Trump-Rally schon vorbei?
1. Februar 2017 - Gastbeitrag von Petra Hoffmann in Allgemein | 7 Kommentare
Hallo Herr Brichta,
der Late-Day-Indikator vom DAX hat die letzten beiden Tage negative Signale gezeigt, vor allem am gestrigen Tag wurde mächtig verkauft. Ist das noch eine Korrektur? Ich frage mich, ob politische Börsen immer noch kurze Beine haben und ob die „Trump-Rally“ schon beendet ist?!?
Wie beurteilen Sie die Lage im Depot? Einige Aktien haben sich blendend entwickelt, andere eher gegenteilig. Werden Sie in absehbarer Zeit Positionen verkaufen um Gewinne mitzunehmen oder Verluste zu beschränken? Lohnt es sich bei einigen Aktien die im Depot sind jetzt zu kaufen, wie z.B. bei Givaudan, da gab es einen Rücksetzer nach veröffentlichtem Jahresabschluss.
Hallo Frau Hoffmann, ich begrüße Sie hier ganz besonders als eine der ersten Leserinnen, die sich zu Wort melden. Hoffentlich folgen Ihnen noch zahlreiche Geschlechtsgenossinen, denn wahre Werte sind nicht nur was für Männer 😉
Zu Ihren Anmerkungen:
1. Der Late-Day-Indikator gilt nur für die Wall Street und nicht für den DAX. Denn es sind die vergleichsweise hohen Umsätze an der NYSE in der zweiten Sitzungshälfte, die das Geschehen so bedeutend machen. Der DAX wird an SEINEM Handelsende dagegen von der ERÖFFNUNG an der Wall Street bestimmt.
Wenn Sie aber den Blick weiten, lässt sich der Late-Day-Indikator sogar auf den DAX übertragen. Dafür müssen Sie nur den von der Deutschen Börse berechneten Ganztages-DAX betrachten. Dieser läuft von 8:00 morgens bis 22:00 Uhr abends. Und dieser hat in den letzten beiden Tagen die gleichen positiven Signale gezeigt wie der New Yorker Late-Day-Indikator: Er hat sich jeweils zum Ende hin erholt. Übrigens auch hier mit der richtigen Signalwirkung, wie der heutige Börsentag zeigt 😉
Wo finden Sie den Ganztages-DAX? Er trägt leider den etwas sperrigen Namen „XDAXDAX“ (wer kam eigentlich auf so eine blöde Idee?) und wird im Internet mit 15-minütiger Zeitverzögerung veröffentlicht. Sie können sich auch auf die diversen „DAX-Indikationen“ verlassen, die z. B von Lang & Schwarz oder der Deutschen Bank berechnet und real time veröffentlicht werden. Die DAX-Indikation der Deutschen Bank finden Sie in Echtzeit auch auf der Startseite von teleboerse.de, oben links.
2.
Ja, das Sprichwort von den politischen Börsen gilt nach wie vor. Wer hinter die Kulissen schaut wie ich, weiß aber, dass die Trump-Rally passenderweise nur den Namen Trumps trägt, mitnichten aber auf ihn zurückzuführen ist. Die Börsen haben im Lauf des letzten Jahres mehrfach bewiesen, dass sie seit Ende Februar schlichtweg auf steigende Kurse eingestellt waren, egal welche Hindernisse es auch gegeben haben mag: Brexit, Trump, Renzi – alles nur Beiwerk, das für die grundlegende Börsen-Tendenz keine Rolle spielte. Deshalb wären die Kurse auch dann gestiegen, wenn Clinton gewonnen hätte, dann hätte man das Ganze nur Clinton-Rally genannt. Diese wäre vermutlich zwar mit anderen Branchenschwerpunkten abgelaufenen – insofern spielt Trump schon eine Rolle -, aber im Endeffekt mit den gleichen Ergebnissen: Dow 20.000, DAX 12.000 (kommt noch) etc.
3.
Bitte verstehen Sie, dass wir zu künftigen Entscheidungen, was einzelne Aktien betrifft, nicht öffentlich vorgreifen können. Seitdem es den Wahre-Werte-Fonds gibt, müssen wir hier sogar besonders vorsichtig sein, damit niemand im Vorgriff auf Käufe oder Verkäufe des Fonds an der Börse handeln kann.
Was wir schon deutlich gemacht haben, ist, dass wir früher oder später die Nike-Aktie rauswerfen wollen, weil ein bedeutender Aufwärtstrend gebrochen wurde. WANN wir den Zeitpunkt für geeignet erachten, steht aber noch nicht fest.
Für andere Aktien ist diese Entscheidung noch nicht gefallen.
4.
Genauso wenig möchte ich hier Anlagetipps für einzelne Aktien geben. Schon deshalb, weil dies den Leserinnen und Lesern die Gelegenheit böte, sich aus der eigenen Verantwortung für eigene Anlageentscheidungen zu stehlen. Nach dem Motto: „Aber der Brichta hat doch damals empfohlen…“ Ich bin Finanzjournalist und kein Anlageberater.
Ich behaupte damit nicht, dass dies Ihre Absicht wäre, aber ich halte es für elementar wichtig, dass jeder selbst die Verantwortung für seine Anlageentscheidungen übernimmt.
Stimmen Sie mir da zu?
Hallo Herr Brichta,
danke für die ausführliche Antwort.
Seit Januar 2016 kenne ich Ihr „Wahre-Werte-Depot“, durch einen Artikel in der ntv (Jahresausblick 2016) habe ich Sie „entdeckt“ und lese seitdem sehr gerne Ihre Kommentare bzw. Berichte. Parallel dazu lese ich „boerse.ARD.de“, ebenfalls sehr informativ und erklärend, was für mich als Börsenneuling sehr hilfreich ist. Da ich außer schlechten keine großen Erfahrungen mit Aktien habe, schaue ich gerne anderen über die Schulter und versuche dadurch zu lernen. Das finde ich bei Ihnen so toll, dass Sie immer einen ausführlichen Kommentar schreiben, warum Sie wann welche Aktien kaufen oder auch nicht. Von mir aus könnten Sie gerne noch viel mehr Beiträge schreiben.
Bei boerse.ARD gibt es viermal am Tag einen Marktbericht, nur sieht das an manchen Tagen so aus, dass es morgens heißt: das smart money hat im Späthandel zugeschlagen, die Börsenampel steht auf grün!, mittags: das sieht nicht gut aus, der DAX büßt seine Gewinne ein! und abends: das hätte nicht passieren dürfen, das war charttechnisch ein eindeutiges Verkaufssignal!.
Das kann ziemlich verwirrend sein.
Ihre Prognosen sind nicht vierteltäglich sondern eher vierteljährlich, z.B. im Sommer sagten Sie, der DAX wird am Ende des Jahres höher stehen, das war dann auch so, Brexit/Clinten/Trump zum Trotz.
Im Moment habe ich einen ETF Sparplan auf den MSCI World und warte auf den Crash, den eigentlich jeder Experte voraussagt. Dann schaue ich was sich im Wahren-Werte-Depot so tut und mal schauen, vielleicht schlage ich ja bei der einen oder anderen Aktie mal zu.
Ich möchte Ihnen gerne ein ganz großes Dankeschön sagen, dass Sie andere an Ihrer Erfahrung teilhaben lassen. Denn das habe ich gemerkt, bei Aktien/Börse ist Erfahrung wahnsinnig wichtig, sonst wird man zu schnell durch die unmengen an Meldungen verwirrt und verliert den Blick für das Wesentliche.
Zu 3.: Schade, dass Sie keine Beurteilungen zu den Aktien im Depot machen, es hätte mich sehr interessiert. Aber solange nichts im Depot verändert wird, ist das ja auch eine Aussage.
Zu 4.: Das habe ich mir schon gedacht, dass Sie keine Empfehlung über den Kauf einer Aktie geben, in einem Kommentar habe Sie das auch schon mal gesagt. Ist auch richtig so und ich stimme Ihnen zu.
Herzliche Grüße
Folgender Satz in Ihrer Antwort gefällt mir besonders gut, liebe Frau Hoffmann: „Im Moment habe ich einen ETF Sparplan auf den MSCI World und warte auf den Crash,..“
Der erste Teil ist hundertprozentig richtig, weil Sie mit dem Sparplan jeden Crash gut überstehen. Und der zweite Teil ist ebenfalls richtig, weil man größere Beträge dann anlegen sollte, wenn es günstig ist. Damit scheinen Sie zu den wenigen zu gehören, die Börse verstanden haben 😉
Ich empfehle: Gewinn einfach nehmen. Der Finanzplatz bietet zahlreiche Möglichkeiten um die Pips zu fangen und die Preise werden sich immer bewegen weil der Markt dynamisch ist 😉 – nicht wie in den 90ern. —>buy low, sell high – thats the rules.
Im Prinzip verfolgen wir eine ähnliche Linie. Die entscheidende Frage ist natürlich immer, wo low und wo high ist?
Hallo Herr Brichta,
da Frau Hoffmann sich als Leserin hier vorgestellt hat, bin ich auch mal so mutig und oute mich ebenfalls als sehr interessierte Leserin ihrer Berichte. Ich bin seit Januar 2016 dabei… ich habe zunächst mit ETF´s angefangen, diese aber recht schnell wieder abgestoßen und habe mich getraut Aktien zu kaufen. Ich bin also noch sehr aktien-unerfahren. Ich lese viele Finanznachrichten, beobachte, versuche mir selbst ein Bild zu machen ohne mich von Analystenmeinungen oder Kauf/-Verkaufempfehlungen beeinflussen zu lassen. Bisher habe ich damit gute Erfahrungen gemacht, auch wenn mir manchmal recht mulmig wird, wenn ich verfolge, wie schnell das abwärts gehen kann. Ihre Beiträge lese ich mit großem Interesse und finde sie sehr gut verständlich und nachvollziehbar. Sie haben mir oft geholfen, Ruhe zu bewahren, nicht nervös zu werden und nicht zu schnell zu reagieren – vielen Dank dafür!
Herzliche Grüße
Ulrike A.
Es freut mich sehr, liebe Ulrike, dass es offenbar mehr LeserINNEN gibt, als ich vermutet hatte. Möglicherweise halten sich diese mit eigenen Wortmeldungen einfach mehr zurück als die Leser – ich persönlich werte Zurückhaltung durchaus als eine Tugend 😉
Als Blogbetreiber finde ich es andererseits schade, weil ich vermute, dass die weibliche Herangehensweise an die Geldanlage sich von der männlichen unterscheidet und wir Herren davon durchaus etwas lernen könnten. Also wiederhole ich an dieser Stelle meinen Aufruf an Sie und alle anderen Leserinnen, Ihre Zurückhaltung etwas aufzugeben und sich hier öfters einzumischen – es wäre mit Sicherheit eine Bereicherung 🙂
Inhaltlich scheinen auch Sie vieles richtig zu machen: Sich andere Meinungen durchaus anzuhören, sich aber letztendlich eine eigene Meinung zu bilden, ist genau der richtige Weg. Dabei sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass sich eigene Entscheidungen im Nachhinein zwar als „falsch“ erweisen können. Da solche Entscheidungen aber immer unter Unsicherheit über die künftige Entwicklung getroffen werden müssen, ist dies die natürlichste Sache der Welt. Man sollte sie einfach akzeptieren.