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Greiffbar – Nachrichtenflut, Geldflut, Wasserflut

16. Juli 2021 - Fabian Hoch in Gastbeitrag | 22 Kommentare

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Vor uns die Nachrichtenflut
  • Mitten in der Geldflut
  • Nach der Wasserflut

Vor uns die Nachrichtenflut

Flutlicht an, die Berichtssaison zum Ende des zweiten Quartals hat begonnen. Und so wurden wir diese Woche von Quartalsberichten nur so überschwemmt. Dabei stechen vor allem die amerikanischen Banken hervor. JP Morgan oder Goldman Sachs schwimmen im Geld und surfen auf der Erfolgswelle. Die Goldman-Investmentbanker verzeichneten ihr zweitbestes Quartal aller Zeiten (+83 % zum Vorjahr) und sorgten für sprudelnde Gewinn von 15 USD pro Aktie. Das sind 50% mehr als der Markt erwartete. Wer an dieser Quelle sitzt, der kann sich im dritten Quartal über eine 60%ige Dividendenerhöhung auf 2 USD pro Aktie freuen. Passend dazu auch die Meldung von Apple, den Bezahldienst Apple Pay um die Variante Apple Pay Later zu erweitern. Damit will man die Konsumenten flüssig halten, denn die Zahlungen können dann künftig ratierlich erfolgen. Finanzieren will das Goldman Sachs und für diese Dienstleistung, die Konten der Kunden über Wasser zu halten, eine ordentliche Gebühr nehmen. Wollen wir mal hoffen, dass der Kontostand der Konsumenten damit nicht noch mehr absäuft. Letzteres traf diese Woche auch auf die Aktionäre von Curevac zu, nachdem bekannt wurde, dass vier Vorstände Aktienpakete im großen Stil veräußert haben. Die Nachricht hat Wellen geschlagen und den Aktienkurs ein weiteres Mal in Tiefenrausch versetzt.

Mitten in der Geldflut

US-Notenbank Chef Jerome Powell hat diese Woche bei der Anhörung vor dem Repräsentantenhaus seine ultralockere Geldpolitik verteidigt. Das aus seiner Sicht immer noch zaghafte Pflänzchen des Wirtschaftswachstums muss weiter begossen werden. Der Geldregen geht also weiter, trotz steigender US-Inflationszahlen von aktuell 5,4%. Manchmal ist es eben ein schmaler Grat zwischen „steter Tropfen höhlt den Stein“ oder „bringt das Fass zum überlaufen“. Die US-Aktienmärkte freut es und sie erreichen neue Höchstpegelstände. Gute Voraussetzungen damit auch für einen erfolgreichen Sommer. Meine Empfehlung daher an alle Anleger: Börse statt Baggersee! Den Ausblick habe ich neben vielen anderen spannenden Themen auch im Podcast mit dem Börsenfunk besprochen. Und wenn Sie etwas Zeit haben, dann lade ich Sie ein, sich diesen hier anzuhören: Rohstoffen gehört die Zukunft! Vielleicht haben Sie aber auch aktuell Wichtigeres zu tun. Zum Beispiel den Menschen helfen, die sich derzeit im wahrsten Sinne des Wortes kaum über Wasser halten können:

Nach der Wasserflut

Es ist eine Jahrhundertkatastrophe und es ist vor allem eine unglaubliche menschliche Tragödie. Das Hochwasser in weiten Teilen Deutschlands hat Hab und Gut weggespült, Menschenleben beendet und Unmengen Leid gebracht. Alle sind wir aufgefordert zu helfen. Lasst uns Rettungsringe den Menschen zuwerfen, die davon am schlimmsten betroffen sind. Jeder, dem es besser geht, kann und sollte etwas tun. Die großen deutschen Hilfsorganisationen haben sich auf eine gemeinsame Spendenhotline verständigt. Beteiligt sind u.a. DRK, Caritas, Diakonie und Volkssolidarität. Gespendet werden kann über Hotline von „Gemeinsam gegen die Flut“ unter der Telefonnummer 01802 252530 oder https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/spenden/spenden/ ! Egal, wie gerne ich über Wirtschaft, Börse und Geld schreibe, aber alles wäre nichts wert, wenn wir nicht Mitgefühl und Menschlichkeit zeigen. Vermögen ist nichts wert, wenn man damit nicht weiß, etwas Sinnvolles zu bewegen. Daher möchte ich meine Kolumne dafür verwenden, um zu zeigen, dass Börsianer nicht dem altbiblischen Motto folgen: Nach mir die Sintflut!

Ihr Volker Schilling

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22 Kommentare

  1. Die Wasserflut ist tragisch. Hoffentlich finden sich viele Spender…u. hoffentlich können auch die Ãœberlebenden vor Ort v. Wiederaufbauprogrammen profiteren.

    Die Geldflut stützt weiter die Börse. Die Flut steigt weiter.

    Auch die Nachrichtenflut/Berichtsaison wird die Kurse beflügeln.

    • @ Peter Czeck

      Die alten Zahlen sind Schnee von gestern.
      Alles laengst eingepreist.
      Die Ausblicke sind entscheidend.
      Investoren wollen wissen, ob das in dem Tempo weiter geht.

      P.S. @ Peter Czeck :
      Es gibt nichts Gutes, außer: Man tut es .

      • Eingepreist? KGV Aktien? KGV Renten? Einfach mal rechnen.

  2. @ Peter Czeck

    „Eingepreist? KGV Aktien? KGV Renten? Einfach mal rechnen.“

    Diese Vergleiche eignen sich leider immer weniger, bedingt durch die Markteingriffe der Notenbanken, weil Zentralbanken die Kapitalmärkte verzerren und verzerrt haben.
    Das FED Modell zum Bleistift stammt aus dem Jahr 1996. –
    Die 14000 sehen wir in diesem Jahr auf jeden Fall noch einmal von unten !

    • @Lies Land

      Klar haben die Notenbanken den Markt verzerrt… aber wie sollen sie den Markt wieder entzerren können… das Szenario von Raimund zeigt doch schon auf, dass das gar nicht mehr geht, wenn man politisch und von Seiten der Notenbanken nicht vorzeitig den (System-)Crash riskieren will…

      Die Aussage von Peter stimmt doch daher… im Vergleich zu Renten sind Aktien noch wesentlich attraktiver bewertet, auch jetzt noch.

      Aber ich kann dir nicht mal widersprechen, dass wir die 14000 dieses Jahr nicht nochmal von unten sehen werden, die Möglichkeit besteht durchaus, aber gleichzeitig stimme ich auch Peter zu, ich erwarte wir sehen aber auch noch die 16000 von oben dieses Jahr…

      Also vielleicht eine schöne Volatilität und wenn man ein bisschen glückliches Händchen hat, kann man damit Geld verdienen.

    • Die Markteingriffe der Notenbank sind Fakt. Daran orientiere ich mich…an Fakten, nicht an Wunschwirklichkeiten. Damit bin ich Jahrzehnte gut gefahren. Delta ist allerdings auch Fakt…muss man im Auge behalten. Schaun mehr Mal liebe Permabären…

  3. Ich habe am Wochenende bereits natürlich gespendet… es ist für mich selbstverständlich einen Beitrag zu leisten.

    Zum Markt… hatte mich am WE bereits entschieden, weitere Gewinne zu versilbern… da der Markt heute früh bereits Schwäche anzeigte, kurz nach 9 war es dann soweit…
    Bin zwar immer noch zum merklich größeren Teil investiert, allerdings empfinde ich es alles andere als sicher, ob wir morgen schon einen ausgeprägten Turnaroundtuesday sehen werden… ich kann mir auch eine ziemlich rote Woche vorstellen oder gar Wochen… mal abwarten.

    Allerdings erwarte ich beim Dax dieses Jahr auch noch die 16000, im Idealfall die 17000 … aber wie gesagt, erstmal auf Sicht, schnelles einfaches Geld verdienen, gibt der Markt in der aktuellen Verfassung nicht her.

    • Geduld ist die Tugend der Könige…

      • @ Peter Czeck

        Ob zuerst ueber 16000 und danach unter 14000 oder anders herum, das ist nicht wirklich wichtig.

        Geduld ist die Fähigkeit zu hoffen …

  4. @ Andreas B

    Glueck gehoert dazu. –

    Ohne Glueck geht es nicht.

    • Glück, Geduld u. Gedanken… aber keine Anlage in inflationsgeschützten 10jaehrigen Bundesanleihen. Rendite sage u. schreibe MINUS 1,686%…m.E.was für ganz schwache Hände…aber vielleicht sind die jetzt raus.

      • Mal eine Frage: Kennst Du irgendjemanden (Privatperson), der/die noch in solche Anleihen direkt investiert? Ich nicht.

        Einige haben vielleicht noch ein paar Restbestände. Andere tun es vielleicht indirekt über Lebensversicherungen, Riestersparen oder Ähnliches. Diejenigen, die noch direkt in solche Anleihen investieren, sind aber vermutlich hauptsächlich die, die es müssen (inkl. Notenbanken). Und sie müssen es weiterhin.
        Das Argument, dass Aktien gegenüber Anleihen – gemessen am KGV – günstig sind, gibt es schon sehr lange. Schon lange vor Corona. Trotzdem gab es immer wieder Korrekturen, kleinere und größere Krisen.

        Von daher glaube ich nicht, dass dieses Argument (Aktien-KGV << Anleihen-KGV) besonders geeignet ist, eine Fortführung der Hausse vor allem darauf zuzückzuführen.

        Gleichwohl glaube ich auch, dass die Aktien mindestens bis Jahresende weiter steigen – wenn auch ggf. mit einer Zwischenkorrektur (z. B. im Zeitraum August – September). Wird sich zeigen.

        • Ein Argument ist richtig oder falsch. Das Alter spielt dabei keine Rolle. Richtig ist,dass es trotz Bewertungsvorteilen bei Aktien immer wieder zu Korrekturen kam. Dabei spielten oft massenpsychologische Vorgänge (Angst/Gier) eine entscheidende Rolle. Davon versuche ich unbeeinflusst zu bleiben. Es handelt sich um vorübergehende Erscheinungen, die man zum Kauf nutzen kann. Korrekturen werden aber auch durch veränderte Fakten (z.B. Covid) eingeleitet. Hier ist es halt sehr schwierig die Auswirkungen auf das Bewertungsverhältnis Aktien/Renten zu beurteilen. Aktuell ist der Bewertungsvorteil v. Aktien zu Renten so groß geworden, dass ich erhebliche Korrekturen für ziemlich unwahrscheinlich halte. Schwarze Schwäne vorbehalten.

          • Ich denke, es steht außer Frage, dass andere Anlagen (insb. Aktien) davon profitieren, dass Anleihen unattraktiv sind.

            Allerdings würde ich den Hauptgrund für die Aktien-Hausse nicht einfach im unattraktiven KGV der Anleihen bzw. in niedrigen Zinsen sehen. Das unattraktive KGV der Anleihen ist nicht nur einfach Ursache, sondern auch – und vielleicht sogar vor allem – ein Symptom. Eine Belgleiterscheinung des vielen frischen Geldes, dass für den Anstieg der Aktienkurse sorgt.

          • Noch eine Anmerkung:

            Warum sind denn die Anleihezinsen so unattraktiv gegenüber Aktienrenditen? Etwa weil die Anleihen nicht gekauft werden? Nicht etwa, weil sie so stark nachgefragt werden? Hinweis: Der Zins ist der Preis des Geldes. Nicht umgekehrt. Wie aber sollte eine starke Nachfrage nach Anleihen – für sich genommen – Ursache für eine Aktien-Hausse sein? Ursache ist vor allem das frisch geschöpfte Geld. Und zwar sowohl für die hohe Nachfrage nach Anleihen (messbar an den ultra-niedrigen, teils negativen Zinssätzen für Anleihen) als auch für die hohe Nachfrage nach Aktien.

  5. Es ist halt aktuell einfach das Ausmaß des Bewertungsvorteils, der z. Zt. immer wieder zum buy the dip führt

  6. Das kleine Korrektürchen, das wir gerade erlebt haben, passt exakt in den gegenwärtigen Aufwärtstrend des ACWI.

  7. Wirklich interessant finde ich den Emerging-Markets-Index. Er arbeitet sich zur 200-Tage-Linie (rot) vor. Das könnte eine Einstiegsgelegenheit sein.

  8. Jo Aries, danke…sehr lesenswert

  9. G.K. macht denselben Fehler wie so viele, naemlich einfach die Vergangenheit in die Zukunft hochzurechnen.

  10. Ein Fehler ist es auf sein Bauchgefühl zu hören…zu früh auszusteigen…und dann zu hoffen der Dax müsste dieses Jahr nochmal unter 14000 fallen.

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