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Wie von Raimund Brichta

15. Oktober 2021 - Manfred Wortmann in Gastbeitrag | 13 Kommentare

Folgenden Beitrag las ich heute in der Zeitung. Er könnte aus der Feder von Raimund Brichta stammen : Mit ihren beispiellosen Liquiditätsspritzen haben die Notenbanken Konjunktur und Finanzwelt inflationär gerettet, gleichzeitig aber auch drogenabhängig gemacht. Angesichts des galoppierenden Inflationsdrucks müsste jetzt stabilitätstheoretisch die Entwöhnung folgen. Müsste, doch schrecken Fed und EZB vor dem kalten Entzug mit schweren (finanz-)wirtschaftlichen Stimmungseinbrüchen zurück. Grundsätzlich werden sie abseits kosmetischer Änderungen am berauschenden Zustand festhalten. Hinter der Schuldenblase können sich alle bislang bekannten Blasen mühelos verstecken Alle schuldenfinanzierten Rettungsaktionen ließen sich über planwirtschaftliche Zinsdrückungen und Anleiheaufkäufe reibungslos stemmen. Dass dabei auch noch die letzten europäischen Stabilitätskriterien in den Mörser gerieten, war alternativlos. Ein bisschen „Verlust“ ist in der Politik ja immer. Mittlerweile hat sich die globale Gesamtverschuldung auf ca. 300 Billionen US-Dollar aufgetürmt. Und mit gigantischen Infrastruktur- und Klimaschutzausgaben geht es munter weiter. Da diese Schulden ebenso Vermögen sind, haben wir es mit der Mutter aller Anlageblasen zu tun. Blasen auch, da sie unmöglich zurückgezahlt werden können und es trotzdem keine Entschädigung für schlechte Bonität gibt. Würden die Notenbanken den Zinsmärkten ihre marktwirtschaftliche Freiheit zurückgeben, öffneten sie die Büchse der Pandora. Die ohnehin nur künstliche Schuldentragfähigkeit vieler Schuldnerländer würde zerrinnen wie Sand zwischen den Fingern. Große Kapitalsammelbecken würden panisch verkaufen und damit die Zinsen wie Raketen an Sylvester aufsteigen lassen. Die nächste Finanzkrise wäre so wenig aufzuhalten wie ein Stier, der rot sieht. Werden die Notenbanken diesen vermutlich finalen Systemcrash riskieren? Natürlich nicht! Der Kapitalismus ohne Zins hat weitere Blasen hervorgerufen. Gegenüber den heutigen Hauspreisen hatten die Preise in der früheren Immobilienblase fast Schnäppchencharakter. Was wäre aber, wenn die Bauzinsen im Zuge geldpolitischen Umkehrschubs markant anstiegen? Die Immobilienwerte fielen wie Blätter im Herbst von den Bäumen. Ein Überangebot an notleidenden Objekten käme auf den Markt und würde den Wertverfall noch beschleunigen. Die Finanzwelt erlebte Lehman 2.0, allerdings mit „Mehrwert“. Ein hoher sozialer Preis wäre die Folge, der sogar demokratieschädlich wirkt. Wird die Geldpolitik diese Sklerose in Kauf nehmen? Natürlich nicht! Wenn Blasen platzen, kommt es zu schweren Kollateralschäden Auch die Hausse bei Aktien is Made by Central Banks. Ihre Bewertungen werden dabei absolut arg strapaziert, was unproblematisch ist, solange Staatsanleihen relativ noch viel teurer sind. Tatsächlich, während der US-Aktienmarkt ca. mit dem 26-fachen seiner durchschnittlichen Gewinne bewertet ist, stehen 10-jährige US-Staatsanleihen aktuell bei ungefähr 60. Daher haben die grundsätzlich teuren High-Tech-Aktien aus dem Nasdaq Composite mit einem Gesamt-KGV von 30 wenig zu befürchten. Oder stiege die zurzeit immer noch negative Rendite von deutschen Staatsanleihen auf 0,01, käme dies einer KGV-Bewertung von 10.000 gleich. Der Dax liegt bei etwa 16. Zum Schwur kommt es, wenn das billige Geld nicht mehr einfach so vom geldpolitisch blauen Himmel fällt. Mit jedem Renditeanstieg wird die hohe Aktienbewertung weniger geheiligt. Und stiegen die Zinsen sogar rasant an, so wird der Überdruck am Aktienmarkt schnell zu groß. Auf Pump gekaufte Aktien werden rückabgewickelt und jeder, der Angst um seine Kursgewinne hat, verkauft schneller als Mäuse verschwinden können, wenn die Katze kommt. Aktien-Ikarus hätte schnell ein Höhenproblem. Die Entwicklung nach dem Platzen der Immobilienblase 2008 zeigt klar, dass es nicht nur bei einer Aktienkrise bleibt. In den Medien sorgen heischende Meldungen vom Aktien-Crash zwar für Klicks und Quoten, womit allerdings auch die Konsum- und Investorenstimmung beschossen wird. In den USA, wo Aktien bei der Altersvorsorge eine große Rolle spielen, machte sich dieser negative Vermögenseffekt auch negativ auf die Konjunktur bemerkbar. Werden die Notenbanken diese scharfe Rezession mit allen sozialen und demokratiefeindlichen Leiden zulassen? Natürlich nicht! Das inflationäre Sein macht dem geldpolitischen Schein schwer zu schaffen Doch läuft die Inflation den Zinsen immer schneller davon. Das konjunkturelle Wiederanfahren nach Corona lässt Öl, Gas, die so verschmähte Kohle, praktisch alle Vorprodukte Hochzeiten erleben. Inflation können die Notenbanken zwar nicht ignorieren. Insbesondere die EZB hat die Stabilitätsmoral von der Bundesbank, wenn auch als lästigen Ballast, geerbt. Doch spricht man unentwegt von wiederkehrender Preisstabilität. Inflation sei ja ein relativer Wert, die sich mutmaßlich 2022, wenn sich die Übernachfrage nach Vorprodukten durch ein erhöhtes Angebot entspannt, wieder lindert. Lindern ist aber keine Heilung. Denn Steuererhöhungen, Klimaauflagen und ein nachlassendes Arbeitskräfteangebot haben das Potenzial, die Inflation absolut auf hohem Niveau zu halten. Und dennoch, die Notenbanken setzen klare Prioritäten. In dubio pro reo: Für die Stabilität in Wirtschaft und auf Finanzmärkten wird man grundsätzlich an der Berauschung festhalten. Dabei sollte man sich von der beginnenden Liquiditätsdrosselung seitens der US-Notenbank nicht irritieren lassen. Sie findet homöopathisch statt und sollte es erneut zu Krisen kommen, wird das langjährige Muster von Geldpolitik erneut zeigen: Wo die Not am größten, ist die Notenbank am nächsten. Der Kater nach der Drogenparty wird weiter hinausgezögert, selbst wenn man nicht weiß, wie dieses größte aller geldpolitischen Experimente endet. Sachkapital bleibt King Angesichts der Entreicherung der Zinssparer gibt es neben Aktien zum Glück aber mit Gold eine weitere sachkapitalistische Alternative. Es wird nie schlecht, ist inflationssicher, nicht beliebig vermehrbar, daher seit 6.000 Jahren wertbeständig, sozusagen „treu wie Gold“. Und es wird ausgerechnet auch von Schulden ungehemmt mit Geld deckenden Notenbanken immer mehr gebunkert. Was ihnen recht ist, sollte uns billig sein. Und es ist eine Lebensversicherung. Käme es jemals zu einem Finanz-Super-GAU, würde man den dicken Schinken beim Metzger, den Sack Kartoffeln oder einen Arztbesuch immer noch für Gold erhalten. Dann entfaltet das sachkapitalistischste aller Anlageformen seine Urgewalt. Versuchen Sie das dann mal mit Papiergeld. So mancher mag sich über den schwachen Goldpreis ärgern, der tatsächlich deutlich unter seinem fairen Preis liegt. Aber käme wirklich jemand auf die Idee, das Edelmetall zu höheren Preisen zu verkaufen? Es dient doch der Absicherung gegen eine völlig instabile Welt. Bei Gold zählt nicht die kurzfristige Rendite, sondern der langfristige Besitz.

13 Kommentare

  1. Hört sich nach R.H. an…

    • Hört sich nicht nur so an.

  2. Sehr guter Beitrag… genau so ist es. Sachwerte, Sachwerte, Sachwerte… Aktien, Edelmetalle und in meinen Augen auch etwas Kryptos… der Bitcoin ist begrenzt und genau das ist sein entscheidender Vorteil. Papiergeld lässt sich immer weiter vermehren, Bitcoin nicht. Wenn es jetzt so kommen sollte, dass die SEC bald einen Bitcoin-ETF zulässt, ist das der Beginn… und wie beim Gold, die meisten die Bitcoin haben, wollen ihn halten und nicht wieder hergeben, gewappnet für unsichere Zeiten… diese automatische Verknappung stößt aber auf eine – von mir vermutete – höhere Nachfrage und dieses wird das Vertrauen global in Kryptos weiter stärken… letztlich wird es alles von Psychologie gesteuert. Der Mensch sucht Sicherheit und flüchtet in Sicherheit, ob da ein realer Gegenwert existiert, spielt in dem Moment keine Rolle… Bitcoin muss akzeptiert werden, dann hat er einen Gegenwert im Kopf… ist ja mit bedruckten Geldscheinen nicht anders… aber die lassen sich eben unbegrenzt vermehren, Bitcoin nicht.

    Bei Immobilien bin ich mir nicht so sicher, was ich davon halten soll. Wer eine eigen genutzte Immobilie schon hat, super. In vielen Regionen sind die Preise exorbitant hoch… wer soll sich Häuser oder eine Wohnung noch leisten können? Und wenn die Reichen aus dem Ausland halt hier immer mehr kaufen, müssen sie diese auch vermietet kriegen oder Käufer für Häuser auch finden. Das mag aktuell noch alles gehen, aber können die Preise die nächsten 10 bis 20 Jahre weiter steigen und sich trotzdem eine Nachfrage noch ausbilden? Was nützt mir der theoretische Wert eines Hauses, wenn diese exorbitante Summe am Tag X keiner mehr aufbringen kann oder möchte? Ich muss das Haus auch verkaufen können. Aber ich kenne mich bei Immos zu wenig aus, es sind nur meine eigenen Gedanken dazu.

    • Dass sich Bitcoins nicht unbegrenzt vermehren lassen, wäre für mich kein Argument, in Bitcoins zu investieren. Denn mit dem gleichen Argument könnte man auch in alles andere investieren, was sich nicht unbegrenzt oder nur sehr geringfühgig vermehren lässt. Z. B. Aktien, die im Gegensatz zum Bitcoin nicht nur in den Köpfen einen Wert haben. Aktien sind natürlich kein Geld – man kann mit ihnen nicht an der Ladentheke bezahlen. Mit einem Bitcoin-ETF allerdings auch nicht.

      Hätten wir zum Bezahlen tatsächlich nur eine Währung, die sich ähnlich wie der Bitcoin nicht vermehren ließe, wäre das auf Dauer katastrophal. Es gäbe langfristig eine Mega-Preisdeflation und wirtschaftlichen Niedergang. Von daher kann der Bitcoin nie dauerhaft die Rolle einer Haupt-Währung erfüllen.

      Die Spekulation mit Bitcoin mag vielleicht noch relativ lange erfolgreich sein. Aber wenn er noch lange mit den gleichen Steigungsraten zugewinnt, wird die Bitcoin-Spekulation irgendwann das Potential bekommen, eine schwere Finanzkrise auszulösen. Die glimpflichere Variante wäre, dass er schon vorher crasht. Die Chinesen werden schon wissen, weshalb sie den Bitcoin bereits jetzt verboten haben.

      • Noch ein 2. Nachtrag zum Bitcoin:

        Bitcoin-Fans werden nicht müde, den Wert des Bitcoins damit zu begründen, dass er nicht beliebig vermehrt werden könne und daher so etwas wie Digital-Gold sei. Auch wenn der Bitcoin selbst nicht beliebig vermehrt werden kann, wird dabei aber m. E. übersehen, dass die Menge an Kryptos insgesamt nicht beschränkt ist. Denn es gibt viele weitere Krypto-Währungen und es können in unbegrenzter Menge neue entstehen. Dabei ist es durchaus möglich, dass einige von ihnen den Bitcoin überflügeln und ihm den Rang ablaufen könnten. Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass der Bitcoin einen Konstruktionsfehler enthält, wie im oben verlinkten Artikel behauptet wird, wäre es sogar wahrscheinlich, dass das geschieht. Da die Menge an Kryptos insgesamt, wie gesagt, nicht beschränkt ist, können sie in ihrer Gesamtheit auch nicht dauerhaft den Stellenwert eines Digital-Golds einnehmen. Dies wiederum wirft die Frage auf, ob dann überhaupt eine einzelne Kryptowährung, wie z. B. der Bitcoin, dauerhaft die Rolle eines Digital-Golds behalten könnte.

  3. Die Welt war immer schon instabil. Und trotzdem leben wir noch. Wie lange es noch gut geht? Niemand weiß es. Bestimmt wird auch diese Blase irgendwann platzen. Und gewiss wird es gut sein, dann Gold zu haben, falls man es uns nicht verbietet. Und gewiss wird die Wirtschaft weiter gehen – viel länger als wir leben.

    Etwas Hoffnung setze ich auf China. Sie machen trotz aller Kommandowirtschaft auch einiges richtig: Die Macht der großen Techkonzerne beschränken, Höchstverschuldung für Immobilienkonzerne einführen, Bildung bezahlbar halten, Kryptomining verbieten, … Vielleicht kommt aus China eines Tages die Stabilität, die den ganz großen Zusammenbruch verhindert.

    Anders ausgedrückt: Der Aufstieg neuer Player zwingt vielleicht unser System, sich wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

  4. Wir werden paranoid. Aber abgesehen davon: im Depot passiert nichts.

    • Was sollte denn im Depot passieren?

      • Eine Analyse der Feldspieler, eine Betrachtung der Einwechseloptionen und ein Ausblick auf das Jahresende.

        • Wie schon beschrieben: Mit den Feldspielern bin ich bis auf Unilever zufrieden. Meine Einwechselfavoriten sind Fastenal und Mayr-Melnhof. Bei beiden warten wir auf eine günstige Gelegenheit.

          Und der Ausblick bis Jahresende gestaltet sich durchaus positiv. Nur die letzten Oktoberwochen sind saisonal noch etwas wackelig.

  5. Tue nicht u. alles ist getan…(Laotse)

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