US-Zins testet Dreifach-Tief
24. Februar 2020 - Raimund Brichta in Allgemein | 11 Kommentare
Allen Unkenrufern hier im Blog zum Trotz: Charts können tatsächlich interessante Hinweise liefern. Man muss sie nur zu interpretieren wissen. Am 25.11.19 schrieb ich in der Diskussion mit dem „Zinsbullen“ Daniel Bernecker:
Zitatanfang …
„Charttechnisch zum Beispiel sieht die jüngste Erholung der 10-jährigen US-Rendite eher wie eine trendbestätigende Zwischenerholung aus. Eine solche würde es nahe legen, dass die Tiefststände vom September erneut getestet werden.
Dieser Chart aus dem neuen Wellenreiter zeigt das (zum Vergrößern anklicken):“
Quelle: Wellenreiter vom 25.11.2019
… Zitatende
Und genau das ist passiert: Die 10-Jahres-Rendite fiel seither wieder, und sie testet heute erneut ihren Tiefststand vom September bei etwas über 1,40 Prozent.
Das ist lehrbuchmäßig!
Selbstverständlich haben Lehrbücher nicht immer recht. Und schon gar nicht diejenigen, die solche Lehrbuchregeln anhand der aktuellen Entwicklung interpretieren (wie ich das zuweilen tue). Aber in diesem Fall hätte es lehrbuch-interpretationstechnisch nicht besser laufen können. Das steht fest.
Damit kommt das alte Dreifachtief ins Spiel:
Quelle: Welleinreiter vom 24.1.2020
Hierfür haben die Linealschieber ebenfalls eine Faustregel parat: Je häufiger ein Tief (oder ein Hoch) getestet wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es bricht. Dies gilt aktuell umso mehr, als der neue Test jetzt nur wenige Monate nach dem letzten erfolgt.
Im Klartext: Dass aus dem Dreifachtief ein Viefachtief wird, ist zwar nicht auszuschließen, es gehört aber nicht zur Standarderwartung.
Würde das Tief gebrochen, wäre dies jedenfalls keine gute Nachricht für unseren Zinsbullen Daniel Bernecker. Stay tuned!
Das schöne an der Börse ist, dass es jeden Tag neu spannend wird. Und wenn der allgemeine Wahnsinn nicht ausreicht, kann man auch solche Wettbewerbe austragen. Aber dafür liebe ich Sie, Herr Brichta, dass sie nach so vielen Jahren mit so viel Engagement bei der Sache sind.
Von mir aus können die amerikanischen Zinsen tiefer fallen. Ein paar Zins-Werte habe ich noch im Depot. Und es sieht ja auch so aus, als könnte man damit bald günstiger wieder Aktien kaufen.
Ich denke, wer für die Börse und brennt, der tut das für immer 😉
Genau Raimund, wen das Börsenvirus erwischt hat, der will nicht behandelt werden, der lebt einfach dafür… *schmunzel*
Beispiel gefällig? Auch wenn ich heute heftige Verluste in meinem Depot zu verkraften und weiter etwas Cash aufgebaut habe, ich freu mich heute über diesen Börsentag… mehr noch, ich freue mich sogar, wenn es in den nächsten 2-3 Wochen noch weiter den einen oder anderen Rutsch gibt…
Der Fear an Greed Index sich weiter Richtung Panik verschiebt… um dann schön manche Aktien einsammeln zu können… natürlich in der Annahme und Hoffnung, denn so bin ich momentan trotzdem noch positioniert, dass Ende März spätestens sich wieder die Reise Richtung Norden ergibt und dann vermutlich bis in den Juni sogar anhalten könnte…
Für die 2. Hälfte 2020 bin ich vorsichtig, denn (in Abhängigkeit welche Index-Stände wir bis zur US-Wahl erreicht haben) ich rechne, egal ob Trump oder z.B. Sanders mit einem deutlichen Rutsch der Märkte danach.
Corona-Virus könnte aber die ganzen vermuteten Jahresverläufe förmlich über den Haufen werfen, momentan rechne ich aber noch nicht damit.
Deine Meinung zum Marktgeschehen, Raimund?
Eine Korrektur um 10% im S&P500-Index in Richtung 3.000 wäre seeeeehr nützlich im Hinblick für die von mir am Jahresanfang genannten gesunden Abkühlungsphasen. Insofern würde das Corona-Virus die Börsen nicht krank machen, sondern im Gegenteil sogar zu ihrem Gesunderhalten beitragen.
Der Virus könnte damit die Aufgabe übernehmen, die der am Jahresanfang aktuelle USA-Iran-Konflikt nicht übernehmen konnte. Von diesem Konflikt sprach ja schon kurz danach – börsentechnisch gesehen – niemand mehr. Dem Corona-Virus schien zwar das gleiche Nichtbeachtungsschicksal zu drohen, aber jetzt bekommt er eine zweite Chance. Bin gespannt, ob er sie nutzt 😂
Hallo Raimund,
gibt es aus Deiner Sicht charttechnische Punkte in der derzeitigen Korrektur, ab der es kritisch wird in der aktuellen Corona-Panikmache? Nur mal zum Vergleich, in D gibt es im Moment 80000!!! Grippeinfizierte und 130 Tote! Da hört man nichts von. Man stelle sich vor, diese Zahlen träfen auf Corona zu. Dann würde hier wohl das Chaos ausbrechen und der DAX bei 10000 stehen.
Danke für Deine Einschätzung.
Mein charttechnischer Zielpunkt ist fast erreicht: Es ist die 200-Tage-Linie im S&P 500, die derzeit bei knapp 3.050 Punkten verläuft. Nicht ausschließen will ich, dass auch noch die runde Marke von 3.000 getestet wird.
Deine Grippe-Zahlen habe ich nicht nachgeprüft. Aber unterstellt, sie sind korrekt: 130 geteilt durch 80.000 ergibt eine Sterblichkeitsrate von 0,16 Prozent. Beim Corona-Virus liegt sie bei gut 1 Prozent. Je nach Schätzfehler also bis zu zehnmal höher.
Der Test des Dreifachtiefs ist – zumindest kurzfristig – negativ ausgefallen: Die 10jährige US-Rendite fiel auf 1,36%. Zu verteidigen waren 1,42%. Der Durchbruch ist zwar noch zu frisch, um ihn als valide zu bezeichnen. Er könnte rein theoretisch in den nächsten Tagen noch ausgekontert werden. Aber unbestreitbar ist, dass die Zinsbären damit ein Zeichen gesetzt haben. Stay tuned.
Auf MarketWatch haben Sie herausgefunden, dass der Dow Jones nach solchen Stürzen im Schnitt ein Jahr später 12,5 % höher notiert.
https://www.marketwatch.com/story/the-dow-is-off-by-more-than-a-1000-points-and-heading-for-its-second-worst-point-drop-in-its-history-heres-how-the-stock-market-tends-to-perform-afterward-2020-02-24?&mod=home-page
Anfang 2019 war eine solche historisch prognostizierende Betrachtung auch zutreffend.
Solche Statistiken gehören natürlich zu den Durchhalteparolen der Börsenbullen 😂
Aber dass die Kurse in 12 Monaten höher stehen als heute, ist tatsächlich sehr wahrscheinlich.
Überlege Barreserven durch gestaffelte Käufe etwas abzubauen.
Jetzt kann man sagen, dass sich auch diese Faustregel bestätigt hat:
Je häufiger ein Tief (oder ein Hoch) getestet wird, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass es bricht.
Heute Mittag lag die US-Rendite zeitweise bei 1,07%.
Damit ist der Bruch signifikant. Und ein neues Tief bedeutet auch: Der langfristige Abwärtstrend wird damit bestätigt.