solche Verluste und somit Aktien versuchen wir zu vermeiden. Zudem schließe ich mich der Meinung von Raimund an: Ich kann beim besten Willen keinen wahren Wert von Disney-Filmen erkennen. Das Geschäftsmodell scheint momentan profitabel zu sein, doch sparen Familien in weniger gut laufenden Zeiten auch bei genau solchen Freizeitaktivitäten. Oder irre ich mich?

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