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Geht‘s jetzt abwärts an den Börsen?

2. März 2021 - Raimund Brichta in Allgemein | 26 Kommentare

Die vergangene Woche an den Börsen verlief wackelig. Ist das der Start für eine größere Korrektur an den Märkten? Was haben die Renditen auf den Anleihemärkten mit den fallen Kursen zu tun? Warum reagieren Tech-Aktien besonders empfindlich auf steigende Zinsen? Darüber und mehr sprechen die ntv-Moderatoren Raimund Brichta und Etienne Bell in dieser aktuellen Folge von „Brichta und Bell – Wirtschaft einfach und schnell“.

https://www.n-tv.de/mediathek/audio/Kommt-jetzt-die-grosse-Boersen-Korrektur-article22394068.html

26 Kommentare

  1. Danke für die interessanten Gedanken, gerade die Auswirkung der steigenden Zinsen auf die Diskontierung hatte ich noch gar nicht bedacht bei Tech-Werten.

    Auffällig ist gerade für mich, dass viele „Wahre Werte“ früher und
    stärker als der Markt korrigieren (Bio Merieux, American Water Works). Wäre das auch eher auf die Abzinsung oder eher auf Sektor-Rotation zurückzuführen?

    • Die Abzinsung spielt hauptsächlich bei den Hightech-Werten eine Rolle, weil in diesen künftige Gewinne oft besonders umfangreich eingepreist sind. Bei anderen Werten wie den Versorgern spielt wiederum der hohe Fremdkapitalanteil eine wichtige Rolle. Und wiederum andere sind von Umschichtungen betroffen. Es gibt also nicht nur einen Grund.

  2. Lieber Raimund, den Gedanken der Abzinsung zukünftiger Gewinne finde ich schon etwas abenteuerlich. Das betrachtet doch die Bewertung von Aktien sehr unter fundamentalem Gesichtspunkt. Und gerade dieser scheint gegenwärtig sehr aus den Augen geraten zu sein.

    Die Kurse bewegen sich doch vor allem, weil die Werte gekauft oder verkauft werden. Gründe dafür gibt es viele und sie lassen sich auch immer finden.

    Gerade deshalb schaust du doch oft auf die Charts ohne andere Faktoren in die Betrachtung wirklich mit einzubeziehen.

    Natürlich gilt: Börse ist Liquidität + Psychologie. Aber gerade die Psychologie lässt sich nicht verrechnen.

    Natürlich müssen die Growth-Werte in ihre Bewertung erst hineinwachsen. Aber auch das lässt sich nicht verrechnen.

    • Also: Es ist sicher nicht so, dass die Leute ständig mit dem Taschenrechner dasitzen, um dauernd künftige Gewinne abzuzinsen. Aber wenn die Zinsen steigen, ergeben sich daraus zumindest gute Argumente, um auf Aktien mit hohen KGVs (sprich mit hohen eingepreisten Zukunftsgewinnen) draufzuhauhen. Auch so funktioniert Börse. Das ist ebenfalls Psychologie, auch wenn sie gepaart ist mit fundamental anmutenden Argumenten.

      • Man kann sich auch überlegen: Warum fallen denn derzeit viele defensive Aktien so stark, z. B. Church & Dwight, Reckitt Benckiser, Unilever, Givaudan, Kerry, Nestle, Beiersdorf, Versorger-Aktien, etc… Etwa weil die Witwen-und-Waisen-Papiere, sprich Staatsanleihen, plötzlich unglaublich hohe Zinsen abwerfen, mit denen die Aktiendividenden nicht mehr mithalten könnten? Wohl kaum. Oder weil man nun unbedingt Zykliker haben muss, weil mit dem erwarteten Ende der Corona-Pandemie von heute auf morgen der Kaufrausch und das Reisefieber ausbrechen, und weil Zykliker so billig sind? Billig sind sie gar nicht mehr.

        Es reicht, zu glauben, dass genügend Leute so denken und dementsprechend handeln. Ich handle gerne antizyklisch und habe gerade begonnen, mich mit defensiven Werten einzudecken. Eine Chance, wie sie sich gerade dafür eröffnet hat, gibt es nicht so oft. Die Zeit, um Zykliker zu kaufen, ist hingegen schon fast vorbei.

        • Ich würde sagen, die genannten Aktien fallen zurzeit deshalb besonders stark, weil sie über ihre oft hohen KGVs psychologisch besonders anfällig für das Abzinsungsargument sind.

        • Sandro, da muss ich dir widersprechen. Ich glaube nicht, dass die Zeit der Zykliker fast schon vorbei ist. Sicher sind Zykliker schon gut gelaufen, aber ich denke der Zyklus wird nun etwas länger dauern, vielleicht längerr als viele glauben…
          Die Industrie brummt momentan, bei Rohstoffen soll es gar einen neuen Superzyklus geben,…

          Ich bin sehr gespannt, was nächste Woche KlöCo für eine Jahresprognose raushaut, schau dir mal die Bewertung der Stahlwerte an, z.B. Arcelormittal oder KlöCo und ich glaube nicht an einen Einbruch der Stahlpreise in den nächsten Monaten… auch Chemiewerte werden in meinen Augen weiter laufen…

          Ich bleibe in Zyklikern drin… weiter in Aktien, die vom Börsenboom profitieren und dass es immer mehr Aktionäre gibt (L&S), weiter in Aktien, die sich auf Turnarounds und Restrukturierung spezialisieren (Mutares), weiter in Aktien des E-Commerce (noch mit deutlich Potenzial z.B. GFG und Westwing)… sicher kaufen die Leute dann auch wieder im stationären Handel zwar mehr ein, nach Corona… aber Corona war nur ein Turbo und die Entwicklung zu online und E-Commerce wird weitergehen… wieso soll ich die meist knappe Zeit in Innenstädten verbringen, um etwas zu suchen, was sie dann doch nicht haben… oder wenn ich überhaupt in die nächste Großstadt bzw. deutlich größere Stadt erstmal 45 min und mehr Fahrzeit habe…

          Kultur, Restaurants werden die Innenstädte wieder beleben, aber der stationäre Handel wird auch nach Corona immer mehr an Online abgeben… dies ist ein Trend der nicht aufzuhalten ist… Es ist die Bequemlichkeit und die Zeitersparnis und in der meist stressigen Zeit, ist es für viele auch ein Stück mehr Lebensqualität, weil mehr Zeit für anderes bleibt…

          Ob das gut ist, dass die Innenstädte veröden, steht auf einem ganz anderen Blatt…

    • „Aber gerade die Psychologie lässt sich nicht verrechnen“.

      Stimmt vielleicht. Aber es genügt, wenn Leute das glauben bzw. als Argument verwenden oder zumindest anderen Investoren dies unterstellen und deshalb verkaufen. Auch das ist Psychologie. Und somit wird sie eben doch irgendwie einbezogen (= „verrechnet“?).

      • Richtig. Ein gutes Beispiel dafür ist der Öl-Finanzmarkt: Da verdoppeln oder halbieren sich die Preise des öfteren, was mit vermeintlich fundamentalen „Begründungen“ unterlegt wird, die in der Regel Angebot und Nachfrage betreffen. Wenn man sich aber die tatsächliche Entwicklung von Angebot und Nachfrage im Lauf der Jahrzehnte anschaut, so schwanken diese bei weitem nicht so stark, um die horrenden Preisausschläge zu rechtfertigen. Gäbe es diesen Finanzmarkt nicht, der auf den Markt für reales Rohöl aufgepfropft ist, würde der Ölpreis viel weniger schwanken.

        Auch hier ist also eine Menge Psychologie im Spiel, die nichtsdestotrotz mit fundamentalen „Argumenten“ befeuert wird. Genauso ist es am Aktienmarkt im allgemeinen und gilt auch für das Abzinsungsargument im speziellen.

  3. Ich würde gerne diskutieren, warum die Renditen der T-Bonds steigen.

    Es muss ja daran liegen, dass die Nachfrage nachlässt, sodass die Verkäufer niedrigere Kurse akzeptieren müssen.

    Als Erklärung gibt es die gängigen Argumente:
    – Anleger erwarten steigende FED-Zinsen wegen steigender Inflation und halten sich deshalb mit dem Kauf von T-Bonds zurück.
    – Die FED kauft die Anleihen nicht im gewohnten Ausmaß auf.

    Ich habe eine weitere Erklärung:
    Es gibt eine Alternative zu amerikanischen T-Bonds, nämlich chinesische Anleihen. Die bringen 3%, ihre Währung ist mittlerweile stabil und vielleicht haben sie sogar Zinssenkungsfantasie. Außerdem sind sie seit einiger Zeit im Global-Aggregate-Bond-Index enthalten und machen dort schon ca. 7% aus. Warren Buffet hat sich vor kurzem zu ihren Gunsten geäußert.

    Aus diesen Gründen halte ich eine kleinere Position China-Anleihen als einziges Renten- Engagement. Sie liegen dieses Jahr 3% im Plus.

    China macht den USA nun auch auf dem Anleihe-Sektor Konkurrenz. Ich bin gespannt, ob die FED da gegenankaufen kann.

    • „Ich würde gerne diskutieren, warum die Renditen der T-Bonds steigen.“

      Da die Anleihemärkte von den Notenbanken dominiert werden, sind und waren die Renditen ohnehin keine, die sich am freien Markt ergeben würden. Folglich kommt es auch für deren weitere Entwicklung hauptsächlich auf die Notenbank an. Sie wird den Anstieg bis zu einem gewissen Ausmaß zulassen und dann irgendwann einschreiten. Noch hat sie die Feuerkraft dazu.

      • Wieso noch ? Es heißt doch “ Never fight the FED“ ;0)

        • „Never“ gilt eben nur bis zum Zeitpunkt X. Dann nämlich, wenn die Fed selbst sturmreif geschossen ist, kann man auch erfolgreich gegen sie in den Kampf zu ziehen. Aber bis dahin dauert es noch.

  4. Bin f. Zykliker,devensive Werte u. chinesische Anleihen. Stimme obigen Begründungen zu.

  5. Gehts jetzt abwärts – nun geht es ja gerade erst einmal aufwärts an den (deutschen) Börsen und zwar kräftig. Die Weltübersicht aus dem Handelsblatt zeigte eine gestrige globale Vorherrschaft vom DAX – da lohnen sich doch mal die fehlenden deutschen Techies 😉

    Leicht überrascht war ich zugegebenermaßen schon, insbesondere da der S&P500 zuletzt zum ersten Mal so etwas wie Warnsignale abgeliefert hat aber Short-Squeezes könnten eine Rolle gespielt haben. Wie steht denn hier die Stimmung in der Community – nachhaltiger Ausbruch oder letzte Euphorie vor der scharfen Korrektur?

    • „Ausbruch…Euphorie“ es ist m.E. wie immer. Man muss alles im Auge behalten: Zinsentwicklung, Auftragseingänge, Ifo, ZEW, Stimmungsindikatoren, Rohstoffpreise, Charts, Corona. Daraus ergibt sich f. mich ein insgesamt eher positiver Gesamteindruck. Bei steigenden Kursen geraten auch Fondmanager unter Kaufdruck. Nur nix verpassen. Daher rechne ich mit einer v. Gewinnmitnahmen unterbrochenen Aufwärtsentwicklung bis zunächst 15000 im DAX. Nach meiner Glaskugel könnte es bis Ende April mit den Kursen bergauf gehen…ohne Obligo.

  6. PS:Hab was vergessen…den Einfluss der hohen Politik….Saludos Amigos

  7. Tja, war der kürzliche Kursrutsch des Nasdaq-Index nun eine kleine „Bärenfalle“ vor der Euphoriephase oder doch der Anfang einer längeren Korrektur oder Seitwärtsbewegung? Meinungen? (Meine Glaskugel weigert sich leider zur Zeit beharrlich, mit mir zu sprechen).

    • Was bewegt z. Zt die Marktteilnehmer? M.E. die Biden-Billionen u. Frau Largarde, die Zinssteigerungen entgegenwirken will. Mittelfristig bleibt bei mir unklar, ob die Notenbanken bei steigenden Inflationsraten die kurzfristigen UND die langfristigen Zinsen tief halten können oder der Markt an einem Ende eine klarere Erhöhung erzwingt. Dazu würde mich die Meinung v. Raimund besonders interessieren.Kurzfristig ziehen m.E. die 15000 im DAX magisch an. Klar ist, daß auch einige v. uns auf dicken Gewinnen sitzen u. bei Einzelnen die Angst wächst diese zu verlieren . Der Markt dürfte m.E.diese individuellen Ängste noch ignorieren.

      • „Dazu würde mich die Meinung v. Raimund besonders interessieren.“

        Die hat such seit meinem Jahresausblick nicht geändert:

        Irgendwann im Lauf des Jahres sollte der DAX die Zone zwischen 15.000 und 15.500 Punkten erklimmen. Danach wäre er spätestens reif für eine Korrektur. Und je nachdem, wie weit er in diese Zone eintaucht, hätte er aus dem einstelligen Ergbnis des vergangenen Jahres sogar ein zweistelliges prozentuales Plus gemacht. Nicht zwangsläufig zum Jahresende, aber zumindest im Jahresverlauf.

        Gibt es dem noch etwas hinzuzufügen? Biden, Lagarde, Zinsen und Inflationsraten sind dazu nur die übliche Begleitmusik. Mehr dazu im nächsten Podcast, der am Montag erscheint.

        • Raimund, wir sind jetzt grob 4 Prozent von dieser Range momentan nur noch entfernt, im Grunde genommen ist das nichts… vor allem weil jetzt die nächsten 2 Monate die starke Börsenzeit losgeht und es gibt wieder Dividenden und das ist ein psychologischer Effekt der Massen, da will keiner raus gehen…

          Kannst du dir auch vorstellen, dass wir im ersten Halbjahr sogar für wenige Wochen noch deutlich über diese Range hinausschießen, d.h. über 16000 im Dax? Ich halte das durchaus für denkbar… es ist so viel Liquidität im Markt, immer mehr Leute entdecken notgedrungen die Börse, schichten zumindest teilweise ihre Vermögen in den Aktienmarkt um, riesige Konjunkturprogramme ungeahnter Dimension usw. … und von einem Crack Up Boom sind wir nun doch noch klar entfernt (einzelne Werte und Branchen klammere ich aus)

          Also noch den großen Verfallstag am Freitag abwarten und danach denke ich werden die Karten neu gemischt und das ist für mich ein weiterer Anstieg, den ich mir durchaus auch bis über 16000 (mal kurz zumindest) halt vorstellen kann…

          Ich bin zumindest inzwischen bis auf eine kleine Cash-Notreserve All In gegangen… sollte sich der Markt klar gegen mich entwickeln, baue ich halt wieder eine Cashposition auf… ich denke das Geld verdient man dieses Jahr im ersten Halbjahr, das zweite wird schwierig…

          • „Kannst du dir auch vorstellen, dass wir im ersten Halbjahr sogar für wenige Wochen noch deutlich über diese Range hinausschießen, d.h. über 16000 im Dax?“

            Grundsätzlich kann ich mir vieles vorstellen. Trotzdem halte ich 15.000-15.500 nach wie vor für ein angemessenes Verlaufsziel. Langfristig rechne ich ohnehin nach wie vor mit einer Art Crack-up-Boom in diesem Jahrzehnt. Schließlich muss ja noch mein DAX-Ziel von 50.000 zum Jahrzehntwechsel erreicht werden.

  8. Einige sehr erfahrene und nachweislich erfolgreiche Trader haben sich mit Tweets a la „There are times for trading and times for fishing“ gemeldet und waren die Woche unentschlossen.

    Nachdem der Nasdaq 12% von den Hochs verloren hat, war gerade die Gegenbewegung von 6% ein normales Snap-Back aus dem Tief und hat die 21-Tage Linie von unten getestet.
    Die entscheidende Region liegt jetzt bei der alten Nackenlinie um 12.750 Punkten, wird die heute verteidigt kann es eine neue Welle zum Hoch geben. Fällt sie, kann sich die Korrektur ausweiten.

    Die Entwicklung der Zinsen sollte hierbei die entscheidende Rolle zukommen, wie Raimund trefflich ausführte.

    • Ja, Börse ist doch so einfach. Man kann alles vorhersehen. Die Frage ist doch eher, warum es nicht so viele Börsenmillionäre gibt.

      Ich meine, wärst Du wirklich so gut, würdest Du nicht mehr arbeiten.
      Ich bin nicht so gut. Ich muss noch arbeiten. Ich meine hätte, könnte kann ich auch sagen. Aber genau mit diesen Worten fängt Finanzpornographie an. Sagt eigentlich nichts aus, aber ist wie jeder Porno präsent und man macht deswegen nur Fehler.

      Auch mal so erwähnt. Raimund hat keine Glaskugel. Alles, was er schreibt, entbindet nicht von der eigenen Verantwortung, selber zu entscheiden.

      Und ich kann nur eines sagen: Langfristig entscheidet das Unternehmen und nicht stockpicking. Und die Zinsen sind eher egal. Sie waren es fast 30 Jahre lang in Japan.

      • „Langfristig entscheidet das Unternehmen und nicht stockpicking“

        Wäre das nicht ein und dasselbe? Nun auch ich muss noch arbeiten und hab hier keine Prognose abgegeben. Und jeder der seine Anlage auf Prognosen basiert (Fundamentalanalyse gehört hierzu) wird regelmäßig daneben liegen und die Frage ist: Was dann?

        Was ich von denen gelernt habe, die tatsächlich ihr Geld nur mit der Börse verdienen: Risk Management first.

        Und kaum einer der Erfolgreichen kam langfristig ohne Charttechnik aus, denn nur hier wird das echte Verhalten der Marktteilnehmer wiedergegeben und der Markt hat ja bekanntlich recht 😉

  9. Volker Schilling sieht die weitere Kursentwicklung wohl auch positiv „Hut ab“. PEPP lässt grüßen. Davon abgesehen gilt ohnehin:Profis kaufen am ATH. Da ich keiner bin, mach ich einfach nix u. halte nur.

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