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Greiffbar – Aufladen statt aufgeben!

20. August 2021 - Volker Schilling in Gastbeitrag | 19 Kommentare

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Einsteigen statt aussteigen
  • Aufladen statt aufgeben
  • Anlegen statt umlegen

Einsteigen statt aussteigen

Zu den großen Reflexen an der Börse gehört die Warnung, dass bei Erreichen von neuen Börsenhochs es wohl inzwischen zu teuer sei, noch einzusteigen. Und wären Investoren diesem Rat regelmäßig gefolgt, so hätten sie in diesem Jahr 48-mal die Gelegenheit gehabt, die weitere Rally zu verpassen. Ja richtig, 48 Tage in diesem Jahr hat der S&P500 auf einem neuen Allzeithoch geschlossen. Viele vergessen, dass der Weg zu neuen Börsenhöchstständen zwangsläufig an den alten Börsenhöchstständen vorbei muss. Klingt nach einer Binsenweisheit, aber dennoch halten die Meldungen von neuen Höchstständen Anleger regelmäßig zurück. Man will ja nicht am Hoch einsteigen. Was ständig dazu führt, dass Gelder bei laufenden Haussen nicht ins Investieren kommen. So stehen auch die Profis diesen Sommer wiedermal am Spielfeldrand und trauern um ihre geringen Aktienquoten. Mich erinnert das an meine ersten Discobesuche. Auf der Tanzfläche ist mächtig was los, alle sind am Feiern und am Rand der Tanzfläche stehen die Schüchternen und warten, dass sie irgendwie ins Mitmachen kommen. Immer nur zuschauen, wenn andere feiern, ist auf Dauer unbefriedigend. So geht es auch den Investoren am Rande des Börsenparketts. Aktuell haben wir mal wieder unter den Profis eine der unbeliebtesten Haussen aller Zeiten, denn sie sind nicht richtig dabei. Einer nach dem anderen kommt deshalb gerade zurück und liefert damit seinerseits den besten Nährboden für weitere steigende Kurse.

Aufladen statt aufgeben

Wissen Sie, wie viele E-Autos auf eine Schnellladesäule in Deutschland kommen? PWC hat es ausgerechnet, es sind aktuell knapp 53 Stück. Nicht zuletzt dies ist ein Grund, weshalb potentielle Käufer die Entscheidung für ein E-Auto überdenken. Die Ladeinfrastruktur ist das Nadelöhr und damit für potentielle Anbieter ein enormer Wachstumsmarkt. Vielleicht haben Sie sich schon mit Unternehmen in diesem Sektor beschäftigt. Fastnet, Alfen und Compleo sind solche börsennotierte Anbieter. Bei allen drei fällt auf, dass die Kursentwicklungen schon ordentlich gelaufen sind. Einen haben Sie aber vielleicht nicht auf dem Radar: Die Heidelberger Druckmaschinen AG. Den Trend vom klassischen Druckmaschinenhersteller zum digitalen Wandel hatte man völlig verschlafen. 12 Jahre Kursverfall an der Börse. Und jetzt wird es spannend: Die HeidelDruck wandelt sich aktuell zu einer High Tech Company um. Mit dem Einstieg in Ladegeräte für Elektroautos hat man einen Volltreffer gelandet. Die kleine Wallbox von HeidelDruck ist ein echter Renner. Der Einstieg in die E-Mobilität ist ein stark wachsendes Geschäft. Es gibt derzeit enorme Chancen im Firmenwagen- und Parkhausmanagement. Auch bei Abrechnungen von Aufladungen und deren Infrastruktur gibt es starkes Wachstum. Dazu kommen neue Geschäftsfelder im Bereich Elektronikdruck. Schon jetzt bietet man an, Leiterplatten mit passiven Elementen und LED zu drucken. Kurzum, die Heidelberger Druckmaschinen AG, ehemals Weltmarktführer für Druckmaschinen, wird zum Technologiekonzern mit angehängter Druckmaschinenabteilung. Da ist Musik für ein dauerhaftes und langfristiges Wachstum drin. Derzeit steht der Aktienkurs bei lediglich 2,14 Euro. Die Höchstkurse stammen aus der Jahrtausendwende bei über 40 Euro. Die Aktie hat enormes Potential und der Markt ist gerade erst dabei, das Zukunftspotential dieses Unternehmens zu erkennen. Es gibt noch viel Luft nach oben.

Anlegen statt umlegen

Diese Woche meldete der norwegische Staatsfonds für das erste Halbjahr einen Gewinn von 95 Milliarden Euro. Seit Jahren investiert Norwegen seine Einnahmen aus der Öl- und Gasproduktion über einen Staatsfonds, der allen Bürgern gehört, erfolgreich an den Finanzmärkten. Das Geld wird als staatliche Altersvorsorge der Bürger verwendet. Während wir also weiter mit der gesetzlichen Rente ein Umlagesystem betreiben, erwirtschaften die Norweger schon lange einen Teil im Anlagemodus. Wie schön wäre das auch für Deutschland! Denn wir haben ungefähr die gleiche Milliardensumme, die Norwegens Staatsfonds verdient hat, aus Steuergeldern in unser marodes Rentensystem zuschießen müssen.

Ihr Volker Schilling

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19 Kommentare

  1. Einsteigen statt aussteigen. Wie wahr. Bisher habe ich nirgends gelesen, welche gewichtigen fundamentalfaktischen Gründe dem entgegenstehen sollen…nur Bauchgefühle, Markttechnik u. Jahreszeitliches ist m. E. zu wenig.
    Der Chef des norwegischen Staatsfonds befürchtet ja grav. steigende Zinsen u. in der Folge einen ganz erheblichen Kursrückgang. Über das Motiv f. diese Aussage möchte ich nicht spekulieren.

  2. Ich bin auch grundsätzlich positiv gestimmt, denn es fehlt schlicht und einfach an Alternativen zum Aktienmarkt und das auch in den nächsten Jahren. Dazu Beimischung Gold und Krypto schadet auch nicht.

    Doch erstmal sage ich abwarten, wie die nächsten 2-3 Monate wirklich werden. Ich bin keineswegs sicher, dass wir weiter steigende Kurse sehen. Ein Rückfall auf die 200-Tage-Linie halte ich schon für möglich. Und sollte es so sein, dass ein größerer Teil der Profis an der Seitenlinie steht, müsste es ja noch ein merklichen Anstieg dieses Jahr geben, wenn sie gzwungen sind, in den Markt zu gehen.
    Ich habe nichts gegen steigende Kurse in den nächsten Wochen. Bin ja weiterhin sehr stark investiert, habe heute trotzdem mal doch lieber weiter in Kryptos allerdings aufgestockt.

    Heidelberger Druckmaschinen hat einen zukunftsträchtigen Zweig, aber die Bilanz wurde in den letzten Jahren sehr beansprucht. Wäre mir daher nicht so sicher, ob es hier nicht doch noch zu früh ist, euphorisch zu sein.

    Ich erwarte eigentlich von der neuen Regierung, dass man sich dem Thema Staatsfonds widmet und es endlich umgesetzt wird, aber es wird nicht passieren, denke ich, ein Unding. Deutschland verschläft diesbezüglich alles. Ich denke schon seit echt vielen Jahren, warum haben wir kein Staatsfonds?

  3. @Volker Schilling

    Wo entnehmen Sie Ihre Informationen hinsichtlich der „geringen Aktienquoten“ der „Profis“ ?

    • Gute Frage Lies, das würde mich echt auch interessieren, wo man diese Informationen sieht, wie hoch die Aktienquoten der Profis sind. Ich kann mir eigentlich gar nicht vorstellen, dass die Aktienquoten der Profis niedrig sein sollen, denn es ist ja nun bekannt, dass an Aktien letztlich kein Weg in der heutigen Zeit vorbei führt.

      Warten wir die Antwort von Herrn Schilling ab, die Quelle für diese Aussage in der aktuellen Greiffbar. Bin gespannt.

      • Ohne Volker vorgreifen zu wollen, aber in die Aktienquoten gehen m.E. auch die Sicherungen ein. Also voll investiert und 50% davon am Terminmarkt abgesichert, ergäbe eine Aktienquote von 50%.

        • Das verstehe ich nicht oder ich habe ein Denkfehler. Voll investiert heißt doch voll investiert, also 100 Prozent und kein Cash zum Nachkaufen. Wenn man nun 50 Prozent absichert, ist doch die Aktienquote trotzdem 100 Prozent, d.h. man ist voll investiert und hat kein Cash.

          Wenn das in der Bankenwelt bzw. bei den Profis so gerechnet wird, ist es für mich gesehen irgendwie Blödsinn. Es zeigt die Profis bei dem Beispiel hätten Angst und sichern sich ab, würden aber nicht mit einem hohen Berg Cash an der Seitenlinie stehen und könnten durch zusätzliche Liquidität den Markt noch weiter befeuern, sie wären ja bei dem Beispiel All In.

          Die Aussage von Volker Schilling suggeriert für mich das aber genau. Die Profis sind unterinvestiert, stehen mit großen Bergen Cash an der Seitenlinie, trauen sich nich in den Markt und haben eine echte kleine Aktienquote. Sollte die aber auch in dem Fall so angegeben werden Raimund, wie von dir in dem fiktiven Beispiel angegeben, kann man die Daten irgendwie für mich nicht wirklich gebrauchen, da sie ja nichts über die wirkliche Seitenlinie oder den Cash aussagen, sondern womöglich nur etwas über die Angst. Absicherung kostet ja auch Geld.

          • „ … würden aber nicht mit einem hohen Berg Cash an der Seitenlinie stehen und könnten durch zusätzliche Liquidität den Markt noch weiter befeuern, sie wären ja bei dem Beispiel All In.“

            Wenn sie die Sicherungspositionen auflösen, hat das doch dieselbe Wirkung. Die Auflösungsgeschäfte sind Käufe, die den Markt befeuern.

    • @Volker Schilling

      … oder entspricht Ihre Einschaetzung Ihrem Bauchgefuehl oder vielleicht Ihrer Fatasie?

    • In diesem Fall stammt die Statistik von der Allianz Global Investors (Kapitalmarktperpektiven), bzw. als Quelle die Deutsche Bundesbank.Darin die entsprechenden Aktienquoten aller offenen inländischen Investmentfonds der gemischten Wertpapierfonds.Für mich ist es wichtig, sich die Fonds anzuschauen, die aktiv ihre Aktienquoten verändern können und nicht reine Aktienfonds, die schon per Definition immer nahezu voll investiert sind. Die Quote lag Ende Juli bei 16,7%. Da ist noch viel Luft nach oben. Ich habe die Grafik aus dem Report als Datei angehängt.

      P.S. Und das meine Antwort etwas länger gedauert hat lag nicht nur an der Urlaubszeit, sondern auch daran, dass ich gerade erst von einer 14-tägigen Roadshow zurück gekehrt bin.

  4. Herr Brichta schreibt

    “ Die Auflösungsgeschäfte sind Käufe, die den Markt befeuern. “

    Das interessiert mich. Wie laeuft das Ihrer Meinung nach ab, bitteschoen ?

    • Gerne: Nehmen wir an, ein Großinvestor hält eine Sicherung im DAX-Future. D.h. er ist im Dax-Future short. Löst er die Sicherung nun auf, kauft er den DAX-Future im entsprechenden Umfang. Das ist tendenziell kurstreibend. Und wenn das viele tun, befeuert es den Markt. Soweit verständlich? 😉

      • @ Herr Brichta

        … und wenn viele Dax – Futures verkaufen drueckt das den Markt massiv nach unten.
        Insofern heben sich diese Auswirkungen im Laufe der Zeit auf.

        • Darum geht es in diesem Fall aber nicht. Hier ging es darum, wie aus der augenblicklichen Situation heraus mit der verbreiteten Vorsicht und dem möglicherweise bereits bestehenden hohen Absicherungsniveau der Markt durch bloße Glattstellungen befeuert werden kann.

          Im übrigen ist der von Ihnen genannte Zusammenhang banal und gilt auch für den Fall, dass die genannten Investoren ihre Aktienquoten durch tatsächliche Verkäufe reduziert haben sollten. Das ist also kein Phänomen, das sich auf die beschriebenen Absicherungsgeschäfte beschränkt.

          • @ Herr Brichta

            So oder so.“Befeuert“ wird in absehbarer Zeit wohl nicht mehr allzu viel.
            Die Profis sind bis zur Halskrause investiert.Da steht niemand mehr an der Seitenlinie.Diese Zeiten sind vorbei.
            Wie hoch die Aktienquote / das Absicherungsniveau der „Profis“ tatsaechlich ist, da warten wir mal in aller Ruhe auf belastbare Zahlen von Herrn Schilling.

          • Da halte ich mich raus. Ich hatte nur grundsätzlich beschrieben, wie niedrige Aktienquoten bei Instis möglich sind, auch wenn sie Aktien halten. Ich hoffe, das ist Ihnen so weit klar geworden.

  5. @ Herr Schilling

    Mangels Quellennachweis Ihrerseits gehe ich davon aus, dass Sie da mal irgendwann irgendwo etwas aufgeschnappt haben und uns das hier als Narrativ vom unterinvestierten Profi anbieten.
    Das hat noch keiner geschafft.

    • Lies, ich sehe das zumindest ähnlich, auch wenn ich dein provokanten Wortstil nicht so mag. Einfach aus dem Grund, weil keine Antwort von Herrn Schilling kommt. Und selbst wenn, kann man doch einfach sagen, das ist keine Informationsquelle direkt irgendwo, das ist eher so aus Gesprächen abgeleitet. Oder es gibt eine Informationsquelle, die darf ich aber nicht nennen, weil… oder was weiß ich.

      Aber schweigen, wenn man schon sowas schreibt und Fragen dazu bekommt, ist keineswegs ein guter Stil und hat Geschmäckle. Man hat nun das Gefühl es ist irgendwie eine Darstellung der eigenen Fähigkeiten hervorzuheben, nach dem Motto „ich liege richtig, die anderen falsch.“ Auch das Schweigen zum Fonds macht so nicht gerade den besten Eindruck. Vielleicht ist es in der Branche so üblich, es geht ja ums Geld. Es erzeugt beim „normalen Bürger“ bei so einem Verhalten etwas Abgehobenes der Bankerelite, ein Gefühl etwas besseres zu sein, von oben herab irgendwie.

      Aber hier von der „Schwarmintelligenz“ und den Vorschlägen profitieren zu wollen.

      • Wenn dieser Eindruck entstanden ist, dann tut es mir leid. Ich war aber beruflich stark eingebunden, so dass ich erst jetzt zu Antworten kam. Weder möchte ich hier einen schlechten Stil zeigen, noch irgendwelche Fähigkeiten vortäuschen, die ich nicht habe. Noch glaube ich, dass ich in irgendeiner Weise anders wäre als ein „normaler Bürger“. Ich behandle grundsätzlich Menschen nicht von oben herab und jeder der mich kennt, weiß, dass ich keinerlei Allüren habe.Ich bin weit davon entfernt etwas Besseres zu sein. In diesem Sinne verzeihen sie mir die fehlende Zeit für die schnelle Antwort.

    • Die Zahlen finden Sie oben. Und ich brauche nichts aufzuschnappen, denn ich werde täglich mit reichlich Material von Goldman, Blackrock & Co versorgt.Und das aus den unterinvestierten Profis schon ein Narrativ geworden ist, wage ich doch schon sehr zu bezweifeln. Oft habe ich das noch nicht gehört. Interessant dazu auch eine aktuelle Studie von Goldman Sachs, die 150 Family Offices in den USA, Europa, Naher Osten und Asien nach ihren Investitionsquoten befragt haben. Diese halten aktuell 31% Aktienquoten und sind damit mit Nichten bis zur Halskrause in Equity investiert. Knapp 20% sind dort derzeit Kurzläufer und Cash.Und selbst die Yale Stiftung hält nach eigenen Angaben in den YaleNews aktuell nur 14% Aktien im Portfolio. Und der einzige Staatsfonds in Deutschland, der Kenfo (Der Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung), immerhin über 24 Mrd. Euro groß, hält aktuell 35% Aktienquote. Kurzum, da ist nocht Luft nach oben. Vielleicht aber auch weiter nach unten?

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