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Professor Issing sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht

28. Mai 2023 - Anton Voglmaier in Allgemein | 1 Kommentar »

In der NZZ gab Herr Issing u.a. ein Interview zur Europäischen Zentralbank (EZB) und sagte dort folgendes:

„…Ohne echten Sinneswandel in der Finanzpolitik steuert man längerfristig auf einen Schuldenschnitt zu…..“

Quelle: https://www.nzz.ch/wirtschaft/otmar-issing-der-erste-chefoekonom-der-europaeischen-zentralbank-zieht-nach-25-jahren-bilanz-ich-sehe-mit-grosser-sorge-die-zunehmende-politisierung-der-ezb-ld.1739310

Er begreift nicht, dass der Schuldenschnitt früher oder später unvermeidlich ist, weil die Geldordnung nicht tragfähig ist und das hat nichts mit einem Sinneswandel in der Finanzpolitik zu tun.

Aber lesen Sie selbst, was ich unter anderem dazu in einer Kolumne im letzten Jahr geschrieben habe und hier noch einmal veröffentliche:

Nun könnte man aber argumentieren, dass dies auch bei FIAT-Währungen der Fall ist. Im Prinzip stimmt das auch, denn der Goldwechselstandard wurde 1971 vom damaligen US-Präsidenten Nixon abgeschafft. Bis dahin war der US-Dollar in einem festen Verhältnis an das Gold gekoppelt, d.h. man konnte einen US-Dollar in einem festen Verhältnis in Gold tauschen. Darüber hinaus konnten damals auch die wichtigsten Währungen in US-Dollar und damit über diesen Umweg in Gold umgetauscht werden – daher der Begriff Goldwechselstandard. Dennoch haben die FIAT-Währungen, auch wenn sie nicht mehr goldgedeckt sind, einen großen Vorteil: Sie unterliegen keinen großen Kursschwankungen und erfüllen daher ihre Funktion als Zahlungsmittel und in geringerem Maße – je nach Höhe der Geldentwertung – auch als Wertaufbewahrungsmittel.

Dennoch lohnt es sich meiner Meinung nach, über eine sinnvolle Ergänzung zu den FIAT-Währungen nachzudenken, denn auch sie werden irgendwann wertlos werden, nämlich dann, wenn die Menschen das Vertrauen in die FIAT-Währungen verlieren. Dies hat aber nichts mit bösen Bankern, irgendwelchen dunklen Mächten oder sonstigen finsteren Machenschaften zu tun, wie dies von Verschwörungstheoretikern, anderen Spinnern und auch Antisemiten gerne im Zusammenhang mit Geld behauptet wird. Der Grund ist ein ganz anderer: Auf Dauer kollidieren auch bei FIAT-Währungen die beiden wesentlichen Funktionen des Geldes, die Wertaufbewahrungs- und die Zahlungsfunktion.

Der Grund ist jedoch ein anderer als bei Bitcoin und Co. Dazu muss man folgendes wissen: Banken verleihen das Geld ihrer Kunden nicht, wie viele Menschen annehmen. Sie haben das Vorrecht, Geld zu schaffen und das geschaffene Geld dann an ihre Kunden zu verleihen. Das Geld der Bankkunden, das diese auf ihren Konten haben, wird also mit dem Parken auf den Konten stillgelegt (Wertaufbewahrungsfunktion), d.h. es steht nicht mehr als Zahlungsmittel zur Verfügung. Dies führt dann aber dazu, dass wieder neues Geld geschaffen werden muss, um zusätzliches Geld in Umlauf zu bringen, das die Funktion als Zahlungsmittel erfüllen kann.

Und wie funktioniert diese Geldschöpfung?

Sie erfolgt fast ausschließlich über Bankkredite, d.h. es müssen immer wieder neue Kredite von den Banken vergeben werden, damit das stillgelegte Geld (Wertaufbewahrungsmittel) durch zusätzliches Geld ersetzt wird, das dann als Zahlungsmittel verwendet werden kann (der Prozess der Geldschöpfung wird von der Bundesbank hier ausführlich beschrieben):

Langfristig – über Jahrzehnte – ist das aber nicht haltbar, weil die Schuldenmenge immer weiter steigen muss – eben wegen der sich beißenden Funktionen des Geldes als Wertaufbewahrungs- und Zahlungsmittel. Irgendwann bricht die Geldordnung zusammen, weil die Schulden nicht mehr bedient werden können und die Menschen das Vertrauen in die FIAT-Währungen verlieren. Als Beispiel aus der jüngeren Geschichte kann man für diese Entwicklung die Finanzkrise von 2008 anführen, wo die Geldordnung aufgrund des Vertrauensverlustes am Rande des Zusammenbruchs stand. Dort ist es den handelnden Akteuren (Politiker und Zentralbanker, die auch Politiker im Sinne der Geldpolitik sind) gelungen, den Vertrauensverlust der Banker und der restlichen Bevölkerung in das Geld in letzter Minute abzuwenden. Eine große Leistung, für die der damalige Präsident der Federal Reserve Bank, Ben Bernanke, kürzlich zu Recht mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde.

Da also auch unser bisheriges Geld auf lange Sicht wertlos werden wird, lohnt es sich meines Wissens tatsächlich, darüber nachzudenken, wie man die Blockchain-Technologie, die hinter Bitcoin und den meisten anderen Kryptowährungen steht, als sinnvolle Ergänzung zu FIAT-Währungen nutzen kann.

Quelle:

https://wahre-werte-depot.de/kryptoland-doch-nicht-abgebrannt/

1 Kommentar

  1. Ja, kann man an der britischen Währung sehen. Seit wann gibt es sie eigentlich und wann wurde sie zuletzt weswegen nicht wertlos? Oder reden wir hier nur von deutschen Erfahrungen? Die weswegen nicht Britische sind?

    Reden wir doch mal über Britannia und deren Erfahrungen der Geldentwertung. Und die sind eine geschrottete ehemalige Weltmacht.

    Also es gibt deutsche und britische Erfahrungen. Aber wenn man eine Weisheit daraus ableiten will, sollte man beide Seite sehen. Der USD hat auch den US Bürgerkrieg überlebt.
    Und mal allgemein betrachtet. Denken wir echt, dass die Schuldensituation nach dem 2 Weltkrieg weniger schlimm war als heute? Vielleicht kommt ein Finanzresset erst nach einem verlorenen Weltkrieg?

    Die römische Sesterze überlebte 1000 Jahre mit mehr Problemen als unsere.

    Ich denke es braucht eine psychohologische Komponente für den Resset. Alles andere vorher ist egal.

    Für England bedeutet es: Sie hätten einen großen Krieg verlieren müssen.

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