Greiffbar – Investments zum Anfassen
18. Oktober 2019 - Volker Schilling in Gastbeitrag | 14 Kommentare
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Deal or no Deal
- Quizduell
- Wer wird Millionär
Deal or no Deal
Jede gute TV-Spielshow mit Kandidaten hat einen Auswahlprozess zu Beginn, spannende Elemente im Mittelteil und am Ende den Showdown um den Hauptgewinn. Die Reality-Show, die das britische Format im Eurovisionsmodus gerade ausstrahlt, toppt derzeit mal wieder alle Einschaltquoten: Da ist der integre Showmaster, Michel Barnier, der mit dem übrig gebliebenen Premier – Verzeihung – Premiumkandidaten Boris Johnson in der Finalrunde aufs Ganze geht. „Deal or no Deal?“ lautet die Frage. Und der crazy guy aus London zockt bis zum Schluss, um mit einem Erfolg nach Hause zu gehen. Am Samstag will er dann seinen Deal dem heimischen Publikum im großen Saal des britischen Unterhauses präsentieren. Und dort könnte sich der feiernde Sieger dann plötzlich wieder auf dem Boden der Tatsachen befinden. Denn von seinem Preis wollen seine Fans und Neider womöglich nichts wissen. Er wäre damit nicht der erste Kandidat, der kurz nach seinem Erfolg wieder alles verzockt. Und was machen alle anderen Zuschauer? Zum einen heben sie die Quoten – vor allem an den Börsen – und zum anderen wollen sie nicht immer und immer wieder das gleiche Format sehen. Also wechseln wir den Sender:
Quizduell
Knifflige Fragen stellen sich vor allem bei komplexen Themen. Wie wäre es hiermit: Welche dieser Aussagen trifft zu?
- A) Die Waffenexporte aus Deutschland in die Türkei erreichen den höchsten Stand seit 14 Jahren.
B) Der türkische Ministerpräsident Erdogan nennt den deutschen Außenminister einen ahnungslosen Dilettanten.
C) US-Präsident Trump bezeichnet den Einmarsch der Türkei in Nordsyrien als Gerangel zwischen zwei Kindern.
D) In dem Türkei-Syrien Konflikt gibt es jetzt eine Waffenruhe.
Die ersten drei Antworten sind richtig und die letzte Antwort falsch. Zwar feiert die US-Administration eine Waffenruhe, aber in Wirklichkeit sieht die türkische Regierung lediglich eine Unterbrechung der Offensive darin. Fazit: In fünf Tagen geht dieser völkerrechtswidrige Einsatz weiter und nichts ist gelöst. Dieser Krieg wird aus der Türkei leider ein unsichereres Land machen, viel Leid unter ohnehin schon traumatisierte Menschen bringen und ist einfach eine Schande für ein Land, das zu Europa gehören möchte. Das ist nicht mein Europa. Zappen wir weiter:
Wer wird Millionär?
An den Finanzmärkten ist es ähnlich wie bei Günther Jauch. Reich wird man nur, wenn man auch bereit ist, Risiken einzugehen. Und oft spielen auch Wahrscheinlichkeiten und deren richtige Einschätzung eine entscheidende Rolle. Also beschäftigen wir uns doch einmal damit, wie Ihre Chancen stehen, im laufenden Jahr noch Millionär zu werden: Die Weltwirtschaft befindet sich auf dem Weg zu ihrem schwächsten Wachstumsjahr seit der Finanzkrise. Nach Schätzungen des internationalen Währungsfonds wird sich das globale Wachstum in 2019 auf 3% verlangsamen. Sowohl die amerikanische Prognose (jetzt 2,4%), als auch die europäische Aussicht (jetzt 1,2%) wurden heruntergenommen. China weist im abgelaufenen Quartal die niedrigste Wachstumsrate (6,2%) seit 27 Jahren aus. US-Zölle für europäische Waren traten diese Woche zusätzlich in Kraft, eine Vielzahl an bestehenden Zöllen aus Waren Chinas und Europas bestehen weiterhin. Und worauf setzen Sie jetzt? Richtig, weltweit wächst die Wirtschaft, zwar langsamer, aber sie wächst. Die Marktteilnehmer aber haben eine Stimmung wie zu Zeiten einer Rezession, die Crashpropheten sind so aktiv wie kaum zuvor. Folge: Neben der europäischen Notenbank hat jetzt auch die US Notenbank fast unbemerkt mit einem weiteren Aufkaufprogramm nachgezogen. Chinas Regierung arbeitet bereits an einem größeren Stimuluspaket. Diese Gemengelage verschiebt die Wahrscheinlichkeit weiter steigender Börsenkurse zugunsten der Mutigen. Wenn Sie sich nicht für den Stuhl bei Günther Jauch beworben haben, dann sollten Sie Ihre Aktienanlagen noch einmal aufstocken. Ich erneuere meine Aussage zu neuen Jahreshöchstkursen.
Ihr Volker Schilling
Herr Schilling… die neuen Jahreshöchstkurse hatten wir ja nun diese Woche schon gesehen… da können Sie ja nicht mehr falsch liegen… *schmunzel*
Ich gehe sogar soweit, dass wir dieses Jahr noch die 13000 (vielleicht nur mal kurz) sehen werden/könnten. Es klingt immer so „dramatisch“ und weit weg, aber prozentual sind es doch nicht mal mehr vier Prozent vom gegenwärtigen Kurs und selbst das All-Time-High… was sind denn 1000 Punkte. Sollte nochmal richtig Schwung in den Markt in den nächsten Monaten kommen, halt ich dies bis Frühjahr 2020 für nicht unwahrscheinlich… aber die Glaskugel hat niemand, wir werden sehen.
Hallo Herr Berger,
ja da haben Sie recht, aber als aufmerksamer Leser, haben sie sicherlich das „erneuere“ in meiner Aussage gelesen, denn seit Wochen, eben auch in den schwierigen Sommermonaten habe ich klar gemacht, dass wir zum Jahresende hin neue Höchststände sehen werden. Ich habe die positive Meinung also auch schon in der „saure Gurken“ Zeit vertreten, als die Crashpropheten mal wieder den Untergang vor der Türe stehen sahen.
Respekt…hohe Prognosesicherheit. Thyssen war ein Volltreffer.
Ich denke, dass die Prognosen zu Gold, Thyssen, SAP, Marktständen etc. diese Jahr sehr gut waren. Allerdings macht mir das eher Angst, denn normalerweise richtet sich der Markt nicht nach meinen Prognosen 😉
„normalerweise“ kommt ja an der Börse seltener vor….da reicht es, wenn man in den übrigen Zeiträumen richtig liegt.
Der BREXIT wird nicht kommen.
Der „crazy guy“ aus London und zuvor Theresa May wollen lediglich das Ergebnis des demokratischen Referendums umsetzen. Dafür werden sie von Medien massivst verungimpflicht. Soweit sind wir mittlerweile…
Wieso ist eigentlich die EU seit Jahrzehnten nicht fähig eine Politik umzusetzen, die dafür sorgt dass in jedem Land 80% gerne in der EU sind?
Ich habe eher das Gefühl, dass die Medien die parlamentarische Auseinandersetzung in GB verunglimpfen und weniger die Personen. Ohne Zweifel läuft das ganze sehr kurios und ähnelt einem politischen Gerangel, allerdings gibt es dafür eben auch keine Blaupause.Sehen wir es als positiv, dass hier im wahrsten Sinne des Wortes, um den besten Weg gerungen wird. In diesem Sinne glaube ich entgegen ihrer Meinung daran, dass der Brexit auf alle Fälle kommen wird.
Ihre berechtigte Frage nach der Zufriedenheit mit einer EU Zugehörigkeit in den Mitgliedsländern, müsste man weiter ausholen. Ich denke, dass uns als Bürger, die Politiker als auch den Medien alle eine gewisse Teilhabe daran trifft. Zum einen fehlen die positive Vorbilder für das Friedensprojekt EU und dessen Vision für die Zukunft, zum anderen fehlt es in der EU an der Umsetzung des einfachen Grundsatzes:
In Kleinigkeiten großzügig, in den großen Richtungsentscheidungen kleinlich.
zu Syrien: Trump hat das Schlamassel von Obama/Clinton geerbt. Unter Obama/Clinton bekamen die Rebellen – islamistische Gotteskrieger – regelmäßig Waffennachschub, Ausbildung und Aufklärungsunterstützung mit der Konsequenz gewaltiger Zerstörungen.
Trump hat dieses völkerrechtswidrige Unterstützung beenden lassen, und plötzlich herrscht weitestgehend Frieden in Syrien. Insbesondere die Millionen Syrer in den Großstädten können nun wieder beruhigt schlafen und die Kinder in Aleppo gehen wieder in die Schule.
Obama hat den Friedensnobelpreis. Trump wird als Idiot dargestellt. Finde den Fehler.
Ich kann mich dem ersten Absatz durchaus anschließen, wenn man neben den Amerikanern nicht die Russen und den Iran und dessen geopolitische Interessen in der Region vergisst.
Ihrem zweiten Punkt, das weitgehend Frieden herrscht finde ich etwas zwiespältig, da dieser Frieden auch darauf beruht, dass ein diktatorischer Machthaber weiter im Stillen seine Gegner tötet und die Bevölkerung unterdrückt. Das verstehe ich nicht unter „beruhigt schlafen“.
Und über den Friedensnobelpreis sind wir uns glaube ich einig.
Klar, in Syrien ist ein Diktator an der Macht. Und wie sieht es in Saudi-Arabien aus? Vergleichen Sie die Gesellschaften in Saudi-Arabien vs Vorkriegs-Syrien. Fragen Sie die Christen in Syrien.
Anyway, lassen wir uns wieder über die Börse unterhalten – vielen Dank übrigens für die Tipps in Ihrer Wochen-Kolumne (auch die interessanten Aktien, die nicht dem WWD-Universum angehören).
Ich kann Michael K. in Sachen Brexit nur Recht geben, heutzutage sind Politiker die den Willen des Volkes umsetzen wollen, Schmähungen unserer Premiumpresse ausgesetzt.
Wer kann es ihnen verdenken, von Referenden konnten sie unserem Land ja noch nie berichten, haben also keine Ahnung davon.
Ich denke aber, dass in einem zweiten Referendum sich die Mehrheit nun gegen den Brexit entscheiden würde… viele wussten doch damals gar nicht, was es alles für Konsequenzen hat und es war eine knappe Mehrheit.
Warum stimmt das Parlament nicht für den Deal und lassen diesen dann vom Volk absegnen, stimmt die Mehrheit dagegen, wird der Brexit automatisch abgeblasen… das wäre dann Demokratie des Volkes.
Ist es Demokratie, so lange wählen zu lassen bis das Ergebnis den Wünschen entspricht?
Welche Konsequenzen hat denn der EU-Austritt?
Wer gibt die Meinungsartikel über die negativen Konsequenzen eines EU-Austritts in Auftrag, welche Interessensgruppen stecken dahinter?
Und warum schafft es die EU seit Jahrzehnten nicht, eine Politik umzusetzen, die dafür sorgt, dass 80% die EU positiv sehen?
Brexit oder nicht, der wahre Knackpunkt sind die Mietpreise in London. Das schreibt nur keiner. Die Mietpreise in London sind das a und o für den Brexit. Nur warum schreibt das niemand?