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Greiffbar – Investments zum Anfassen

9. August 2019 - Volker Schilling in Gastbeitrag | 18 Kommentare

Welche Themen waren diese Woche am Finanzmarkt relevant?

  • Das 6. Jahr in Folge
  • In 5 Jahren verdoppelt
  • Auf 1 Minute

Crisis what crisis

Im ersten Halbjahr 2019 hat Deutschland Waren im Wert von 666 Milliarden Euro exportiert. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 (662 Mrd.) ist das eine erneute Steigerung. Dabei galt 2018 schon als das Rekordjahr schlechthin. Insgesamt läuft damit der Export zum 6. Mal in Folge zu Rekorden auf. Wer hätte das gedacht, bei all dem Gejammer über Handelsstreit, Sanktionen und Brexit-Diskussionen? Ja, der Export hätte noch höher ausfallen können, wenn wir diese Themen nicht hätten; ja, der Export ist zum Vormonat rückläufig und ja, die Bedenken werden auch in Zukunft nicht verschwinden. Aber trotzdem brummte die Wirtschaft. Was, wenn sich doch Lösungen abzeichnen? Letzte Woche habe ich deutlich gemacht, dass ich trotz Konjunktureintrübung für die Börsen positiv bin. Ja, ich halte die aktuellen Kursrückgänge sogar für gesund, denn sie korrigieren das außerordentlich erfolgreiche erste Halbjahr an den Börsen und schaffen die Basis für weitere Kursanstiege. Und ja, ich sage dies auch in meinen Interviews: https://www.n-tv.de/mediathek/videos/wirtschaft/Dax-laesst-kraeftig-Federn-article21188989.html

Zu den Waffen

Ich mache mir Gedanken. Hier bei mir in Baden-Württemberg hat sich die Zahl der kleinen Waffenscheine in den letzten 5 Jahren verdoppelt. Offen lässt die Statistik die Gründe dafür. Ist es das Unsicherheitsgefühl der Menschen, der Ansturm auf neue Jagdreviere oder die wiederentdeckte Leidenschaft für den örtlichen Schützenverein? In den gleichen 5 Jahren hat der Goldpreis es auf neue Höchststände geschafft und die 1.500 Dollar-Marke erreicht. Die 30-Jährige Bundesanleihe notierte vor 5 Jahren bei 2% und ist aktuell erstmalig negativ. Und die chinesische Währung, der Yuan, erreicht im gleichen Zeitraum ein neues Tief gegenüber dem Dollar. Wenn ich alle diese Ereignisse subsummiere, so wird aus meiner Sicht eine Konstante ganz klar: Menschen wollen Sicherheit! Sicherheit wird eine der wichtigsten Währungen. Für Sicherheit sind sie sogar bereit, auf Freiheit zu verzichten, sich einschränken zu lassen oder Verluste in Kauf zu nehmen. Erschreckend, wie jede Ambivalenz, die wir in uns tragen. „Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety“ (Benjamin Franklin).

One minute to go

Innerhalb einer Minute werden 188 Mio. E-Mails und über 41,6 Mio. WhatsApp- & Facebook-Messenger-Nachrichten gesendet, mehr als 390.000 Apps heruntergeladen, mindestens 3,8 Mio. Google-Anfragen gestellt, 4,5 Mio. YouTube-Videos geschaut, fast 1 Mio. USD im Onlinehandel ausgegeben oder 700.000 Stunden bei Netflix gestreamt (Quelle: Lori Lewis / All Access). Wer diese unfassbaren Zahlen auf sich wirken lässt, der versteht vielleicht auch, weshalb amerikanische Technologieaktien in den vergangenen 10 Jahren der Renner waren. Wer versteht, dass diese digitale Welt nicht mehr verschwinden wird, der begreift, dass die Zukunft noch digitaler sein wird. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie eben jetzt meine Zeilen in einer digitalen Umgebung lesen. Und bevor ich es vergesse: Wenn Sie Teil dieser Welt sind, dann sollten Sie auch Teile Ihrer Gelder darin investieren.

Ihr Volker Schilling

18 Kommentare

  1. Grundsätzlich teile ich wg. des Zinsniveaus Ihre Einschätzung zur weiteren Kursentwicklung an den Börsen. Auch in der Vergangenheit gab es zahlreiche Krisen; letztlich sind die Börsen aber weiter gestiegen (Sonderfall Japan tlws. ausgenommen).Wenn allerdings Probleme über einen längeren Zeitraum ungelöst bleiben, zerrt das zunehmend an den Nerven bzw. an der Psyche von immer mehr Anlegern und es kann in der Folge zu einem Börsenkrach kommen.Der Handels- u. Währungskrieg USA/China, das Brexitproblem u. die italienischen Verhältnisse verbunden mit wachsenden Konjunktursorgen begleiten uns nun lange genug. Das Punkt ist: Es zeichnet sich keine Lösung ab.Der steigende Goldpreis zeigt die psychische Verfassung der Marktteilnehmer deutlich an und die Psyche der Marktteilnehmer bestimmt die kurz- mittelfristige Tendenz ganz maßgeblich mit. Aber Mr. Trump ist für Überraschungen immer gut…. vielleicht auch mal für positive….

    • @Peter: was Sie als „Brexitproblem“ und die „italienischen Verhältnisse“ haben, hat genau eine Ursache:

      Die Politik einer einzelnen Frau im Auftrag von wem auch immer.

      Das demokratische Referendum in Großbritannien und die demokratischen Wahlentscheidungen unserere italienischen Freunde, zu denen gerade wir Deutsche immer gerne in den Urlaub oder zum Essen gehen, gilt es zu respektieren. Alles andere sind „Einmischungen oder Wahlbeeinflussung von Außen“, was die hiesigen Medien Rußland unterstellen.

      „Aber Mr. Trump ist für Überraschungen immer gut…. vielleicht auch mal für positive….“

      Immer wieder dieses Trump-Bashing…ein paar Anregungen zum Nachdenken:
      1) Mr Trump sorgt in den USA für zentrale positive Akzente, und zwar im Interesse seiner eigenen Landsleute. Seine Politik ist wirtschaftsfreundlich, bspw. senkte er die Steuern und möchte Industriearbeitsplätze zurückholen. Warum soll Trump eine Politik im Interesse anderer Staaten oder anderer Völker durchführen? Wohin wandert das Kapital? Wohin wandern die Hochqualifizierten?
      2) G.W. Bush hat den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen den Irak durchgeführt, nicht Trump. Unter Obama/Clinton wurden Lybien und Syrien ins Chaos gestürzt mit unermeßlichem menschlichen Leid, zudem ein Regime Change ind er Ukraine durchgeführt („fxxx the EU“), nicht unter Trump.

      Denken Sie eigentlich eigenständig nach, oder rezitieren Sie lediglich die Massenmedien? Wie stand eigentlich unsere Bundeskanzlerin 2002/3 zum Irakkrieg?

      Punkt 2) hat Europa massiv destabilisiert und zeichnet sich verantwortlich für die hiesigen Zustände (u.a. „Hier bei mir in Baden-Württemberg hat sich die Zahl der kleinen Waffenscheine in den letzten 5 Jahren verdoppelt.“).

      • „Denken Sie eigentlich selbständig nach, oder rezitieren Sie lediglich die Massenmedien?“ Danke, immerhin in Frageform gekleidet. Herrn Eeberg haben Sie am 14.4.19 direkter attackiert. Da bin ich ja nochmal gut weggekommen. Kennen Sie sich eigentlich in der isländischen Sagenwelt aus? Im Internet wird empfohlen auf derartige Formulierungen überhaupt nicht zu reagieren. Fürchte die Fachleute dort haben recht. Werde es künftig beachten.😁

        • Ich habe Fragen zum Nachdenken gestellt – man beachte das ‚?‘ am jeweiligen Satzende.

          Es obliegt jedem Menschen, selber nachzudenken / querzudenken oder dies sein zu lassen.

          Ein weiteres Beispiel, worüber man nachdenken kann (aber nicht muß), ist meine Kontraposition zu folgender Aussage von Herrn Schilling:

          „Dabei galt 2018 schon als das Rekordjahr schlechthin. Insgesamt läuft damit der Export zum 6. Mal in Folge zu Rekorden auf. Wer hätte das gedacht, bei all dem Gejammer über Handelsstreit, Sanktionen und Brexit-Diskussionen? Ja, der Export hätte noch höher ausfallen können, wenn wir diese Themen nicht hätten“

          Kontraposition: Die Zollandrohungen gegenüber der EU respektive Deutschland und der ggf anstehende BREXIT sorgen womöglich für VORZIEHEFFEKTE beim Import deutscher Waren. Bsp. Wenn ein US-Amerikaner unbedingt einen Mercedes aus Deutschland haben möchte, kauft er diesen JETZT. Wenn das UK bestimmte Waren aus Deutschland unbedingt benötigt, werden diese JETZT aus Deutschland exportiert.

          Mal schauen was der ZEW Konjunkturindex heute aussagt…;-)

    • Na bitte geht doch.16 Uhr 35…aber ja: Der Sommer ist noch nicht zu Ende… Trotzdem der Vorgang zeigt was passieren kann,wenn USA und China noch substanziellere Fortschritte erzielen.

      • Miserable Chinadaten.

        Trumps Zölle wirken.

        The winner takes it all.

        Eine einfache Realität, die auch genau die Marktteilnehmer realisieren müssen, welche ihr Seelenheil bei den Notenbanken suchen.

  2. Hallo Herr Schilling / Brichta,

    wie sehen Sie eigentlich die ganze Thematik um den Anleihenmarkt („Die 30-Jährige Bundesanleihe notierte vor 5 Jahren bei 2% und ist aktuell erstmalig negativ“)?

    Wenn Investoren bereit sind negative Renditen in Kauf zu nehmen ist das doch ein Sargnagel für das Vertrauen in sämtliche andere Assetklassen (incl. defensive Aktien), rein logisch betrachtet. Der Goldpreis sagt ein übriges aus.

    Da sich viele Marktteilnehmer auf die Notenbanken verlassen ist noch beträchtliches Abwärtspotential vorhanden. Insbesondere weil weitere Zinssenkungen nicht die Wirtschaft stimulieren dürften. Irgendwann ist jeder Konjunkturzyklus am Ende.

    • Es ist immer Abwärtspotential vorhanden – genauso wie Aufwärtspotential 😉

      Und die negativen Zinsen sind nichts anderes als eine logische und unausweichliche Konsequenz unseres Geldsystems. Mehr dazu steht in unserem Buch.

      • Hallo Hr. Brichta,

        apropos Zinsen. Vor einiger Zeit haben Sie vor einer drohenden inversen Zinsstruktur gewarnt. Am 07.08. habe ich im Newsletter meiner Bank folgendes gelesen: „Dazu verweisen Marktteilnehmer auf den US-Anleihemarkt, wo die Zinsstrukturkurve weiter stark invers ist, was in der Vergangenheit sehr häufig ein zuverlässiger Indikator für eine folgende Rezession war.“

        Muss man jetzt mit einer baldigen Korrektur an den Aktienmärkten rechnen?

        • Das eine hat mit dem anderen nur mittelbar zu tun:

          Erstens deutete eine inverse Zinsstruktur in der Vergangenheit mit einem Vorlauf von 9-15 Monaten recht zuverlässig eine Rezession an. Nach Eintreten dieser inversen Zinsstruktur ist die Börse aber meist erst noch weiter gestiegen.

          Zweitens fehlt noch ein wichtiger Indikator: Die Rezession trat mit dem genannten Vorlauf dann ein, wenn auch die Zinsstruktur 10 Jahre minus 2 Jahre invers war. Dies ist bis jetzt noch nicht der Fall. Während viele andere Strukturen, z.B. 10 Jahre minus 3 Monate, schon invers sind, hält sich 10 Jahre minus 2 Jahre noch wacker im positiven Bereich, wenn auch knapp.

          Das heißt: Wenn auch 10 Jahre minus zwei Jahre invertieren sollten, müssten wir nach bisheriger Erfahrung 9-15 Monate später mit einer Rezession rechnen. Vorher könnte aber der Aktienmarkt erst noch ein weiteres Top ausbilden. Wenn es so läuft wie in der Vergangenheit …

  3. Herr Trump ist ein Politiker(Unternehmer) der das tut was er vor der Wahl gesagt hat, daß muss man Ihm lassen. Im Zollstreit mit China wird Trump immer negativ dargestellt. Aber die Demokraten stehen in diesen Punkt voll und ganz hinter Trump.Es geht nicht um Zölle sondern um die Vormachtsstellung der USA in der Welt. Zu allen den Problemen die obenaufgeführt sind kommt jetzt noch ein neues/ altes Problem hinzu das heißt Argentinien (Währungs und Börsenstürz gestern).Die Probleme in der Welt werden immer mehr und nicht gelöst. Die Notenbanken haben jetzt ein weiters Argument die Zinsen senken zu können. In der Schule sagte einst mein Lehrer: man kann den Esel zur Tränke führen saufen muss er aber selber, so ist es doch mit der Notenbank, diese kann die Zinsen senken wird dies aber von der Wirtschaft angenommen? Ein Unternehmer investiert doch nur dann, wenn er das Geld wieder verdienen kann und dann ist der Zins doch zweitrangig.

    • „saufen muss er aber selber“. Jo, das hat schon unser ehemaliger Wirtschaftsminister Karl Schiller in den sechziger Jahren erkannt. Er hat damals die „Pferde“ durch Konjunkturprogramme zum saufen gebracht. Diese Karte wird die Politik auch wieder ziehen, falls sich eine Konjunktureintruebung verstetigt und die Wiederwahl der regierenden Parteien gefährdet. Seit den sechsziger Jahren hat sich der Daxstand ja auch nicht gerade vermindert oder?

      • Staatliche Konjunkturprogramme sind Peanuts im Vergleich zu den internationalen Warenströmen, im 21. Jahrhundert jedenfalls.

        In Deutschland haben wir übrigens seit 2015 ein Milliarden schweres Konjunkturprogramm zur Förderung der Konsumausgaben am Laufen, das hat uns Wirtschaftswachstum des BIP beschert.

        Außerdem muss jetzt das Klima gerettet werden, kostet auch Geld. Ganz nebenbei bemerkt spart eine Rezession massiv CO2 ein.

  4. „Peanats“ Jo, war ja auch nurn Wirtschaftsprofessor u. amtierender Wirtschaftsminister, der die Konjunkturprogramme aufgelegt hat. Weiß auch nicht was der sich angesichts der „internationalen Warenströme“ dabei gedacht hat.

  5. @Peter: In den 60ern bestanden die Absatzmärkte für Deutschland im Wesentlichen aus Westeuropa, insbesondere der nationale Markt, und den USA. Nationale Konjunkturprogramme konnten damals demzufolge signifikante Wirkung entfachen. Diese Zeiten sind vorbei.

    Darüber hinaus: vergleichen Sie mal die Forschungsbudgets der nationalen deutschen öffentlichen Hand im Bereich „künstliche Intelligenz“ oder „Digitalisierung“ mit den Budgets der global Player aus den USA und China. Wenn Sie einen objektiven und nüchternen Blick auf die Zahlen werfen und eigenständig nachdenken werden Sie feststellen welchen Effekt „nationale Wirtschaftsstrategien“ haben.

    Warum hat der „kapitalistische Westen“ die Planwirtschaft im Osten besiegt?

    • Nicht nur an der Börse bestimmt die Psychologie die Entwicklung mit, sondern massgeblich auch in der Wirtschaft selbst. Unterschätzen Sie nicht die psychologische Wirkung solcher Programme auf die Wirtschaft der EU, eine der größten Wirtschaftsräume überhaupt.Einen kleine Vorgeschmack auf die Reaktion der Börse konnte man kürzlich erleben als gerüchteweise zu hören war man wolle im Fall einer Rezession von der schwarzen Null abweichen.

  6. PS …dazu passt die heutige Meldung bei ntv…O.Scholz kann/will 60 Milliarden Euro im Fall einer Rezession lockermachen.

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