Unilever ist Plastikmüllsünder
19. Mai 2021 - Raimund Brichta in Allgemein | 19 Kommentare
Liebe Community,
gerne würde ich mal wieder über das Thema nachhaltige Geldanlage mit Euch diskutieren. Anlass ist ein Bericht des Vereins „Facing Finance“ darüber, wie Investments in bestimmte Unternehmen Plastikmüllberge fördern. Darin wird unser Depotwert Unilever als viertgrößter Plastikmüllverursacher der Welt genannt.
Der Bericht appelliert an Investoren, verstärkt darüber nachzudenken, inwiefern das eigene Portfolio ständig wachsende Plastikmüllberge an Land und im Meer unterstützt. Natürlich werden die wenigsten Anleger ein plastikfreies Portfolio vorweisen können. Platz 4 ist aber ne echte Hausnummer.
Andererseits hat Unilever ambitionierte Ziele, um langfristig nicht mehr unter den TOP 10 der weltweiten Plastikmüllsünder aufzutauchen. Auch das wird in dem Bericht erwähnt, und es klingt zumindest nach einem Plan, den man wiederum mit einem Investment belohnen könnte.
Nach den Steyler-Kriterien zu nachhaltigen Geldanlage, die für uns seit vergangenem Jahr der Maßstab sind, ist Unilever übrigens investierbar. Deshalb befindet sich die Aktie auch in unserem Depot.
Ich weiß: Für einige von Euch mag es noch befremdlich sein, in unserem Forum über ein solches Thema zu diskutieren. Aber für mich ist die Nachhaltigkeit inzwischen ein absolutes Muss bei der Geldanlage.
Deshalb würde mich Eure Meinung dazu interessieren.
Hier der Link zum Bericht:
Dass Unilever so viel Plastik im Umlauf bringt, liegt doch wahrscheinlich einfach an der Art des Warensortiments, das sie produzieren. Um sie fair zu beurteilen, sollte man sie mit Procter&Gamble und ähnlichen Konzernen vergleichen.
Es sind gewiss auch die Verbraucher, die bei derartigen Verpackungen besonders gerne zugreifen. Und deren Wünsche muss Unilever auch berücksichtigen und kann sie nur in begrenztem Umfang lenken.
Man kann das natürlich auch anders machen. Ich persönlich nehme statt Shampoo und Duschgel nur noch Shampoo-Seife. Ich putze allein mit Neutralseife. Das ist vollkommen ausreichend und geht hervorragend. Und ich achte auf große und recycelte Verpackungen. Auch in meinem beruflichen Verantwortungsbereich setzte ich das um.
Aber, seien wir ehrlich: Gäbe es nur solche Verbraucher wie mich, würden wir mit Aktien kein Geld verdienen.
Zu Unilever: Ich glaube ihnen, dass sie sich ökologisch bessern wollen. Mich beunruhigt vielmehr die schleppende Entwicklung des Aktienkurses.
„Aber, seien wir ehrlich: Gäbe es nur solche Verbraucher wie mich, würden wir mit Aktien kein Geld verdienen.“
Daran schließt sich folgende Frage an, über die es sich m.E. lohnt nachzudenken: Wenn Du aus Überzeugung ein bestimmtes umweltbewusstes Verhalten eingenommen hast, kannst Du dann noch aus Überzeugung damit Geld verdienen, dass andere ein solches Verhalten missachten?
Tja, beim Geldverdienen geht es nicht unbedingt um Schönheit sondern auch um Notwendigkeit.
Und ich halte nichts von Fundamentalismus. Das Gegenteil von gut gemacht ist bekanntlich gut gemeint.
In meinem Beruf muss ich öfters Mehrheitsentscheidungen umsetzen, von denen ich nicht überzeugt bin. Das will und kann ich nicht länger mitmachen und gehe deshalb jetzt vorzeitig in den Ruhestand. Das kann ich mir wegen meines Aktienvermögens ganz gut leisten.
Was den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft angeht, finde ich, dass das gegenwärtig ganz gut läuft. Die Mischung aus persönlichem Lebensstil Einiger, öffentlichem Druck und gesetzlicher Vorgaben funktioniert doch. Und ich kenne auch viele in der Wirtschaft, denen Nachhaltigkeit wirklich wichtig ist. Sie wollen allerdings nicht in die böse Ecke gestellt werden. Denn sie waren auch vor Umweltbewegung und ESG-Kriterien schon nachhaltig unterwegs.
ESG-Investments sehe ich zwiespältig. Ich habe mich jetzt zum Beispiel von allen ESG-Fonds getrennt. Sie haben alle Klumpenrisiken im IT-Bereich und der geht gerade nach unten. Und IT ist auch überhaupt nicht umweltfreundlich. Hier werden riesige Mengen Strom verbraucht, die in deren Umweltbilanz nicht eingehen.
Ich kenne auch viele Anleger, die überzeugt auf den ESG-Zug aufspringen, aber sehr viel Auto fahren und auch gerne die nächste Fernreise buchen.
Letztendlich kommen wir nicht umhin, schuldig zu werden. Wir können aber auch gewiss besser werden.
„Und IT ist auch überhaupt nicht umweltfreundlich. Hier werden riesige Mengen Strom verbraucht, die in deren Umweltbilanz nicht eingehen.“
Solange der Strom nicht aus nachhaltigen Quellen stammt, gebe ich Dir vollkommen recht.
„Ich habe mich jetzt zum Beispiel von allen ESG-Fonds getrennt. Sie haben alle Klumpenrisiken im IT-Bereich und der geht gerade nach unten.“
Für unser Wahre-Werte-Depot sehe ich ein solchen Klumpenrisiko glücklicherweise nicht. Oder siehst Du das anders?
Nun, den Wahre Werte Fonds kann ich mir nicht leisten. Ich muss aus meinem Vermögen auch Geld verdienen. In 3 Jahren hat er 2,97% + Dividende gut gemacht!
Mit dem Steyler Aktien-Fonds verhält es sich ähnlich. Der hat übrigens auch sehr viel IT.
Eine mögliche Alternative wäre Franklin LibertyQ Global Equity SRI. Der verbindet Value-Ansatz mit ESG. Aber von dem habe ich mich auch getrennt, weil ich glaube, dass sich Value und ESG in einem Topf gegenseitig negativ überlagern. Sie kommen so nicht dazu, ihre jeweilige Stärke auszuspielen.
Ich fände es gut, wenn man beim WW-Depot die Branchen nach Prozent ausweisen würde und auch sonst das Portfolio nach unterschiedlichen Kriterien darstellen könnte. (z.B. KGV, KBV, ESG-Score, regionale Zuordnung, Goldanteil)
Jetzt ist das ja eine reine Stockpicking-Angelegenheit, was natürlich auch seine Berechtigung hat.
Aber dieses Depot als Portfolio zu begreifen, würde ihm gewiss gut tun. Wir wollen und müssen doch schließlich auch Geld verdienen.
Ich habe nicht vom Fonds geredet, sondern vom Wahr-Werte-Depot.
Das Wahre-Werte-Depot hat seit seiner Entstehung 77 % Rendite erwirtschaftet und dabei Einbrüche gut abgefedert.
👍
Warum ist dann der Wahre-Werte-Fonds, der unter realen Bedingungen investiert, so schlecht? Er soll doch das Wahre-Werte-Depot nachbauen. Nur an den Transaktions- und Verwaltungskosten kann das nicht liegen. Das aktive Management muss doch auch einen Mehrwert erwirtschaften, sonst ist es sein Geld nicht wert und man kauft besser einen ähnlichen ETF. (90% Franklin LibertyQ Global Equity SRI + 10% Xetra-Gold)
Entschuldigung, das ist eine unbequeme Frage. Aber um des Erfolgs der guten Sache willen muss man sie stellen.
Darauf weiß ich auch keine Antwort. Ich bin nur für unser Depot hier zuständig.
Wie viele „Fridays-for-Future“-Demonstranten schränken sich beim Streamen, bei Videospielen, beim Twittern oder beim Benutzen von anderen sozialen Medien tatsächlich bewusst stark ein, um die Umwelt zu schonen? Vermutlich nicht so viele.
Nicht jeder, der jetzt noch jung ist und demonstriert und auf Dinge wie auf ein Auto, Kühlschrank und weitestgehend auf Plastikverpackungen verzichtet, wird das auch später schaffen. Insbesondere, wenn es gilt, Beruf und Familie zu vereinen, wenn alles schneller gehen muss und für die Umwelt bleibt weniger Zeit.
Wenn man älter wird, wachsen zudem die Ansprüche. Aber vielleicht geht die neue Generation ja tatsächlich dauerhaft mit gutem Vorbild voran.
@Aries Eeberg
Was verstehst Du unter Schampoo-Seife?
Meinst Du die seifenfreie Waschlotion aus dem Dosierspender, die mit dem Nachfuellpack?
Normalerweise verwende ich die pH-Neutrale, aber wegen Covid-19 die Antibakterielle.
Wenn dem so waere, das ist voellig ausreichend.Mehr braucht keiner wirklich.
Das ist etwas Neues. Seifenstücke, die als „festes Shampoo“ verkauft werden. Es ging ja hier um Plastikverpackung. Und um diese Seifenstücke ist nur etwas Pappe drumrum. Und Mikroplastik ist in der Shampoo-Seife auch nicht enthalten.
Rossman hat das sogar schon als Eigenmarke, obwohl bisher kaum jemand so etwas kauft. Das zeigt, dass hier ein Wirtschaftsunternehmen auch von sich aus Gutes tut.
Ich denke, den allermeisten Kleinanlegern ist das egal, weil sie genug damit zu tun haben ueberhaupt an den Maerkten auf welche Art und Weise auch immer Geld zu verdienen.Das wird natuerlich keiner hier so einfach rausposaunen.Andererseits ist die nachhaltige Geldanlage en vogue.Geld gewinnen und nachhaltig zu investieren muss sich also nicht ausschliessen.Kleinanleger koennen sich damit auseinandersetzen, die Vorstaende der boersennotierten Konzerne muessen es tun.Der Druck der Grossanleger, wie Fonds,Pensionskassen etc. ist zu gross.Es ist ja auch ein gutes Verkaufsargument.Ich bin sicher von oben nach unten ist die Bereitschaft nachhaltig zu investieren genau der Reihenfolge der Bildung und des Bankkontos/Vermoegens entsprechend ausgepraegt.
Lindt & Sprüngli ist bspw. auch ein Plastikmüllsünder. Zu Ostern habe ich ein kleines Lindt-Präsent geschenkt bekommen. Eine kleine Auswahl erlesener Lindt-Schokoladeneier, verpackt in einer Riesenmenge Plastik. Eine klassische Mogel-Verpackung, die allerdings auch sehr ansprechend aussah.
Und was ist beispielsweise mit Ferroro-Rocher? Eine sehr dicke transparente Hartplasikschale – nochmals umzogen mit einer dünnen Plastikfolie. Ein Pappkarton würde völlig reichen – dann sähe es aber weniger edel aus und würde sich nicht so gut verkaufen. Ich würde sie auch im Pappkarton kaufen. Kann ich aber gar nicht, weil es sie nur in Plastik gibt.
Und wozu müssen bspw. Ostereier oder Pralinen in der Verpackung dann nochmals einzeln in eine Aluminium-Folie eingehüllt sein? Das ginge auch ohne Aluminium, was jeder weiß, der schon einmal Pralinen beim Konditor oder in einem kleinen Schokoladenladen gekauft hat. Haltbar sind sie trotzdem.
Man kann sicherlich noch viele weitere Beispiele finden, wo unnötig und verschwenderisch Plastikmüll verursacht wird.
Welche Wirkung auf die Umwelt hat es, wenn Anleger die Aktie v. Unilever meiden? Der Gesetzgeber ist gefordert.
Moin zusammen,
hier eine aktuelle Tickermeldung, die gut zur obigen Diskussion passt und belegt, dass die Thematik bei Unilever „angekommen“ ist:
„Klar war es bisher, dass leere Zahnpastatuben im Müll landen. Unilever hat nun den ersten Schritt gemacht, um dies zu ändern. Bis 2025 sollen Zahnpastatuben unter anderem der Marke Signal wiederverwertbar und deutlich dünner werden, wodurch der Plastikbedarf zusätzlich schrumpft. Vier Jahre hat die Entwicklung gedauert, eingeführt werden sollen die neuen Tuben noch in diesem Jahr zunächst in Frankreich und Indien, wo Unilever hohe Marktanteile hält. Unilever arbeitet also weiter daran, „grüner“ zu werden.
Vielleicht ist Unilever also doch ein Kauf ? 🙂
Betrachten wir die Nr. 1 auf der von Dir zitierten Auflistung der Plastik-Sünder „Coca-Cola“ dann haben wir ein gutes Beispiel, bei dem schon vieles durchlaufen wurde: Glasflasche, Blechbüchse, Plastik. Es widerstrebt mir auf Grund einer Momentaufnahme zu sagen: Trinke ich nicht und investiere ich auch nicht – dies ist mir zu simpel. Du hast da ja ähnlich im Fall Unilever argumentiert. Zum einen erkennt man an dieser Abfolge das Bemühen des Unternehmens und zum anderen weiss ich nicht ob ein neues, 4. Verpackungs-Produkt schon auf dem Weg ist. Leichter hat es – nur scheinbar – Microsoft: Sie senden kein physisches Produkt mehr wie früher, sondern die Software über Leitungen – aber da reden wir ja bereits über enormen E-Energieverbrauch und Leitungen erfordern wieder Rohstoffe, die nicht unendlich vorhanden sind. Also auch hier ein ? bezüglich Nachhaltigkeit.
Ich meine dies muss jeder Verbraucher und jeder Investor mit seinem Gewissen selbst prüfen und danach handeln. Leider ist dies nicht nur eine QUALITATIVE Frage, die leicht mit ja oder nein beantwortbar wäre, sondern eine QUANTITATIVE – etwas wird man immer finden und die Frage ist nur: Wie wesentlich ist es? Eine gute Auflistung von Kriterien kann da sicher hilfreich sein – diejenige der Steyler Missionare hat m. E. eben einen etwas missionarisch, weltfremden Charakter, den nicht jeder mögen muss und der über nachhaltiges Investieren sehr weit hinaus geht – „DER Massstab für Nachhaltigkeit“ ist sie für mich deshalb – eher – nicht.
keine Solarunternehmen kaufen!
Sie sind genauso wenig nachhaltig wie Pelletheizungen oder Windräder oder Netflix.
Die International Renewable Energy Agency (IRENA) hat ausgerechnet, dass bei weltweit geplantem Ausbau der PV-Anlagen im Jahre 2050 ca. 78 Millionen Tonnen der PV-Module entsorgt werden müssen. Und das jährlich und mit steigender Tendenz. Dabei handelt es sich um viel sehr problematischen Sondermüll. Zum Vergleich: die Gesamtmenge des Plastikmülls wird auf 86 Millionen Tonnen geschätzt.
Und nun? Was ist nachhaltig?
Überhaupt der Mensch ist nicht nachhaltig 😉
Quellen
https://www.techandnature.com/tickende-zeitbombe-solaranlagen-konnen-zum-mullproblem-werden/
https://www.careelite.de/plastik-muell-fakten/