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Geld regnet vom Himmel

18. Mai 2020 - Raimund Brichta in Allgemein | 27 Kommentare

Wie die Notenbanken ihre Bilanzsummen aufblähen und damit Geld ins Bankensystem drücken, habe ich hier schon mehrfach beschrieben. In den vergangenen Jahren blieb das Geld dabei hauptsächlich im Finanzsystem. Also in jenem abgegrenzten Kreislauf, zu dem nur die Geschäftsbanken Zugang haben. Aber diesmal ist es anders. Diesmal kommt das Geld auch in der realen Wirtschaft an. Und zwar deshalb:

Gleichzeitig nämlich lassen die Regierungen weltweit Billionen aufs Volk herabregnen, sei es mit Krediten oder sei es sogar mit Geldgeschenken. Klar, ohne die Hilfen der Notenbanken könnten sie dies nicht tun. Sie hätten gar nicht das Geld dafür. So aber funktioniert es:

Die Notenbanken machen das Geld (früher hieß es, sie drucken es) und die Regierungen verteilen es unters Volk. Im Fachsprech nennt man das: Geldpolitik der Notenbanken und Fiskalpolitik der Regierungen arbeiten Hand in Hand 😂

Das Ergebnis sieht man an der Geldmenge, die in der Wirtschaft zirkuliert. Hier ein Blick auf die so genannte Geldmenge M1 in den USA. Diese setzt sich zusammen aus dem Bargeld, das in Umlauf ist, und aus dem Geld, das auf Giro- und Tagesgeldkonten liegt. Sie ist regelrecht explodiert:


Quelle: Wellenreiter-Invest

Einen so starken Anstieg gab es noch nie in diesem Jahrhundert: Plus 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die US-Wirtschaft schwimmt also im Geld!

Deshalb braucht sich niemand darüber zu wundern, dass sich viele Aktienkurse vom Corona-Crash so schnell erholen. Vor allem die Kurse solcher Firmen, die kaum unter der Coronakrise leiden oder die sogar von ihr profitieren.

Ich weiß, dass vielen Leuten diese Zusammenhänge nicht geläufig sind. Aber Ihr habt ja mich, um es Euch transparent zu machen. 😉 Stayed tuned!

27 Kommentare

  1. Eine Frage hätte ich, auch weil viele das im Hinterkopf haben.Was ist mit der Inflation?Warum gibt es keine ,weil sie ja schon seit Jahren erwartet wird,oder kommt ganz plötzlich und dann schnell,denn es muss doch bei der gigantischen Geldmenge Preissteigerungen geben und wird das Bargeld dann weg infationisiert? schöne Grüsse

    • In der Vergangenheit gab es sie nicht, weil das zusätzliche Geld nur in der Finanzwirtschaft zirkulierte. Jetzt ändert sich das zwar gerade, aber momentan werden damit nur deflatorische Gefahren bekämpft (z. B. Einkommensverluste), die ohne das zusätzliche Geld in eine lang anhaltende Depression führen würden. Ob das Geld irgendwann später mal inflatorisch wirkt, ist jetzt noch nicht abzusehen. Wenn überhaupt, ist aber noch viel Zeit bis dahin. Ich rechne bis zum Zusammenbruch (Währungsreform) nicht mehr mit einer größeren Inflation.

  2. Wie ich es verstanden habe, sind bei einem grossen Teil des ausgegeben Geldes die Notenbanken Schuldner und Gläubiger in einem. Um die Bilanzen zu bereinigen könnten sie doch einfach streichen, es ist so gesehen ein Nullsummenspiel. Der verbleibende Rest an Krediten kann dann dazu benutzt werden, wenigsten eine kleine Inflation zu generieren um aus den Tief- und Negativzinsen raus zu kommen.
    Z.B. in der Schweiz konnte man bis 10% des Jahresumsatzes (max.5 Millionen Umsatz) einen Kredit mit Staatsbürgschaft erhalten. Dieser wurde von den Geschäftsbanken mit Geld der SNB ausbezahlt und diese Milliarden müssen in den Firmen nicht als Schulden in die Bücher genommen werden. Es wird davon ausgegangen, dass ein Teil nicht zurück bezahlt werden muss, was die Inflation anziehen lässt da das Geld ausgegeben wurde für Löhne, Pacht, Miete usw. und im Umlauf ist.
    Oder sehe ich das komplett falsch?

    • Sie verstehen offenbar noch nicht, wie die Geldschöpfung heutzutage tatsächlich funktioniert. Bevor wir hier weiter diskutieren, empfehle ich Ihnen also erst einmal unser Buch „Die Wahrheit über Geld“. Darin ist das alles fein säuberlich erklärt. Es würde den Rahmen hier sprengen.

      Nur soviel vorab: Nahezu jedwedes Geld entsteht dadurch, dass die Geldschöpfer (das sind die Notenbanken, aber auch die Geschäftsbanken) Gläubiger und Schuldner zugleich sind. Im Klartext: Geld und Geldvermögen ist in diesem Sinne immer ein Nullsummenspiel.

      Sobald sie das verinnerlicht haben, diskutieren wir gerne weiter.

      • Nun bin ich schon ein wenig verwirrt, ich dachte immer, für das Geld der Notenbank haftet der Staat und somit alle Bürger und für das Giralgeld der Geschäftsbanken der private oder juristische Schuldner da es nur zum kleinsten Teil von der Notenbank gedeckt ist. Das eine führt in den Staatsbankrott, das andere in die Privatinsolvenz und den Firmenkonkurs. Davon bin ich in meinem Beitrag ausgegangen.

        • Die Verwirrung fängt schon bei Ihren Begrifflichkeiten an: Für das Geld der Geschäftsbanken haftet zunächst nur die jeweilige Geschäftsbank, die das Geld ausgibt. Geht sie pleite, haftet niemand anderes, weil es keinen offiziellen Bürgen dafür gibt. Allerdings sollten dann noch die staatliche Einlagensicherung und die jeweiligen privatwirtschaftlichen Sicherungssysteme einspringen, sofern sie es können.

          Fürs Geld der Notenbank haftet entsprechend nur die Notenbank. Allerdings haben Sie recht, dass der Staat seine Notenbank im Zweifelsfalle nicht so einfach pleite gehen lassen würde. Sofern er also noch über Mittel verfügt, würde er nachschießen. Wenn aber selbst die Notenbank pleite ist, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass dann der Staat noch etwas nachschießen könnte. In diesem Fall kommt es dann tatsächlich zur Notenbankpleite. Diese nennt man dann nur nicht so, sondern diese nennt man dann Währungsreform o.ä.

          Also gehen Sie bitte sauber mit den Begrifflichkeiten um.

  3. Siehst Du – abgesehen von einem evtl. Systemcrash in 10, 20 oder 100 Jahren – auch Schattenseiten für die Wirtschaft und Börsen aufgrund dieser extremen Geldpolitik? Deine Meinung, warum die Zentralbanken diese machen müssen, ist mir bekannt, auch Dein Buch. Aber abschließend würde mich interessieren, ob es Deiner Meinung nach auch – im hier und jetzt – eine Kehrseite der Medaille dieser Politik gibt. Und wenn ja, welche?

    • Auch die aktuellen Kehrseiten dürften Dir doch bekannt sein. Sie wurden von mir in diesem Blog bereits als Nebenwirkungen der Medizin bezeichnet. Zum Beispiel Zinslosigkeit für Sparer, Durchfüttern von Zombie-Unternehmen, Verdienstprobleme für Banken, weiterer Anstieg der Schulden …

      • Da ist alles bekannt. Können die Notenbanken Deiner Meinung nach über das Ziel hinausschießen und zu viel lockere Geldpolitik betreiben, so das sich die Auswirkungen dieser Politik in absehbarer Zeit ins Negative am Aktienmarkt und in der Realwirtschaft verkehren (damit meine ich nicht den Sparer, der vergeblich auf Zinsen wartet und auch nicht den finalen Crash)? Die Frage ist berechtigt, wenn man die beispiellose Geldmengenausweitung der letzten Wochen zugrunde legt. Dieses Geld kann nicht mehr in die Tube zurück.

        • Vermutlich willst Du aufs Thema Preis-Inflation raus 😉

          Richtig?

          • Nein, will ich nicht. Inflation hast Du ja ausgeschlossen. Was würdest Du als EZB-Präsident antworten, wenn Dich ein n-tv Moderator frägt: „Was sind die negativen Folgen / Gefahren Ihrer Geldpolitik in Bezug auf die Finanzmärkte / Realwirtschaft?“ Und der Moderator bittet Dich um eine Antwort nicht im Stil eines Politikers, der ausweicht und den Spies umdreht und wieder nur erklärt, warum sie gut ist 🙂

          • Sehr gut! Ich würde dem Moderator selbstverständlich freundlich und bestimmt im Stil eines Politikers ausweichen, den Spies umdrehen und wieder nur erklären, warum sie gut ist 😂

  4. Merkel betreibt die Vergemeinschaftung der Schulden. Merkel muss weg!

  5. Der Geldregen verursacht bei mir immer ungute Gefühle, weil damit zwar vordergründig das Notwendige getan wird, im Grunde aber lediglich Symptome, nicht aber die Ursachen bekämpft werden.

    • Die Ursachen lassen sich nicht bekämpfen. Deshalb steuert das System auf eine finale Bereinigung zu. Ich verstehe nicht, warum das so wenige verstehen.

  6. Danke! Es gibt etwas zu denken!

  7. Wertloses geld wo nur Schulden dahinter stehen . Wenn das die Menschen realisieren ist die Hyperinflationen da

    • Inflation setzt aber voraus, dass die Gewerkschafen höhere Löhne durchsetzen, die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen so hoch ist, dass man es wagen kann, die Preise zu erhöhen und eine erhöhte Nachfrage nach Öl. Nach allem 3 sieht es zumindest in den nächsten 2Jahren nicht aus.

  8. Hat dieses system noch eine Chance? Das was in der globalen economy passiert , ist Kommunismus durch die Hintertür , die hälfte der EU Staaten werden jetzt „ künstlich beatmet“ wie lange jetzt ? Ewig ? Wahrscheinlich.
    Ich glaube nicht dass recht jetzt bei dem Lohndruck und absolut faulen Nachfrage die Wirtschaft anspringt, ich tippe auf Spirale in die deflation.

  9. Wie könnte es nach der finalen Bereinigung weitergehen.?
    Schuldenschnitt,Vollgeld,Schulden an BIP koppeln,neue Notenbank Kryptowährung,??
    Den Goldstandart würde ich wegen der schlechten Erfahrungen in den Dreissiger ausschliessen.
    Wer hat hier im Forum noch eine Idee??

    • Lasst Eurer Phantasie keinen Lauf …

      Ich beteilige mich allerdings nicht an diesem Brainstorming, weil mich hauptsächlich nur das Eine interessiert: Wie wird es danach weitergehen? Und hier vermute ich, dass es ähnlich weitergehen wird, wie es vorher aufgehört hat. 😂

  10. Hallo Raimund,

    es sei noch eine weitere Frage erlaubt.
    Gibt es Möglichkeiten den entstehenden privaten finanziellen Schaden so gering wie möglich zu halten.
    Was kann man selbst tun (sorry für diese kapitalistische Frage)…

    • Brauchst Dich nicht entschuldigen. Jeder ist sich selbst der Nächste 😉

      Sofern möglich, sollte man sein Vermögen auf möglichst unterschiedliche Länder streuen, die nicht alle gleichzeitig vom Zusammenbruch betroffen sind. Ob man dann noch in diese Länder reisen und sein dortiges Eigentum genießen darf, ist eine ganz andere Frage.

  11. Nun, der Juni steht vor der Tür. Die Frage ist, wann Raimunds Glaskugel spricht. Der gestrige Artikel auf n-tv spricht ja auch von einem zweiten Standbein nach unten, was mir auch irgendwie logisch erscheint. Was könnte nur der Auslöser für eine weitere Verlustserie sein, nachdem alle schlechten Nachrichten entweder verarbeitet oder irgnoriert wurden?

    • Schaut nicht so sehr auf die Nachrichten/Auslöser, sondern mehr auf das Marktverhalten selbst. Dieses wird Euch die Hinweise geben. Die Nachrichten werden dazu dann passend gemacht.

  12. Und welches Marktverhalten könnte ein zweites Abwärtsstandbein indizieren? Du bist da mehr Profi mit mehr Erfahrung und einem feinem Gespür. Wir sind ja nun auch schon weit gelaufen. Das denkt aber scheinbar auch jeder und so geht es im Moment an der Mauer der Ängstlichen weiter nach oben…

    • In punkto Marktverhalten kann leider nicht im Vorhinein auf das entscheidende Indiz gewettet werden. Das ist immer situationsabhängig.

      Beispiel Jahresanfang: Das ungewöhnlich weite Abheben des Marktindex von der 200-Tage-Linie, gepaart mit einer immens hohen Gier im Feed-&-Greed-Index, waren die ersten beiden Warnsignale. Deshalb lag ich im Prinzip seit Mitte Januar auf der Lauer. Trotzdem musste ich erkennen, dass der erste Abverkauf in der letzten Januarwoche schnell wieder ausgekontert wurde – auch das gehört dazu.

      Im Februar dann hatte sich der Index nach seinem Rücksetzer erneut wieder sehr weit von der 200–Tage-Linie entfernt. Erneutes Warnsignal also. Dafür hatte sich der Feed-&-Greed-Index zu dieser Zeit noch nicht wieder erholt. Dieses Warnsignal fiel damit weg. Als dann am Rosenmontag der S&P jedoch sein Vorgängerhoch aus dem Januar unterbot, gab es wieder zwei Indizien, die einen Abverkauf als wahrscheinlich erscheinen ließen. Und diesmal schnappte die Falle tatsächlich zu.

      Du siehst also, dass es sich im Vorhinein nicht sagen lässt, welche Indizien die ausschlaggebenden sein werden.

      Eines scheint jedoch klar: Ein Überschießen über die 200-Tage-Linie wie im Jan./Feb. dürfte es in den nächsten Wochen nicht geben. Dieses Indiz dürfte diesmal also keine Rolle spielen. Der Bruch eines wichtigen Vorgängerhochs könnte es dagegen schon sein. Warten wir‘s ab. Stay tuned!

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