Thomas Fischer über Alice Weidel: Strafrecht, Inszenierung und mediale Formate
In einer aktuellen SPIEGEL-Kolumne widmet sich der frühere Bundesrichter Thomas Fischer einem längeren TV-Interview von Alice Weidel bei Welt TV. Ausgangspunkt ist nicht Empörung, sondern eine grundsätzliche Reflexion über ein Phänomen, das politische Öffentlichkeit seit Jahren prägt: die in medialen Formaten allgegenwärtige Psychologisierung politischer Akteure. Fischer macht zu Beginn klar, dass psychologische Ferndiagnosen methodisch fragwürdig sind. Zugleich zeigt er, warum sie in demokratischen Mediengesellschaften faktisch eine große Rolle spielen: Politische Programme stehen im Wettbewerb und werden nicht zuletzt über Personen, Gesten und öffentliche Selbstdarstellung vermittelt. Ob daraus abgeleitete Psychogramme zutreffen, ist oft zweitrangig – entscheidend ist ihre Wirkung. Vor diesem Hintergrund analysiert Fischer den Auftritt Weidels. Er beschreibt detailliert deren Inszenierung: demonstrative Überlegenheit, aggressive Untertöne, höhnisches Lachen, apokalyptische Rhetorik bei weitgehender Abwesenheit konkreter inhaltlicher Antworten. Das Interview dient weniger der Klärung politischer Konzepte als der öffentlichen Selbstpositionierung. Dabei wird deutlich, dass mediale Formate diese Form der Inszenierung kaum begrenzen. Besonders brisant wird die Kolumne dort, wo Weidel im Interview wiederholt mit NS-Parolen konfrontiert wird und ihnen mit Schulterzucken, Relativierung...
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