Mit Heli-Geld aus der Krise
25. März 2020 - Raimund Brichta in Allgemein | 19 Kommentare
Regierungen in aller Welt stemmen sich aktuell mit Geldgeschenken an die Bevölkerung einer drohenden Weltwirtschaftskrise entgegen. Werden sie Erfolg haben? Was unterscheidet das Vorgehen der Bundesregierung von dem der Trump-Regierung in den USA?
Darüber sprechen die ntv-Moderatoren Raimund Brichta und Etienne Bell in dieser neuen Folge von „Brichta und Bell – Wirtschaft einfach und schnell“.
https://audionow.de/podcast/brichta-und-bell—wirtschaft-einfach-und-schnell#eps
Lieber Herr Brichta,
velen Dank für die klaren Worte. Können Sie bitte in den nächsten Folgen noch auf die Corona-Wirkungen der Niedrigzinssituation und den Immobilienmarkt eingehen? Und: Herr Scholz droht schon indirekt mit Steuererhöhungen, um die Staatsfinanzen nach Corona wieder aufzupäppeln …. Die immense Staatsverschuldung und die damit verbundene Blase, die Herr Brichta sicherlich schon in seinem Buch 2013 analysiert hat, nehmen ja nun und in nächster Zukunft noch sehr viel gigantischere Ausmaße an.
Mit freundlichen Grüßen (oh Gott: jetzt hätte ich doch fast „Mit freundlichen KRISEN“ getippt, ohne Flachs …), Sigurt H.
Hallo Sigurd,
.. zu alldem gibt‘s demnächst mehr. Im Moment gibt es so viel zu schreiben und sagen, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
Ja, der Immobilienmarkt könnte interessant werden, wenn nicht wenige über längere Zeit auf Einnahmen verzichten müssen. Die Zinsen sind niedrig und bleiben es wohl auch, aber bei Höchstpreisen ist auch 1% für viele nicht einfach zu stemmen. Aber ich glaube nicht, dass es dazu kommt.
Ansonsten wird es natürlich bald zu Steuerhöhungen kommen. Die Einnahmen werden einbrechen und gleichzeitig die Rettungsschirme. Meine Lösung :Ich mache mich klein. Das Haus ist bezahlt, ich habe meine Ausgaben reduziert, kann vieles selbst. Brauche dadurch weniger Einnahmen und habe die ein wenig verteilt, dass ich von Freibeträgen profitiere und es in der Summe reicht. Ein kleiner Notgroschen in Edelmetallen existiert auch und beruhigt mich. Ich habe mehr freie Zeit und zahle legal wenig Steuern… Klar, bin ich vor allem übers Haus verwundbar, aber die Alternative wäre mieten, mehr Einnahmen, mehr Steuern. Sicher ist man nie.
Ich bin derzeit zufrieden.
Sehr geehrter Herr Brichta,
aufmarksam habe ich Ihren Bericht zur Corona Krise angehört.
Ich würde von Ihnen gerne mal eine Meinung zu meiner Einschätzung der Krise bekommen.
Ich befürchte, dass es durch die Corona Krise zu einer „Kernschmelze“ des Wirtschaftsystems kommt.
Länder wie Italien, Spanien, Portugal und Griechenland standen schon vor der Pandemie mit dem Rücken zur
Wand. Es sind, was die Verschuldung angeht, alle Dämme gebrochen. Jetzt werden Schulden über Schulden angehäuft.
Nur diese Milliarden, nein Billionen, müssen irgendwann zurückgezahlt werden. Jeder weiß, dass das unmöglich ist.
Die Staaten werden sich weltweit der Staatsschulden durch eine Währungsreform entledigen. Es hat auf doieser Welt noch nie eine Währung gegeben, die nicht irgendwann auf den Wert null zurückgefallen ist.
In keiner Fernsehsendung, keiner Zeitschrift findet man hierzu etwas. Habe ich mit dieser Einschätzung unrecht ?
Herr Brichta, Sie hatten in einem Ihrer Beiträge davon gesprochen, dass die Notenbanken die Krise schon in den Griff bekommen werden. Meiner Meinung versucht man hier einen Drogensüchtigen mit Heroin zu heilen. Das kann nicht funktionieren.
Bleiben Sie gesund.
Mit freundlichen Grüßen
Meinolf R.
Beides ist richtig: Die Notenbanken werden es dieses Mal wieder in den Griff bekommen und das Schlimmste verhindern. Langfristig ist dies aber ein weiterer Sargnagel fürs Geldsystem. Die Währungsreform kommt. Ich bleibe aber dabei: Nicht vor Ende des vor uns liegenden Jahrzehnts. Jedenfalls finden Sie im Buch „Die Wahrheit über Geld“ sowie hier im Blog genügend Hintergrundinfos und Einschätzungen dazu, die Sie in anderen Medien vermissen. Und jetzt eben auch im Podcast. Mehr geht doch wirklich nicht, oder?
Und was den bekannten Vergleich mit einem Drogensüchtigen anbelangt: Anders als Heroin bringen die Notenbank-Spritzen tatsächlich eine Lebensverlängerung fürs Geldsystem. Ohne die Hilfen wäre es vermutlich schon 2008/2009 zum Zusammenbruch gekommen. Richtig ist: Ohne die Notenbankhilfen ist das System nicht mehr überlebensfähig.
Deswegen danken wir den Notenbanken. Wir haben den 6er mit Zusatzzahl auf der Erde gezogen. Ich wünsche mir, dass es möglichst lange so bleibt.
Ich habe manchmal den Eindruck mancher sehnt sich nach dem Zusammenbruch. Ich befürchte, dann wird nicht nur Toilettenpapier knapp…
Vielleicht geht der Zusammenbruch aber auch weniger dramatisch vonstatten, als sich das manch einer vorstellt. Eine Währungsreform kommt über Nacht. Und wenn sie da ist, ist schon das Schlimmste vorbei 😉
Ingwertee ist top, trinken wir auch regelmäßig…;-) Derzeit ist Ingwer bei uns ständig ausverkauft – vielleicht weil die Chinesen selber fleißig trinken?
„Ich befürchte, dass es durch die Corona Krise zu einer „Kernschmelze“ des Wirtschaftsystems kommt.“
Nicht der Virus ist aktuell ‚Schuld‘, sondern die Maßnahmen zur Pandämieeindämmung IM WESTEN. Die Frage ist also, wie lange diese Maßnahmen beibehalten werden.
In Asien läuft „der Laden“ wieder an. Auf die USA bin ich gespannt.
Was ist Euch lieber?
A)langer Lockdown mit heftigster Wirtschaftskrise, Depression, Deflation und Pleitewellen
B)kurzer Lockdown, sinnvolle Verhaltensregeln, temporärer Konjunktureinbruch
Vorschläge für C)?
Die Antwort dürfte individuell stark davon abhängig sein, ob man zur Risikogruppe gehört oder nicht und ob man finanziell abhängig von einer schnellen Lockerung ist. Vermute ich mal
Danke für den Super Podcast. Ich habe mal kurz eine technische Frage: In vielen Podcast findet man als Hörer Steuerelemente, wie 15 sek. vor oder zurückspulen. Gibt es die hier nicht oder mache ich was falsch?
Mit der Technik kenne ich mich leider nicht so gut aus wie mit den Inhalten 😉 Aber vielleicht weiß ja jemand was?
Es wäre gut, wenn der Staat für 6 Monate bis 1 Jahr Geld oder Gutscheine oder Schecks ausgeben würde, weil in Deutschland viele Menschen kein Geld mehr haben und verschuldet sind. Wegen der Schufa können Sie sich nichts mehr leisten und kriegen auch keine Kredite mehr.
Und nirgends kommt das Geld an😉
Die Börsen sind überzeugt dass der Aufschwung mit Beginn des zweiten Halbjahres einsetzt, Corona betrifft nur noch die Virologen, nicht mehr die Wall Street 😉
Im Szenario der Autoren Friedrich und Weik, die bereits vor der Corona-Krise in ihrem letzten Buch das Scheitern des Euro bereits für das Jahr 2023 prophezeiten, kommt es erst zu einem deflationären Schock und dann zur Hyperinflation.
Nehmen wird doch einmal an, die Notenbanken machen erst einmal so weiter wie bisher und erweitern zunächst ihre Anleihekaufprogramme. Dazu kaufen sie Aktien, Gold Immobilien und alles, was sie in die Finger bekommen können.
Käme es nun wirklich zu stärkeren inflationären Tendenzen, könnten die Notenbanken sofort dagegen steuern, indem sie solche erworbenen Vermögenswerte wieder verkaufen und dadurch die Geldmenge wieder reduzieren.
Käufer wird es geben, denn Geld gibt es ja genug. Insbesondere, wenn tatsächliche Zweifel an der Werthaltigkeit des Geldes aufkämen. Somit sollten die Notenbanken keine Probleme haben, zuvor erworbene Vermögensgegenstände wieder zu veräußern und so die Werthaltigkeit des Geldes zu sichern.
Selbst dann, wenn sie die Notenbanken zuvor massiv Helikoptergeld verschenkt haben, sollte es doch möglich sein, dieses Geld durch den Verkauf von Vermögensgegenständen aufgrund nunmehr gestiegener Preise wieder einzufangen.
Wie könnte es – so gesehen – überhaupt zu einer Hyperinflation bzw. zu einem Vertrauensverlust in das Geld (= Notenbankpleiten) kommen?
Das verbleibende Problem wäre natürlich weiterin: Die weiterbestehnde Geldhortung bzw. Ungleichverteilung des Geldes, einhergehend mit Verschuldungen von Privathaushalten und Teilen der Wirtschaft, die ohne neues Geld niemals beglichen werden können.
Wäre es dann aber nicht wahrscheinlicher, dass es zu staatlichen Zwangsabgaben/Enteignungen bzw. staatlichen verordneten Umverteilungen käme, anstatt zu einer Währungsreform?
Wie sieht Ihr Szenario aus?
Hallo Sandro, da sind aus meiner Sicht verschiedene Denkfehler drin, die ich hier nicht alle thematisieren kann. Nur so viel: Eine Inflation im klassischen Sinn (also in Form eines massiven Anstiegs des allgemeinen Preisniveaus) ist soooo weit weg, dass wir uns darüber derzeit überhaupt keine Gedanken machen sollten. Und ob es sie vor dem Zusammenbruch überhaupt geben wird, ist mehr als fraglich. Insofern scheint mir die Erwartung von Friedrich und Weick, sofern Du sie richtig wieder gibst (ich habe ihr Buch nicht gelesen und werde es auch nicht tun), viel zu holzschnittartig zu sein.
Tatsache ist, dass unser System eine monetäre Inflation (also ein stetiges Aufblähen der Geldvermögens- und Schuldenmengen) schon seit Jahrzehnten verzeichnet, es aber nicht zu einer Preisinflation kommt. Und Tatsache ist auch, dass diese monetäre Inflation stets davon bedroht ist, in eine Deflation zu kippen. Also in einen Zusammenbruch der Geld- und Schuldenmengen. Dies muss sich dann aber genauso wenig in einer allgemeinen Preis-Deflation niederschlagen, also in einen Verfall des allgemeinen Preisniveaus, wie es vorher auch keine allgemeine Preis-Inflation gegeben hat. Es reicht, wenn sich dies in Preiszusammenbrüchen auf einzelnen Märkten zeigt (Immobilien, Aktien etc.) Machen Friedrich/Weik überhaupt solche diffizilen Unterscheidungen? Vermutlich nicht.
Auf jeden Fall kann das, was Notenbanken zuvor eingekauft und damit in ihre Bilanzen genommen haben, niemals wieder aus den Notenbank-Bilanzen herausgenommen (also verkauft) werden. Ich hatte hier schon mehrmals erklärt, warum: Die aufgeblähten Notenbank-Bilanzsummen sind notwendige Stützen, die unser Geldsystem nur noch zusammenhalten. Werden die Stützen entzogen, bricht das System zusammen. Der dümmliche und – logischerweise – kläglich gescheiterte Versuch von Yellen/Powell mit der FED-Bilanzsumme ist dafür ein unmissverständlicher Beweis.
Sollte irgendeine Notenbank noch einmal auf diesen dummen Einfall kommen (Jens Weidmann wäre noch vergangenes Jahr dafür anfällig gewesen), würde sie genauso kläglich scheitern. Insofern können auch Deine Vorstellungen vom möglichen Abverkauf zur Eindämmung einer hypothetischen Preis-Inflation nur Hirngespinste sein. Zu so etwas wird es mit Sicherheit nicht kommen. Vermutlich wird es schon gar nicht zu dieser Preisinflation kommen.
Fazit: Nehme nicht alles für bare Münze, was in irgendwelchen Büchern steht – ausgenommen natürlich „Die Wahrheit über Geld“ 😂 Und tue das schon gar nicht, wenn es mit festen Jahreszahlen wie 2023 gekoppelt wird.
Ich hoffe, das war deutlich genug.
Danke für die Antwort.
Ich hatte das Buch von Friedrich und Weik geschenkt bekommen und habe es tatsächlich größtenteils gelesen. F. & W. werfen dem Leser einen Haufen von Schreckensdaten vor die Füße: Z. B. Schuldenblase, Anleiheblase, inverse Zinskurve. Gefühlt auf jeder 2. Seite liest man den Begriff „Zombieunternehmen“. Darüber hinaus schimpfen sie über alles und jeden, bleiben aber konkrete Erklärungen für das Eintreffen ihres Szenarios (und insbesondere den Zeitraum = bis 2023) schuldig.
Wörtlich: „Zuerst wird ein deflationärer Schock durch die kommende Rezession ausgelöst, dann werden die Notenbanken weitere Zinssenkungen durchführen und damit ein Bankensterben einläuten. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes wird sinken … Laut BIS – Bank für Internationalen Zahlungsausgleich – sind 15 Prozent aller Unternehmen in Europa sogenannte Zombieunternehmen … Dann werden die Zentralbanken panisch alle Schleusen öffnen … Dadurch wird es eine Inflation und Hyperinflation von mindestens 10, 20 Prozent pro Monat (nicht pro Jahr!) geben. Unsere Berechnungen zeigen aber einen täglich höheren Kapitalbedarf, so dass wir auch 30, 40, 50 Prozent Inflation sehen können. … Als Finale folgt der Neustart in Form einer Währungsreform … Die Verluste werden zwischen 90 und 100 Prozent liegen.“ (Friedrich, Weik, „Der grösste Crash aller Zeiten“, S. 19 – 20).
Wie aus einer Deflation angeblich so plötzlich eine (Preis-)Inflation werden soll, wird im Buch nicht näher erklärt.
Der Einwand, dass die Notenbanken die prophezeite (Preis-)Hyperinflation durch Verkauf von Vermögensgegenständen stoppen könnten, war das Argument eines Gesprächspartners.
Das damit das Problem aber nicht gelöst wäre, ist auch klar (habe ich ja auch geschrieben).
Eine umfassende staatliche Enteignung ginge wohl auch nur mit einer kommunistischen Regierung.
Ich versuchte mir nur, irgendwie einen Reim darauf zu machen und mir einen möglichen Ablauf vorzustellen.
Ein recht abstruses Szenario, vor allem im zweiten Teil. Und dann auch noch alles bis 2023. Wie gesagt: Ob vor dem Zusammenbruch überhaupt noch eine Preisinflation kommt – und wenn ja, wann -, kann zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht zuverlässig prognostiziert werden.
Und was den Verkauf von Vermögenswerten durch die Notenbanken anbelangt: Warum sollte es überhaupt zu einer Preisinflation kommen, solange alles umlaufende Geld durch werthaltiges Vermögen in der Notenbankbilanz gedeckt ist, das diese einfach wieder verkaufen kann? Nein, solange dies der Fall ist, wird es zu keiner allgemeinen Preisinflation kommen. Dazu kommt es u. U. erst, wenn diese Deckung nicht mehr vorhanden ist. Aber dann hat die Notenbank auch nichts mehr, was sie verkaufen kann 😂
„Zuerst wird ein deflationärer Schock durch die kommende Rezession ausgelöst, dann werden die Notenbanken weitere Zinssenkungen durchführen und damit ein Bankensterben einläuten.“
– einen deflationären Schock hatten wir berits, siehe Abverkauf sämtlicher Assets incl. Edelmetalle
– Rezession haben wir bereits
– Zinssenkungen sehe ich derzeit nicht, da zwecklos
– QE Notenbankdruckerei läuft auf Hochtouren
Man muss nicht kompliziert denken wenn es auch einfach geht. Komplexe Systeme kann man nicht timen oder prognostizieren. Siehe Klima, auch das kann man nicht vorhersagen.
Trotzdem glauben viele Menschen und lassen sich in den Panikmodus versetzen. Ertappt?
Btw: was machen eigentlich fridays for future? House-Party wegen Lockdown? Hurra, weniger CO2.