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Greiffbar – Investments zum Anfassen

2. Oktober 2020 - Volker Schilling in Gastbeitrag | 8 Kommentare

Greiffbar - Investments zum Anfassen von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Karambolage
  • Sabotage
  • Korsage

Karambolage

Mit Volldampf fuhr der präsidiale D-Zug – das D steht für Donald– durch das TV –Duell mit Joe Biden und verursachte eine Massenkarambolage. Zum einen beschädigte er wie gewollt das Ansehen seines Konkurrenten, zum anderen aber touchierte er auch das gesamte Fernsehformat, indem er auf die vorher vereinbarten Regeln verzichtete. So nahm nicht nur der Moderator und sein politischer Gegner Schaden, sondern die gesamten US-Bürger sind Kollateralschäden seiner Entgleisung. Wie will man ein Präsident für alle sein, wenn man von seinen Jungs spricht, wenn man ausschließlich seine Klientel bedient und mit der „Hau drauf“-Mentalität allen zeigt, dass Debatten und Argumente einfach nichts zählen, sondern ausschließlich das eigene Befinden. Die Karambolage ging daher mitten in die Visage aller Zuschauer. Format und Auftreten kann und muss man kritisieren, Inhalte lassen sich wenig kritisieren, da kaum vorhanden. Wer wird also der nächste Präsident? Ich gönne es B(e)iden.

Sabotage

Vielleicht war Donald Trump aber einfach nur sabotiert. Durch eine enge Mitarbeiterin, die, wie man diese Woche erfahren hat, den Präsidenten wohl mit dem Coronavirus auf dem Flug zum TV-Duell angesteckt hat. Hoffen wir, dass die Krankheit so milde bei den Trumps verläuft, wie sie es propagiert haben. Und das meine ich völlig ironiefrei. Die Börse hat die Meldung erst einmal mit fallenden Kursen quittiert, denn Wall Street sieht lieber Trump im Amt. Und genau deshalb wird die Unsicherheit die einzige Sicherheit sein, die uns bis zum Wahltag begleitet. Ich fürchte sogar darüber hinaus, denn genaue Ergebnisse werden auf sich warten lassen. In diesem Sinne ist für die Zeit bis zum 3. November mit keinem Richtungsentscheid an der Börse zu rechnen. Ich habe dazu diese Woche auch ein Interview für das Börsenradio gegeben, welches Sie sich gerne hier anhören können: Börsen bis zur US-Wahl (hier klicken).

Unter dem Begriff Sabotage dürften diese Woche auch die neuen Meldungen zum Wirecard-Skandal fallen. So gab es beim Wirtschaftsprüfer EY Mitarbeiter, die auf Betrug bei Wirecard deutlich hingewiesen haben und eine Sonderprüfung anstoßen wollten, diese kurzerhand von Wirecard-Vorstand und Betrüger Jan Marsalek auf persönliche Anweisung an EY gestoppt wurden. So geht Sabotage. Die Passage allerdings dieses Berichtes könnte für EY allerdings noch einmal problematisch werden. Apropos: Problematisch wurde es diese Woche auch bei der Bayer-Aktie. Der Wert bricht über 10% nach Gewinnwarnung wegen massiven Abschreibungen aufs Agrargeschäft ein. Da hat der Monsanto-Deal auch endlich die Bilanz erreicht. Investoren lassen die Aktie fallen. Das macht sie für mich interessant, denn ungeliebte Werte lassen sich günstig kaufen.

Korsage

Das Korsett der Geldwertstabilität, welches die Aufgaben und Maßnahmen der Notenbanken über Jahre hinweg zusammengehalten hat, wird aufgeschnürt. Nachdem bereits die US Notenbank die Inflationsbekämpfung nicht mehr als vorrangiges Ziel definiert, zieht womöglich jetzt auch die Europäische Notenbank nach. Christine Lagarde selbst will die Tür für ein flexibleres Inflationsziel öffnen. Die EZB-Chefin deutete an, dass die Notenbank im Rahmen ihrer Strategiedebatte prüfen wird, künftig zeitweise auch höhere Preissteigerungen zuzulassen. Zwar sehe ich kurzfristig keine Inflationssorgen, aber mittelfristig wird diese Kehrtwende ein Game-Changer an den Märkten werden. Darüber werden wir in Zukunft noch sprechen müssen.

Ihr Volker Schilling

8 Kommentare

  1. Ich gebe zu, ich habe diese Woche auch gegen eine Regel von mir verstoßen… keine Pharmawerte. Aus Tradinggesichtspunkten (selbst wenn es etwas länger dauert), habe ich mich trotzudem aufgrund des Kursniveaus breitschlagen lassen, eine (ggf. sogar nur erste) Position in Bayer aufzubauen. Mich verbindet null mit Bayer, bin da einzig nur drin, um Geld zu verdienen… und wenn ich sage „okay reicht“, dann bin ich sofort wieder raus. Nichts mittel- oder langfristig, da bin ich mir dann doch treu.

    Wird nun vielleicht doch ein ungemütlicher Monat und eher wieder Test der 200 Tage Linie als Richtung Höchststände.

    • Das EZB kauft Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und will den Green Deal der Europäischen Union finanzieren. Jetzt gibt die EZB auch noch die Inflationbekämpfung auf. Das sorgt für steigende Aktienkurse aber auch für gesellschaftliche Verwerfungen. Welches Tabu wird als nächstes gebrochen? Ist es die Aufgabe der EZB Projekte, Staaten und
      Unternehmen zu finanzieren? Dadurch verändert die EZB die Gesellschaft. Es scheint so, als habe die EZB und die EU sich China als Vorbild genommen. Nur wer soll die Schulden zurückzahlen? Ab einer Staatsverschuldung von 100 % schwächt sich das Wachstum ab. Wie will sich eine Bank, eine Versicherung und ein Unternehmen finanzieren, das Pensionslasten zu tragen hat auf Dauer finanzieren?

    • Das unterscheidet uns. Ich würde Bayer nicht mal anfassen, wenn mir jemand droht, mit einer Schere den Penis abzuschneiden.

      Der Markt hat recht und macht keine Sonderangebote.

      Wäre ich Unternehmer, der Schuhe verkauft und ich würde 19 k rosa Schuhe kaufen, weil ich sie für einen Renner halte, nur um dann festzustellen, dass keiner sie will, würde ich nicht nachbestellen.
      Ich würde die Schuhe weg haben wollen. Warum denken wir eigentlich bei Aktien genau anders?
      Bayer fällt, weil keiner Bayer haben möchte. Bayer riecht nach Scheiße. Trotz Monsanto weniger Gewinn als vor 5 Jahren. Dafür richtig viel mehr Schulden. Kaufe Stärke und nicht Schwäche. Alle die Bayer, Covestro und Steinhoff gekauft haben. Turn Arounds können passieren, aber in der Regel bedeutet billig an der Börse Kursverluste. Ihr solltet den Markt ernst nehmen. Er schenkt Euch nichts. Er verarscht Euch eher mit Billigangeboten.

  2. die Notenbanken, wollen zukünftig nicht mehr auf die Zinsen schauen sondern nur noch finanzieren. Die EZB kauft Anleihen von Staaten und Unternehmen auf und zukünftig will Sie Firmen unterstützen die umweltfreundlich produzieren. Gehört dies zu den Aufgaben einer Notenbank? Wenn die Notenbank zusätzlich nicht mehr auf die Zinsen schaut, geht sie allerdings große politische und gesellschaftliche Risiken ein. Was wird nötig sein um die Börsen zukünftig zu unterstützen? Die Börsen reagieren sowieso nur noch Stimulus. Nur wer bezahlt die Schulden? Meines Wissens nimmt ab einer Verschuldung von 100% das zukünftige Wachstum ab. In den USA vertreten Notenbanker die Auffassung, dass die Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden. Die niedrigen Zinssätze haben Auswirkungen auf Banken, Versicherungen und auf die Pensionsverpflichtungen der Unternehmen.
    Mir kommt es vor, dass die westliche Welt derzeit versucht die Planwirtschaft der Chinesen zu kopieren. Dadurch verändert sie auch ihr Wertesystem. Dies ist ein richtiger Gamechanger. Nur wie lange kann dieses System noch gut gehen. Am Bespiel Japans erkennt man, dass das System an seine Grenzen stößt. Welchen Stimulus brauchen wir als nächstes, welches Tabu muss als nächstes gebrochen werden, damit das System am Laufen gehalten wird? Die Auswirkungen der Coronaviruspandemie werden uns noch länger (mindestens ein Jahr) beschäftigen, sofern der Virus nicht in eine ungefährliche Variante mutiert.
    Viele Grüße

  3. Nach dem Green Deal der EU , den Anleihekaufen von Staaen und Unternehmen will jetzt die EZB jetzt auch noch infaltion zulassen. Was passiert, wenn die Inflation wegen der Coronakrise aber nicho steigt. Was macht sdie EZB dann. Senkt sie die Zinsen weiter und muss sie dann Banken, Versicherungen und Pensionsfonds retten? Ich glaube es die EZB geht weit über ihre eigentlichen Aufgaben hinaus. Sie wird immer mehr zu einer Bank, das sich der chinesischen Planwirtschaft anpasst.

  4. Wenn die EZB auf die Bekämpfung der Inflation verzichtet ist das zwar gut für die Märkte aber schlecht für Menschen. Die EZB finanziert den Green Deal der europäischen Kommission, kauft Anleihen von Staaen und Unternehmen auf. Als nächstes kauft die EZB Aktien auf um den Markt zu retten. Durch die EZB hat es im Zuge der Finanzkrise einen gesellschaftlichen Wechsel gegeben. Die EU passt sich immer mehr an das System in China. Die Wende ist bereits vollzogen.

  5. Die Amerikaner haben es nicht einfach. Auf der einen Seite ein eitler Aufschneider mit Hang zum nächtlichem Twittergetöse, auf der anderen ein frühzeitig Seniler mit seiner linksradikalen Vizepräsidentin. Beide schenken sich in der aktuellen Wahlauseinandersetzung nichts und tragen damit zur Spaltung der Nation bei.

    Leider trägt der linksliberale Mainstream auch hierzulande nichts zu einer Versachlichung der Debatte bei. Statt einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Politik des amtierenden Präsidenten und den Positionen seines Herausforderers wird seit Jahren nur oberflächlich und völlig einseitig berichtet. Jede noch so kleine Inkorrektheit des Präsidenten wird zum Megaskandal aufgeblasen während man mit den Ausfällen seiner Herausforderer keinerlei Probleme hat.

    Eine oberflächliche Hasskampagne, die immer neue Tiefpunkte erreicht, je näher die Wahlen rücken. Und bei einem knappen Wahlausgang wird die ideologisch motivierte Spaltung weiter gehen, denn das in Amerika im Vergleich zu unserem Rechtssystem kaum geregelte bzw. kontrollierbare Wahlkartensystem bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Manipulation. Eine Anfechtung durch die Verliererseite ist vorprogrammiert.

  6. Die Amerikaner haben es nicht einfach. Auf der einen Seite ein eitler Aufschneider mit Hang zum nächtlichen Twittergetöse, auf der anderen ein frühzeitig Seniler mit seiner linksradikalen Vizepräsidentin. Beide schenken sich in der aktuellen Wahlauseinandersetzung nichts und tragen damit zur Spaltung der Nation bei.

    Leider trägt der linksliberale Mainstream auch hierzulande nichts zu einer Versachlichung der Debatte bei. Statt einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Politik des amtierenden Präsidenten und den Positionen seines Herausforderers wird seit Jahren nur oberflächlich und völlig einseitig berichtet. Jede noch so kleine Inkorrektheit des Präsidenten wird zum Megaskandal aufgeblasen während man mit den Ausfällen seiner Herausforderer keinerlei Probleme hat.

    Eine oberflächliche Hasskampagne, die immer neue Tiefpunkte erreicht, je näher die Wahlen rücken. Und bei einem knappen Wahlausgang wird die ideologisch motivierte Spaltung weiter gehen, denn das in Amerika im Vergleich zu unserem Rechtssystem kaum geregelte bzw. schwer kontrollierbare Wahlkartensystem bietet zahlreiche Möglichkeiten zur Manipulation. Eine Anfechtung durch die Verliererseite ist vorprogrammiert.

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