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Greiffbar – Investments zum Anfassen

13. November 2020 - Volker Schilling in Gastbeitrag | 2 Kommentare

Greiffbar - Investments zum Anfassen von Volker Schilling

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Die Narren wollen raus, dürfen aber nicht
  • Der Narr muss raus, will aber nicht
  • Alles muss raus, geht aber nicht

Die Narren wollen raus, dürfen aber nicht

Der Karneval, Fasching, Fasnacht fällt dieses Jahr aus. Am 11.11. um 11:11 Uhr übernehmen nicht die Narren das Geschehen, strömen keine Jecken auf die Marktplätze. Wirklich nicht? Einen Marktplatz haben diese Woche die Narren übernommen: Die Börse! Ich habe zwar letzte Woche den Start der Jahresendrally angekündigt, dass es aber dann doch so schnell ging, kommt einem unverhofften Kamelle-Regen gleich. Die Ankündigung von Pfizer und BionTech, dass ein Impfstoff mit 90%iger Wirksamkeit die Zulassungsphase 2 abgeschlossen hat, rief die Narren des Zufalls auf den Plan. Innerhalb einer Woche wurden alle Titel, die vorher in der Coronakrise abgestraft wurden, um bis zu 30% nach oben gepusht, während die bisherigen Gewinner, allen voran viele Techtitel, bis zu 30% verloren. Diese irrationalen Ausschläge oder wie ich es nenne, der Karneval an der Börse, schob den Dow Jones Index bis fast an 30.000 Punkte und den S&P an sein Allzeithoch. Mein Ausblick: Kurzfristig erst einmal Katerstimmung, aber am Jahresende stehen die Börsen deutlich höher. Mittendrin die Clownerie in den USA:

Der Narr muss raus, will aber nicht

Letzte Woche habe ich vom Rückzugsgefecht von Donald Trump gesprochen. Und nach der Philosophie eines Donald Trump kann das nur heißen: Verbrannte Erde! Überspitzt könnte man es vielleicht so formulieren: Bei Zusage von lebenslanger Immunität vor gerichtlicher Verfolgung und dem bescheidenen Versprechen von lebenslanger Steuerfreiheit wäre der aktuelle Präsident vielleicht bereit, das Weiße Haus zu verlassen und mit etwas gutem Zuspruch auch noch das W-Lan Passwort herauszurücken. Ansonsten bleibt die Haltung wohl eher, wie es US-Außenminister Mike Pompeo diese Woche formulierte: „Es wird einen reibungslosen Übergang zu einer zweiten Trump-Regierung geben.“  Helau oder Alaaf möchte man bei diesem Zitat gleich hinterherrufen, gepaart mit einem ordentlichen Karnevalstusch. Derweil richte ich mein Augenmerk auf den 5. Januar, denn da stehen Stichwahlen zum US-Senat an. Und so wie es aussieht werden die Republikaner dort die Mehrheit behalten. Und das ist kein Scherz: Das wäre die bestmögliche Situation für die Börsen. Denn unter einem demokratischen Präsident, der nicht die Mehrheit im Senat hat, haben die US Börsen ihre besten Zeiten erlebt. Apropos beste Zeit:

Alles muss raus, geht aber nicht

Wer kennt sie nicht die Schaufensterzeile: Alles muss raus! Am liebsten würden Amazon & Co das auch auf ihre virtuellen Windows schreiben und einmal im Jahr tun sie das tatsächlich. Black Friday heißt das dann zum Beispiel. Weniger bekannt ist dagegen der „Singles Day“ aus China. Das Symbol des Singles Day sind die Einser, der Single, weswegen der 11.11. als Tag für Alleinstehende in China gefeiert wird. Früher waren das mehr Partys und Karaoke-Veranstaltungen, inzwischen ist es eine landesweite Superverkaufsshow. Vor allem online, und davon profitiert der Platzhirsch: Alibaba. Warum erwähne ich das alles? Trotz sehr erfolgreicher Verkaufszahlen am Singles Day ist die Alibaba-Aktie weiter unter Druck. Da sind immer noch die Nachwirkung des abgesagten Börsenganges der Finanztochter ANT-Group und die verstärkte staatliche Beobachtung des Konzerns der Grund. Und politische Börsen haben bekanntlich kurze Beine, weshalb sich die neuen Rekordzahlen aus meiner Sicht derzeit im Kurs nicht wiederfinden. Man muss also kein Narr sein, um diese Gelegenheit zu ergreifen. Die Anglizismen des virtuellen Shoppingfaschings nehmen mit Black Friday, Cyber Monday, Boxing Day und jetzt Singles Day allerdings langsam überhand. Ich starte dann mal meinen Relaxing Day, bis nächste Woche.

Ihr Volker Schilling

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2 Kommentare

  1. Vielen Dank lieber Volker für Deine lesenswerten wöchentlichen Kommentare. Weit überwiegend teile ich Deine Ansichten. Kurzfristige Ausblicke sind in der aktuellen Situation m.E. aber extrem schwierig. Die Überraschungspipline ist prall gefüllt u. die Geld- u. Haushaltspolitik und könnte evtl. alte Erfahrungsparameter überdecken.

    • Lieber Peter,vielen Dank für die netten Worte. Ich gebe dir recht, dass in einer Welt in der die freien Märkte durch „gesteuerte“ Märkte ersetzt wurden, alte Paradigmen nicht mehr angewendet werden können. Allerdings kann ich meine Thesen und Prognosen, gerade weil ich sie in einer wöchentlichen Kolumne sehr kurzfristig gebe, auch sehr zeitnah überprüfen. Und während ich früher das Gefühl hatte das langfristige Prognosen einfacher sind als kurzfristige, muss ich sagen, dass mir dies seit geraumer Zeit anders vorkommt. Es macht auf jeden Fall unglaubliche Freude noch einmal auf eine Woche zurück zu blicken und daraus eine Essenz auf DIN-A-4 zu bringen. Und noch mehr Freude macht es tatsächlich, wenn Menschen darauf reagieren, egal ob sie meiner Meinung sind oder andere Thesen vertreten. In diesem Sinne, vielen Dank für das Feedback.

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