Depotalarm: Pferdewechsel!
12. Februar 2018 - Raimund Brichta in Allgemein | 20 Kommentare
Wir haben die jüngsten Bösenturbulenzen genutzt, um ein paar lahme Gäule aus dem Rennen zu nehmen und durch frischer wirkende Pferde zu ersetzen. Raus flogen Church & Dwight, Hormel Foods, Medtronic und Shimano. Dafür kamen American Water Works mit voller Position und Svenska Cellulosa zunächst mit halber Position rein. Bei beiden haben wir die Kursrückschläge zum Einstieg genutzt. Außerdem nutzten wir die günstigeren Kurse, um unsere Positionen in Novo-Nordisk, Givaudan und Johnson & Johnson wieder auf volle Stärke hochzufahren. Alle drei hatten wir in den vergangenen Monaten halbiert, weil wir mit Kursrückschlägen gerechnet hatten.
American Water Works bringt unserem Depot hoffentlich eine Liquiditätszufuhr der besonderen Art. Die Aktie war schon vor längerer Zeit von Michael Weigel vorgeschlagen worden.
Und von Svenska Cellulosa erhoffen wir uns ein gesundes Wachstum, wie es in schwedischen Wäldern anzutreffen ist. Unser Leser Miguelito Hennland hat uns darauf aufmerksam gemacht. Ihnen beiden noch einmal herzlichen Dank dafür.
Ja ….endlich geht’s Richtung 15000…. 🙂 oder sollte ich sagen hoffentlich ?
und wieder wird Betrug und Manipulation vermutet der den Crash in der letzten Woche ausgelöst hat, bin gespannt was bei den Untersuchungen heraus kommt, dann haben wir eventuell die Möglichkeit einen weiter steigenden Dax zu erleben. Wer auf steigende Kurse wettet sollte auch nichts gegen die haben die auf fallende Kurse wetten, einfach mal so von dem lieben Herrn Brichta dahin geworfen, kommt nur darauf an warum die Kurse fallen………meistens haben doch die Finanzganoven ihre Finger mit drin……. das sollte alles scharf kontrolliert werden…..
Die Börse ist ein riesiges Haifischbecken – das ist nichts Neues. Die Unlauteren aber nur auf der Seite der Shortys zu vermuten, ist zu kurz gesprungen. Und was die Manipulationsvorwürfe angeht, die gibt es nach vielen Kursstürzen. Ich erinnere mich an solche zum Beispiel auch nach dem Mega-Crash von 1987. Herausgekommen ist damals nichts, und diesmal wird es wieder so sein. Wetten?
Hallo Herr Brichta,
Spannend! Können Sie bitte Ihre generelle Vorgehensweise bei der Identifikation von „lahmen Gäulen“ und die daraus resultierenden Umschichtungen im Depot erklären?
Inwieweit leiten Sie und ihr Team dies aus den Charts ab, inwieweit von fundamentalen Nachrichten der betroffenen Unternehmen?
Von den betroffenen „lahmen Gäulen“ müssen Sie zu einem Zeitpunkt X in der Vergangenheit ja mal nach bestem Wissen und Gewissen überzeugt gewesen sein, insbesondere auch was die Firmenstrategie betrifft.
Besten Dank und viele Grüße,
Michael
Die Sache ist relativ einfach: Fundamental bleiben wir von den lahmen Gäulen überzeugt. In deren Geschäft ist jedenfalls nichts festzustellen, was uns zu einer anderen Ansicht gelangen ließe. An der Börse laufen sie aber schon seit einiger Zeit nicht besonders gut. Damit drücken sie die Performance unseres Depots und wir haben uns deshalb vorläufig von ihnen getrennt. Das hast alles. Die Trennung muss nicht für immer sein 😉
Hallo Herr Brichta, wäre schön, wenn Sie zu der Entscheidung Church & Dwight, Hormel Foods, Medtronic und Shimano aus dem Depot zu nehmen kurz zu den einzelnen Aktien schreiben könnten, warum Sie so entschieden haben und was genau die Beweggründe waren. Sind die Aktien z.B. in einen Abwärtstrend gelaufen bzw. war es abzusehen, dass die Kurse auf absehbare Zeit sich nicht wieder erholen? Wenn Sie dabei neue Pferde reinholen, wäre denn jetzt doch auch eine gute Zeit die Aktie von Alphabet wieder ins Depot zu holen oder haben Sie momentan andere Pferde noch im Blick starten zu lassen?
Viele Grüße
Patrick
Nochmal: Die genannten Firmen sind fundamental nach wie vor wahre Werte für uns. Aber es gibt auch unter wahren Werten welche, die zurzeit fitter sind als andere. Warum sollten wir uns also nicht auf die fitteren konzentrieren? Wir haben nichts anderes gemacht als ein Fußballtrainer, der Spieler, die sich gerade nicht in optimaler Form befinden, mal auf die Ersatzbank setzt. Wobei sich das Formtief in unserem Fall in erster Linie auf die Aktienkurse bezieht und nicht auf das zugrundeliegende Geschäft.
Ich bitte Sie also um Verständnis dafür, dass wir als Musterdepot auch die aktuelle Performance unserer Werte nicht aus dem Blick verlieren dürfen. Für Privatanleger, die nur für sich im stillen Kämmerlein agieren, mag das anders sein.
Sie und alle anderen Leser können sich übrigens gerne als Co-Trainer betätigen und die genannten Aktien im Blick behalten. Sollten Sie dabei einen Formanstieg bemerken, geben Sie uns einfach Bescheid. Wir beobachten die Aktien ebenfalls weiter.
Und was Alphabet betrifft, haben Sie ins Schwarze getroffen 😉 Wir haben die Aktie wieder ins Rennen genommen (Depotalarm folgt).
Was halten Sie eigentlich von einem antizyklischem Verhalten? Das, was eigentlich Warren vorschlägt? Da müsste man doch eigentlich die lahmen Gäule eher kaufen?
Antizyklisch handeln wir ja, indem wir warten, bis unsere wahren Werte günstiger geworden sind. Deshalb sind wir jetzt, nach den Rückschlägen, bei American Water Works, Svenka Cellulosa und Alphabet eingestiegen und haben Givaudan, Johnson & Johnson und Novo-Nordisk wieder aufgestockt. Das hat aber für uns nur dann Sinn, solange bei der betreffenden Aktie der grundlegende Trend nach oben intakt ist. Letzteres ist bei den „lahmen Gäulen“ zurzeit leider nicht der Fall.
Dieses gilt – wie schon erwähnt – nur für unsere spezielle Situation als Musterdepot, das die Performance nicht gänzlich aus den Augen verlieren darf. Sie als Privatanleger, der nur für sich handelt, können selbstverständlich eine andere Strategie verfolgen.
Hallo Herr Brichta, mal aus Sicht eines Privatanlegers würde ich Sie gerne mal fragen, was Sie davon halten z.B. jetzt Alphabet an der Nasdaq in $ zu kaufen anstatt an einer deutschen Börse in €. Die Anzahl der Aktien beim Kauf sind ja fast die gleichen, die dann im Depot liegen und verkaufen kann man ja dann wieder in € oder nicht? Gibt es da was besonderes zu beachten oder ist es eigentlich egal in welcher Währung man eine Aktie als Privatanleger kauft? Ich Frage deswegen, da Sie schon einmal hier für Privatanleger davon abgeraten hatten in anderen Währung Aktien zu kaufen! Wäre toll, wenn Sie die Problematik kurz darstellen könnten und was zu beachten ist, wenn man in anderen Währungen bzw. Börsenplätzen Aktien kauft und was beim Verkauf zu beachten ist;-)
Viele Grüße
Patrick
Für Privatanleger ist der Kauf in € in Deutschland in der Regel die günstigere Variante. Denn wenn Sie an eine Auslandsbörse gehen, fallen dort höhere Kosten an, außerdem müssen Sie vorher Euro in Dollar tauschen. Letztlich wenden Sie dafür also auch einen bestimmten Betrag in Euro auf. Folglich können Sie die Aktie gleich in Euro in D kaufen. Oder?
Wenn Ihnen Ihre Bank allerdings den Kauf an der Nasdaq zu vernünftigen Konditionen anbietet, können Sie es natürlich trotzdem machen. Es käme auf einen Vergleich an.
Der Kauf oder Verkauf an der Heimatbörse, also in diesem Fall an der Nasdaq, ist vor allem für Großanleger interessant, die größere Volumina handeln. Für diese Anleger sind die Umsätze in Deutschland meistens zu gering.
Aber egal wo Sie Ihre Aktien kaufen, für Sie ist letztlich immer der in Euro umgerechnete Kurs ausschlaggebend. Es sei denn, Sie leben auch in den USA und wickeln zumindest einen Teil ihres finanziellen Lebens in Dollar ab. In diesem Fall haben Sie aber mit Sicherheit eine Bank in den USA, die Ihnen ohnehin den Kauf an der Nasdaq anbietet.
Hallo Herr Brichta, vielen Dank für Ihre Ausführungen, Sie haben mir dadurch die Problematik klar verdeutlicht;-) Eine Frage habe ich nun zum WWD, warum werden im WWD die Kurse der Aktien bzw. Fonds nicht alle in € angegeben sondern in verschiedenen Währungen bzw. ausländischen Börsenplätzen! Werden evtl. die Aktien nicht alle in € gekauft?
Viele Grüße
Patrick
Wir bevorzugen in der Tabelle die Kurse an den Heimatbörsen, weil diese die aussagekräftigsten sind. Allerdings wird der Gesamtwert der jeweiligen Position im Depot immer in Euro angegeben (3. Spalte „Wert in EUR“). Dazu wird der aktuelle Kurs der Heimatbörse automatisch zum aktuellen Wechselkurs in Euro umgerechnet.
Beim Kauf und Verkauf legen wir die tatsächlich erzielten Kurse (inkl. Spesen) zugrunde, die uns der Wahre-Werte-Fonds übermittelt. Ein Kurs in Dollar wird dabei zu dem Kurs in Euro umgerechnet, den auch der Fonds in der Realität erzielt hat.
m.e. ist es völlig richtig, daß Sie gelegentlich auch verluste realisieren, naja manchmal etwas spät, aber hinterher ist man immer schlauer. was halten Sie eigentlich von der idee verluste begrenzen – gewinne laufen lassen, bzw. von dem spruch: die ersten verluste sind am niedrigsten? es soll untersuchungen geben, nach denen fonds, die relativ oft verluste realisieren besser abschneiden, als fonds mit weniger verlustrealisierungen. von einer FESTEN, prozentualen verlustbegrenzung, wenn sich eine einzelne aktie außerhalb eines allgemeinen seit- oder aufwärtstrends nach unten bewegt, halten Sie wohl eher nichts? interessiert mich ernsthaft. mdbw
Zunächst einmal bin ich in dieser Frage äußerst entspannt, was unser Depot betrifft: Wir haben in der Vergangenheit sowohl Gewinne, als auch Verluste schon zu früh, zu spät oder auch genau zum richtigen Zeitpunkt realisiert. Da bewegt sich unser Depot also im völlig normalen Rahmen.
Nun zu Ihrer Frage: „von einer FESTEN, prozentualen verlustbegrenzung, wenn sich eine einzelne aktie außerhalb eines allgemeinen seit- oder aufwärtstrends nach unten bewegt, halten Sie wohl eher nichts?“
Wenn sich eine Aktie AUSSERHALB von Seitwärts- oder Aufwärtstrends bewegt, praktizieren wir diese Verlustbegrenzung schon seit unserem Depotstart. Das ist also unstrittig. Was wir bis jetzt nicht praktizieren, ist eine generelle feste Verlustbegrenzung, unabhängig von der Chartsituation. Da in unserer, noch jungen Depotgeschichte aber nichts in Stein gemeißelt ist, habe ich darüber auch schon nachgedacht. Wir werden darüber im Team morgen diskutieren.
Ich tendiere zu einer Mischstrategie. Zum Beispiel: Wenn ein Wert 10 Prozent Verlust erreicht, wird er generell auf die Abschussliste gesetzt. Und nur, wenn es wirklich stichhaltige Gründe dafür gibt, ihn zu behalten, wird er nicht abgeschossen. Ansonsten raus damit.
Ich bin auf die Ergebnisse Ihrer teaminternen Besprechung zur Verlustbegrenzung gespannt. Konkret würde mich noch interessieren, welchen Zeitraum Sie sich anschauen um festzustellen, ob ein Wert sich als „lahmes Gaul“ verhält bzw. sich außerhalb eines Trends befindet, oder ob eine Bodenbildung respektive Topformation erkennbar ist. 2 Tage? 1 Woche? 1 Monat?
Da ich mir heute ebenfalls Novo Nordisk ins Depot geholt habe, habe ich mir mal die historischen Kommentare zu diesem Titel durchgelesen und bin auf den Thread „Juckreiz bei Novo Nordisk“ vom 14. November 2016 gestossen und mit der damaligen Chartlage verglichen. Laienhaft betrachtet sah das wie der Griff ins fallende Messer aus, aber in Kombination mit weiteren Parametern war das Timing hervorragend.
Novo-Nordisk ist ein gutes Beispiel. Aus diesem Wert sind wir ausgestiegen, nachdem der langfristige Aufwärtstrend gebrochen war. Nach dem anschließenden Fall war die Aktie aber so heftig überverkauft, der Abstand zur 200-Tage-Linie so groß, dass es uns – wie damals beschrieben – in den Fingern juckte. Richtig ist, dass eine mögliche charttechnische Auffanglinie damals noch ein gutes Stück weiter unten lag. An der Stelle, an der wir eingestiegen sind, gab es nur eine kleinere Unterstützung. Aber der Markt war so stark überverkauft, dass wir den Einstieg mit zunächst begrenztem Risiko wagten mit dem Ziel „Kurserholung in Richtung 200-Tage-Linie“. Als dann im nächsten größeren Rückschlag (ja, den gab es auch) sich ein höheres Tief ausbildete, verdichteten sich die Anzeichen auf eine Bodenbildung, und wir stockten auf.
Feste Zeiträume für ihre Fragen lassen sich beim besten Willen nicht nennen. Es kommt immer auf den Einzelfall an. Zum Beispiel können sich Bodenbilungen über Wochen, Monate oder sogar Jahre hinziehen. Das lässt sich im Vorhinein nicht abschätzen, sorry.
An 10 Prozent habe ich auch schon mal gedacht. Wäre schön, wenn Sie sich durchsetzen, dann kann ich hier verfolgen, ob’s funktioniert.☺️
Hall Herr Brichta,
ich schätze sehr Ihr Wahre-Werte-Depot und Ihre offene und aktive Kommunikation, allerdings verstehe ich nicht Ihre letzten Depot-Änderungen.
Sie/ wir sind auf der Suche nach „echten Werten“ und legen dafür sehr hohe Ansprüche an die Titel Auswahl. Wenn nun nach langer Suche solch ein Wert gefunden ist, sollte man sich da nicht möglichst lange an diesen binden?
Bsp an dieser Stelle mit Shimano, welcher nun wieder verkauft wurde.
An Shimano hat sich im letzten halben Jahr fundamental nichts geändert, außer das seit dem Kaufdatum der Kurs um 25% nachgegeben hat- dennoch, EKquote, Geschäftsführung, Geschäftsfelder, Trend zu Fahrrad/ Nachhaltigkeit, Margen starkes Segment und alle weiteren Indikatoren haben sich nicht relevant verändert. Langfristig steht einer Anpassung an den echten Wert also auch bezogen auf dem Kurs nichts im Weg.
Wieso wird also nun ein „Wahrer Wert“, der sich lediglich im Kurs geändert hat, aus dem Portfolio geschmissen. Und dafür dann, nur zum Beispiel Givaudan (tolle Firma) aber mit nur 3-5% Wachstum kein „schnelles Rennpferd“ aufgestockt.
Bitte Shimano und Givaudan nur als Beispiele sehen. Im wesentlichen geht es mir darum, dass Sie sich von Kursen als Trend-Folge-Trading leiten lassen- man dafür allerdings keine „Wahren Werte“ mit besonderen Kriterien suchen muss und es bewießen ist dass Market-Timing schwierig/unmöglich ist.
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung,
Liebe Grüße
Michael Bollin
Vielen Dank für Ihren kritischen Kommentar, lieber Herr Bollin.
Unser Depot hat das Ziel, nicht nur auf Wahre Werte zu setzen, sondern hauptsächlich auf solche, die auch an der Börse aktuell eine gute Figur abgeben. Genau deshalb schließen wir es nicht aus, im Ernstfall auch mal alle rauszuschmeißen, wie wir das am 4.1.16 getan haben. Später nehmen wir diese Werte durchaus wieder auf, wenn es sich für uns anbietet. Es handelt sich dabei also lediglich um eine etwas flexiblere Strategie als das bloße Kaufen und Halten.
Ich betone immer wieder, dass ein Privatanleger, dessen Depot nicht unter öffentlicher Beobachtung steht, selbstverständlich ganz anders handeln kann. Für uns aber stellen Käufe und Verkäufe weder aus steuerlicher Sicht, noch unter Kostengesichtspunkten ein Problem dar. Sie gehören ganz einfach zum Depotalltag.
Im aktuellen Umfeld kommt dazu, dass es wahre Werte gibt, die bei steigenden Zinsen besser laufen als andere. Und genau deshalb konzentrieren wir uns in der Phase steigender Zinsen auf diese. Ist das nicht plausibel?
Herzlicher Gruß
Raimund Brichta