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Depotvorschlag: Nextera Energy

12. April 2021 - Berthold in Allgemein | 27 Kommentare

Ich möchte für das WWD Nextera Energy als geeigneten Wert vorschlagen. Folgenden Text habe ich bei Modern Value Investiving kopiert: NextEra Energy, Inc. (NEE) ist eine Holdinggesellschaft aus dem Energiesektor. Die drei Tochterunternehmen sind Stromerzeuger und Verteiler in 27 US-Bundesstaaten in Nordamerika. Dabei setzt das Unternehmen vorrangig auf die Stromerzeugung aus Sonne und Wind. Außerdem stellt NEE auch Teile der Infrastruktur für den privaten aber auch den geschäftlichen Bereich bereit. Das im S&P 500 gelistete Unternehmen beschäftigt fast 14.000 MitarbeiterInnen. NextEra Energy betreibt die größten Solar -und Windkraftanlagen der USA. Das in Juno Beach sitzende Unternehmen profitiert vom immer weiter ansteigenden Bedarf nach Energie. Der technische Fortschritt führt in allen Bereichen dazu, dass immer mehr Elektrizität benötigt wird. Das garantiert die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens. Die Aktionäre erfreuen sich seit Jahren einem starken Anstieg des Aktienkurses sowie über eine stattliche Dividende, welche vierteljährlich ausgeschüttet wird. Jetzt einige Daten: Marktkapitalisierung ca 134 Milliarden US$ Div.- Rendite 2,2% KGV 2020: 27 Umsatz 2019: 17,5 Milliarden Hier noch der Langfristchart:

 

27 Kommentare

  1. Im Spiegel am 29.03. steht: „Ein zentrales Beratergremium der EU-Kommission beurteilt Atomkraft in einem internen Gutachten als nachhaltig. Folgt die Kommission dieser Sicht, würde die Technologie für Anleger stark aufgewertet.“
    Ohne jetzt zu politisch zu werden: Aber weil Merkel-Deutschland als einziges Land auf der Welt sagt, Atomkraft sei nicht nachhaltig, muss ich mich doch als Anleger dieser Doktrin nicht unterwerfen!? Zumal die Energiewende offensichtlich nicht funktioniert und doch gerade die Kernkraft klimaneutral ist.

    • Dazu zitiere ich aus meinem Kommentar vom 9.3.2020:

      „Schönheitsfehler: Atomkraft. Diese ist nach meiner Einschätzung keine nachhaltige Form der Energiegewinnung.“

      Ich habe mich also einzig auf meine Einschätzung berufen. Nicht auf den Spiegel, nicht auf ein EU-Gremium und nicht auf Merkel. Meine Einschätzung ist von diesen Leuten unberührt. Nicht nur die Gefahren aus der Energiegewinnung selbst, sondern auch der Umgang mit dem auf undenkbar lange Zeit strahlenden Atommüll bringen mich zu dieser Einschätzung. Das ist alles.

  2. Ich hab das schon verstanden, lieber Raimund Brichta, dass das Ihre Einschätzung ist. Ich wollte nur eine Anregung dazu geben, vielleicht das ganze völlig ideologiefrei aus Anlegersicht zu überdenken (ich bin nur Privatinvestor).
    Nextera hat einen Anteil der Atomkraft an seinem Energiemix von 13%. Zu den Gefahren: Soviel ich das sehe, gibt es Tsunami- und Erdbebengefahren nur, wenn man in einem Risikogebiet baut, ansonsten sollte man das nicht überschätzen (ok, meine Einschätzung). Der Unfall in Tschernobyl waren eher organisatorische Sicherheitsprobleme, das sollte man nicht als Maßstab nehmen. Zum Atommüll: Ok ist ein Problem, gebe ich zu. Aber auch hier schreitet der technische Fortschritt voran, und es sind Lösungen in Sicht, die kaum strahlen. Stichwort „Dual-fluid-Technologie“. Sieht übrigens Bill Gates auch so, der massiv investiert.
    Nur zum Überdenken. Ich hab Nextera im Depot, und bin nicht der Ansicht, dass man wegen den 13% Atom über das Unternehmen den Stab brechen sollte. Die anderen Formen der Energiegewinnung haben auch Probleme. Ein Mix ist nicht das schlechteste.

    • Klar, ich breche auch nicht den Stab darüber, sondern gebe nur meine persönliche Einschätzung wider. Andere – auch im WWD-Team – können selbstverständlich anderer Meinung sein. Da kann ich nur zur Kommentierung auffordern.

      Vielleicht ist es letztendlich auch eine Frage der Alternativen? Man kann ja auch in Energieerzeuger ohne Atomkraft investieren.

  3. Hallo zusammen,

    nur kurz zur Info: Die Aussage des „undenkbar lange Zeit strahlenden Atommülls“ (verbunden mit der Endlagerfrage) gilt strenggenommen nur für Atomkraftwerke, welche auf herkömmlicher Leichtwassertechnologie basieren.

    Das Problem wird dagegen in Kraftwerken, welche mit schnellen Neutronen arbeiten weitgehend gelöst (Kerntechnologie der „Generation IV“). Hierbei kann der herkömmliche Atomabfall als Ausgangsstoff eingesetzt werden . Die dann resultierenden Rückstände sind erheblich weniger schädlich als im herkömmlichen Fall.

    Dies hat auch Bill Gates erkannt und gründete in 2006 das Technologie- und Forschungsunternehmen „Terrapower“ (einfach mal kurz googeln). Abgereichertes Uran (alleine in den USA existieren ca. 700.000 Tonnen in abgebrannten Brennstäben = „herkömmlicher Atommüll“) könnte nach Angaben von Terrapower ca. 80% der Weltbevölkerung ca. 1000 Jahre mit Strom versorgen.

    Für Interessierte: Stichworte sind in diesem Zusammenhang (Kernkraft der IV. Generation) auch MSR = Molten Salt Reactor oder DFR (Dual Fluid Reactor).

    Kleine Anekdote: Vor dem Hintergrund der Entwicklung der Kernkraft in Deutschland („alles wird abgeschaltet und Forschungsgelder zum Thema Kernkraft werden zusammengestrichen“) ist es ziemlich überraschend, dass die Patente des DFR im privaten Institut für Festkörper-Kernphysik in Berlin liegen.

    Fazit:

    Kernkraft ist also nicht gleich Kernkraft.

    Reaktoren der IV. Generation werden zukünftig das Endlagerproblem möglicherweise sehr elegant lösen (einfach indem der aktuelle Atommüll als Ausgangsstoff eingesetzt wird)

    Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Nationen, welche der Kernenergie derzeit aufgeschlossen sind (z.B. China, Indien, USA etc.) z.B. in Kooperation mit dem Institut für Festkörper-Kernphysik in Berlin oder auch mit Terrapower so zeitnah wie möglich auf die neuen Reaktoren umschwenken werden um CO2-Emissionen zu reduzieren (= Einhaltung der Klimaschutzziele) und die konstante (= nicht schwankungsanfällige) Energieversorgung ihrer Industrie & Bevölkerung sicherzustellen.

    Es bleibt spannend… stay tuned 🙂

    • Interessant. Dann bliebe noch das zweite Thema: Das Risiko eines GAUs. Klar ist, dass der Atomstrompreis weitaus höher liegen müsste, wenn dieses Risiko in ihm abgebildet würde. Also: Kosten eine GAUs mal Eintrittwahrscheinlichkeit. Oder ist dieses Risiko mit der neuen Technik auch verschwunden?

      • MSR- und DFR-Reaktoren gelten als „inherent sicher“, ein GAU scheint damit ausgeschlossen zu sein.

        Die Begründung lautet dabei wie folgt: „Die Salzschmelze dehnt sich bei Überhitzung (Anmerkung:= Störfall) stark aus, wodurch die Neutronen weniger Kerne treffen, was wiederum die Kettenreaktion bremst. Sollte die Nachwärme nicht abgeführt werden können, schmilzt ein gekühlter Salzpfropfen am Boden des Reaktorgefäßes und das Flüssigsalz fließt in einen Auffangbehäter. Diese sogenannte Schmelzsicherung ist eines der wichtigsten Elemente der passiven Sicherheit der Flüssigsalztechnologie.“

        Somit ergibt sich folgender „Steckbrief“ z.B. des DFRs:

        1) Der DFR erzeugt keinen langlebigen Atommüll, im Gegenteil: Er baut den bestehenden Atommüll ab

        2) Die Energieeffizienz ist etwa 1000 Mal so groß wie bei Stromerzeugungen auf Basis Erneuerbarer Energien

        3) Das Kraftwerk ist inherent sicher

        4) Die Erzeugungskosten für Strom sollen für ein Großkraftwerk von 1500 Megawatt elektrischer Leistung (reicht für ganz Berlin) bei unter 1 €cent pro Kilowattstunde liegen

        • „ein GAU scheint damit ausgeschlossen zu sein“.

          Scheint oder ist?

          Auf jeden Fall klingt das alles fast paradiesisch: Keine GAU-Gefahr plus kein Entsorgungsproblem. Warum stürzen sich nicht alle auf die neue Technik? Gibt es irgendwo doch einen Haken?

          Experten vor!

        • „inherent sicher“

          Klingt ebenfalls gut. Aber warum sagt man nicht einfach „sicher“? Bedeutet das Wörtchen „inherent“ vielleicht, dass vom AKW selbst nix zu befürchten ist, aber von draußen? Zum Beispiel wenn man es sabotiert oder wenn man ne Bombe draufwirft oder ein Flugzeug draufsteuert?

          • Die Antworten auf diese durchaus berechtigten Fragen finden sich am ehesten bei den ausgewiesenen Experten, also z.B. hier:

            https://www.terrapower.com/

            Viel Spaß beim Schmökeren & Studieren 🙂

          • Schade, ich dachte Du oder einer der anderen Experten hier könnte mir die Antworten geben, ohne dass ich lange schmökern und studieren muss 😉

          • Da sich offenbar noch niemand berufen fühlt, mir das Schmökeren & Studieren zu ersparen, möchte ich Folgendes einwerfen: Die aufgeworfenen Fragen mögen zwar wichtig sein, für die künftige Bewertung der Atomenergie, sie sind aber weniger bedeutend für die hier diskutierte Frage, ob Nextera ein wahrer Wert ist oder nicht. Denn:

            Ich gehe davon aus, dass sich Nextera derzeit noch auf dem Feld der herkömmlichen Atomenergietechnik tummelt und dies mit den bestehenden AKWs auch noch auf Jahrzehnte hinaus tun wird. Insofern dürften die hier diskutierten Innovationen erst dann eine Rolle spielen, wenn wir in einigen Jahrzehnten wieder über den Wert diskutieren, sofern dann die neue Technik auch von Nextera konsequent angewendet wird.

            Ist das korrekt?

          • Lieber Raimund, ich schlage vor : Du legst das auf Wiedervorlage ab 2030. Zum Schmökern bleibt Dir noch etwas Zeit.

            Derzeit wird weltweit aktiv an neuen Reaktorkonzepten gearbeitet, den Generation-IV-Konzepten, insbesondere mit Blick auf den erwarteten wachsenden Energiebedarf. Diese sollen besondere Kriterien von Nachhaltigkeit, Sicherheit und Wirtschaftlichkeit erfüllen. Insbesondere wird durch Brutreaktoren eine deutlich höhere Effizienz in der Ausnutzung vom Brennstoff erzielt und eine geringere Menge an radioaktivem Abfall. Das Risiko der Kernschmelze durch die Nachzerfallswärme wird mit einer ausreichend starken passiven Kühlung auf Null reduziert. Die ersten Gen-IV-Reaktoren sollen ab 2030 zum Einsatz kommen[15].

            Aus Wikipedia : Kernreaktor, Sondertypen

  4. Atomkraft – nein Danke!

    Ich bin stolz und froh, dass sich unsere Kanzlerin mit dem Atomausstieg durchgesetzt hat. Es geht gewiss auch ohne Atomkraftwerke und vor allem ohne die Jahrhunderte lange Strahlenbelastung.

    Wenn ich richtig informiert bin, investiert Bill Gates in Kernfusion. Das ist vielleicht etwas anderes. Darüber müsste ich neu nachdenken.

    • Hallo Aries, ich nehme an ich darf so schreiben. Den politischen Teil Deines Kommentars überspringe ich mal. Investieren kannst Du in die Kernfusion wohl noch nicht. Vielleicht sponsert Bill Gates zum USA Teil dieses Projekts von 35 Nationen. Ja, das ist etwas anderes. Ich empfehle die folgende Webpage:

      https://www.galileo.tv/technik/kernfusion-ist-das-die-energie-der-zukunft/

      Innerhalb 1 Minute weißt Du dann schon ziemlich gut Bescheid. Ohne Dir die Spannung nehmen zu wollen verrate ich schon mal dass Du Dir als Datum für die erste (Netto) Energieabnahme aus diesem Reaktor das Jahr 2050 in den Kalender schreiben kannst. Gruss Robert.

      • Hallo Robert,

        danke für den Hinweis. Ich lerne gerne dazu.

        Auch von der Kernkraft der 4. Generation wusste ich bisher nichts. Wenn es wirklich möglich ist, die vorhandenen Brennelemente nutzbringend einzusetzen und zu verringern, wäre das ja gut.

        Es geht mir bei dieser Diskussion nicht darum, wo ich investiere. Ich interessiere mich für Trends und technische Möglichkeiten. Das ist wichtig, um die Gesamtlage einzuschätzen.

        @ Steffen: Danke für die Informationen und die Bereitschaft, uns auch weiter auf dem Laufenden zu halten.

  5. An die Runde
    Ich finde es schön, dass wir hier ganz unaufgeregt über dieses heikle Thema diskutieren können.
    Seit 40 Jahren bin ich sehr kritisch gegenüber der Atomkraft eingestellt, daran hat sich nichts geändert. In Fukushima gibt es keinen Platz mehr für das angesammelte
    verseuchte Wasser mehr, es soll ins Meer geleitet werden. Eine Technik, die keine Fehler verzeiht, lehne ich ab. Zum Glück sind alternative Energieerzeugungsanlagen (Sonne, Wind, Biogas) absolut konkurrenzfähig und werden ordentlich auch von deutschen Firmen ordentlich exportiert.
    Die Gestehungskosten findet man hier:
    https://x2energy.de/ratgeber/fachwissen/photovoltaik-solaranlage/was-kostet-strom-aus-photovoltaik-windkraft-co

    Wie sieht das bei neuen Atomanlagen mit Berücksichtigung aller Kosten aus?

  6. Jetzt mal Hand aufs Herz, wir müssen doch zugeben, dass die sogenannten alternativen Energieerzeugungsanlagen nicht konkurrenzfähig sind. Die Energiewende funktioniert doch offensichtlich nicht. Deutschland hat die höchsten Strompreise weltweit und muss dann importieren, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint, da das Speicherproblem nicht gelöst ist. Die alternativen Stromquellen können die Grundlast nicht garantieren. Und dann steigen wir aus der Kernenergie gerade dann aus, wenn das Problem des Atommülls gelöst ist. Die Sicherheitsrisiken werden massiv überschätzt, der technologische Fortschritt hat das Problem gelöst. Ich würde gerne mit Bill Gates investieren. Weiß jemand, wie man als Anleger in die DRF-Technologie investieren kann??

  7. Hallo Raimund,

    ja – ich gehe davon aus, dass Deine Annehmen korrekt sind und sowohl MSR- als auch DFR-Technologie erst in naher Zukunft zum Einsatz kommen.

    Terrapower hat zwar in 2015 mit der China National Nuclear Corporation einen Vertrag zum Bau eines Prototypen abgeschlossen, dieses Vorhaben wurde jedoch Opfer des Handelkonfliktes USA-China unter der Trump-Administration. Wie es hier weitergeht, wird sich zeigen.

    Insofern wird bei NextEra Energy mit hoher Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten Jahren (Jahrzehnten ?) noch die herkömmliche Kernenergie zum Einsatz kommen.

    • Danke für die Info, lieber Steffen.

      Ich ernenne Dich hiermit zum „WWD-Beauftragten für die Atomenergie“ und würde mich freuen, wenn Du uns hier im Forum in den nächsten Jahren auf dem Laufenden halten würdest über die spannende Entwicklung dort.

      Nimmst Du dieses Amt, das leider nur ein Ehrenamt ist, an?

    • „ Darin wird diskutiert, ob mit Kerntechnologie die Energiewende und Eindämmung der CO2-Emissionen gelingen kann. “

      Führt die Diskussion darin auch zu einem Ergebnis? Oder wird ohne Ergebnis diskutiert?

  8. In der o. g. Fernseh-Doku kommen verschiedene Personen in Interviews zu Wort, die unterschiedliche Ansichten haben. Die Einzelaussagen erscheinen zwar nicht in Stein gemeißelt. Die Doku kommt aber zu vielen Schlussfolgerungen, aus denen sich auch ein Gesamtfazit ergibt. Ich versuche das mal zusammenzufassen.

    1. Ein Viertel der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland gehen auf Kohlekraftwerke zurück. Erdgas ist zwar eine bessere Alternative, aber keine Lösung. 2020 lag der Anteil an erneuerbaren Energien hierzulande bei knapp 50 %. Kohle und Gas machten ca. 37 % aus, Kernkraft ca. 13 %.

    2. Möglich wäre die Erreichung der Klimaziele in Deutschland wohl auch heute schon ohne Atomkraft. Die Erreichung der vereinbarten Klimaziele erforderte allerdings eine Verdreifachung der gewonnenen Solarenergie und fast eine Verzehnfachung der Zahl der Windräder.

    3. Der Ausbau der Windenergie geriet indes ins Stocken. Im aktuellen Jahr 2021 werden möglicherweise sogar mehr Windräder verschwinden als neu gebaut. Grund: Neue Gesetzgebung, gestrichene Subventionen und neue Abstandsregeln. Der ausreichende Ausbau der Windenergie stellt sich aus momentaner Sicht daher unrealistisch dar.

    4. Ausreichende Speichertechnologien für „Dunkelflauten“ fehlen und sind voraussichtlich sehr teuer. Die nicht genutzte Zusatzenergie durch zeitweilige Überproduktion und Zuschaltung konventioneller Reservekraftwerke während einer Unterproduktion aus regenerativen Quellen verschlingt jährlich ca. 800 Mio Euro in Deutschland.

    5. Zur Senkung dieser Kosten müssen die Stromtrassen in Deutschland ausgebaut werden. Von 7700 km sind erst 1300 km geschafft.

    6. Neben den Risiken (Unfälle, Terrorismus, Kriegsszenarien …) und der ungelösten Endlagerfrage gibt es bei der Atomkraft die Problematik, dass dabei auch Material für Kernwaffen zur Verfügung steht. Viele Länder, die derzeit keine Kernwaffen anstreben, könnten diese schnell erlangen (=> Gefahren bei der Zuspitzung internationaler Konflikte). Vielleicht aber auch deshalb erschien der Einstieg in die Kernkraft für einige Länder wohl prestigeträchtig, siehe Türkei, Vereinigte Arabische Emirate, Weißrussland, Bangladesch. 19 Länder bauen aktuell ihre Kapazitäten aus.

    7. Ob (abgesehen von Unfällen) der reguläre Betrieb von Kernkraftwerken Gesundheitsgefahren darstellt, ist umstritten – Wissenschaftler sind sich uneins. Die Gesundheitsbelastung durch Kohlekraftwerke hingegen schlägt in Deutschland wohl mit mehreren tausend Todesfällen pro Jahr zu Buche. Statistiken zufolge verursachen Feinstaub und Stickoxide weltweit jährlich bis 3 Mio vorzeitige Todesfälle.

    8. Neue Technologien: Im Jahr 2000 nahm die „Generation 4 Initiative“ ihren Anfang. AKWs der 4. Generation sollen die Endlagerproblematik entschärfen und mit höherer Ausbeute Strom produzieren, bei deutlich verringerten Risiken und konkurrenzfähigen Kosten. Innerhalb von 2 – 3 Jahrzehnten sollten die neuen Reaktoren am Markt sein – bislang ist das nicht der Fall. Bill Gates ist von den neuen Technologien überzeugt und investiert viel Geld in einen sog. Laufwellenreaktor einer Firma namens TerraPower. Solche Laufwellenreaktoren können auch den Atommüll konventioneller AKWs zur Energieerzeugung nutzen. Eine andere Möglichkeit der 4. Generation sind sog. SMR: dezentrale, modulare Minireaktoren, die mit weniger nuklearem Brennstoff betrieben werden, so dass es nicht zur Kernschmelze kommen kann. Eine konkurrenzfähige Umsetzung der neuen Technologien ist nicht in wenigen Jahren in Sicht.

    9. So werden auch heute weiterhin konventionelle AKWs gebaut, mit immensen (teils explodierenden) Kosten und extrem langen Bauzeiten.

    10. Ohne Subventionen wären die AKWs in der Vergangenheit unrentabel gewesen. Eine Ökonomin berechnet die Kosten. Demnach kostet Atomkraft 13 ct / KWh, Kohleenergie 6 ct /KWh, Solar- und Windenergie 8 ct /KWh. Während sich die Kernenergie eher verteuert, wird Energie aus regenerativen Energien immer günstiger. Wenn man dann noch die Kosten des Atommülls hinzurechnet, stehen AKWs ohne Subventionen völlig außerhalb jeder Konkurrenzfähigkeit.

    11. International gibt es aber mittlerweile eine auch von Grünen unterstützte Bewegung „Pro Atomkraft“ zur Klimarettung. Die finnischen Grünen (einst AKW-Gegner) sind umgeschwenkt und diesbezüglich Vorreiter. Von diesen wird Atomkraft als wichtige Brückentechnologie und ggf. sogar unverzichtbar zur Klimarettung angesehen. Die Atomkraft wird auch von der Bevölkerung in Finnland mehrheitlich befürwortet. Die Diskussion um Atomkraft ist auch in Deutschland wiederbelebt. Die Stimmungslage „pro oder contra Atomkraft“ ist hierzulande in etwa unentschieden.

    12. In Finnland ist zudem die Endlagerfrage geklärt (dort gibt es Granitsteinlagerstätten, welche als sicher gelten, im Unterschied zu den Möglichkeiten in Deutschland). Während es in Finnland weltweit das erste echte Endlager gibt, ist hierzulande ist kein geeignetes Endlager in Sicht.

    13. Der Neueinstieg / Ausbau der Kernenergie ist keine schnelle Lösung zur Klimarettung. Voraussichtlich würde es zu lange dauern, als dass damit die Klimaziele rechtzeitig erreicht werden könnten. Als Beispiele wird auf den neues konventionelles AKW in Finnland verwiesen, welches auch 10 Jahre nach der geplanten Inbetriebnahme noch keinen Strom erzeugt, sowie auf ein französisches AKW mit mind. 16 Jahren Bauzeit statt geplanter 5 Jahre und ausufernden Kosten. Ein interviewter Greenpeace-Mitarbeiter ist der Meinung, dass Finnland das Geld statt für den Ausbau der Kernenergie besser in regenerative Energien hätte investieren hätte sollen und so die Energiewende schneller geschafft hätte.

    14. Resümee: Der Neueinstieg / Ausbau der Kernenergie ist auf Subventionen angewiesen, kann alleine das Klima nicht rechtzeitig retten, wäre voraussichtlich erheblich teuer als Energie aus regenerativen Quellen und keine Dauerlösung.

    • Danke, lieber Sandro. Das ist ein ausgezeichneter Post, der das Wichtigste für andere Nutzer auf den Punkt bringt, ohne dass sich jeder die gesamte Doku ansehen muss. Ein echter Mehrwert! 👍👏

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