S&P 500: Nächster Halt bei 3.200 Punkten
14. Oktober 2022 - Anton Voglmaier in Allgemein | 9 Kommentare
Der S&P 500 erreichte gestern (13.10.2022) im Handelsverlauf 3.500 Punkte, wie ich in meiner Kolumne vom 05.05. 2022 voraussagte. Nächster Halt: 3.200 Punkte.
Anfang Mai 2022 habe ich hier (https://wahre-werte-depot.de/die-deflation-ist-da/ ) u.a. nachstehendes geschrieben:
Die Federal Reserve FED (amerikanische Notenbank) ist nun tatsächlich von einer inflationären zu einer deflationären Politik übergegangen, da sie beschlossen hat, die Geldmenge ab Juni 2022 um 47,5 Milliarden und ab September um 95 Milliarden US-Dollar (!) pro Monat zu reduzieren.
Dies wird in den nächsten Wochen und Monaten zu einem allgemeinen Preisverfall führen, der sich zuerst an den Finanzmärkten bemerkbar machen wird. Meine Einschätzungen für die einzelnen Bereiche lauten wie folgt:
Aktien: Beim S&P 500 Index – der bei ca. 4300 Punkten steht – rechne ich mit einem weiteren Einbruch von 800 Punkten auf zunächst 3.500 Punkte. Das wäre ein Rückgang von gut 15 %, und das, obwohl der S&P 500 seit Jahresbeginn bereits um ca. 10 % gefallen ist, was übrigens der schlechteste Jahresstart seit 1942 ist.
Mein Kursziel von Anfang Mai 2022 für den S&P 500 wurde also gestern mit 3.500 Punkten erreicht.
Wie geht es nun weiter mit den Aktienmärkten rund um den Globus?
Grundsätzlich können wir uns auf die Entwicklung des US-Aktienbarometers S&P 500 konzentrieren, denn dieser ist der Schrittmacher für die Aktienindizes weltweit – auch für unseren deutschen Leitindex DAX. Da die US-Notenbank weiterhin an ihrer deflationären Geldpolitik festhält, d.h. die Geldmenge um fast 100 Mrd. US-Dollar pro Monat reduziert, wird sich der Kurstrend gen Süden nicht ändern. Mein nächstes Kursziel für den S&P 500 liegt daher bei 3.200 Punkten. Dies wird auch zu weiteren Kursverlusten an den anderen Börsen der Welt führen – Stichwort: S&P 500 als Schrittmacher.
Natürlich kann es auf dem Weg in Richtung 3.200 Punkte auch zu Zwischenerholungen im S&P 500 und den anderen Indizes kommen. Hier könnte ich mir eine Erholung auf ca. 3.800 Punkte im S&P 500 gut vorstellen. Alles in allem sind die Aussichten für die Aktienmärkte aufgrund der oben beschriebenen Politik der FED aber weiterhin miserabel und wir könnten die 3.200 Punkte noch vor Jahresende sehen.
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Hallo Herr Voglmair,
Ich habe seit November genauso wie Sie argumentiert – Faktor Geld ist negativ.
Ihre erste Prognose ist eingetroffen, sauber!
Was ich nicht verstehe: Jeder kann Kostolany lesen. Dass Zinssteigerungen und insbesondere die Bilanzsummenreduktion der FED massive Auswirkungen auf die Börsen haben ist ebenfalls keine neue Erkenntnis. Dennoch liegen so viele falsch, und hoffen auf ein Wunder in Form eines Wechsels der Geldpolitik.
Warum liegen so viele falsch? Ein paar prominente Insiderverkäufe im Herbst letzten Jahres sind bekannt, auch diese Warnsignale ignorierten die meisten Marktteilnehmer.
Oder ist eine stille Minderheit rechtzeitig ausgestiegen?
Viele Grüße Michael
Guten Abend Michael,
meiner Meinung nach haben viele Menschen die Reduzierung der Geldmenge (Liquidität) noch gar nicht bedacht, da meist nur die Zinserhöhungen der Zentralbanken diskutiert werden. Eine viel stärkere Auswirkung auf die Entwicklung der gesamten Wirtschaft und damit auch auf die Aktienmärkte hat die Reduzierung der Bilanz der Notenbanken – in diesem Fall der Federal Reserve (FED).
Kurzum: Das ist den meisten Marktteilnehmern und Kommentatoren schlichtweg nicht bewusst.
Beste Grüße
Anton Voglmaier
…Ein Gedankengang: halten Sie es für möglich, dass die FED den Kampf gegen die Inflation aufgeben muss, um die Finanzmärkte zu retten? Würde das zu einem Crack-up Boom in Sachwerte führen?
Ich glaube nicht, dass die Inflation im nächsten Jahr ein großes Problem darstellen wird, da die Politik der FED mit Zinserhöhungen und Bilanzverkürzung schnell greifen wird. Außerdem wird es im nächsten Jahr den Basiseffekt geben, der die Inflation ohnehin deutlich nach unten drücken wird.
Nun, da habe ich eine ganz andere Meinung, und möchte natürlich nicht versäumen, diese auch zu begründen.
Die Bilanzsumme ist in den vergangenen 10 Jahren so schnell gewachsen wie nie. Die drohende Reduktion von 6 % der Summe erscheint da wie ein Witz. So viel Geld wie geschaffen wurde, braucht kein Mensch. Daher wird das ganze Geld der Notenbanken auch einfach gehortet und erscheint dort als Überschussreserven der Banken.
Überschussreserven sind Geld, welches die Banken nicht brauchen. Es liegt einfach nur herum, auf einem Konto der Notenbank. Es mangelt derzeit schlichtweg nicht an Liquidität. Davon kann man nur sprechen, wenn es keinen Überschuss mehr gibt. Davon sind wir noch 6 Billionen Dollar entfernt.
Der Rückgang der Börsen hat nichts, aber auch gar nichts mit Liquiditätsentzug zu tun. Das einzige, was Quantitative Tightening (QT) derzeit bewirkt, ist ein Abbau der Überschussreserven. Es mangelt an keiner Stelle an Geld und das wird es auch nie mehr, solange Notenbanker die Finanzkrise nicht vergessen haben. Sollten irgendwo Liquiditätsengpässe entstehen, werden per Knopfdruck hunderte Milliarden, wenn notwendig mehrere Billionen, geschaffen.
Es ist auch nicht richtig, wie immer wieder behauptet wird, daß steigende Zinsen den Aktienmarkt belasten. Die Fakten der letzten 75 Jahre sprechen eindeutig dagegen, und ich halte mich immer gerne an Fakten.
Dazu betrachten sie bitte die folgende angehängte Tabelle, die die letzten Zinserhöhungszyklen der FED und die Reaktion der Aktienmärkte darauf zeigt
Nur in 2 Fällen ist der S&P 500 während eines Zinserhöhungszyklus gefallen, in den anderen 11 Fällen ist er, zum Teil deutlich, gestiegen. Das halte ich für statistisch durchaus signifikant.
Aktien korrelieren sehr stark mit den Gewinnaussichten und Gewinnsteigerungen, genauer mit den „erwarteten“ Gewinnsteigerungen und nur wenig bis gar nicht mit dem allgemeinen Zinsniveau, was auch Sinn macht.
Denn ein Aktienkurs spiegelt den diskontierten Wert aller zukünftigen Cash Flows wider, und nicht ein Zinsniveau und auch keine Reduktion einer Überschußreserve an Geld.
Nur meine 2 cent dazu…..
Selbst das US Finanzministerium sagt, das es zur Zeit Liquiditätsprobleme gibt und deshalb wollen die ja auch selbst langlaufende Anleihen zurück- kaufen.
@Tom: „Liquidität. Davon kann man nur sprechen, wenn es keinen Ãœberschuss mehr gibt. Davon sind wir noch 6 Billionen Dollar entfernt.“
Vielen Dank für den wichtigen Beitrag.
Aus welcher Quelle haben Sie die Daten zur Überschussliquidität?
S&P 500 hat die 4.000 Punkte geknackt…und China gibt Gas.
Von der FED veröffentlichte Berichte, hier zum Beispiel
https://www.federalreserve.gov/monetarypolicy/bst_recenttrends.htm
Hier noch die versprochene Tabelle.