Chinas autoritäres Wachstumsdilemma: Warum der fehlende Konsum-Shift zur politischen Gefahr wird
China steht vor einem strukturellen Dilemma, das ökonomisch wie politisch kaum aufzulösen ist. Der britische Ökonom George Magnus beschreibt die aktuelle Lage treffend als ein Wachstum am Scheideweg: eine starke industrielle Basis steht massiven Ungleichgewichten gegenüber – besonders einem außergewöhnlich schwachen privaten Konsumanteil. In seinem Vortrag „Chinas wirtschaftliche Aussichten am Scheideweg“ arbeitet er diese Widersprüche klar heraus. Mit rund 40 Prozent des BIP ist der private Konsum in China im internationalen Vergleich niedrig. Ökonomisch wäre ein Wandel hin zu einer konsumorientierten Binnenwirtschaft notwendig, um Immobilienkrise, Verschuldung der Lokalregierungen und Wachstumsprobleme zu überwinden. Ohne stärkere Haushaltskaufkraft und ohne einen breiteren Dienstleistungssektor lassen sich diese strukturellen Herausforderungen kaum lösen. Doch genau dieser Kurs wäre politisch riskant für Xi Jinping und die Führungsstruktur der Kommunistischen Partei. Eine konsumgetriebene Gesellschaft stärkt das Individuum, erhöht dessen wirtschaftliche Autonomie und schwächt damit die Abhängigkeit vom Staat. Sie verlangt mehr Rechtsstaatlichkeit, Berechenbarkeit und Eigentumsschutz – Prinzipien, die mit einem autoritären System, das auf Kontrolle, politischer Steuerung und Intransparenz beruht, schwer vereinbar sind. Ein Konsum-Shift würde zudem...
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