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Nimmt die Ungleichheit in der Gesellschaft zu?

12. Mai 2024 - Anton Voglmaier in Allgemein | 4 Kommentare

Die Antwort auf diese Frage lautet ja und nein. Wie die Vermögensstatistiken zeigen, besitzen rund 10 % der Menschen in unserer Gesellschaft etwa 60 % des Vermögens. Die verbleibenden 90 % besitzen also nur 40 % des Vermögens, was eindeutig eine ungleiche Verteilung des Vermögens zeigt und bedeutet, dass die Antwort auf die oben in meiner Kolumne gestellte Frage ja lautet.

Was bei dieser Analyse jedoch nicht berücksichtigt wird, ist, dass die 10 % der Bevölkerung, die 60 % des Vermögens besitzen, ständig ersetzt werden. Das sieht man an Menschen wie Bill Gates oder Marc Zuckerberg, die vor 50 oder 25 Jahren kein Vermögen hatten und heute eindeutig zu den 10 % der Gesellschaft und damit zu denen gehören, die 60 % des Vermögens einer Gesellschaft besitzen. Einerseits

Auf der anderen Seite gibt es diejenigen, die früher zu den 10 % gehörten, die 60 % des Vermögens besaßen, wie z. B. Rene‘ Benko oder Leo Kirch, die ihr Vermögen größtenteils oder ganz wieder verloren haben und deshalb aus dieser Gruppe herausgefallen sind.

Dies zeigt, dass die Verteilung des Reichtums zwischen den 10 %, die 60 % des Reichtums besitzen, und den restlichen 90 %, die 40 % des Reichtums in einer Gesellschaft besitzen, prozentual zementiert ist, nicht aber die Menschen, die sich in den Gruppen befinden. Es gibt also durchaus eine Durchlässigkeit, d.h. es gibt Verschiebungen innerhalb der beiden Gruppen, die man als Chancengleichheit bezeichnen kann, und damit kann auch die Frage, die ich oben gestellt habe, mit Nein beantwortet werden.

Interessant ist auch, dass es in der DDR, einem sozialistischen Staat, wohl eine ähnliche Vermögensverteilung gab: Auch dort besaßen 10 % der Menschen 60 % des Vermögens und die restlichen 90 % nur 40 % des Vermögens – in der DDR gab es nur Geld und Geldvermögen, der Rest war Volksvermögen, das also allen oder niemandem gehörte.

Ein weiterer Aspekt meiner obigen Frage ergibt sich aus der Tatsache, dass immer mehr Geld in Umlauf gebracht werden muss (1) und daher der Reichtum der 10 %, die 60 % des Reichtums besitzen, in absoluten Zahlen wächst, was viele in der Gesellschaft als ungerecht empfinden.

Diesem Vermögenszuwachs in absoluten Zahlen steht aber immer noch die gleiche prozentuale Verteilung gegenüber (10 % der Bevölkerung besitzen 60 % des Vermögens und die 90 % der Bevölkerung besitzen nur 40 %).

Und auch der Austausch von Menschen ändert nichts am Vermögenszuwachs in absoluten Zahlen, obwohl diejenigen, die ihr Geld verlieren, mehr verlieren und diejenigen, die gewinnen, heute dann natürlich in absoluten Zahlen mehr Vermögen haben als vor 25 oder 50 Jahren.

Und warum wird der absolute Vermögenszuwachs der 10 % nun als immer ungerechter empfunden?

Denn viele Menschen mit einem durchschnittlichen Gehalt und Vermögen fühlen sich zunehmend abgehängt, da die absoluten Zahlen zwischen den beiden Gruppen immer weiter auseinanderklaffen. Das ist aber „nur“ eine Wahrnehmung, wie das folgende Beispiel zeigen wird:

Im Jahr 1979 – also vor 45 Jahren – lag das durchschnittliche Monatseinkommen in Deutschland bei umgerechnet 1.180 Euro, heute sind es 4.323 Euro.

Die größte S-Klasse von Mercedes, der 450SEL 6.9, kostete damals umgerechnet rund 42.000 Euro und heute kostet die größte S-Klasse von Mercedes, der S 580 4MATIC, knapp 140.000 Euro, d.h. 1979 hätte der Durchschnittsverdiener für eine S-Klasse gut 35 Monatsgehälter ausgeben müssen und heute sind es gut 32 Monatsgehälter.

Tatsache ist, dass sich der Durchschnittsverdiener nun drei Monate früher einen Mercedes leisten kann. Dieses Beispiel zeigt auch, dass die Antwort auf die oben in meiner Kolumne gestellte Frage nein lautet.

Schlussfolgerung: Obwohl die Ungleichheit nicht aus den oben genannten Gründen zunimmt, sondern nur in der Wahrnehmung der Bevölkerung aufgrund des wachsenden absoluten Reichtums, glaube ich, dass in den kommenden Jahren bis zu einer „Korrektur“ durch eine Währungsreform (2) die von den Menschen wahrgenommene Ungleichheit immer mehr zunehmen wird, was wiederum zu einem immer größeren Unmut in der Bevölkerung führen wird. Dies ist ein weiterer Grund, warum die Zeiten immer turbulenter werden.

1) Hierzu verlinke ich Ihnen eine Kolumne von mir mit dem Titel: Professor Issing sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht

Dort erkläre ich warum immer mehr Geld in Umlauf kommen muss)

(2) Hierzu verlinke ich Ihnen ebenfalls die Kolumne von mir mit dem Titel: Professor Issing sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht

Dort erkläre ich auch warum es eine Währungsreform geben wird

Kolumne: Professor Issing sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht

https://wahre-werte-depot.de/professor-issing-sieht-den-wald-vor-lauter-baeumen-nicht/

 

4 Kommentare

  1. Naja, ganz so ist es nicht. Man könnte auch ausrechnen, was eine 4 köpfige Familie damals für das Essen ausgab und was sie heute bezahlen müsste. Fakt ist doch, dass heute untere und mittlere Mittelschicht nur noch ein Kind haben wollen, weil alles andere einen verarmen lässt. Man kann von vielen Seiten aus rechnen, aber es gab halt mal eine Zeit mit einem Verdiener und einer Mami, die die KINDER aufzog (Mehrzahl). Das machen heute in erster Linie nur noch Hartzer oder Oberschicht. Also Deine Rechnung stinkt etwas. Sie ist einseitig. Der Unterschied zwischen heute und früher ist, dass Kinder für normale Mittelschicht ein Armutsrisiko sind. Und die Frauen wissen das. Deswegen werden wir in 30 Jahren noch andere Probleme haben. Weil die normale Mittelschicht kaum noch Kinder zur Welt bringt. Die Unterschicht produziert Kinder und die Oberschicht. Nur dass die Unterschicht halt viele mehr sind. Man kann schon an Pisa sehen, wohin das führen wird und dass wir so viele Einser Abis haben, liegt eher daran, dass die Messlatte 40 Stufen tiefer liegt als vor 40 Jahren.

    Es gibt ein böses Geheimnis: Die Mittelschicht bleibt immer gleich groß, aber die Einkommensgrenzen dafür können sich verschieben.

    Nur um es auch anders zu sagen: Man muss sich heute fürs Alter vorbereiten , also sparen. Ich bin untere Mittelschicht, weil SOLO und KEINE Kinder. Deswegen kann ich für das Alter sparen. Nur ein Kind und ich wäre gefickt. Dann wäre Altersarmut meine Zukunft. Aber genau das war mal anders. Und das berücksichtigst Du nicht. Heute verarmen viele Rentner zum Beispiel. Auch das war früher anders. Ich meine nicht die Beamten, auch hier gibt es ein paar interessante Zahlen.
    Vor 30 Jahren galt, Angestellt verdienen mehr als Beamte, die dafür mehr Rente bekommen. Heute verdienen der Medien der Beamten mehr als die Angestellten, die lustiger Weise den Kern der Wertschöpfung betreiben, von dem alle Leben. Es hat sich sehr viel verändert. Das heute viele keine produktiven Berufe mehr machen wollen, hat was mit der Einkommensverteilung zu tun, die sich geändert hat. Und wo fehlen Arbeiter? Im Büro? *lacht* . Nein. Da , wo Werte geschaffen werden. Und genau da müsste die Mittelschicht liegen. Aber da liegt heute eher die Unterschicht.

    • .. Man könnte auch ausrechnen, was eine 4 köpfige Familie damals für das Essen ausgab und was sie heute bezahlen müsste….
      Dann rechnen Sie es doch bitte mal aus.

  2. Guter Konter, ich habe mich zu weit aus dem Fenster gelegt:

    Aber lesen wir mal: https://www.welt.de/wirtschaft/article178277048/Studie-zu-Kinderarmut-Arbeiten-nicht-beide-Eltern-reicht-es-fuer-viele-Familien-kaum-zum-Leben.html

    Stellen wir die blöde Frage, warum es mal anders war?

    Zu meiner Schulzeit gab es fast nur Familien mit einem Arbeiter und einer Mutter, die die Kinder betreute. Ich will damit kein altmodisches Denkschema in den Raum stellen. Aber eine vierköpfige Familie mit einem Verdiener war mal keine Seltenheit.

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