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Emerging Markets

21. Oktober 2021 - Aries Eeberg in Gastbeitrag | 7 Kommentare

Hallo Sandro, auch hierzu eröffne ich einen neuen Thread. Vielleicht wollen sich ja andere an dieser Diskussion beteiligen. Emerging Markets gehören für mich als Dauerinvestment in jedes Portfolio. Vielleicht bin ich sentimental und wünsche mir, dass die Schwachen auch einmal das dicke Ende von der Wurst erwischen. Mehr treibt mich aber dazu, dass die Wachstumsraten in den Emerging Markets einfach höher sind als in den etablierten Märkten. Und das muss sich irgendwann in den Kursen niederschlagen. Du hast recht: Die Entwicklung der EM war in den letzten Jahren wirklich schlecht. Über ein Jahrzehnt meistens seitwärts. Aber auch in diesen Jahren habe ich mit den EM gute Zeiten erlebt. Nach der Weltfinanzkrise 2008 haben sich die EM schneller erholt. Wenn ich sie damals nicht gehabt hätte, wäre ich viel länger auf meinen Verlusten sitzen geblieben. Und Anfang dieses Jahres waren die EM auch besser als die etablierten Märkte. Da konnte ich dann etwas von den Gewinnen dort in die schwächeren Industrieländer rebalancieren. Und das hat sich ja gelohnt. Mittlerweile ist der MSCI EM ja ebenso ein China-Index wie der MSCI-World ein USA-Index ist. Man setzt also mit EM vor allem auf China. Und da bin ich etwas vorsichtiger geworden. Die neuesten wirtschaftlichen Maßnahmen der chinesischen Regierung halte ich für richtig. Sie fördern den Wettbewerb, bekämpfen Fehlentwicklungen und stärken die Finanzstabilität. Diese Maßnahmen wären auch bei uns wünschenswert. Nur befürchte ich, dass China in eine Kommandowirtschaft abgleitet. Damit könnten sie sich alles kaputt machen, was sie sich so mühsam aufgebaut haben. Aufs Ganze gesehen glaube ich aber, dass wir auf eine multipolare Welt zugehen, wo China seine Rolle spielen wird und sie sich durch Krisen hindurch weiter gut entwickeln werden. Warum sollte man an ihrem Erfolg nicht auch partizipieren? Franklin hat vor einiger Zeit einen sehr interessanten Artikel veröffentlicht, wo sie darauf abheben, dass es in den EM eine sehr agile Technologie-Entwicklung gibt. Auch unter diesem Aspekt muss man EM haben. Die aufstrebenden Länder adaptieren und entwickeln Technologie schneller als wir. Das wird sich auch in den Aktien-Kursen niederschlagen. Die übrigen Argumente sind ja bekannt: junge Bevölkerung (außer China), Rohstoffreichtum etc. Ich halte aus all diesen Gründen den ACWI und nicht den MSCI World. Außerdem füge ich EM hinzu. Mein Ziel ist, weltweit nicht nach Marktkapitlisierung investiert zu sein sondern nach Anteil am BIP. So macht es zum Beispiel die Vermögensverwaltung ARERO.

7 Kommentare

  1. Lieber Aries,

    vielen Dank für Deine fundierten und aufschlussreichen Antworten! Es freut mich, hier im Forum so gute Gesprächspartner zu finden.

    Ich war bislang nicht in EM investiert (allenfalls indirekt ein bisschen über Fonds). Langfristig erscheint mir das jedenfalls sinnvoll, in EM investiert zu sein.

    Ich könnte mir vorstellen, dass ein EM-Investment auch Sinn macht angesichts der Entwicklung des Geldsystems. In den westlichen Ländern ist die Systemreife vermutlich viel weiter fortgeschritten als in EM-Ländern. Wenn es denn irgendwann soweit sein sollte, dass die westlichen Länder einem Reset des Geldsystems entgegensteuern (nach Raimund frühestens Ende des Jahrzehnts), mit Währungsreformen, dann sind vielleicht die EM die Gewinner oder zumindest die besseren Verlierer (Probleme wird es natürlich überall geben, wenn es zu einem solchen Reset kommen sollte).

  2. Eine klassisches ETF Weltportfolio wie es häufig empfohlen wird, besteht ja auch aus ca. 70% MSCI World und 30% MSCI EM. Kann man als Passivinvestor nicht viel falschmachen.
    @Aries: Bei der sogenannten Core Satellite Strategie erweitert man diesen Kern des Portfolios dann z.b. mit 3-5 Satelliten, mit denen man z.b. auf besonders zukunftsträchtige Trends setzt. Vielleicht ist das ja eine Herangehensweise für Deinen Bekannten.
    Ich baue mir neben meinem Aktiendepot zur Zeit so ein Core Satellite ETF Depot auf. Der Kern besteht aus Welt (60%) und EM (25%) und es gibt 3 Satelliten zu je 5% (AI und Robotics ETF, Genetics ETF, Bitcoin).
    Das wird ab und zu rebalanciert und ansonsten wird der Kern zumindest nicht mehr angefasst. Die Satelliten können je nach Entwicklung auch nach ein paar Jahren überprüft und ggf. angepasst werden.

    • Hallo Chris,

      so habe ich es gemacht.

      Ich habe das Portfolio für meinen Freund so zusammengestellt:
      – 20% EM (normal + value)
      – 30% ACWI (normal + value + Blackrock)
      – 30% Technologie (Nasdaq, digital Assets, Danaher)
      – 10% Global Mining
      – 10% Gold

      Das entspricht seinem gewünschten Risikoprofil. Ich habe allerdings einige Sicherheiten und Rückfallpositionen eingebaut: globale Valuefonds als Beimischung und Gold.

  3. Hallo Aries,
    das ist ja tatsächlich ähnlich.
    Darf ich fragen warum du den ACWI und EM wählst, wo doch im ACWI schon EM drin ist, oder täusche ich mich?
    Gold und Edelmetalle wären mir jetzt etwas viel für mein Portfolio. Dient der Mining Anteil bei euch als Absicherung oder soll es Performance bringen?

    Insgesamt treibt mich die Frage um, ob ich als Investor auf der aktiven oder passiven Seite stehen sollte. Ich habe in meinem aktiv gemanagten Depot (auch mit einige wahren Werten) ca. 10-15 Aktienpositionen und auf zwei Jahre gesehen den MSCI World geschlagen.
    Ich frage mich allerdings, ob ich all die Unternehmen immer so gut im Auge behalten kann, dass es ein Einzelinvestment in dieses Unternehmen rechtfertigt. Und falls nicht, wäre ja der logische Rückschluss, zukünftig passiv zu investieren.
    Von meinem aktuellen Werten kann ich eigentlich nur von Tesla behaupten, dass ich mich richtig gut mit dem Unternehmen auskenne. Produkte, Entwicklung, Zahlen, Führung usw.. Ich weiss soviel, dass ich mich beruhigt 5 Jahre schlafen legen kann und einigermaßen sicher weiss, dass der Aktienkurs deutlich höher steht als jetzt. Da werden jetzt einige hier den Kopf schütteln, aber macht nur.

    Die meisten anderen Werte meines Depots kenne ich aus der Vorstellung des Wertes hier auf der Seite oder woanders, kenne also die Basics, aber oft habe ich nur eine wage Kenntnis des Produktes. Hier stellt sich doch die Frage, genügt das? Genügt es sich die Kennzahlen der letzten Jahre anzuschauen, ungefähr zu wissen was das Unternehmen produziert, genügt 1-2 Tage Recherche um es einem Investment in einen ETF vorzuziehen?

    Eine dritte Möglichkeit gibt es natürlich noch. Man geht ganz von den Fundamentaldaten und vom Unternehmen weg und richtet alle Aufmerksamkeit auf den Chart und das Traden. So kann man bestimmt auch den Markt schlagen, allerdings ist das dann nicht mehr Investieren, sondern eben Traden.
    Ich bin mir jedenfalls noch nicht im Klaren ob für mich aktives oder passives Investieren die Zukunft ist, klar ist nur, dass ich auf jeden Fall weiterhin investiert sein werde. 🙂

    • Hallo Chris!

      Der ACWI ist breit aufgestellt und nach Marktkapitalisierung gewichtet. Er hat deshalb nur ca. 12% EM (4% China). Ich möchte aber nach BIP gewichtet sein und da muss ein Anteil EM ergänzt werden. China, Russland, Indien etc. sollen auch angemessen vorkommen.

      Aufs Ganze gesehen mache ich mehr eine Vermögensverwaltung. Wichtige Kriterien sind:
      – Diversifikation über den ganzen Markt und verschiedene Anlageklassen
      – Kosteneffizienz
      – verringerte Volatilität
      – geringe Korrelation der Elemente

      Ich bin zufrieden, wenn ich wie Flossbach von Storch abschneide. Es soll auch in jeder Marktphase immer etwas im Plus sein, um eine neue Heizung oder ein Auto bezahlen zu können. Etwas Ausschüttung regelmäßig soll es auch geben. Natürlich will ich bei all dem auch das Kapital vermehren.

      Bei meinem Freund habe ich mehr seine Wünsche nach Technologie und hohem Gewinn berücksichtigt.

      Deine Herangehensweise gefällt mir. Man muss Erfahrungen sammeln und seinen Stil finden. Bei aller erworbenen Systematik ist es wichtig, offen zu bleiben und selbstkritisch. Dass man teure Fehler macht, lässt sich nicht vermeiden. Die Fehler machen sich bezahlt, wenn man aus ihnen lernt.

      • Du sprichst hier einen wichtigen Punkt an, der gerne mal nicht ganz klar definiert wird: Vermögensverwaltung (-Sicherung) vs. Vermögensbildung.
        Danke für Deine Antwort.

  4. Eine Alternative ist noch der MSCI EM SRI. Im Unterschied zum MSCI EM ist u. a. darin (Festland)-China schwächer gewichtet, dafür Taiwan stärker gewichtet. Der MSCI EM SRI selektiert außerdem nach ESG-Kriterien, was ja im Trend liegt. In den letzten 10 Jahren war der MSCI EM SRI dem MSCI EM meist etwas überlegen (siehe Grafik). Ich habe jetzt mal etwas in den MSCI EM SRI investiert.

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