Greiffbar – Ãœberhitzte Preise, warmer Geldregen, Zinsebbe
18. Juni 2021 - Volker Schilling in Gastbeitrag | Keine Kommentare »
Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?
- Ausbaden
- Nacktbaden
- Sonnenbaden
Ausbaden
Nur eines steigt derzeit mehr als die Sommertemperaturen, das sind die Preise für Güter und Dienstleistungen. Von Kaffee bis Spielzeug, von Sonnencreme bis Badehose steigen die Preise. Schuld daran sind unter anderem die explodierenden Frachtpreise. Die Preise für einen Schiffscontainer legten im Vergleich zum 5-Jahresdurchschnitt um sagenhafte 547 % zu. Logistikunternehmen haben aufgrund der Coronakrise mit langen Nachfrageeinbußen kalkuliert und werden jetzt auf dem falschen Fuß erwischt. Reedereien dagegen freuen sich über den warmen Geldregen. Die einen baden im Geld, die anderen baden es aus: Die deutschen Produzenten hoben ihre Preise im Mai so kräftig an wie seit annähernd 13 Jahren nicht mehr. Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte stiegen um 7,2 Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt diese Woche mitteilte. Der Konsument wird es ausbaden müssen, denn die Preise für Konsumprodukte werden weiter anziehen. Das hat inzwischen auch die US Notenbank FED diese Woche anerkennen müssen und erstmalig eine frühere Zinserhöhung in Aussicht gestellt. Mal schauen ob es nach der Inflationsflut bei einer Zinsebbe bleibt. Auf alle Fälle werden wir dann sehen, wer ohne Badehose im Aktiengewässer fischt.
Nacktbaden
Apropos ohne Hosen dastehen: CureVac Aktionären hat es diese Woche die Hosen ausgezogen, als die Zahlen zur Wirksamkeit des Impfstoffs veröffentlicht wurden. Nur 47 % Wirksamkeit lautete die Pflichtmitteilung. Und nur 47 % ging es daraufhin mit der Aktie in den Keller. Wow, bei den Aktionären war die Meldung sehr wirksam. Plötzlich haben die Investoren realisiert, dass der Tübinger Konzern ohne Badehose im Impfteich steht und das Level drastisch gesunken ist. Eilig versuchen jetzt die Bademeister wie Vorstand Franz-Werner Haas oder Ankerinvestor Dietmar Hopp noch ein FKK Schild am Strand aufzustellen, damit man nicht so dumm dasteht. Kurzum, sie stellen noch Verbesserungen in Aussicht und glauben weiterhin an die Zulassung ihres Wirkstoffes. Bleibt offen, wie viele Aktionäre noch eine weitere Bahn im Teich drehen wollen oder noch in den Schwimmunterricht einsteigen. Auf alle Fälle wissen sie jetzt, dass sie baden gehen können. Ganz anders bei diesem Konkurrenten:
Sonnenbaden
Der US Impfstoffhersteller Novavax meldete in der Phase-3 Studie eine 90%ige Wirksamkeit seines Vakzines. Das sind Zahlen zum Sonnenbaden. Das sollte man allerdings nicht ohne einen ausreichenden Sonnenschutz tun. Weshalb man sich diese Woche auch neue Gelder in Höhe von 500 Mio Dollar durch die Ausgabe neuer Aktien besorgt hat. Letzteres hat den Aktienkurs dann doch etwas gedämpft. Aber im Gegensatz zu CureVac, sehe ich hier eine echte Kaufgelegenheit. Zumal wenn man weiß, dass Novavax auch ganz dicht an einem Kombiimpfstoff für Covid und Grippe dran ist und uns die jährliche Dosis damit günstig und effizient verspricht. Und wäre das alles noch nicht genug um als Aktionär ein ausgiebiges Sonnenbad zu nehmen, so ist Novavax auch kurz vor dem Durchbruch eines richtig wirksamen Malaria Impfstoffes. In der Studie sei eine 77-prozentige Wirksamkeit für den Malaria-Impfstoffkandidaten R21 erreicht worden, meldet Novavax. So sehen Erfolgsgeschichten aus. Börse statt Baggersee würde ich da sagen. Aber ich tue mir damit leicht, denn schließlich lebe ich im warmen Südbaden und ein sonniges Wochenende steht vor der Türe. Sie lesen wieder nächste Woche von mir. Behalten Sie bis dahin einen kühlen Kopf.
Ihr Volker Schilling
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