Zukunftstrends
21. Oktober 2021 - Aries Eeberg in Gastbeitrag | 2 Kommentare
Hallo Sandro, ich möchte zu diesem Thema einen neuen Thread aufmachen. Vielleicht wollen sich ja andere daran beteiligen. Trendinvestment in Zukunftsthemen gab es auch in den 90er Jahren. Damals war die Spekulation auf die Zukunft noch viel heißer als heute. Firmen, die fast keine Umsätze machten, wurden zu Weltmarktführern erklärt und stiegen in galaktische Höhen. Spekulanten hörten auf zu arbeiten, um allein mit Aktien Geld zu verdienen. Es gab Themenfonds, mit denen man sich an den Entwicklungen der Zukunft beteiligen konnten. Oft liefen die auch ein oder zwei Jahre ganz gut und zogen sehr viel Geld an. Dann versanken sie aber in Bedeutungslosigkeit und jeder internationale Aktienfonds war besser. Selbst die Sparkasse verkaufte solche Fonds. Wenn ich das damals gekauft hätte, was sie mir empfohlen haben, hätte ich im nächsten Jahr 50% verloren. Das Ende ist ja bekannt. Etliche Golden Boys, die die Spekulation voran getrieben hatten, stürzten sich von Hochhäusern. Ich habe mich an diesen Spekulationen nie beteiligt und bin deshalb heute noch dabei. Kostolany hatte Recht. Anfang der 90er riet er, Aktien zu kaufen und Schlaftabletten zu nehmen. Als der neue Markt so richtig in Fahrt war, sagte er: „Ich verbiete es, da mitzumachen!“ Nun lege ich auch für einen Freund Geld an. Und der will unbedingt in Technologie investieren und natürlich auch von den hohen Kurssteigerungen dort profitieren. – Von Bitcoin konnte ich ihn abhalten. Dafür habe ich Van Eck Digital Assets gekauft. Der investiert in Firmen, die sich mit Blockchain und Crypto beschäftigen. Frei nach dem Motto: Wenn der Goldrausch ausbricht, soll man die Fabrikanten von Schüppen kaufen. – Danaher hab ich ihm empfohlen und es läuft sehr gut. Ist ja auch eine Bomben-Firma. Von einem US-Biotech-ETF habe ich mich gerade verabschiedet. Es läuft wirklich schlecht. Ich habe gelesen, dass Biotechfirmen ein sehr hohes Risiko laufen. Die Entwicklung der Medikamente dauert lange und ist teuer und der Erfolg ist nicht gewiss. … Sehr schwer, da eine Biontech zu finden. Und man muss jahrelang dabei bleiben und zusehen, wie sie kein Bein von der Erde bekommen, bis sie vielleicht in den Himmel steigen. – Schließlich habe ich ihn von einem Nasdaq-ETF überzeugen können. Das ist für mich persönlich das Höchste der Gefühle an Technologie-Investment. Danaher werde ich demnächst etwas reduzieren und davon Gold aufstocken. Ich halte dieses Segment auch für sehr stark gestiegen und Danaher hat sich auch sehr weit von der 200-Tage-Linie entfernt. – Van Eck hat einen neuen ETF aufgelegt, der in Firmen investiert, die seltene Erden fördern. Den werde ich für ihn kaufen, wenn er bei comdirect handelbar ist. Wie gesagt: Mit meinem eigenen Geld mache ich so etwas nicht. Und ich habe meinen Freund auch gewarnt, dass er mit diesem Stil spielend 20% oder mehr verlieren kann. Aber derzeit läuft es ja einfach alles sehr gut. Immerhin konnte ich ihn dazu bringen, auch in ACWI und EM zu investieren. Das ist etwas langweilig. Deshalb habe ich noch Blackrock dazu gelegt. Die performen wie der MSCI World nur etwas peppiger. Ach ja und neuerdings habe ich ihm einfach noch zwei Franklin ETFs mit Value-Werten gekauft. Die schlagen sich derzeit ganz gut. Öl und Gas und andere alte Industrien zeigen ja derzeit, dass es ohne sie nicht geht.
Früher war ich Science-Fiction-Fan und ein klein wenig bin ich es immer noch. Daher macht es mir Spaß, einmal zu überlegen, wie aus Science-Fiction (SF) Realität wird und neue Technologien die Welt verändern.
In einigen Bereichen wird sich Künstliche Intelligenz (KI) sicher schnell durchsetzen oder hat es schon längst. Digitale Sprachverarbeitung und Maschinen, die uns verstehen können, sind schon lange im Einsatz, wie man bspw. manchmal leidvoll erfahren muss, wenn man sich in einer Telefon-Hotline mit einem begriffsstutzigen Computer unterhalten muss. Automatische Ãœbersetzungsprogramme lieferten vor 10 Jahren noch groteske Ergebnisse und sind mittlerweile schon sehr leistungsfähig. So könnte der „Babel-Fisch“, den man im Ohr hat, um jede Sprache zu verstehen (bekannt aus Douglas Adams „Per Anhalter durch die Galaxis“) bald keine SF mehr sein – Sprachlehrer und Dolmetscher dagegen vielleicht aussterbende Berufe. Auch aus Stark Trek war der Universalübersetzer bekannt, dessen Funktion längst Apps übernehmen. Der „Communicator“ von Star Trek war vielleicht der SF-Vorläufer des Mobiltelefons und auch der „Tricorder“ von Stark Trek war vielleicht ein entfernterer Vorläufer moderner Smartphones. „Tricorder“ gibt es übrigens tatsächlich, siehe den Link: https://www.elektronikpraxis.vogel.de/wissenschaftler-entwickelt-star-trek-tricorder-fuer-den-eigenbau-a-359655/ . Auch Flachbildschirme, Touchscreens und Tablets gab es schon vorher bei Star Trek. Den allwissenden Boardcomputer des Raumschiffs Enterprise braucht man nicht zu befragen – dafür gibt es z. B. Alexa, Cortana und Siri, die uns die Welt erklären. Der „Visor“ von Gordi La Forge liefert eine Vorlage für medizintechnische Forschungen – vielleicht auch für moderne Datenbrillen, die uns dem Holo-Deck aus Star Trek ein Stück weit näherbringen. Den „Replikator“ aus Star Trek könnte man für ein Vorbild für 3D-Druckern halten. Der Autopilot – heutzutage nichts Besonderes. Viedokommunikation gehört zum Alltag, alle sind vernetzt.
Es gibt es Prototypen für verschiedene menschliche Organe – künstliche Herzen werden bereits verpflanzt. Werden wir irgendwann Borg (eine kybernetische Star Trek Spezies)?
Auch in der technologisierten Gesellschaft ändern sich die Menschen im Grunde genommen aber doch nur wenig. Viele glauben z. B. lieber das, was ihnen in den Kram passt, sind Wissenschaftsleugner, fundamentalistisch oder Esoteriker oder gehen Verschwörungstheorien auf den Leim, werden manipuliert oder manipulieren andere, obwohl es noch nie so einfach war, sich zu informieren und selber Wissen anzueignen. Die heile Star Trek Welt, in der die Menschheit befriedet ist, scheint in weiter Ferne zu liegen.
Werden wir eines Tages Maschinen nicht nur die Arbeit, sondern auch das Denken überlassen? Und was machen wir dann? Haben wir dann nur noch Freizeit und sind dann z. B. alle Sportler oder Künstler? Auch die Kunst beherrschen Computer immer besser. Sie können z. B. schon heute prima komponieren. Auch Singen und Geige spielen können sie vielleicht irgendwann besser als der Mensch (der Android „Data“ von Star Trek hat es vorgemacht).
Douglas Adams hatte sich einen Spaß daraus gemacht. Für die künstlerische Betätigung gab es z. B. „Aliterationsverstärker“. Oder Mönchsroboter, die sogar das Beten für die Menschen übernehmen. Und es gab den Androiden Marvin, den seine Dioden im linken Bein so sehr schmerzten. Die tollpatschige Star-Wars-Blechbüchse C-3PO oder einen R2D2, dessen akustische Sprachfähigkeit ungefähr derjenigen eines 48K-Modems oder Faxgeräts entspricht, braucht freilich ebenfalls niemand wirklich.
Wie dem auch sei. Bei vielen neuen Technologietrends besteht wohl wenig Zweifel, dass sie sich durchsetzen und irgendwann große Bedeutung erlangen. Ich glaube jedoch, dass die Börse dazu neigt, die Geschwindigkeit dieser Prozesse bzw. Umbrüche stark zu überschätzen. Auch sind die Pioniere neuer Technologien nicht unbedingt langfristig erfolgreich (siehe z. B. die Mobiltelefone von Motorola, Nokia, Siemens oder Blackberry). Aus heutiger Sicht amüsant: Ein Mobilfunktelefon – wie wir es heute kennen – wurde von mancher Seite einst für niemals technisch realisierbar erklärt (es gibt dazu einen sehr lustigen Fernseh-Archivbeitrag. Ich glaube es war eine Hobbythek-Sendung von Jean Pütz, in der Ähnliches seitens der Deutschen Post erklärt wurde, wenn ich mich recht erinnere. Ich kann die Quelle leider nicht mehr nennen). Riesige, schwere, tragbare Militärfunkgeräte waren Vorreiter der dann aufkommenden ersten backsteinartigen Mobiltelefone. Dabei wäre das Mobiltelefon auch schon vor 100 Jahren gut für einen Börsen-Hype und Börsen-Rohrkrepierer gewesen. Denn: „Bereits anno 1918, der Meissnersche Röhrensender war noch keine fünf Jahre alt, experimentierte die Deutsche Reichsbahn in Berlin mit Funktelefonen. 1926 gab es erstmals einen mobilen Telefondienst in der 1. Klasse. … Wenigstens auf der Strecke Hamburg–Berlin. Und in den USA bot die Firma AT&T ab 1927 transatlantische Gesprächsverbindungen mittels Funkübertragung an. Bereits 1946 tätigte ein Trucker-Fahrer in den USA einen Anruf über das erste «echte» Mobilfunknetz.“ (Quelle: https://www.swisscom.ch/de/magazin/digitalisierung-im-alltag/das-handy-ist-90-jahre-alt-nicht-erst-20/ ).
Aber welche Technologien sind nun wirklich in Lage, unser Leben kurz- oder mittelfristig drastisch zu verändern? Und von welchen Trends könnte man auch an der Börse profitieren?
KI scheint langsam in fast alle Bereiche vorzudringen. KI spricht mit uns, übersetzt, erstellt Profile, weiß, was wir brauchen und wollen und bevormundet uns ständig. Sie legt unser Geld an, prüft unsere Bonität und löst uns am Fahrzeugsteuer ab. Ich glaube, KI ist das Thema des Jahrhunderts, aber die Entwicklungsprozesse erscheinen mir doch langsam. Eine immer größere Bedeutung bekommt Cyber-Sicherheit. Auch hier könnte KI eine bedeutende Rolle spielen.
KI macht Roboter besser. Automatisierung gibt es aber schon lange. Auch zum Einsatz in Gefahrenbereichen sind Roboter sicher sinnvoll. Einsatzbeispiele für Roboter in Privathaushalten sind z. B. Rasenmähen oder Staubsagen. Vielleicht wären Roboter für weitere Haushaltsarbeiten nützlich. Eines Tages vielleicht sogar ein Android, der mit dem Hund Gassi geht. Auch zu manchen anderen Dienstleistungen sind sie sinnvoll, z. B. in Altersheimen oder als Service-Kraft im Hotel. Abgesehen von keineswegs neuen industriellen Einsatzgebieten, wären das alles aber doch lange Zeit allenfalls nur sich langsam entwickelnde Nischenmärkte, meine ich. Größere Bedeutung haben Roboter sicherlich im Militär – die Kampfdroiden von Star Wars lassen grüßen. Vielleicht verlaufen Kriege der Zukunft tatsächlich so, dass nur noch Drohnen und Kampfroboter ins Gefecht geschickt werden.
Ich glaube nicht, dass der Himmel bald von surrenden Packetlieferdrohnen und Flugxtaxis gefüllt sein wird, schon allein wegen der rechtlichen Probleme und Lärmbelästigung. Das ist zwar vielleicht lösbar. Auch das scheint mir aber doch eher ein Nischenbereich, der in manchen Fällen Sinn macht. Ein echter dreidimensionaler Verkehr, wie z. B. im Film „Das fünfte Element“ scheint mir – wenn überhaupt – nur eine sehr ferne Zukunftsvision, die ich wohl nicht mehr erleben werde.
Realistischer erscheint mir, dass Innenbereiche von Großstädten irgendwann nicht mehr von Menschen am Steuer befahren werden, sondern von autonom fahrenden Elektromobilen, zusätzlich zu herkömmlichen Fahrrädern, E-Bikes und E-Scootern. Sollten sich autonom fahrende Taxis irgendwann durchsetzen, sind die derzeit boomenden Car-Sharing-Dienste vielleicht nur eine Übergangserscheinung. Dass Entwicklungen zum autonomen Fahren, E-Mobility oder Car-Sharing einen Wirtschaftsboom auslösen, scheint mir nicht so recht plausibel. Vielleicht sogar das Gegenteil. Wenn Fahrzeuge effizienter genutzt werden, dann werden weniger Fahrzeuge benötigt – somit würden die Automobilhersteller eher verlieren. Wer wirklich Gewinner oder Verlierer sein wird, ist m. E. schwer absehbar.
Ebenso scheinen mir 3D-Drucker nicht von heute auf morgen alles besser zu machen. Auch hier benötigen die Fortschritte Zeit.
Ich glaube jedenfalls nicht, dass sich so schnell alles ändert. Momentan sehe ich jedenfalls die Gefahr einer neuen Technologieblase mit stark übertriebenen Erwartungen für die nahe Zukunft. Aber vielleicht hat sich der ein- oder andere näher mit Zukunftstechnologien auseinandergesetzt und kann das besser einschätzen. Vielleicht hat der ein- oder andere ja auch eine gute Investment-Idee dazu.
Ich habe auch das Problem, dass ich die richtigen Investmentideen habe – aber leider viel zu früh. So habe ich schon vor Jahren Gazprom besessen, weil Gas einfach die Brückentechnologie zu den erneuerbaren Energien ist. Leider habe ich dann viel zu früh aufgegeben, auf den Anstieg zu warten, und verkauft.
Da hast du einen ganz richtigen Punkt getroffen, was die Zeitschiene angeht.
Die Idee aus den 90ern, dass das Internet die Welt verändern wird, war ja ganz richtig. Aber erst heute – 2 Baissen später -, merken wir das ganz deutlich. Und die großen Renner von damals, sind heute teilweise gar nicht mehr am Markt.
Positiv finde ich, dass wir vor großen Technologiesprüngen stehen. Und die werden das Wirtschaftswachstum auf allen Ebenen befeuern und ganz nebenbei auch manches Problem wie die Demographie erträglich machen. Mittlerweile ziehe ich daraus die Konsequenz: Wichtig ist es, bei der Börse überhaupt dabei zu sein. Wenn das Wasser steigt, dann steigen alle Boote.
Ach ja, Science-Fiction-Fan bin ich auch.
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