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WÄHRUNGS-REFORM vs. WÄHRUNGS-TREND

30. November 2020 - Robert Z. in Gastbeitrag | 4 Kommentare

Kürzlich gab es zahlreiche Kommentare um das Thema „Währungen“ und ihre Rolle bei einer System-Krise ab den 2030er Jahren. Heute lade ich ein, einen Blick auf die Währungs-Situation seit der Finanzkrise zu werfen und deren Trend zu kommentieren. Zum Chart, der eigentlich ein Doppel-Chart ist: Links von 1970 bis zum 03.01.2007 und rechts vom 03.01.2007 bis 30.10.2020. Davor (bis 1970) wurden die Wechselkurse zum USD fest vereinbart – Änderungen wurden als abrupte AUFWERTUNGEN/ABWERTUNGEN in Relation zum USD und damit zu Gold durchgeführt. Von etwa 1970 an wurde das System flexibler, durch den Markt bestimmter Wechselkurse vereinbart und die Bindung des USD an Gold aufgehoben. D. h. es gibt seither keine Leitreferenz mehr – DE FACTO wird jedoch meist der USD als solche angesehen. Deshalb wurde im linken Teil des Charts der (in EUR umgerechnete) DM-Kurs (+ wenige Jahre der des EUR) in USD dargestellt. Er zeigt ein laufendes AUF und AB – wenn man so will ein Auf- und Abwerten der DM in Relation zum USD – und im Endergebnis bis 2007 eine deutliche DM/EUR-Aufwertung um mehr als 100%. Im rechten Teil des Charts wurden nun die blaue USD-Kurve einfach fortgeführt und noch 3 weitere Währungskurse dazu eingetragen. Sie wurden alle am 03.01.2007 zu 100% gleichgesetzt (siehe %-Angaben auf der ganz rechten Skala). Deutlich ist nun eine stetige Abwertung des EUR zum USD und – noch etwas stärker – zu den anderen 3 Währungen zu sehen. D. h. wir haben seit der Finanzkrise bis heute eine zunehmende EUR-Schwäche. Setzt sich dieser Trend die nächsten 10 Jahre fort so werden wir 2030 eine Abwertung des EURO gegenüber den angegebenen Währungen von ca. 40% seit der Finanzkrise einfach im Kurs feststellen. Eine formale, abrupte WÄHRUNGS-REFORM wäre dazu im System flexibler Wechselkurse nicht notwendig (und nicht möglich). Die bisherigen Daten belegen jedoch eine stetige WÄHRUNGS-ANPASSUNG von 2007 bis 2020. Anzeichen für eine Trendumkehr sind bis jetzt nicht zu erkennen. Als Text-Boxen wurden daher noch zusätzliche Daten unten in den Chart eingetragen. Demnach weist die EZB bereits die niedrigsten, kurzfristigen Zinsen (ca. -0,5 %) aus sowie die höchste Bilanzsumme. Zudem stagniert das GDP der Euro-Zone seit 2007 während das der USA deutlich und stetig zunimmt und dasjenige von China noch stärker zunimmt. Selten platzt ein Ballon oder zerbricht ein System an allen Nähten gleichzeitig. Aus einer lokalen Vertrauenskrise in der Eurozone, die u. a. mit der Flucht in alternative Vermögenswerte möglicherweise bereits beginnt sich zu manifestieren, kann jedoch auch eine globale Vertrauenskrise werden. Hinzu kommen der rasche Anstieg des GDP von China, dessen hoher Bestand an US-Treasuries und dessen zunehmende handelspolitischen und geopolitischen Spannungen mit den USA. Fazit: Eine globale Währungskrise ist wohl – wie mehrfach von Raimund Brichta dargelegt und intensiv im Forum diskutiert – in den kommenden 10 Jahren noch nicht wahrscheinlich. Aber eine Währungs-Anpassung des Euro von -2% pro Jahr zum USD (u.a.) ist ein seit 2007 etablierter Trend, der eine globale Krise auslösen könnte – jedenfalls falls er sich bis dahin fortsetzen sollte.

4 Kommentare

  1. „ Eine formale, abrupte WÄHRUNGS-REFORM wäre dazu im System flexibler Wechselkurse nicht notwendig (und nicht möglich).“

    Eine Währungsreform hat mit einen Wechselkurstrend nichts zu tun. Ein solcher Trend misst nur das Austauschverhältnis einer Währung nach außen, also zu einer anderen Währung. Eine Währungsreform dagegen wirkt nach innen: Mit ihr wird die Bilanz einer pleite gegangenen Notenbank bereinigt. Die Schulden auf der Passivseite der Bilanz werden gestrichen und damit dem tatsächlichen Wert der Vermögenswerte auf der Aktivseite angepasst.

    • “Abrupte Währungsanpassung” hätte mir in diesem Satz auch reichen können. Mit der “Reform” verstehen eben viele nur eine signifikante Änderung der Schulden/Vermögensstruktur. Eine – noch schwache aber zunehmende – haben wir mit dem negativen Einlagesatz ja schon seit 2014. Wenn z. B. ein Versicherter liest dass die Rücklage der Sozialversicherung mit -0,5% jährlich belastet wird kann er dies als einseitige Vermögens-Zwangsabgabe empfinden, die für ihn unvermeidbar ist – und natürlich kann er befürchten dass daraus mal -1% und…-x% werden. Man kann das zwar noch als „peanuts“ oder „weit hergeholt“ abtun. Mir ging es jedoch mit dem Beitrag darum zu zeigen dass durchaus auch kontinuierliche Anpassungen aussen (wie auch innen) relevant sein können – nicht nur wie früher abrupte Massnahmen die evtl. noch weit in der Zukunft bevorstehen.

      “Eine Währungsreform hat mit einen Wechselkurstrend nichts zu tun”. Dass die Insolvenz einer Notenbank mit dieser Absolutheit den Aussenwert der Währung nicht berührt? Ohne nun Geschichtsbücher nachzuschlagen meine ich dass auch beides gleichzeitig früher geschah: Schuld- und Vermögensänderungen und (zur Zeit fester Währungsrelationen) Änderungen zur Leitwährung bzw. zu Gold – aber ohne Datenbasis möchte ich da nicht streiten.

      • „Dass die Insolvenz einer Notenbank mit dieser Absolutheit den Aussenwert der Währung nicht berührt?“

        Natürlich berührt die Insolvenz einer Notenbank den Außenwert einer Währung. Bis hin zu der Tatsache, dass es den Außenwert dieser Währung nach einer Währungsreform gar nicht mehr gibt, weil eine neue Währung mit einem neuen Außenwert entstanden ist.

        Aber das meinte ich nicht. Ich meinte, dass es Wechseklkurstrends immer gibt – für jede Währung und aus den unterschiedlichsten Gründen. Eine Währungsreform hat damit aber in der Regel nichts zu tun. Vor allem dann nicht, wenn eine solche Reform alle oder viele der beteiligten Währungen trifft. Ich schließe es zum Beispiel nicht aus, dass ein künftiger Reset auf internationaler Ebene mit mehreren Währungen zur gleichen Zeit stattfindet. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Darüber sollten wir erst reden, wenn es sich tatsächlich abzeichnet.

  2. “ … globale Währungskrise“

    Ist natürlich nicht auszuschließen, so wie vieles andere auch.
    Wenn, dann kann niemand voraussehen wann. –
    Und wie man sich wann darauf vorbereitet schon gar nicht.

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