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Powell dreht sich um 180 Grad!

8. Oktober 2019 - Raimund Brichta in Allgemein | 29 Kommentare

Das ist der Hammer: Wie oft habe ich auf den US-Notenbankchef Powell verbal eingedroschen und geschrieben, dass er mit seiner Bilanzkürzung auf dem Holzweg ist? Im August hat er diesen Irrsinn schließlich beendet, und jetzt dreht er den Spieß sogar um: Er will die Notenbank-Bilanz wieder ausweiten!

Look:

Powell says the Fed will start expanding its balance sheet ’soon‘

Powell begründet die Kehrtwende unter anderem mit den jüngsten Verkrampfungen am US-Geldmarkt, als der Tagesgeldzins vorübergehend auf 10 (in Worten zehn!) Prozent stieg – und das bei einem Leitzins von nur 2%.

Warum Powells Irrsinn Irsinn war, habe ich ausführlich beschrieben. Zum Beispiel hier oder hier.  Die Bilanzausweitung der Notenbanken hat nämlich nichts mit Wirtschaftsankurbelung zu tun, wie die meisten irrtümlich meinen. Nein, hier geht es darum, dem Finanzsystem die Stützpfeiler zu erhalten, die es inzwischen braucht, um nicht zusammenzubrechen.

Da muss also ein dahergelaufener Finanzjournalist wie ich, der zugegebenermaßen über vertiefte Kenntnisse unseres Geldsystems und seiner Funktionsweise verfügt, einem Notenbankchef erklären, was Sache ist? Immerhin ist Powells Lernkurve steil 😂

Ich bin schon gespannt, ob die Kurve unseres Bundesbankchefs Weidmann ebenso steil ist. Denn der soll sich zusammen mit anderen Notenbankern im EZB-Rat kürzlich vehement dagegen ausgesprochen haben, das Anleihekaufprogramm der EZB wieder aufzunehmen. Diese Käufe bewirken nichts anderes als ein weiteres Aufblähen der EZB-Bilanz. Und das ist folgerichtig, denn die Stützpfeiler sind in Europa genauso notwendig wie in den USA oder in Japan. Auch Weidmann sollte vielleicht mal auf unserer Webseite vorbeischauen 😉

Im Übrigen bleibt es bei meiner Vorhersage: Die Notenbank-Bilanzen werden im kommenden Jahrzehnt weiter aufgebläht – und das müssen sie auch. Die 10-Billionen-Grenze dürfte dabei fallen.

29 Kommentare

  1. Genau…alternativlos, wenn man schwere Krisen vermeiden will

  2. Letzten Endes führt es nach meiner Meinung doch zum alternativlosen und gleichem Ergebnis.

    „Je grösser der Papiergeld-Reichtum der Welt, desto grösser die Armut, die ihm folgen wird“

  3. sie müssen dem schon ein wenig zeit geben, der macht den job noch nicht so lange wie sie 😉

    • Dafür ist Powell nicht so ein Dahergelaufener wie ich 🤣🤣🤣

  4. Järomäh Paul, ja das ist halt so wenn man in einem zu hohen Gang anfährt und dann nicht in Fahrt kommt. Muss man eben doch zurückschalten… um in die Gänge zu kommen…

  5. Bevor das Geldsystem zusammenbricht wird es umfangreiche Schuldenschnitte geben, wie damals in Griechenland. Im Falle Italiens etc. werden die Summen dann eben viel viel größer sein. Gleiches gilt wenn risikoreiche Unternehmensanleihen ausfallen werden oder Aktien mit Totalverlust (aktuelles Beispiel Thomas Cook) ausgebucht werden müssen. Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen wird auch wieder auf ein normales Maß ansteigen. All diese schönen marktwirtschaftlichen Erscheinungen führen zur notwendigen Vernichtung von Geldvermögen und Schulden. Man muss es nur zulassen, es tut dem System gut und belebt es neu und haben nichts mit der von Ihnen immer wieder gern zitierte Depression von 1929 zu tun. Unsere Realwirtschaft ist genau wie das Geldvermögen dazu verdammt für immer weiter zu wachsen. Ganz normal. Und so wie das Wirtschaftswachstum immer mal wieder Rückgänge aufzeigt muss halt auch Geldvermögen zwischendurch vernichtet werden. So einfach ist das.

    • Dass einzelne Unternehmen und Staaten pleite gehen und damit Geldvermögen vernichten, gehört zum stinknormalen Lauf der Zeit. Dass ist aber nicht der Grund, warum Powell und Co bei ihren Bilanzsummen aufs Gas treten (müssen). Der Grund ist vielmehr, dass die Mengen an Geldvermögen und Schulden inzwischen eine Höhe erreicht haben, die nicht mehr ohne die Stützen der Notenbanken auskommen.

      Denn die Crux ist, dass die Geld- und Schuldenmengen trotz der von ihnen erwähnten – normalen – Pleiten weiter wachsen müssen. Und das tun sie auch. Weder der Griechen-Haircut, noch die gesamte Finanzkrise haben unterm Strich zu einer Vernichtung von Geldvermögen geführt. Im Gegenteil: Seit der Krise sind die weltweiten Schulden (und damit die Geldvermögen) um mehr als 40% gewachsen. Dieses immer wackeliger werdende Gebäude gilt es zu stützen. Das ist der Punkt. Die alltäglichen Pleiten sind es nicht.

  6. Selbst bin ich der Angelegenheit opportunistisch. Ich habe kein Interesse daran, dass das bestehende Geldsystem zusammenbricht. In meiner Vermögensanlage bin ich längst noch nicht soweit, als das ich das Ende des bestehenden Geldsystems halbwegs aufrecht überstehen würde. Somit sind alle Maßnahmen willkommen, um das bestehende System am Leben zu erhalten. Und je mehr Maßnahmen umgesetzt werden, um das zu erreichen, desto ruhiger schlafe ich.

    • Damit sprechen Sie im Interesse nahezu aller Geldvermögensbesitzer. Und deshalb werden diese Maßnahmen auch ohne allzu große Widerstände durchgezogen. Weidmann mag sich noch so dagegen „wehren“.

  7. Die Notenbank-Bilanzen werden im kommenden Jahrzehnt weiter aufgebläht – und das müssen sie auch. Die 10-Billionen-Grenze dürfte dabei fallen.Herr Brichta ich hoffe das stimmt,das es noch ein Jahrzehnt dauert bis zum Zusammenbruch

    • Drücken wir die Daumen.

  8. Hallo Herr Brichta,

    2 Anmerkungen:

    1.) diese Aufblähung bedeutet dann im Umkehrschluss auch, dass die privaten Haushalte mit ihrer Altersvorsorge (= kapitalbildenden Lebensversicherungen) weiter kräftig durch die sogenannte finanzielle Repression kräftig Geld verlieren werden. Richtig ?

    2.) Sie arbeiten ja in der gleichen Stadt wie Herr Weidmann;
    wäre es da nicht mal möglich einen Versuch zu unternehmen um mit ihm (ggfs. auch Herrn Stark oder Herrn Weber) ein Interview zu probieren um über dieses Thema zu diskutieren ? Aufgrund ihrer Reputation sollte dies einfacher sein als bei anderen Journalisten/Redakteuren.

    • Ja, die Altersvorsorge ist in diesem Umfeld nicht leicht. Allenfalls werden bei Repressionsmaßnahmen Freibeträge eingeführt, um die Kleinvororger zu schützen. Und bei den großen trifft es ja die richtigen 😂

      Anfrage bei Weidmann steht auf meiner Agenda – allerdings nicht mit hoher Priorität, weil ich vermute, dass er ohnehin kneift.

  9. Der Zusammenbruch kann viel schneller kommer als alle denken. Grund hierfür kann sein das die Bürger diesem Finanzsystem nicht mehr trauen. In vielen Gesprächen machen sich die Bürger sorgen wegen der Niedrigpolitik bzw. der kommenden Negativzinsperiode. Hier könnte eine Lawine losgetreten werden die auch die Notenbank nicht mehr unter Kontrolle bekommt.
    Wenn das Vertrauen weg ist kann man es mit Zinssenkungen nicht wieder herstellen. Wie in der DDR von 30 Jahren die Bürger glaubten nicht mehr an das System DDR. Honecker und Co glaubten bestimmt noch das es viele Jahrzehnte so weiter gehen kann. Sie wurde dann eines besseren belehrt. Und so kann es im Finanzsystem ebenfalls zum Vertrausensverlust kommen. Die Notenbanken Russland und China glauben offensichtlich nicht mehr so ganz an das globale Finanzsytem und kaufen immer mehr Gold.

    • „Vertrauensverlust“ hhm. möglich, aber wie hoch ist aktuell die Wahrscheinlichkeit für einen Crash des Finanzsystems. Glaube, daß zunächst, von denen,die es sich leisten können, infolge der 0 bis Minuszinspolitik viel Geld in den Konsum fließen dürfte. Aber welche Branchen profitieren? Evtl. auch die Reisebranche (TUI, Booking com, Lufthansa, Frankfurter Flughafen)? Oder?

      • „Glaube, daß zunächst, von denen,die es sich leisten können, infolge der 0 bis Minuszinspolitik viel Geld in den Konsum fließen dürfte“

        Ein Irrglaube wie ich meine.

        Grenzenloses Wachstum gibt es nicht. Auch nicht beim Konsum. Irgendwann hat man als Vermögender alles materielle.

        In den westlichen Ländern verlagern sich die Jobs zusehends in den Niedriglohnsektor (siehe aktuelle Kündigungswelle). Tja, welche Konsummöglichkeiten hat denn ein Angestellter bei Amazon, McDonald’s & Co bei den Mietpreisen?

        Simple Mathematik.

        Auch die USA können nicht endlos schuldenbasiert weiterkonsumieren. Das A und O einer Volkswirtschaft sind gut bezahlte Jobs.

        Zu Deinen Aktienauflistungen: TUI habe ich mir bereits ins Depot geholt (Dieter Zetsche auch), Lufthansa kürzlich bei knapp über 13 Euro. Begründung: beide Unternehmen sind in ihrer Branche bestens aufgestellt und gehen bei einer Konsolidierung als Gewinner hervor. In der Zwischenzeit gibt es eine solide Dividende.

        • Beim Wachstum ging’s um langfristige Forschung u. Innovation. Beim Konsum um die aktuelle Lage. Erst wirklich l e s e n, dann kommentieren.

          • Kannst Du mir bitte erklären was der Unterschied zwischen langfristiger und kurzfristiger Forschung ist?

            Was ist kurzfristige Forschung?

      • Na TUI war ja schon mal nicht schlecht, auch wg. Brexitfortschritt. Geld + Geltungstrieb + Minuszinsen könnten auch die PKW-Kauefe wieder in Schwung bringen. Bevorzugt nicht prozessbelastete Marken.

        • TUI und Lufthansa steigen, weil sie sehr gute Unternehmen sind und als Gewinner aus der aktuellen Branchenkonsolidierung in der Branche hervorgehen BREXIT hin oder her.

          Bei all den Massenentlassungen gut bezahlter (!) Jobs werden Investitionen wie PKW-Käufe zurück gehalten, trotz Rabatte und Niedrigzinsen. Größere Anschaffungen werden nur dann getätigt, wenn ein sicheres wirtschaftliches Umfeld gegeben ist – aus gutem Grund! Da hilft auch eine Zinssenkung nicht weiter, sondern simple Mathematik und gesunder Menschenverstand.

          Das A und O einer erfolgreichen Volkswirtschaft sind gut bezahlte Jobs und solide wiederkehrende Einkommen.

          • Wer die Börse schon längere Zeit beobachtet weiß, daß selbst in konjunkturell unsicherer Zeit Luxusgüter u. hochpreisige PKW Verkäufe meist gut laufen. Der TUI Kurs hat viel mit dem Brexit und Flugrechten zu tun.

          • Der Brexit hat,wie man in den letzten Tagen unschwer erkennen konnte, erhebl. Auswirkungen auf die Börsenkurse. TUI leidet i.d.Z. unter rechtl. Unsicherheiten. Auch deshalb war der TUl Kurs zunächstmal deutlich unter Druck geraten.

  10. Das WWD soll doch möglichst dem Kapitelerhalt dienen.Wenn die Börsen stark fallen wird die Aktienquote reduziert und in Cash geparkt.
    Bei einem Systemcrash ist dieses problematisch oder? Sollte man dann zuerst
    kurzfr.Staatsanleihen kaufen und dann wieder in Aktien( nach 50% Korrektur)
    oder lieber Gold???

    • Wenn man das im Vorhinein alles so genau wüsste 😉

      Ich habe hier schon mehrfach geschrieben, dass auch unser Vorgehen in einem solchen Ernstfall nicht von vornherein feststeht (sofern wir ihn überhaupt erleben). Das wird ganz vom jeweiligen Verlauf abhängen. Also stay tuned!

      Cash kann beim Crash bis auf Weiteres durchaus noch ein wahrer Wert sein. Die Frage ist nur, wie man dann Kasse hält? Auch dazu habe ich mich schon geäußert: bei der Zentralbank (Bargeld oder Zentralbankkonto) selbstverständlich. Nebenbei: Wenn der Aktienmarkt um 40% oder mehr fällt, sind auch Negativzinsen von 0,4% pro Jahr kein großes Problem – zumal man die Kasse dann vermutlich nicht einmal für ein Jahr hält.

      Dies gilt aber nur für einen „normalen“ Crash, wie er in der Vergangenheit immer wieder mal vorgekommen ist. Sofern es sich um einen tatsächlichen Systemcrash handelt, der z. B. in einer Währungsreform mündet, ist auch Cash nur Trash. Genauso übrigens wie die von Ihnen favorisierten Staatsanleihen. Da helfen dann nur Edelmetalle, Bitcoin, Grund und Boden in stabilen Ländern etc.

      Aber wie gesagt: All das muss sich noch ergeben. Nicht alles ist planbar, schon gar nicht der System-Kollaps 😂

  11. Wie ein einzelner Tag die ganze Woche schlägt…s.ARD Börse. Ein Plädoyer für Raimunds Thusday.

  12. Tu.es.day, am besten am Freitag,wenn viele glattstellen.

  13. „Die Bilanzausweitung der Notenbanken hat nämlich nichts mit Wirtschaftsankurbelung zu tun, wie die meisten irrtümlich meinen. Nein, hier geht es darum, dem Finanzsystem die Stützpfeiler zu erhalten, die es inzwischen braucht, um nicht zusammenzubrechen.“

    Die FED feuert mittlerweile wieder. Warum lässt sie die Märkte bzw den S&P 500 nicht einfach mal bspw 20 Prozent korrigieren? Das wäre schließlich kein Weltuntergang.

    Muss sie wieder feuern weil die Banken untereinander wieder das Vertrauen verlieren bzw verloren haben (was ja niemand sagen würde)? Hintergrund: September Liquiditätsengpässe am Interbankenmarkt.

    • Was im September vorübergehend passierte, war: Es gab zu wenig Zentralbankgeld. Und genau deshalb MÜSSEN die Notenbankbilanzen dauerhaft aufgebläht bleiben. Das Finanzsystem hat ein Stadium erreicht, in dem es nur noch einigermaßen funktioniert, wenn ihm genügend sicheres Geld die nötige Stabilität verleiht. Fehlt das Cash droht, droht Crash 😂

      • Trump kritisiert Powell ja ständig öffentlich.

        Wenn der Powell dem Donald T. die Wiederwahl vermasseln möchte lässt er einen kontrollierten Crash (bspw 20, 30, 40 Prozent) zu, davon geht ja die Welt nicht unter. Die Medien würden für den Crash unisono Trump die Schuld geben, die Massen glauben nunmal den Massenmedien. Die Hardcore Trumpfans wären in der Unterzahl.

        Ein öffentlich kritisierter und beleidigter FED-Mann müßte diese Karte eigentlich spielen. Die Globalisten wären am Ziel.

        Spannend!

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